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Kann mir bitte endlich mal jemand sagen, ob Kaffee gut oder schlecht für mich ist?

Kaffee hemmt das Wachstum, führt zu Herzinfarkten und ist krebsfördernd. Oder aber er reduziert die Gefahr, (andere Arten von) Krebs zu bekommen, beugt Herzversagen vor und macht dich schlauer. Vielleicht sorgt er auch dafür, dass du dir alle Knochen brichst.
Ja was denn nun?
Kaffee wird entweder in den Himmel gelobt oder verteufelt – wodurch die unzähligen Studien in etwa so verlässlich wirken, wie eine 16-tägige Wettervorhersage. Und während sich die Wissenschaftler*innen streiten, sitzen wir Normalsterblichen jeden Morgen am Frühstückstisch und überlegen, ob wir den Zaubertrank/das Gift trinken sollen oder besser nicht. Wenn sich die Expert*innen schon uneinig sind, woher sollen wir dann bitte wissen, ob das verführerische Heißgetränk gut oder schlecht für die Gesundheit ist?
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Obwohl ich einen von Natur aus ungesunden Job habe (ich bin Foodbloggerin), versuche ich, gesund zu leben: Ich gehe mehrmals die Woche zum Sport, esse Obst und Gemüse und halte meinen Social-Media-Konsum im Zaum. Ich rauche nicht und fahre auch nicht Motorrad – danke für die vielen, sehr bildhaften Notaufnahme-Geschichten, Papa. Interessanterweise hat mir mein Vater – trotz der vielen Horrorgeschichten, die man sich so erzählt – noch nie von Patient*innen erzählt, deren Leben durch die ein Käffchen ruiniert wurde. Und warnte auch nie seine Ehefrau, dass ihre Kinder bald ohne Mutter aufwachsen könnten, wenn sie weiter jeden Morgen genüsslich einen fettfreien Latte Macchiato mit doppeltem Espressoshot schlürft.

Geschichtliche Entwicklung

Dennoch warnen uns Wissenschaftler*innen seit Jahren vor den Risiken. Die Hetzjagd ging schon im 16. Jahrhundert los, als Kaffee aus verschiedenen Gründen vermieden, verboten und verbannt wurde. Damals hieß es zum Beispiel, er würde radikale Gedankengänge fördern. Was ich in gewisser Weise nachvollziehen kann, denn vor dem ersten Kaffee kann ich praktisch gar nicht denken. Deswegen mache ich mir früh auch nicht selbst einen Kaffee, sondern überlasse das meinem Mann – damit ich mich beim Brühen nicht versehentlich verletze, Salz statt Zucker reinkippe oder die Kaffeemaschine beim Losgehen anlasse.
Zurück zur Geschichte. Im 17. Jahrhundert galt Kaffee als Heilmittel bei Trunksucht und Impotenz, im 19. dachten die Menschen dagegen, zu viel Kaffee mache blind. Ein Jahrhundert später hieß es, das Heißgetränk würde das Wachstum hemmen. Und dann ging es eigentlich erst richtig los: Es wurde eine Studie nach der anderen durchgeführt und der Wachmacher erst glorifiziert und dann wieder niedergemacht. Aktuell verzeichnen wir wieder einen Aufwärtstrend – wir können also (bis auf Weiteres) erst mal wieder aufatmen.
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Mehr ist mehr

Ein klitzekleines Problemchen gibt es allerdings noch: Um die sagenumwobenen, lebensrettenden Vorteile von Kaffee genießen zu können, musst du gar nicht mal so wenig davon trinken. Laut einer großen Metaanalyse kann das schwarze Getränk das Risiko von Herzkrankheiten, einiger Krebsarten und bestimmter neurologischer Krankheiten sowie Stoffwechsel- und Leberstörungen senken. Es könnte also durchaus sein, dass du länger lebst, wenn du Kaffee trinkst – allerdings nur, wenn du dir täglich drei bis vier Tassen hinter die Binde kippst.
Und das wird bei mir schon schwierig – obwohl ich Kaffee liebe! Jeden Morgen verbringt mein Ehemann (zu) viele Minuten damit, sorgfältig die Bohnen zu wiegen, zu mahlen und anschließend zu übergießen. Sein Ziel: nichts geringeres als der beste Kaffee der Welt. Und genau den trinke ich dann aus einem schicken Thermobecher (der ihn heiß genug hält, damit ich mir viele Stunden lang die Lippen verbrennen kann). Ich spüre, wie das Koffein durch meinen Körper strömt, mein Gehirn aufweckt und mir ermöglicht, aus Buchstaben Wörter zu formen, kreativ zu sein und zu verstehen, warum das Internet schon wieder angepisst ist. Wenn ich besonders müde bin oder weiß, dass ich lange arbeiten werde, trinke ich gegen Mittag noch mal einen Kaffee. Aber nie nach 14 Uhr. Und mehr als zwei Tassen pro Tag werden es bei mir auch selten – sonst liege ich bis 2 Uhr nachts im Bett, starre an die Decke und grüble, ob ich bei der Party letzten Monat zu viel gequatscht habe. Sollten es aus irgendeinem Grund doch mal vier Tassen werden, stehen die Chancen gut, dass ich mich auf dem Fußboden im Zimmer meiner Kinder wiederfinde und die ganze Nacht lang überlege, wie viele Steine ich aufeinander stapeln müsste, um den weltgrößten Legoturm zu bauen. Also bleibt es dann doch meistens bei einer Tasse pro Tag.
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Glaube keiner Studie, die du nicht selbst gefälscht hast

Weil ich Foodbloggerin bin, flattert bei mir täglich jede Menge Infomaterial zum Thema Essen und Gesundheit rein. Es gehört zu meinem Job, die ganzen Artikel, Untersuchungen und Studien zu lesen und herauszufinden, welche glaubhaft sind und welche direkt zusammen mit dem Kaffeesatz (und dem Rest Lasagne, den ich eigentlich essen wollte bevor er vergammelt…) im Müll landen. Ich habe gelernt, dass es ein paar Zeichen gibt, auf die du bei einer Studie achten solltest.
Erstens: Genieße sie mit Vorsicht, wenn sie von einer Food Company finanziert wurden. Überlege, ob die Person (oder das Unternehmen), die die Untersuchung bezahlt hat, vom Resultat profitiert. Ein Beispiel: Laut einer Studie des „Gatorade Sports Science Institutes“ ist es besser, beim Sport Gatorade zu trinken als Wasser. Die Wissenschaft kann eben fast alles beweisen…
Zweitens: Auch bei der Methodik kann einiges schief laufen. Beispielsweise wurde der Wachmacher viele Jahre mit Lungenkrebs assoziiert, aber wie sich später feststellte könnte das daran liegen, dass Menschen, die viel Kaffee trinken oftmals auch rauchen.
Und ganz nebenbei: Den Unternehmen kommt es übrigens gelegen, dass manchmal nicht klar ist, wie gesund oder nahrhaft ihre Produkte eigentlich sind: So können sie sie besser verkaufen. In vielen Fällen ist die Diskussion um die gesundheitlichen Vor- und Nachteile kein ungewollter Fehler, sondern eher kostenlose Werbung.
Studien hin oder her: Ich bin dafür, dass wir Kaffee einfach zum Superfood erklären lassen – egal, wie hoch die tägliche Dosis ist – und komplett damit aufhören, Untersuchungen durchzuführen. Problem gelöst.
Na gut, das wird höchstwahrscheinlich nicht passieren. Aber trotzdem werde ich auch in Zukunft sicher nicht auf Kaffee verzichten, denn eins weiß ich zu 100 Prozent: Die Welt ist ein sicherer Ort, wenn ich Kaffee trinke. Ein Ort, an dem ich beim Abbiegen blinke, daran denke, den Ofen auszumachen und scharfe Gegenstände außer Reichweite meiner Kinder aufbewahre.

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