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Wie es ist, als Einzige im Freundeskreis auf Drogen zu verzichten

Foto: Flashpop.
Was Partydrogen angeht, bin ich keine absolute Anfängerin. Ich habe sie schon mehrmals ausprobiert – und hatte daraufhin jedes Mal einen absolut beschissenen Abend. Obwohl ich genauso gern Alkohol trinke wie die meisten, komme ich mit Drogen einfach nicht klar.
Wenn man mich fragt, wieso das so ist, fällt es mir schwer, mich auf eine genaue Antwort festzulegen. Einerseits fühle ich mich unter dem Einfluss dieser Drogen unruhig, traurig oder wütend – scheinbar aus dem Nichts. Noch dazu wirken einige bei mir auch gar nicht so, wie sie „sollten“; sie liefern mir nicht den netten Trip, den ich mir erhofft hatte, sondern eine furchtbare Achterbahnfahrt unangenehmer körperlicher Reaktionen. Als Konsequenz dessen kam ich also schon ziemlich früh in meinem jungen Erwachsenenleben zu dem Beschluss, von jetzt an komplett auf Drogen zu verzichten.
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Mit dieser Entscheidung fühlte ich mich total wohl, und ich hatte auch nicht die Befürchtung, dadurch irgendetwas verpassen zu können. Zumindest solange, bis mir klar wurde, dass ich scheinbar die einzige Person in meinem Umfeld war, die völlig darauf verzichtete – und dass ich deswegen immer „außen vor“ sein würde, weil der Drogenkonsum etwas war, was alle anderen miteinander verband.

Natürlich kamen seine Freund:innen zu dem Schluss, dass ich, die „Spießerin“, ihn dazu gezwungen und dafür gesorgt hätte, dass er – ihrer Meinung nach – keinen Spaß mehr haben durfte.

Dieses Gefühl geht bei mir über meinen eigenen Freundeskreis hinaus. Weil der vollständige Verzicht auf Partydrogen für junge Erwachsene sehr ungewöhnlich ist, fühle ich mich auf allgemeinerer Ebene irgendwie so, als würde ich nicht ganz dazugehören. Ich verpasse etwas, was viele Leute als positiven und spaßigen Teil des jungen Erwachsenenlebens betrachten – und obwohl ich mir zwar sicher bin, damit die richtige Entscheidung getroffen zu haben, habe ich doch irgendwie den Eindruck, das Leben, das ich haben „sollte“, nur aus der Ferne betrachten zu können.
Mein Verzicht auf Freizeitdrogen hat sich auch auf mein Liebesleben ausgewirkt. Als ich mit einem Typen zusammenkam, der ziemlich regelmäßig was konsumierte, schraubte er seinen Konsum lieberweise ein bisschen zurück, um mir mehr das Gefühl zu geben, dazuzugehören – und damit wir uns richtig kennenlernen konnten, ohne dass er dabei high war. Natürlich kamen seine Freund:innen aber zu dem Schluss, dass ich, die „Spießerin“, ihn dazu gezwungen und dafür gesorgt hätte, dass er – ihrer Meinung nach – keinen Spaß mehr haben durfte. Es ist genau dieses Gefühl, die „Spaßverderberin“ zu sein, das mich überallhin verfolgt.
Der Druck, bei Drogen „mitzumachen“, ist definitiv auch genderabhängig. Als Frau wurde ich definitiv schon von mehr Männern dazu gedrängt – direkt und indirekt –, Drogen zu nehmen, um das „coole“ Partygirl zu sein. Es ist daher nicht überraschend, dass ich die schlimmsten Erfahrungen mit Drogen an den Abenden hatte, an denen ich die Drogen explizit genommen hatte, um Männern zu gefallen.
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Erin*, 31, verzichtet ebenfalls auf jegliche Partydrogen und spürt schon ihr ganzes Erwachsenenleben über die sozialen Konsequenzen dieser Entscheidung. „Als Teenagerin war ich fest davon überzeugt, dass ich, wenn ich Drogen ausprobieren würde, bestimmt einer der Pechvögel wäre, die schlecht darauf reagieren und sterben. Im Laufe meiner 20er war ich dann aber weniger ängstlich als desinteressiert. Mir hat die Vorstellung nie gefallen, die Kontrolle über meinen Körper zu verlieren, und weil ich nie das Gefühl hatte, dabei etwas zu verpassen, sah ich nie einen Grund dafür, mal Drogen zu nehmen.“
Den sozialen Aspekt des Verzichts kennt Erin aber sehr wohl. „Ich wurde schon zu Geburtstagsfeiern nicht eingeladen, weil die Gastgeber:innen einen drogenreichen Abend haben wollten und demnach nur Leute eingeluden, die dafür bereit waren“, erinnert sie sich.
Interessanterweise werden Erin und ich häufig von anderen verurteilt, weil diese glauben, wir würden sie für ihren Konsum verurteilen. Ich gebe gern zu, dass ich mich nicht immer zu 100 Prozent wohl fühle, wenn um mich herum alle high sind – das hat aber mit meinem eigenen Zugehörigkeitsgefühl zu tun, nicht mit ihren Entscheidungen.
„Ich glaube, viele Leute sind fest davon überzeugt, dass all diejenigen, die willentlich auf Drogen verzichten, moralisch etwas gegen den Konsum haben müssen. Bei mir ist das aber einfach nichts, was ich persönlich machen möchte“, meint Erin. „Mach mit deinem Körper, was du möchtest. Das geht mich überhaupt nichts an.“
Aber wie lassen sich Beziehungen und Freundschaften aufrechterhalten, wenn die Drogensache komplett zwischen euch steht? „Wenig überraschenderweise habe ich im Laufe der Jahre ein paar Freund:innen deswegen verloren. Meine heutigen kümmert das aber überhaupt nicht, was ich tue, und verstehen, dass mein Drogenverzicht nichts damit zu tun hat, was ich von ihnen halte“, erzählt Erin. „Mein Partner und ich mussten auch ein paar schwierige Gespräche führen, als wir zusammenkamen. Im Laufe der Zeit haben wir aber eine gesunde Mitte gefunden.“
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Obwohl es zum Erwachsenwerden dazugehört, die eigenen mentalen und körperlichen Grenzen auszutesten und auch mal Risiken einzugehen, sind Drogen für Erin und mich dahingehend einfach keine Option. Wenn wir feiern und Spaß haben, machen wir das auf ganz verschiedene Weisen. Einige Menschen würden lieber eine Pille schlucken, anstatt nüchtern auf eine Party zu gehen – und umgekehrt –, und letztlich sollte das wohl uns allen selbst überlassen sein.
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