Willkommen bei Money Diaries! Einem Format, in dem wir das allgegenwärtige Tabu Geld angehen. Wir fragen echte Menschen, wie sie ihr hart verdientes Geld sieben Tage lang ausgeben – und verfolgen jeden Cent. Diese Woche: Eine 26-Jährige, die ihr Gehalt gerne für ausgewogene Ernährung ausgibt und sonst diese Woche kaum Kosten hat.
Beruf: Pädagogische Mitarbeiterin
Branche: Soziale Arbeit
Alter: 26
Ort: Würzburg
Jahresgehalt (Brutto): ca. 37.652 €
Monatliches Einkommen (Netto): ca. 1.896 €
Anzahl deiner Mitbewohner:innen: 2
Pronomen: sie/ihr
Branche: Soziale Arbeit
Alter: 26
Ort: Würzburg
Jahresgehalt (Brutto): ca. 37.652 €
Monatliches Einkommen (Netto): ca. 1.896 €
Anzahl deiner Mitbewohner:innen: 2
Pronomen: sie/ihr
Ich bin vor einem Jahr nach Würzburg gezogen, nachdem ich nach meinem Studium in Fulda übergangsweise für ein dreiviertel Jahr bei meinen Eltern gelebt habe. Zu Beginn meiner Zeit in Würzburg hatte ich nur einen Nebenjob in einer Corona-Teststation. Im Frühjahr 2021 habe ich mich dann spontan auf ein Jobangebot beworben und wurde im April eingestellt. Ich arbeite im sozialen Bereich mit Kindern und Jugendlichen.
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Ich würde mich allgemein als eher sparsamen und minimalistischen Menschen bezeichnen, mache nicht gerne Shoppingtouren und überlege mir, bevor ich neue Kleidung oder Ähnliches kaufe, meist länger, ob das wirklich notwendig ist. Meine Sparsamkeit bei materiellen Dingen wird ausgeglichen dadurch, dass ich mir hin und wieder auch gerne etwas „Luxus“ gönne: Einen Tag in der Therme oder Sauna, ein gutes Essen oder – wenn die Pandemie nicht gerade alle einschränken würde – Reisen.
Durch meinen Vollzeitjob bleibt bei mir am Ende des Monats immer relativ viel Geld auf meinem Konto übrig, was sich mit der Zeit zu einer guten Summe ansammelt. Durch meine finanzielle Stabilität habe ich auch kein Problem damit, meinen Freund:innen bei Geldsorgen etwas zu leihen.
Monatliche Ausgaben
Wie viel Miete zahlst du?
Für mein ca. 15 Quadratmeter großes Zimmer in einer relativ alten Wohnung in Innenstadtnähe zahle ich 220 Euro Miete. Dazu kommt dann noch mein Anteil der Internetrechnung (5,26 €) und der GEZ-Gebühr (18,36 €). Meine monatlichen Gesamtausgaben fürs Wohnen liegen also bei unter 250 €.
Für mein ca. 15 Quadratmeter großes Zimmer in einer relativ alten Wohnung in Innenstadtnähe zahle ich 220 Euro Miete. Dazu kommt dann noch mein Anteil der Internetrechnung (5,26 €) und der GEZ-Gebühr (18,36 €). Meine monatlichen Gesamtausgaben fürs Wohnen liegen also bei unter 250 €.
Zahlst du einen monatlichen Kredit oder Ähnliches ab?
Nein.
Hast du etwas gespart, wenn ja, wie viel hast du auf der Seite liegen?
Ich selbst habe ein Girokonto, auf dem aktuell ungefähr 11.000 Euro liegen. Soweit ich weiß, habe ich aber auch noch einen Bausparvertrag und eventuell haben meine Eltern noch anderweitig Geld für mich gespart oder angelegt.
Was gibst du an monatlichen Fixkosten aus?
Für unseren Internetvertrag in der Wohnung zahlen wir aktuell zu dritt 15,77 Euro pro Monat, also zahle ich davon 5,26 Euro. Der Rundfunkbeitrag von monatlich 18,36 Euro wird auch mit meinen Mitbewohnern geteilt, davon zahle ich monatlich 6,12 Euro. Mein Prepaid-Handyvertrag kostet mich monatlich 5 Euro. Außerdem zahle ich noch einen monatlichen Betrag von 39,33 Euro für die Mitbenutzung eines Gartengrundstücks etwas außerhalb der Stadt. Ich spende monatlich drei Euro an die Seebrücke und acht Euro an UNICEF. Ich habe ein Abo bei einer medizinischen Hautpflege-Firma, für das ich monatlich 36 Euro zahle. Für ein gemeinsames Netflix-Abo mit Freundinnen zahle ich monatlich 4,50 Euro und für ein gemeinsames Spotify-Abo 2,50 Euro.
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Legst du etwas für deine Rente zurück?
Aktuell noch nicht, aber ich habe vor, mich demnächst über die Möglichkeiten der privaten Altersvorsorge zu informieren und mich darum zu kümmern.
Wie hast du dich in der Zeit deines Studiums finanziert? Musstest du etwas für dein Studium zahlen?
Während meines Studiums haben meine Eltern mein 1-Zimmer-Appartement bezahlt und ich habe ca. 200 bis 250 Euro Taschengeld pro Monat für Lebenshaltungskosten und sonstige Dinge von ihnen bekommen. Außerdem habe ich mir meist noch in einem Ferien- oder Nebenjob etwas dazu verdient. Den Semesterbeitrag von ca. 300 Euro haben meine Eltern in den ersten Semestern gezahlt, danach habe ich ihn selbst übernommen.
Welche Rolle hat Geld in deiner Kindheit gespielt? Wurde in deiner Familie offen über Geld gesprochen?
In meiner Kindheit hat Geld keine große Rolle gespielt. Wir hatten weder Geldsorgen noch waren meine Eltern sehr reich. Nachdem sie geheiratet haben und in ihr eigenes Haus gezogen sind, haben sie sehr sparsam gelebt, um den Kredit für das Haus schnell ab zu bezahlen. Als dieser abbezahlt war, haben sie angefangen, Geld für mich und meine drei Geschwister zurückzulegen. Ihr Ziel war von Anfang an, uns allen ein Studium ermöglichen zu können. Meine Eltern konnten bzw. durften damals aus finanziellen Gründen nicht studieren. Mein Vater war Hauptverdiener, meine Mutter war ab der Geburt ihres ersten Kindes Hausfrau und hat erst später wieder angefangen, durch Minijobs etwas dazu zu verdienen. Wir sind alle paar Jahre ans Meer geflogen und haben auch vieles bekommen, was wir uns gewünscht haben. Ganz wichtig finde ich zu erwähnen, dass meine Eltern immer ein Haushaltsbuch geführt haben und dies immer noch tun – so hatten sie immer einen guten Überblick über ihre Einnahmen und Ausgaben.
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Wann bist du zu Hause ausgezogen?
Ich wohne nicht mehr zu Hause. Ich bin nach meinem Abitur als Au Pair in die USA gegangen. Danach habe ich mehrere Jahre fürs Studium alleine in Fulda gelebt, zwischendurch unterbrochen von meinem Auslandssemester in Kanada und zwei Zeiträumen, in denen ich noch mal übergangsweise zu meinen Eltern gezogen bin: Einmal für drei Monate während eines Praktikums 2018 und dann nach dem Studium, bevor ich in meine aktuelle WG in Würzburg gezogen bin.
Bist du finanziell unabhängig?
Ich würde sagen, dass ich, seit ich einen Vollzeitjob habe, finanziell überhaupt nicht mehr von meiner Familie abhängig bin. Davor war eine gewisse finanzielle Abhängigkeit vorhanden.
Was war dein erster Job und wie hast du ihn bekommen?
Mein erster „Job“ – wenn man das so nennen kann - war wahrscheinlich das Bedienen auf Dorffesten. Dort hat man zwar keinen Stundenlohn bekommen, aber man durfte das Trinkgeld behalten. Ich habe im Laufe meines Lebens dann verschiedene Jobs gemacht: Austragen von Werbeprospekten, Au Pair, Ferienjobs in einer Möbelfabrik, auf einem Hühnerhof oder in einem Lebensmittelbetrieb, aber auch ein Nebenjob in einem Freibad-Kiosk und einer Corona-Teststation. Mein erster Vollzeitjob ist mein aktueller Job, auf den ich aufmerksam wurde, weil jemand den Link zur Ausschreibung in eine Whatsapp-Gruppe geschickt hatte. Ich habe mich daraufhin spontan beworben, wurde zum Vorstellungsgespräch eingeladen und konnte mich gegen die anderen Bewerber:innen durchsetzen.
Machst du dir aktuell Geldsorgen?
Nein, überhaupt nicht. Manchmal frage ich mich sogar, was ich mit all dem Geld machen soll, da ich keinen sehr hohen Lebensstandard habe und meiner Meinung nach relativ gut verdiene. Obwohl ich keine Geldsorgen habe, kaufe ich mir nicht unüberlegt Dinge, sondern mache mir vorher immer oder zumindest meistens Gedanken über die Notwendigkeit. Vielleicht habe ich auch aufgrund dieser Angewohnheit keine Geldsorgen.
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Hast du etwas geerbt oder erzielst du passives Einkommen?
Nein, ich habe weder geerbt noch erziele ich passives Einkommen. Allerdings möchte ich gerne irgendwann in nachhaltige Aktien investieren und mein Wunsch wäre es, eine Eigentumswohnung zu haben, die ich dann zu einem fairen Preis vermieten kann.
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Montag
15:30: In meiner späten Mittagspause habe ich mir bei der Apotheke um die Ecke ein von meiner Ärztin verschriebenes Medikament zu fünf Euro Eigenbeteiligung gekauft. Ich habe relativ lang geschlafen, deshalb habe ich nicht gefrühstückt, sondern nur Tee getrunken. Zum Mittag gab es bei mir belegtes Brot, das ich immer auf Vorrat von meiner Mutter, die in einer Bäckerei arbeitet, bekomme und einfriere. Manchmal, wenn der Vorrat von meiner Familie sich dem Ende neigt und kein Besuch von ihnen ansteht, kaufe ich auch in der Vortagsbäckerei nebenan Brot zum halben Preis und friere dieses auf Vorrat ein. Am Abend habe ich Reste vom Wochenende gegessen.
Tagesfazit: 5 €
Dienstag
19:50: Nach dem Sport habe ich mir im Supermarkt eine Flasche Apfelessig (1,49 €), eine Packung Tee (3,99 €) und zwei Packungen frischen Babyspinat (2 x 2,99 €) – alles in Bio-Qualität – für insgesamt 11,46 € gekauft. Mein Mitbewohner hatte eine Pilz-Tomatensoße aus Lebensmitteln von Foodsharing gekocht, die wir zu Mittag und Abend zusammen mit Nudeln gegessen haben. Mit dem Babyspinat, gefrorenen Beeren und sehr reifem Obst von Foodsharing habe ich mir dann später noch zusammen mit einem Freund einen Smoothie gemacht.
Tagesfazit: 11,46 €
Mittwoch
19:15: Nach der Arbeit habe ich mir in verschiedenen Supermärkten und Discountern eine Packung Tortilla-Wraps (2,79 €), eine Packung veganen „Käse“ (2,49 €), zwei Packungen passierte Tomaten (2x 0,55 €), drei Dosen gehackte Tomaten (3x 0,55 €) und einen frischen Brokkoli (1,19 €) für insgesamt 9,22 € gekauft. Mittags gab es für mich auch wieder Brot. Heute habe ich mir am Abend mal wieder etwas mehr Zeit fürs Kochen genommen und aus Vorräten eine vegane Lasagne gemacht.
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Tagesfazit: 9,22 €
Donnerstag
17:15: Nach der Arbeit war ich bei meiner Kosmetikerin und habe für eine Tiefenausreinigung meines Gesichts 37,45 Euro gezahlt.
18:00: Nach der Behandlung bei meiner Kosmetikerin habe ich im Bioladen eine Packung Tee für 3,99 € gekauft. Mein Frühstück waren wieder mal mehrere Tassen Tee. Mittags und abends habe ich die Lasagne-Reste von gestern gegessen. Als Kind mochte ich Resteessen überhaupt nicht. Heute liebe ich es, gerade an Tagen wie heute, wenn ich nicht viel Zeit habe.
Tagesfazit: 41,44 €
Freitag
An diesem Tag wurden 15,77 Euro für das Internet in unserer Wohnung von meinem Konto abgezogen. Vor der Arbeit habe ich einen Becher veganen Fruchtjoghurt gegessen und dann mehrere Tassen Tee getrunken. Für mittags und abends habe ich mir eine vegane Pfanne mit Nudeln, Gemüse und einer Erdnusssoße gemacht. Nudeln und Erdnussmus haben wir immer auf Vorrat zu Hause. Beim Gemüse habe ich den Brokkoli, Paprika und Weißkohl, der noch von der Vorwoche übrig war, verwendet.
Tagesfazit: 15,77 €
Samstag
Heute hatte ich keine Ausgaben. Es war ein sehr entspannter Samstag, den ich alleine mit unserem Pflegehund verbracht habe. Am Wochenende mache ich es mir gerne leicht und war deshalb wieder mal froh über die Reste vom Vortag. Den Tag habe ich mit Spaziergängen mit dem Hund und Netflix-Sessions verbracht.
Tagesfazit: 0 €
Sonntag
Auch heute war es ein entspannter Tag ohne Ausgaben. Da ich unter der Woche nicht viel Zeit für mich hatte, habe ich die Zeit zur Entspannung und Erholung an der frischen Luft mit dem Hund genutzt und zwischendurch immer mal wieder in meinem Bett Musik gehört und Serien geschaut. Dazwischen habe ich auch das eine oder andere Nickerchen gemacht. Als ich dann doch irgendwann Hunger bekommen habe, habe ich mir Ofenkartoffeln gemacht. Kartoffeln bekomme ich auch häufig von meiner Oma aus ihrem eigenen Garten auf Vorrat.
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Tagesfazit: 0 €
Zusammenfassung:
Essen & Trinken / Gastronomie: 24,67 €
Kleidung & Kosmetik: 37,45 €
Medikamente: 5 €
Internet: 15,77 €
Kosten insgesamt: 82,89 €
Dein Fazit:
Ich habe zwar ungefähr mit Ausgaben in dieser Höhe gerechnet, finde aber, dass dieser wöchentliche Einblick auch ein falsches Bild vermitteln kann. Laut der Dokumentation meiner Woche habe ich mehr Geld für Kleidung und Kosmetik ausgegeben als für Essen und Trinken. Normalerweise liegen meine Hauptausgaben, abgesehen von der Miete, im Bereich Essen und Trinken und ich gebe auch bewusst dort am meisten aus, um mich möglichst gesund und ausgewogen zu ernähren. Der hohe Betrag im Bereich Kleidung und Kosmetik in dieser Woche fällt in den meisten Wochen weg.
Ich würde generell auch sagen, dass es natürlich immer große Schwankungen in meinen wöchentlichen Ausgaben gibt, da ich manchmal mehrmals pro Woche im Restaurant esse und manchmal die ganze Woche selbst koche. In manchen Wochen kaufe ich etwas mehr auf Vorrat ein und in anderen Wochen brauche ich meine Vorräte auf, bekomme frisches Gemüse aus dem Garten meiner Oma geschenkt oder hole Lebensmitteln von Foodsharing-Verteilern ab. Außerdem gibt es Wochen, in denen ich verreise oder Ausflüge mache und solche, in denen ich meine Freizeit in der Natur oder in meiner Wohnung verbringe, ohne auch nur einen Cent auszugeben.
Deutlich wurde mir jedoch nun wieder einmal, dass ich mit meinem Gehalt sehr gut leben kann und auf nichts verzichten muss, wenn ich nicht verzichten will. Bei meiner Familie und meinen Freunden bin ich auch für meine finanzielle Stabilität bekannt und werde regelmäßig darauf hingewiesen, dass ich das „übrige“ Geld sinnvoll investieren sollte. Damit werde ich mich in den nächsten Monaten auf jeden Fall intensiver beschäftigen.
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