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Berlins Bikerbabes: Stolze Frauen auf zwei Rädern

Ein Herz aus Benzin. Gänsehaut beim Sound des Motors. Babes und Bikes. Auf solch schöne Formulierungen stößt man, wenn man sich mit Cäthe Pfläging und Irene Kotnik beschäftigt. Und merkt schnell, dass dies nicht einfach pittoreske Worte sind, sondern dass die beiden Berlinerinnen leben, was sie sagen. Die Liebe zum Motorradfahren treibt sie an, inspiriert sie und feiert jede Frau auf dem Zweirad. Refinery29 trifft die Gründerinnen des Girls-only-Bikerclubs „The Curves" auf dem Pure & Crafted Festival presented by BMW Motorrad im Postbahnhof in Berlin. Ihr Stand fällt sofort auf: Maschinen mit Neon-Klebestreifen, Fähnchen in Gold und Blau, ein Kühlschrank mit Bier gefüllt, tolles Artwork, flashige Helme, Nierengurte, pastellfarbene Lose (Gewinn: ein Motorradsitz), gute Laune. Klischees: gar keine. Rote Lippen, Skinny Jeans, Ankle Boots und Hosenträger – Irene ist eine zierliche Person mit blonden langen Haaren und Pony, quirlig und frech. Eine, mit der man auf jeden Fall Spaß hat. Eine, die während des Interviews nicht still halten kann, wenn nebenan die „Band of Skulls" spielen.
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Klingt cheesy: Ich habe meinen Motorradführerschein gemacht, um mit meinem Vati die Route 66 zu fahren

Irene Kotnik
Cäthe, die eigentlich nur „Racaethe“ genannt wird, wirkt gleich wie eine dieser Freundinnen, auf die man sich verlassen kann, die einem den Rücken stärkt. Sie ist etwas bedachter und sagt, was sie für wichtig hält. Sie hat rote Locken, trägt Lederjacke und darüber mit Stolz – genau wie Irene – die Kutte ihres Clubs. Die Jeansweste mit dem „The Curves"-Schriftzug, der nur die Rückseite der Mitglieder zieren darf. „Wir wollen uns hier sichtbar machen", erklärt Cäthe. „Auf diesem Festival hier sind immer mehr Frauen unter den Besuchern – die meisten Motorradtreffen finden allerdings komplett unter geschlossener Männergesellschaft statt.“ Aus diesem Grund haben sich die beiden 2014 auch zusammengetan: Kennengelernt haben sie sich am Rande eines Rennens, weil sie beide die gleichen lustigen, bunten Gummibänder am Lenker hatten. Heute führen sie als Freundinnen einen Club, der nicht Anti-Männer sein soll, sondern Pro-Frau.

Man merkt schon, wie sich innerhalb von fünf Jahren die Motorradkultur total geändert hat. Sie ist viel freier geworden, auch kommerzieller, individueller, bunt

Cäthe Pfläging
„Was ich durchs Motorradfahren schon für unabhängige, geile, starke Frauen kennengelernt habe, ist unglaublich. Das sind Frauen, die ich jeden Tag um mich haben will. Bei uns geht es ums Spaß haben", sagt Irene. „Ja, wir wollen einfach mal zusammen abfeiern. Ich finde die Persketivverschiebung sehr wichtig: Uns geht nicht darum, Männer auszugrenzen, sondern Frauen einzugrenzen", fügt Cäthe hinzu.
Ende Juli veranstalteten sie ihr erstes Festival für Bikerinnen. Das „Petrolettes": Ein Wochenende rund um Motorradkultur mit Musik, Film, Party und Geschwindigkeit. „Man hat eine Leidenschaft, die man gemeinsam teilt. Für manche ist das mehr Hobby als alles andere. Du triffst auf Menschen aus den unterschiedlichsten Industrien. Das habe ich vorher noch nie so erlebt. Ich komme eigentlich aus der Künstler-Designer-Szene und da hat man halt immer die selben Menschen um sich herum. Aber jetzt haben wir mit Rechtsanwältinnen, Ärztinnen, Journalistinnen, einfach übergreifend mit vielen Branchen zu tun", schwärmt Irene.
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Gemeinsam Party machen, gemeinsam raus fahren (zum Beispiel über die Alpen) und gemeinsam über Sexismus in der Motorradszene lästern: „Ich trage gern enge Jeans auf einer leistungsfähigen Maschine – ich will so aussehen und bedecke mich nicht, nur weil manche Männer vielleicht Fantasien im Kopf haben", sagt Irene. „Natürlich gibt es Sexismus, aber solche Leute sind weder unsere Ansprechpersonen, noch unserer Freunde. Du kannst genug Menschen kennenlernen, die differenzieren können und nicht nur in Schubladen denken. Und wir haben übrigens selbst unsere Kühlschränke mit Tittenbildern beklebt", erzählt Cäthe lachend.
Insgesamt habe sich schon einiges getan, vor Jahren hätten sie sich als Bikerinnen noch ganz andere Sachen anhören müssen. „Ich habe mich oft verteidigt: Meine Familie hat immer gesagt 'Du gehst jetzt unter die Rocker, oder was?' Aber ich habe noch nie mit Rockabilly irgendwas zu tun gehabt. Ich bin doch keine Rockerin, nur weil ich Motorrad fahre", so Irene. Bist du lesbisch geworden? Bist du jetzt First Lady bei den Hells Angels? Bist du Gender-Faschist? Es gibt viele Fragen, die auf Ignoranz und Vorurteilen säulen – und die sich Frauen auf Motorrädern gerne mal anhören dürfen. So auch die zwei Designerinnen aus Berlin. Cäthe, ganz die Diplomatische, sieht es aber positiv: „Also wir haben uns jetzt gehörig freigespielt, durch das, was wir mit den „Curves“ machen und mit „Petrolettes“ geschafft haben. Da hast du wirklich gemerkt, dass wirklich was passiert ist in den Augen und Köpfen. Die haben uns den roten Teppich ausgerollt in den Kneipen. Die Berliner Szene ist jetzt stolz auf uns."
Das Interview könnte nicht unterhaltender sein. Im einen Moment haut Irene auf den Tisch, wenn sie sich über den Wettkampfdrang der Männer aufregt, im nächsten Moment wird es wieder ganz emotional. Dann funkeln die Augen von Cäthe, wenn sie erzählt, dass sie mit sechs Jahren das erste Mal auf einem Mofa in der Garage saß – sie dachte, es wäre ein Motorrad und fand das Gefühl auf dem Ledersitz schon als kleines Mädchen saucool. Sie zählen auch die abgefahrensten Strecken und Routen durch die Berge und am Strand auf: Irene ist viel in Amerika gefahren, in Kalifornien war sie beim berühmten Babes Ride Out dabei. Cäthe hat mittlerweile 120.000 Kilometer auf dem Tacho. „Ich fahre jetzt seit 25 Jahren Motorrad und bei mir ist das in Fleisch und Blut übergegangen. Ich habe nie ein Auto gehabt. Früher fuhr ich nur die Kawasaki W650. Die hat nur 58 PS ungefähr. Aber jetzt habe ich mir dieses Powerbike aus den 90ern gekauft", so Racaethe. „Jetzt hat sie den dicksten Pimmel von allen", ruft Irene rein. Alle lachen. Immer wieder geht es um den Kick, die Geschwindigkeit, um die Sucht und Adrenalin. Irene nennt es auch ihr „Ventil, um Luft abzulassen. Und wenn ich das nicht habe, bin ich nicht glücklich." Hier geht es nicht um Geschlechterkampf, sondern um große Leidenschaft.

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