Ich bin 32 Jahre alt und seit vier Jahren mit meinem Freund zusammen. Er ist 28. Seit einem Jahr wohnen wir zusammen. Wir haben viel Spaß, sind immer noch sehr verliebt und glücklich und es fühlt sich immer noch aufregend an. Es gibt nur ein Problem. Kein großes, aber es beschäftigt mich sehr.
Ich würde gern eine Familie gründen, er hingegen sagt, er wäre frühestens in ein paar Jahren bereit dafür. Er meint, es würde noch so viel geben, was er erreichen will, bevor er „sesshaft wird“. Er will die Karriereleiter hochklettern, reisen und abwarten, bis seine Freund*innen Kinder bekommen (aktuell hat keine*r aus seinem Freundeskreis Kinder, aus meinem dagegen schon – genau wie meine Geschwister). Ich verstehe seinen Standpunkt und ich möchte, dass er das Leben lebt, das er sich wünscht. Er soll nichts machen müssen, für das er noch nicht bereit ist. Und mir ist auch bewusst, wie viele Frauen mittlerweile erst mit Ende 30, Anfang 40 Kinder bekommen. Trotzdem mache ich mir über meine Zeugungsfähigkeit Gedanken, weil ich (wahrscheinlich) drei oder vier Kinder haben möchte. Abgesehen vom biologischen Argument möchte ich auch einfach jetzt Kinder haben. Ich habe schon seit geraumer Zeit das Gefühl, bereit zu sein, aber ich weiß, er ist es noch nicht. Allein die Idee ist absurd für ihn – was ich wiederum traurig finde.
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Er hat mir versichert, dass er auf jeden Fall irgendwann mit mir eine Familie gründen möchte, nur eben nicht jetzt. Also versuche ich, meine Gedanken beiseite zu schieben, denn Grübeln hilft mir auch nicht weiter. Abgesehen davon ist es auch noch ein Klischee, als ältere Freundin Babys zu wollen – wie kleinkariert! Ich bin mir sicher, mit ihm zusammen sein zu wollen. Also werde ich wohl oder übel warten müssen, bis er soweit ist, oder? Allerdings stelle mir immer wieder vor, wie ich mit 35 versuche, schwanger zu werden, es aber nicht klappt. Oder wie ich mit 37 versuche, das zweite zu bekommen. Und dann mache ich mir Sorgen, es könnte etwas in der Schwangerschaft schiefgehen und dann würde ich ihm die Schuld dafür geben. Würden wir jedoch jetzt ein Kind bekommen (also eher als es ihm lieb ist), hätte ich Angst, ich könnte ihn verlieren. Vielleicht ist meine Panik auch unbegründet. Aber das Thema beschäftigt mich nun mal, denn ich bin sowohl physisch als auch emotional und finanziell jetzt bereit für ein Baby.
Was soll ich nur machen?
Wenn du dich in einer ähnlichen Situation befindest, weißt du bestimmt auch nicht, wie du dich verhalten sollst. Eine einfache Antwort darauf können wir dir leider auch nicht geben – aber ein paar Denkanstöße. Vereinfach gesagt geht es darum, sich über ein paar Dinge im Klaren zu werden.
Nimm es nicht auf die leichte Schulter
Manche würden es vielleicht als Luxusproblem bezeichnen – schließlich bist du gesund, hast einen Job und eine*n Partner*in, die oder der dich liebt. Doch das ist es nicht. Es ist ein tiefgreifendes Problem, das Einfluss auf deine und eure gemeinsame Zukunft hat. Du solltest dich fragen, was du in den nächsten Jahren machen willst, während du darauf wartest, dass sie oder er die eigenen Ziele erreicht. Bist du bereit, in der Zwischenzeit im Takt deiner tickenden inneren Uhr auf der Stelle zu marschieren?
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Apropos biologische Uhr: Letztendlich kannst du nichts für dein „Verlangen“, eine Familie zu gründen, denn es hat einen biologischen Hintergrund. Je älter wir werden, desto mehr Eizellen sterben und desto schlechter wird die Spermienqualität. Die Chance, schwanger zu werden, sinkt also. Tatsächlich gibt es aber eine Studie, die besagt, 35 wäre die beste Zeit zum Familie gründen, denn dann sind Frauen angeblich in der besten mentalen Verfassung dafür. Und auch für die Kinder soll es einen Vorteil haben: Ihre Wahrnehmung und ihr Sprachgefühl sind im Schnitt besser als von Kindern jüngerer Mütter. Das kann dich also schon mal beruhigen! Dennoch wird es mit zunehmendem Alter rein körperlich immer anstrengender, sich um ein Kind zu kümmern. Wir sagen nur Rückbildung, Rückenschmerzen und Co. Auch das solltest du bei deinen Überlegungen berücksichtigen.
Was das Thema Altersunterschied angeht: Natürlich kann das Auswirkungen auf die Vorstellungen zur Familienplanung haben. Drei oder vier Jahre sind jedoch nichts Ungewöhnliches. Außerdem geht es nicht wirklich darum, wie alt jemand ist, sondern vielmehr an welchem Punkt im Leben er oder sie sich befindet. Wenn im Freundeskreis und in der Familie alle Kinder kriegen, wünschst du dir bestimmt auch welche. Ist dem nicht so, hast du das Thema Babys wahrscheinlich selbst auch nicht auf dem Schirm. Allerdings solltest du dein eigenes Familienglück natürlich nicht von den Familienplänen deiner Freund*innen abhängig machen – auch wenn es schön wäre, Kinder im selben Alter zu haben.
Deine Optionen
Gehen wir das Ganze mal pragmatisch an. Im Prinzip hast du folgende Möglichkeiten: 1) Akzeptiere, dass dein*e Freund*in noch nicht bereit ist und warte geduldig ab, bis sie oder er es ist. Möglicherweise hast du dann aber nicht genügend Zeit, drei oder vier Kinder zu bekommen, sondern nur ein oder zwei. Und vielleicht geht es dann auch nicht so schnell mit dem Schwangerwerden. 2) Richtet euch nach dir und gründet jetzt eine Familie. Im schlimmsten Fall stehst du dann aber irgendwann alleine da. 3) Beende die Beziehung.
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Vielleicht hilft es dir ja so an die Sache heranzugehen: Stell dir eine nahe Zukunft vor – einmal ohne Kinder und einmal ohne deine*n Partner*in. Was ist schlimmer? Was vermisst du mehr?
Was, wenn deine*n Partner*in nie bereit ist und ihr für immer zu zweit bleibt? Ist das eine Option für dich? Und was wäre, wenn du ein Kind hättest, es aber allein erziehen müsstest? Mit diesen Fragen solltest du dich ganz in Ruhe auseinandersetzen und keine überstürzten Entscheidungen zu treffen.
Die andere Seite
Natürlich musst du herausfinden, was du willst und welche Konsequenzen du gegebenenfalls ziehen würdest. Jedoch geht das Thema euch beide an. Du solltest deine*n Freund*in also konkret darauf ansprechen und deine Ängste äußern – wie die Befürchtung, sie oder er könnte nie soweit sein. Erzähle von gesundheitlichen Bedenken, die du hast. Und frage, was der Familienplanung aktuell konkret im Wege steht. Die Karriereleiter kann man schließlich auch als frisch gebackener Vater oder Mutter noch erklimmen. Und aufs Verreisen muss man als Familie auch nicht verzichten – auch, wenn das mit Kindern natürlich anders ist als zu zweit. Finde heraus, ob es sich um vorgeschobene Probleme handelt oder berechtigte Bedenken. Vielleicht kannst du einige der Ängste entkräften.