Obwohl viele Menschen der Meinung sind, dass es unsere biologische Bestimmung ist, uns fortzupflanzen, leben wir in einer Zeit, in der wir die Wahl haben, ob wir Kinder haben wollen oder nicht – von der Überbevölkerung unseres Planeten ganz zu schweigen.
Kinder großzuziehen, ist ohne Frage eine der schwierigsten Aufgaben im Leben. Meine eigene Mutter sagte einmal, sie hätte die Pubertät ihrer Kinder nie heil überstanden, wäre sie nicht wirklich, wirklich so gerne Mutter.
Natürlich ist Elternschaft nicht etwas für jede:n von uns ist, und das ist auch gut so. Obwohl das ganz allein deine Entscheidung ist, die die Menschen um dich herum respektieren sollten, führt oft kein Weg an Gesprächen mit dem Partner oder der Partnerin oder der Familie darüber vorbei. Da es nicht leicht ist, dieses Thema anzusprechen, haben wir einige Tipps zusammengetragen, die Personen ohne Kinderwunsch dabei helfen können, sich auf diesem heiklen Terrain zurechtzufinden.
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Wie du deinem Partner oder deiner Partnerin mitteilst, dass du keine Kinder willst
Für gewöhnlich gehen wir Beziehungen mit einer gewissen Vorstellung davon ein, wie unsere Partner:innen zu wichtigen Dingen stehen. Aber auch wenn die Sache zwischen euch nicht so ernst ist, solltet ihr euch darüber im Klaren sein, ob eure Ansichten in Bezug auf Kinder euer Verhältnis beeinträchtigen könnten – selbst wenn alles gut läuft.
„Mit meinem früheren Partner lief es wirklich gut“, erzählt Sasha, 25.
„Alle dachten, ich würde übertrieben reagieren, als ich die Sache mit ihm beendete, weil wir damals erst zwanzig waren, denn wer denke schon an Kinder, die man vielleicht erst in zehn Jahren haben wird. Für mich bedeutete der nicht vorhandene Kinderwunsch meines Freundes aber, dass unsere Beziehung ein Verfallsdatum hatte. Deshalb sah ich keinen Sinn darin, unsere Zeit zu verschwenden. Schließlich würde ich niemals mit einem Leben nur mit ihm und mir zufrieden sein.“
„Es ist ja nicht so, dass ich jeden Mann, den ich auf Hinge kennenlerne, frage, wann er Kinder haben möchte“, sagt sie. „Aber ich würde nie eine ernsthafte Beziehung mit der Erwartung eingehen, dass jemand seine Meinung über etwas so Wichtiges ändern würde. Das ist einfach nicht fair.“
Nancy Sokarno, Psychologin bei Lysn, sagt, das Wichtigste sei, zunächst einmal ehrlich zu dir selbst zu sein. „Vergewisser dich, dass du wirklich weißt, was du willst, und versuch, alle Zweifel zu beseitigen“, sagt sie. Gefühle können sich zwar ändern, aber du solltest dich nicht darauf verlassen. Du kannst also nicht erwarten, dass sich deine Meinung oder die deines Partners oder deiner Partnerin ändert, wenn es dann soweit ist. Genauso wenig lassen sich deine Gefühle leugnen, falls sie sich ändern sollten.
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Wenn es um Partner:innen geht, sollte das Thema Kinder nie eine einmalige Angelegenheit sein. Selbst wenn ihr beide von Anfang an auf eure jeweiligen Standpunkte beharrt habt, ist es wichtig, diese Entscheidungen immer wieder zu überdenken, um zu sehen, ob sie sich vielleicht in der Zwischenzeit verändert haben.
Wie du deiner Familie mitteilst, dass du keine Kinder willst
Selbst wenn du genau weißt, was du willst, kann es schwierig sein, der Familie mitzuteilen, dass du keine Kinder willst. Denn trotz feministischer Fortschritte wird es immer Menschen geben, die dich bitten werden, deine Entscheidung zu erklären. Und obwohl du niemandem eine Erklärung schuldig bist, können deine Eltern oder deine Familie manchmal die Ausnahme darstellen.
Weil viele Eltern hoffen, eines Tages Großeltern zu werden, kann es schnell passieren, dass du das Gefühl bekommst, sie zu enttäuschen, wenn du dich gegen das Muttersein entscheidest. Damit stimmt die Zukunft, die du dir für dich selbst vorstellst, vielleicht nicht mit der überein, die sich deine Familie für dich wünscht. Das ist völlig in Ordnung und damit bist du definitiv nicht allein.
Für Mariam, 34, nahm das Gespräch mit ihrer Familie einige unschöne Wendungen.
„Ich wusste immer, dass ich keine Kinder wollte, oder genauer gesagt, ich sah keine Zukunft für mich, in der ich Kinder hatte“, sagt sie. Ihre Mutter hatte kein Verständnis dafür. Der Druck wurde sogar irgendwann so stark, dass Mariam sich gezwungen sah, zu drastischen Maßnahmen zu greifen. „Irgendwann hatte ich keine andere Wahl, als ihr ein Ultimatum zu stellen: Wenn sie weiterhin Kontakt zu mir haben wollte, müsste sie aufhören, über mögliche Enkelkinder zu reden“, erzählt sie mir.
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„Wenn du definitiv keine Kinder möchtest, dann solltest du das Thema am besten ganz ehrlich ansprechen“, erklärt Sokarno. „Sag deiner Familie, wie du dich wirklich fühlst, und versuch nicht, das Ganze zu beschönigen, um mögliche negative Auswirkungen abzumildern.“
„Vermeide es auch, zu sagen, dass du deine Meinung ändern könntest, wenn du genau weißt, dass das nicht passieren wird. Das Letzte, was du mit diesem Gespräch erreichen willst, ist, dass jemand deine Gefühle falsch interpretiert und dann in Zukunft unrealistische Erwartungen an dich hat.“
Ob eine Person Kinder haben möchte oder nicht, ist eine sehr persönliche Entscheidung, vor allem, wenn es um die Person geht, die das Kind auf die Welt bringt. Niemand sollte zu einer lebensverändernden Entscheidung gedrängt werden. Wenn du dir also nicht sicher bist, ob Elternschaft der richtige Weg für dich ist, lohnt es sich, dich genauer mit dieser Frage zu beschäftigen.
Es ist zwar nicht ungewöhnlich, solch wichtige Lebensentscheidungen in Frage zu stellen, aber es ist gut, immer wieder zu überprüfen, ob deine Zweifel oder dein Verlangen tatsächlich ein Zeichen dafür sind, dass du das, was du vielleicht vor Jahren oder sogar Monaten noch wolltest, tatsächlich noch möchtest. Nimm diese Gespräche nicht auf die leichte Schulter und versuch immer, die Entscheidungen einer Person nachzuvollziehen, anstatt diese zu bitten, sie zu rechtfertigen.
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