Ob Grünkohl, Oatmeal oder eine Tasse Coldbrew-Kaffee – die meisten von uns wissen inzwischen, nach welchen Lebensmitteln oder Getränken das nächste Klo nicht allzu weit entfernt sein sollte. Tatsächlich gibt es einige physiologische Gründe dafür, warum manche Lebensmittel die Verdauung so anregen. Ballaststoffreiches Essen beispielsweise verleihen deinem Stuhl mehr Masse, wodurch in deinem Verdauungstrakt alles besser flutscht. Und auch koffeinhaltige Getränke (wie Kaffee) stimulieren nachweislich die Verdauung.
Einige verdauungsfreundliche Lebensmittel sind hingegen eher „Geheimtipps“ – Kombucha, zum Beispiel. Einige Fans des Trend-Getränks behaupten, das sei eine Art Verdauungs-Elixier, das Blähungen verringert und deinen Stuhlgang ganz regelmäßig hält. Weil Kombucha fermentiert ist, enthält er genau genommen Probiotika, sprich: die „guten“ Bakterien, die das Mikrobiom deines Verdauungstrakts ausgleichen können. Gleichzeitig liefert dir der Tee gute Antioxidantien. Heißt das also, dass er eine abführende Wirkung haben könnte? Vielleicht, vielleicht aber auch nicht, meint die Gastroenterologin und Medizinprofessorin Dr. Rita Knotts.
WerbungWERBUNG
Es ist schwer vorherzusagen, wie dein Körper auf Kombucha reagieren könnte, weil „jeder Mensch unterschiedlich auf dasselbe probiotische Produkt reagiert, abhängig von der Ernährung, denen Genen, dem Mikrobiom und anderen gesundheitlichen Faktoren“, sagt Dr. Knott. Die Studienlage rund um Probiotika ist bisher auch noch nicht so weit fortgeschritten – daher wissen wir noch nicht genau, welche Bakterien für wen und unter welchen Bedingungen am besten sein könnten, ergänzt sie. Wohingegen manche Leute also vielleicht feststellen, dass Kombucha gegen ihre Bauchschmerzen hilft, Blähungen besänftigt und vielleicht sogar die Verdauung anregt, gilt dasselbe nicht zwangsläufig für dich.
Noch dazu kommt, dass Kombucha – und alle anderen Probiotika – nicht gründlich genug reguliert wird. Daher kannst du nicht genau wissen, welche Form von Probiotika darin enthalten ist, warnt Dr. Knotts. „Jedes einzelne Getränk oder Nahrungsergänzungsmittel enthält unterschiedliche Mengen“, erklärt sie. Und wenn du selbstgemachten Kombucha trinkst, könnte dein Getränk außerdem mit schädlichen Bakterien kontaminiert sein, die dir alles andere als gut tun. Aus all diesen Gründen fühlen sich Gastroenterolog:innen nicht zu 100 Prozent wohl damit, Kombucha gegen Verdauungsprobleme wie Verstopfung zu empfehlen oder gar zu verschreiben.
Wenn du das Gefühl hast, dass dir Kombucha nur Übelkeit und/oder Durchfall einbringt, kannst du das Getränk ja mal in die Praxis deines Vertrauens mitbringen und es dort untersuchen lassen, um dich abzusichern, dass es dir nicht schaden kann, schlägt Dr. Knotts vor.
So weit, so gut – wenn du den Geschmack von Kombucha aber einfach magst und die gelegentliche Flasche davon trinken möchtest, solltest du das ruhig weiter machen. „Häufig schadet das überhaupt nicht“, sagt Dr. Knotts. „Dasselbe gilt für alle anderen Probiotika: Wenn du ein gesunder Mensch bist und das Gefühl hast, dass dir diese Mittel helfen, ist das okay.“ Wenn du allerdings echte Verdauungsprobleme hast, ist ein probiotischer Drink wie Kombucha vermutlich nicht die Lösung, meint sie. „Wenn du langfristige Beschwerden hast, solltest du dir medizinische Hilfe suchen.“
Das nächste Mal, wenn du deine Verdauung anregen möchtest, solltest du dich also vielleicht auf ein anderes abführendes Lebensmittel verlassen – und dir den Kombucha für einen anderen Tag aufheben.
WerbungWERBUNG