Wenn der alte Job einen unglücklich macht, wird es höchste Zeit für etwas Neues. Was alles möglich ist, gut zu ihr passt und sie erfüllen wird, hat eine Hamburger Agentur für ihre Kundin herausgefunden. Der stern hat den Tag begleitet.
"Warte mal kurz, ich will mir noch mal eben das Gesicht abtupfen." Ein paar Schweißperlen stehen auf der Oberlippe von Charlotte Bender*. Das Wetter in Hamburg ist anders als angekündigt, sie ist mit dem Fahrrad unterwegs und zu warm angezogen. Doch der eigentliche Grund für die Schweißperlen ist ein anderer – heute wird es um etwas gehen, eine neue Zukunft, einen neuen Job, ein neues Leben, irgendwie.
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Charlotte hat, wie sich später in der Jobberatung, zu der wir unterwegs sind, herausstellen wird, Entscheidungen für ihr Leben immer ganz gern anderen überlassen. Die Vorstellungen ihrer Eltern prägten sie, bevor sie von den Ratschlägen ihrer ersten Liebeabgelöst wurden. Also machte sie zunächst eine Ausbildung zur Kommunikationsfachfrau und anschließend, was ihr Freund empfohlen hatte: Sie studierte Wirtschaftswissenschaften, obwohl Ökonomie Charlotte nie interessiert hat. "Damit kannst du alles machen", hatte er gesagt. Ob sie damit glücklich würde, nicht.
Fokus Familie
Als auf die erste Liebe die große Liebe folgte, wurde der Beruf erstmal unwichtig, denn Charlotte wurde ziemlich schnell schwanger. Während ihr Mann sich selbstständig machte, nahm sie die Mutterrolle ein und die Arbeit erst wieder auf, als ihre Tochter anderthalb Jahre alt war. Die Jobs, die sie machte, waren vor allem familienkompatibel: Erst saß sie nachmittags am Empfang einer Werbeagentur, zu Hause kümmerte sich ein Babysitter ums Kind. Dann kam das Töchterchen in den Kindergarten und sie ging ins Abo-Marketing eines Verlagshauses, nette Kollegen, nichts Belastendes, was man nach der Arbeit mit nach Hause schleppt. Zwei Jahre später kündigte sich Kind zwei an.
Mit dessen Geburt stand Charlotte plötzlich vor einer neuen Herausforderung. Eine Erkrankung des Babys erforderte ein ganzes Spektrum an medizinischer Betreuung: von Krankenhausaufenthalten bis zu Physiotherapien, über Jahre. Als der Sohn dann in den Kindergarten kam, wollte Charlotte wieder arbeiten – aber fand keinen Job, der passte. "Das waren zwei schreckliche Jahre, ich war echt verzweifelt", sagt sie. Als sich endlich etwas ergab, wieder in Teilzeit, war es wieder ein Job, der nichts mit ihren Leidenschaften zu tun hatte – und den sie bis heute macht: Kundenberatung in einem großen Unternehmen.
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Ihr Fokus richtete sich weiterhin auf die Familie und darauf, dem Ehemann "den Rücken freizuhalten".
Berufliche Veränderung
Der häufigste Grund für eine berufliche Einschränkung ist die Familie. Elternteilen, die "nur was dazuverdienen" wollen, ist es wichtiger, in Teilzeit arbeiten zu können als persönliche Erfüllung in der Arbeit zu finden. Wenn die Kinder größer werden, kann sich das wieder ändern, doch oft hat dann das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten gelitten. Wer darüber nachdenkt, sich beruflich zu verändern, findet auch online einige Tipps, die einen Wieder- oder Neueinstieg erleichtern. Etwa bei jobs.de oder karrierebibel.de.
Der häufigste Grund für eine berufliche Einschränkung ist die Familie. Elternteilen, die "nur was dazuverdienen" wollen, ist es wichtiger, in Teilzeit arbeiten zu können als persönliche Erfüllung in der Arbeit zu finden. Wenn die Kinder größer werden, kann sich das wieder ändern, doch oft hat dann das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten gelitten. Wer darüber nachdenkt, sich beruflich zu verändern, findet auch online einige Tipps, die einen Wieder- oder Neueinstieg erleichtern. Etwa bei jobs.de oder karrierebibel.de.
Was nun?
Inzwischen ist das erste Kind flügge und das zweite ein Fast-schon-Teenager. Als die häusliche Belastung abnimmt, stellt Charlotte fest, dass ihr Job sie langweilt. Außerdem hat sich dort die Arbeitsatmosphäre so verschlechtert, dass sie und viele Kollegen genervt sind. Charlotte will etwas Neues machen. Aber was? Mit Mitte 40?
Wir sind unterwegs zu i.do, einer Jobberatung für Menschen, die sich beruflich verändern oder nach einer Arbeitspause wieder einsteigen wollen, aber noch nicht wissen, wie und wohin. Katrin Wilkens, Mitgründerin der kleinen Agentur, und ihr Kollege Sebastian Schlösser öffnen die Tür und wir kommen in einen freundlichen großen Raum mit gemütlichen Sesseln. Kaffee, Tee, Wasser und eine Schale mit frischen Himbeeren begleiten den Plauderton in der Aufwärmphase. Knapp 20 Fragen hatte Charlotte bereits im Vorfeld schriftlich abarbeiten müssen und zwar brutal ehrlich. Die Bandbreite reichte von "Was bewunderst du an deinen Eltern am meisten?" bis "Aus welchen Motiven heraus arbeitest du? Geld, Werte, Ziele, Anerkennung oder Leidenschaft und Talente?". Die beiden Job-Profiler wissen also bereits ein wenig über die Person, die ihnen nun gegenübersitzt. Jetzt soll es ans Eingemachte gehen.
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Job-Profiling bei i.do
i.do Hamburg bietet ein kostenloses Vorgespräch an und verspricht, binnen eines Beratungstages einen maßgeschneiderten Beruf für ihre Klienten zu finden. Das Honorar für den Tag plus schriftlicher Potenzialanalyse beträgt 1500 Euro. Alternativ wird ein Samstags-Seminar für 6 bis 8 Teilnehmer angeboten, das 500 Euro pro Person kostet.
i.do Hamburg bietet ein kostenloses Vorgespräch an und verspricht, binnen eines Beratungstages einen maßgeschneiderten Beruf für ihre Klienten zu finden. Das Honorar für den Tag plus schriftlicher Potenzialanalyse beträgt 1500 Euro. Alternativ wird ein Samstags-Seminar für 6 bis 8 Teilnehmer angeboten, das 500 Euro pro Person kostet.
Fragen beantworten, Entscheidungen treffen
Die erste Frage ist die nach dem worst case, der Charlotte beruflich passieren könnte. "Kündigen und dann in dem neuen Job überfordert sein", antwortet sie wie aus der Pistole geschossen. Auf Scheitern hat sie keine Lust. Deswegen sind ihre eigenen Ideen für eine berufliche Veränderung auch bescheiden: als Office Managerin arbeiten oder als Mitbetreiberin in dem Café eines Bekannten, für das sie dann zu Hause Essen und Kuchen zubereiten würde. Beides kann sie sich vorstellen. Weiterhin in Teilzeit. Erstaunt über dieses Downgrading klopfen die Job-Profiler ab, was sonst so infrage käme. Ein Ehrenamt? Arbeit mit Kindern? Selbstständigkeit? "Ein Ehrenamt möchte ich nicht, ich will mein eigenes Geld verdienen. Und Selbstständig-Sein finde ich ganz furchtbar", antwortet Charlotte. "Das war ich schon mal und da haben mich die Finanzen überfordert." Ein Blick in die Vergangenheit liefert vielleicht eine weitere Erklärung: "Ein großes Ziel in meiner Familie war es immer, verbeamtet zu werden. Maximale Sicherheit. Mein Vater und mein Bruder haben das geschafft", sagt Charlotte.
Charlotte hat ein einnehmendes Wesen, einen blitzschnellen Humor und kein Problem damit, von ihren eigenen Schwächen zu berichten. Das sorgt für eine sehr gelöste Stimmung. "Du bist ein Dosenöffner", sagt Wilkens, "du tust ganz viel, um einen Gleichklang herzustellen. Du kannst Menschen öffnen und zum Reden bringen, das ist ein therapeutisches Talent." "Manche versuchen das jahrelang zu lernen und schaffen es trotzdem nicht", bestätigt Schlösser.
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Die Fragen gehen weiter. Wie nah darf der Beruf ans eigene Leben heran? Wie viel Raum darf er einnehmen? Wenn es etwas mit Menschen sein soll, wie intensiv denn dann? Und wie kräftezehrend? Charlotte fällt es schwer, sich festzulegen. Schließlich hängt von jeder Antwort ab, in welche Richtung das Gespräch weitergeht. "Wenn privat alles so perfekt ist wie bei dir, verheiratet, zwei Kinder, schöne Wohnung, viele Freunde, dann ist es manchmal gut, einen tiefgreifenderen Job zu haben", gibt Wilkens zu bedenken.
Während Katrin Wilkens den Großteil der Gesprächsführung übernimmt, streut Kollege Schlösser zur Veranschaulichung erklärende Anekdoten ein. Der Mann mit den vielen Talenten, er ist studierter Rechtswissenschaftler, Regisseur, Autor, Schauspielcoach, Lehrer und Mediator, protokolliert Charlottes Antworten, damit für das erste Brainstorming der beiden Profis – das stattfindet, während wir entspannt eine Stunde zum Mittagessen gehen – nichts verloren geht.
Es wird konkreter
Nach der Mittagspause geht es weiter mit den Fragen, bis wir nachmittags noch mal für eine halbe Stunde auf einen Spaziergang geschickt werden. Als wir zurückkehren, haben die Profiler zwei Varianten auf eine Schiefertafel gezeichnet. Die grüne Kreideschrift steht für einen Beruf in einem Konzern, die weiße Variante, dann doch, für eine "kleine Selbstständigkeit".
Hinter Ersterem verbirgt sich ein Job, der noch jung ist: Feel Good Manager. "Du wärst dann sowas wie eine betrieblich angestellte Stimmungskanone", erklärt Wilkens. "Die gibt es zum Beispiel in Start-up-Unternehmen, in denen nicht so viel Gehalt gezahlt werden kann oder in Konzernen, wo die Gehälter eingefroren sind. Du könntest deine erste Ausbildung nutzen und noch eine Weiterbildung machen. Du würdest für eine gute Atmosphäre sorgen: ein herrliches Sommerfest organisieren, spezielle Ernährungswochen planen, ein Sportprogramm, den Betriebskindergarten. Mit solchen Zusatzfeatures locken die Unternehmen Fachkräfte an. Du könntest all deine Empathie und Kompetenzen einbringen und hättest einen abgeschlossenen, eigenständigen Bereich."
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"Und, was sagst du?"
Besonders enthusiasmiert wirkt Charlotte nicht. "Was sagst du?", fragt Wilkens nach. "Gib der Idee doch mal eine Schulnote." "Klingt positiv und herausfordernd", antwortet Charlotte, "Schulnote 2 bis 3." Die beiden Berater gucken etwas enttäuscht – und stellen die Alternative vor: eine therapeutische Arbeit – mit Frauen in den Wechseljahren. In Zusammenarbeit mit Frauenärzten. Plötzlich scheint "eine kleine Selbstständigkeit" durchaus denkbar für Charlotte. Nur die Ausrichtung dürfte eine andere sein, die vorgeschlagene Zielgruppe sagt ihr nicht zu. "Das ist mir zu traurig", sagt sie, "wenn mir fremde Frauen erzählen, dass sie keinen Sex mehr haben." Wilkens und Schlösser sind erstaunt, aber geben nicht auf.
Dann ziehen sie tatsächlich noch ein As aus dem Ärmel: Eine selbstständige Tätigkeit mit jungen Mädchen, die fröhlich und intensiv, aber nicht belastend ist. Doch Charlotte ist müde, es ist schon Abend und der Tag war anstrengend. Sie kann sich gerade gar nichts mehr vorstellen, alles klingt nach einem riesigen Berg Arbeit. Grundsätzlich jedoch gefällt ihr die Idee.
Eine Woche später
Die Ergebnisse der Jobberatung haben sich in Charlottes Kopf ein wenig gesetzt, sie hat sich schon in beide Richtungen weiter informiert und wirkt inspiriert. Auch wenn sie sich noch nicht entschieden hat, geht es ihr deutlich besser. Sie ist aktiv geworden und selbstbewusster. "Wenn ich jetzt im Büro unglücklich oder unzufrieden bin, weiß ich schneller, woran das liegt und es ist nicht mehr 'nur so ein Gefühl'. Das finde ich sehr gut. Der Tag hat mir auch die Angst vor einem Neuanfang genommen, ich habe nicht mehr so einen Tunnelblick", sagt sie. "Ich nutze jetzt die Sommerpause und mache mich in alle Richtungen schlau. Vielleicht lassen sich ja sogar beide Ideen miteinander kombinieren?!"
Das wird die Job-Profiler freuen zu hören.
Das wird die Job-Profiler freuen zu hören.
(*Name von der Redaktion geändert)
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