Sie sei quasi mit dem Ball am Fuß aufgewachsen, das erste Spiel im Stadion sah sie 1994 mit ihrem Vater – da war Katharina Haberstock sieben Jahre alt. Heute fährt sie beruflich nach Frankreich zur Europameisterschaft. Die Pädagogin ist nämlich eine von 12 Fanbetreuern aus Deutschland.
In den Spielorten der deutschen Nationalmannschaft gibt es eine mobile Fanbotschaft und dort sind Katharina und ihre Kollegen 24 Stunden bei möglichen Notfällen erreichbar. Ihr Hilfsangebot reicht von der Navigation in der fremden Stadt bis hin zur Deeskalation von aufgeheizten Fußballfans.
Wie wird man Fanbetreuerin bei der EM? Katharina hat eine Ausbildung zur Jugend- und Heimerzieherin in Süddeutschland gemacht. Im letzten Oktober fing sie an für das Jugendhilfswerk Freiburg zu arbeiten und wurde Mitglied des vierköpfigen Teams des Fanprojekts. Koordiniert werden diese ligaübergreifend von der Koordinationsstelle Fanprojekte, kurz KOS. Und die entscheidet dann auch, wer von den 54 Fanprojekten als Begleitung zu den Auswärtsspielen fahren darf. In diesem Jahr fiel die Wahl auf die 29-jährige Katharina.
„In brenzligen Situationen versuche ich ruhig zu bleiben. Das ist eine Eigenschaft, die in diesem Job wichtig sein kann", erklärt sie Refinery29. Ihr ist klar, dass es vor Ort immer zu Krawallen kommen kann: „Oftmals können wir in entscheidenden Situationen vermitteln oder zur Deeskalation beitragen. Wir haben erfahrene Leute im Team, die Abläufe sind bekannt und Handlungsalternativen können alle von uns aufzeigen. Mit uns kann man reden!“
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Als Frau wird man im Fußball auf den ersten Blick nicht ernstgenommen
Kaharina Haberstock
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Aber was, wenn reden nicht mehr hilft: Wo ein Fußballspiel ist, sind eben oft auch Hooligans. „Jeder muss für sich abschätzen, ob eine Situation bewältigt werden kann, oder ob man sich gar selbst in Gefahr begibt. Einerseits ist es unsere Aufgabe, auch in brenzligen Momenten zu intervenieren, andererseits muss man auch wissen, dass unsere Handlungsmöglichkeiten begrenzt sind. Für diese Fälle gibt es dann Ordnungskräfte oder die Polizei. Es geht also immer um die persönlichen Grenzen sowie die Grenzen pädagogischer Arbeit", sagt Katharina.
Grundsätzlich arbeiten die Fanprojekte im Vorfeld daran, dass die Gewaltbereitschaft und extremistische Gedanken abgebaut werden – mithilfe von pädagogischen und kreativen Workshops und einer Menge Freizeit- und Bildungsangebote. Katharina verbindet so ihren Beruf mit ihrer großen Leidenschaft: Sie selbst hat jahrelang im Verein Fußball gespielt und kämpft gegen veraltete Geschlechterrollen in dieser Sportart. „Auf den ersten Blick wird man als Frau im Fußball nicht so erst genommen, aber sobald man ein paar Worte mit mir gewechselt hat, ist meist klar, dass ich eine Idee davon habe, was den Fußball für Männer und Frauen so wichtig macht!"
Nach verschiedenen Trainingseinheiten mit den DFB fühlt sie sich nun bereit für die Europameisterschaft, über Zwischenfälle oder sogar Terroranschläge will sie sich den Kopf nicht zerbrechen: „Ich denke, dass es eine spannende Zeit für mich wird."
Ganz bestimmt, egal wie die Spiele ausgehen: Wir wünschen Katharina, allen Fans und vor allem der deutschen Nationalmannschaft an dieser Stelle viel Glück. Happy Europameisterschaft!
Übrigens gibt's alle wichtigen Informationen zu den Spielen in Frankreich, Anlaufstellen und Hilfestellungen auch unter www.fanguide-em2016.de
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