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Ich habe meine beste Freundin vor, bei & nach der Geburt fotografiert (NSFW)

Von Geburtstagen über Beförderungen bis hin zu Hochzeiten, die meisten Meilensteine feiern wir am liebsten mit all unseren Freund*innen und der ganzen Familie. Die Geburt unseres Kindes ist dagegen eine andere Sache – wie der schwedischen Fotografin Lina Scheynius erst so richtig bewusst wurde, als sie ihre Freundinnen auf das Thema ansprach. „Meine Schwester ist eine Hebamme und hat mir schon immer viel von ihrer Arbeit erzählt. Das machte mich neugierig“, erzählt Scheynius. „Also fragte ich vor einer Weile ein paar Freundinnen, die zu der Zeit schwanger waren, ob ich bei der Geburt dabei sein dürfte. Aber sie sagten alle nein. Also gab ich es auf und legte die Idee erst mal auf Eis.“
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Ende 2017 wurde dann Linas beste Freundin Amanda schwanger und so bekam sie doch noch mal die Gelegenheit, eine Geburt fotografieren zu können. „Ich zögerte eine Weile und fragte sie erst nach zwei Monaten. Aber dann sagte sie, sie hätte selbst auch schon darüber nachgedacht!“ Das Ergebnis ist ein wunderschöner Bildband voll mit Eindrücken von Amanda vor, während und nach der Geburt ihrer Tochter Ruby.
Scheynius traf Amanda vor vielen Jahren in London. „Wir waren Models bei der gleichen Agentur. Mein Agent stellte uns vor, weil wir beide aus Schweden kommen. Wir verstanden uns auf Anhieb.“ So richtig nahe kamen sich die beiden aber buchstäblich und im übertragenen Sinne erst, als sie ein Jahr später zusammen mit der Transsibirischen Eisenbahn fuhren. „Wir haben sieben Tage zusammen in einem winzigen Abteil verbracht – das hätte gut oder böse ausgehen können“, erzählt die Fotografin lachend. Auf dieser Tour fotografierte Lina, die für ihre extrem intime Art und Weise der Fotografie bekannt ist, Amanda zum ersten Mal. Seitdem tauchte sie immer wieder in ihren Arbeiten auf. 
Bei einem der intimsten Momente Amandas Lebens dabei zu sein, war für die beiden Freundinnen Neuland. Und so verbrachten sie viel Zeit damit, über die Details des Projekts zu sprechen, bevor sie entgültig beschlossen, es wirklich zu wagen. „Wir haben ein paar Richtlinien aufgestellt“, erzählt Scheynius. „Wenn ich zum Beispiel ein Bild veröffentlichen oder für ein bestimmtes Projekt verwenden möchte, muss ich als erstes Amanda fragen, ob es für sie okay ist. Sie sagte zwar, sie möchte, dass ich bei der Geburt im Zimmer bin – sie ist eine von den Menschen, die Familienalben und die Dokumentation von allem lieben –, aber eine andere Regel von uns war, sie kann mich jederzeit rauswerfen, wenn sie sich spontan umentscheidet. Für mich war das vollkommen klar, aber ihr war es wichtig, das vorab schriftlich festzuhalten.“
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Amanda beschloss, ihr Kind in Schweden zur Welt zu bringen und verbrachte den letzten Monat der Schwangerschaft im Haus ihrer Eltern auf dem Land. Scheynius zog kurze Zeit später ebenfalls in ihr Elternhaus, das nur zwei Stunden von Amandas Familie entfernt war. „Am Ende war ich länger da als gedacht – nämlich drei Wochen –, weil das Baby erst nach dem errechneten Geburtstermin kam.“ Während dieser Zeit besuchte sie Amanda oft und so entstanden einige der idyllischsten Bilder des Fotobuchs. Sie zeigen, wie talentiert die Fotografin ist, wenn es darum geht, die Natur und das natürliche Licht festzuhalten. Wir sehen, wie Amanda fröhlich, unbeschwert und ungehindert durch Kleidung die frische Luft genießt. Mal steht sie nackt vor einem Kirschbaum, mal schaut ihr kugelrunder Babybauch wie eine Insel aus dem Wasser hervor, während sie sich seelenruhig treiben lässt. Die Bilder strahlen eine unglaubliche Ruhe und Kraft aus und sind sehr ästhetisch.
Diese Fotos, die nur zehn Tage vor der Geburt gemacht wurden, bilden einen spannenden Kontrast zu vielen anderen Bildern im Buch. Linas Ziel war, das ganze Spektrum der Emotionen und Stimmungen festzuhalten, die mit der letzten Phase der Schwangerschaft einhergehen. „Da ist so viel Liebe, Hoffnung und Freude. Aber da ist auch Angst und entsetzlicher Schmerz.“
Die restlichen Bilder wurden in den beiden Tagen vor sowie während der Entbindung aufgenommen. „Ich war im Haus meiner Eltern und hatte ständig mein Handy im Blick, weil das Baby jeden Moment kommen konnte“, erinnert sich Scheynius. „Und dann kam die Nachricht von Amanda. Etwa 2 Uhr morgens schrieb sie, sie sind auf dem Weg ins Krankenhaus. Meine Schwester fuhr mich mitten in der Nacht hin, weil ich keinen Führerschein habe.“
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Eine der Dinge, die Scheynius am meisten überrascht hat, war, wie viel Wartezeit eine Entbindung mit sich bringt. „Ich habe gelernt, dass das Warten einen Großteil der ganzen Sache ausmacht; das Warten darauf, dass der Körper bereit ist, sich zu öffnen und zu pressen. Filme und Serien hatten mir ein vollkommen falsches Bild vermittelt – ich dachte, direkt nach dem die Fruchtblase geplatzt ist, geht es schon los mit dem pressen.“ Die Fotografin stellt diesen schleppenden Prozess auf subtile Art dar: Wir sehen, wie Amanda ein Bad nimmt und überraschend entspannt im Schaummeer wirkt. Wir sehen, wie sie eine Wärmflasche füllt, die sie später benutzt, um ihre Rückenschmerzen zu lindern. Auf einem Foto sitzt sie geduldig am Küchentisch; gebadet im Licht der Küchenlampe. In einem anderen liegt sie in ungemütlicher Position auf ihrem Sofa, ihr Gesicht verzerrt vor Schmerzen.
Linas Erinnerungen an die Entbindung sind schemenhaft: „Es fühlte sich sehr lang an und all meine Sinne waren geschärft“. Sie hatte drei Aufgaben: fotografieren, Kaffee holen, übersetzen. „Amandas Ehemann ist Engländer also habe ich ihm oft erklärt, was gerade passiert und was die Ärzt*innen sagen. Tatsächlich hatte ich kaum Zeit, Fotos zu machen!“
Die Fotos die sie gemacht hat, sind jedoch unglaublich persönlich und emotional geworden. Amanda auf ihren Knien auf dem Krankenhausbett. Ihr Ehemann umklammert ihren Kopf. Der Kopf des Babys ist zum allerersten Mal zu sehen. „Ich glaube ich war direkt da; ich musste nicht mal reinzoomen!“. Scharlachrote Plazenta. Der bewegende Moment, in dem Amanda ihre Tochter zum allerersten Mal in den Armen hielt. „Ich liebe dieses Foto – Amanda und Rubys erstes Treffen. Amanda hat Tränen auf ihren Wangen. Als ich das sah, musste ich weinen.“
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Nach der Geburt fuhr Lina mit dem Zug nach Hause. Zwei Tage lang hatte sie nicht geschlafen und trotzdem machte sie auf dem Heimweg kein Auge zu. „Ich war so glücklich, ich konnte nicht schlafen! Meine Mama sagte zu mir ‚Oh mein Gott du hast denselben Hormonrausch wie eine Mutter direkt nach der Entbindung!‘“
Sowohl Lina als auch Amanda sind sehr froh über ihre Entscheidung, diese besondere Reise gemeinsam begangen zu haben. „Ich bitte Amanda ohnehin immer, meine Bücher anzuschauen, bevor sie in den Druck gehen. Aber bei diesem Bildband haben wir noch enger zusammengearbeitet. Ich bin sehr glücklich mit dem Ergebnis. Es fühlt sich echt an; es zeigt, was ich erlebt und bezeugt habe. Und Amanda hat gesagt, sie will all ihren Verwandten ein Buch schenken, also denke ich, sie ist auch zufrieden damit“, sagt Scheynius lachend.
11 von Lina Scheynius ist online erhältlich. 

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