Mobbing: Das war so ein Ausdruck in der Schule, über den man als Teenager gern mal gelacht hat, weil ihn vorrangig die Lehrer genutzt haben. Man hat ihn im Englischunterricht unter Bullying kennengelernt und spätestens, wenn es um die schlechte Behandlung unbeliebterer Mitschüler ging, schon mal in Begleitung eines mahnenden Zeigefingers aus dem Mund des Klassen- oder Vertrauenslehrers gehört. Mobbing, das war für uns damals ein anderer Begriff für Ärgern. Als Teenie hat es genervt, wenn Lehrer oder Eltern uns erzählen wollten, dass Mobbing in der Schule eine schlimme Sache sei. Weil wir es nämlich nicht so schlimm fanden, wenn jemand von uns aufgezogen wurde. Was schlimm war, bestimmten immer noch wir. Heute weiß ich, dass das, was schlimm ist, die Betroffenen selber besser beurteilen können.
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Mobbing gibt es nicht nur in der Schule, sondern auch am Arbeitsplatz
Und auch in der Erwachsenenwelt, im Job, hat man anfangs noch über den Begriff Mobbing geschmunzelt. Zumindest, wenn man es selbst nie erlebt hat. Da hieß es dann eher Die Branche ist ein Haifischbecken. Ellenbogenprinzip. Durchbeißen. Dabei ist Mobbing am Arbeitsplatz weit verbreitet und formt einen immer gleichen Kreis von Anfeindung, Schikane und Diskriminierung durch Kollegen oder Vorgesetzte. Und es ist eben nicht nur „nervig“ und „nicht so schlimm“, sondern eine ernste Angelegenheit. Vorgesetzte mobben ihre Angestellten, Kollegen mobben sich untereinander, Festangestellte mobben Freelancer. Mobbing ist (leider) überall.
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Drei Monate lang war ich in einer Agentur in Berlin, in der Mobbing zur Tagesordnung gehörte. Die Person von der das ausging war die Inhaberin selbst.
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Ich hab es selbst erlebt und erlebe es in meinem Umfeld immer wieder: Sobald Menschen in ihrem Job Macht haben, gibt es ihnen die Möglichkeit, Druck auszuüben. Und leider tun das dann auch viele.
Ich hatte oft Glück mit meinen Jobs, aber einmal eben auch nicht. Drei Monate lang war ich in einer kleinen, inhabergeführten Agentur in Berlin angestellt, in der Mobbing gewissermaßen ein fester Bestandteil war. Die Person, von der es ausging, war dummerweise die Inhaberin selbst. Das war natürlich eine blöde Situation, denn an einen Vorgesetzten kann man sich so nur schwer wenden. Im Team war es allgemein bekannt: Es konnte jeden treffen. Am Anfang dachte ich, ich sei vielleicht zu selbstbewusst, lasse mir zu wenig sagen, und habe deshalb versucht mich anzupassen. Bis ich irgendwann gemerkt habe: An mir lag es nicht. Es lag auch nicht an meiner vier Jahre jüngeren Kollegin, die ständig fertig gemacht wurde. Hier hatte nur eine Person ein Problem – die Chefin selbst.
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Was ist Mobbing? Definition und Ursachen
Jeden ihrer Schachzüge hier auszubreiten, würde den Rahmen sprengen, aber lasst es mich so beschreiben: Richtig gemacht haben wir eigentlich nichts. Wer nicht euphorisch genug grüßte, den konnte genauso eine Strafe erwarten, wie jemanden, der sich am Telefon ihrer Meinung nach nicht angemessen verabschiedet hatte. Sie spielte uns gegeneinander aus. Montags fragte sie, wie das Wochenende war, und wenn dann die Antwort länger als zwei Sätze ausfiel, gab es ein Einzelgespräch, weil man zu viel über private Sachen quatschte. Wenn man zu spät kam, weil es mit der U-Bahn ein Problem gab, hat sie tatsächlich bei der U-Bahn angerufen, um zu überprüfen, ob dem auch so war.
Nach knapp drei Monaten haben meine Kollegin und ich gekündigt. Ich stand irgendwann im Supermarkt und sollte Eis für das Teamessen besorgen. Es gab ihre Lieblingssorte nicht, und ich stand vor dem Regal und war den Tränen nahe. Das war der Moment, in dem mir klar wurde: Das ist nicht normal. Das geht so nicht. Heute weiß ich, dass die Frau, die damals meine Chefin war, schlichtweg krank ist; ich habe mich mit ehemaligen Kund*innen und Geschäftspartner*innen unterhalten und weiß auch von Personen aus dem gemeinsamen Netzwerk, dass wir uns alle einig sind: Eigentlich kann sie einem nur Leid tun.
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Heute bin ich Freelancer. Weil das immer der richtige Weg für mich war. Weil ich mich Strukturen schlecht unterwerfen kann und gern frei arbeite.
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In meinem nächsten Job hatte ich mehr Glück: Das Betriebsklima war gut und bis auf eine Kollegin, die immer wieder Intrigen sponn und gegen Kollegen hetzte, waren alle meine Kolleg*innen und auch die meisten Vorgesetzten fair. Dort habe ich auch gelernt, darüber zu stehen, wenn andere hinter dem Rücken schlecht über einen reden. Die meisten Menschen, die im Job hetzen und mobben, sind unsicher und von Neid zerfressen, haben wenig zu bieten und ein riesiges Konkurrenzproblem. Wenn ich manchmal höre, dass Ex-Kollegen heute noch über irgendeinen Aspekt meines Lebens – sei es meine Arbeit, meine Kleidung, mein Instagram-Profil – sprechen, kann ich nur müde lachen. Wie uninteressant muss das eigene Leben sein, wenn man das eines anderen zu seinem Gesprächsthema macht?
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Heute bin ich Freelancer. Weil ich mich Strukturen schlecht unterwerfen kann und gern frei arbeite. Aber auch, weil ich finde, Mobbing und Hetze im Job wird von vielen noch immer nicht ernst genommen. Vorgesetzte tun das – gerade bei Frauen – schnell als harmlose Lästerei ab, winken ab, weil sie meinen, das ergäbe und kläre sich von selbst. Chefs denken, es sei nicht ihre Aufgabe, ein solches Problem zu lösen. Ist es doch. Als Vorgesetzter bin ich auch dafür verantwortlich, meine Mitarbeiter zu schützen. Ich kenne Menschen, die sind in der Schule, der Uni, ihrem ersten festen Job so gemobbt worden, dass sie heute noch unsicher sind und Angst haben, Fehler zu machen. Meist suchen sie die Ursache bei sich – auch, weil Vorgesetzte und Chefs weggeschaut haben. Natürlich kommt Mobbing auch bei Freelancern vor, doch weil sie der Definition nach frei sind, können sie der Situation besser entkommen.
Mobbing zu entlarven und zu durchschauen ist schwer. Doch es gibt den ein oder anderen hilfreichen Tipp, wie ihr mit einer solchen Situation umgehen könnt.
Mobbing-Hilfe: So könnt ihr euch wehren
1. Schon bei den ersten Anzeichen einen kühlen Kopf bewahren und sich nicht in die Mobbing-Opferrolle drängen lassen. Macht eine genaue Situationsanalyse, überlegt, wo ihr selbst Mobbing, Ausgrenzung oder Verrat Vorschub leistet, aber sucht die Schuld nicht nur bei euch selbst. Deckt die Motive jener auf, die sich in der Machtposition sehen. Fragt euch, über welchen Einfluss sie im Betrieb/beim Auftraggeber verfügen. Wo liegen ihre Stärken und Schwächen? Versucht, die Situation richtig zu bewerten.
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2. Notizen machen, Beweise sichern. Das können Screenshots von WhatsApp-Konversationen sein, die das Maß der Ausgrenzung und des Drucks zeigen. Wer etwas in der Hand hat, belegt, dass seine Anschuldigungen nicht nur die eigene Empfindung als Grundlage haben.
3. Mit den Konfliktgegner reden. Egal ob Kollegen, Vorgesetzte, Auftraggeber, Koordinatoren oder Teammitglieder. Es empfiehlt sich zu allererst mit der anderen Partei zu sprechen. Der direkte Kontakt ist der richtige Weg, auch wenn man Respekt oder sogar Ängste vor der Konfrontation hat. Außerdem zeigt es dem anderen: Hey, ich bin nicht so schwach wie du mich versuchst darzustellen. Ich suche den Diskurs und stehe zu meiner Meinung.
Leider kommt es häufig vor, dass das nur begrenzt. Dennoch ist dies der erste, professionelle Schritt.
Leider kommt es häufig vor, dass das nur begrenzt. Dennoch ist dies der erste, professionelle Schritt.
4. Mit anderen darüber sprechen: Denunziation, Mobbing und Ablehnung nagt am Selbstbewusstsein und mindert das Selbstwertgefühl. Man sucht die Schuld schnell bei sich und wird unsicher. Gespräche mit Freunden, Familie oder eventuell sogar einem Therapeuten, wenn die Situation sehr belastend ist, helfen, sich wertvoll zu fühlen und sich klar zu machen, dass man nicht aus eigener Schuld in die Rolle des Mobbingopfers gerutscht ist.
5. Sich innerbetrieblich Hilfe holen. Als Festangestellter kann man sich an vertrauensvolle Kollegen wenden, die einem den Rücken stärken. Als Freelancer hilft es sehr, die gewohnte Strukturen zu durchbrechen und sich eben nicht an den eigentlichen Ansprechpartner zu wenden, der einen sowieso klein hält, sondern sich an eine Position höher oder an die Geschäftsführung zu wenden. Führungspersonen in Unternehmen sind nicht umsonst auf ihrer Position, sondern haben tendenziell Erfahrung im Bereich Human Resources und wissen um den richtigen Umgang mit ihren Freelancern. Der Wechsel des Ansprechpartners kann wahre Wunder bewirken. Hilft das nicht, ist es vielleicht auch einfach nicht der richtige Auftraggeber.
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6. Sich klar machen, dass jemand der verrät, mobbt, diskreditiert, das meist aus genau einem Grund macht: Er missbraucht seine Machtposition, weil er selbst erheblich Defizite hat. Das kann mangelndes Selbstbewusstsein sein, aber auch Neid oder schlichtweg Druckabbau. Sicher rechtfertigt das nichts, aber hilft, sich aus der Opferrolle zu befreien und sich zu stärken. Schwach ist tendenziell nämlich der, der seine Position missbraucht, und nicht der, der gemobbt wird. Auch wenn sich das in dem Moment anders anfühlt.
Einige Infos aus diesem Beitrag stammen vom Sozialnetz Mobbing und Burnout. Mehr Infos, zahlreiche Tipps und Tricks findet ihr hier: http://mobbing-und-burnout.sozialnetz.de
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