Wahrscheinlich denkst du, du weißt ziemlich gut über deine Gebärmutter Bescheid. Du weißt, dass sie etwa 7 bis 10 cm lang und 4 bis 5 cm breit ist, während der Schwangerschaft aber deutlich größer wird – logisch, denn darin wächst ja auch ein Kind. Du weißt, wie sie aufgebaut ist, dass sie birnenförmig aussieht und wo sie sich befindet. Aber hast du schon mal was von einem retroflektierten Uterus gehört? Nein? Ich ehrlich gesagt auch nicht. Und deswegen habe ich ein bisschen recherchiert.
Etwa zehn Prozent der Frauen haben eine gekippte Gebärmutter, auch Retroflexio uteri genannt. Bei ihnen neigt sich der Uterus nicht wie bei den meisten leicht nach vorn in Richtung Bauchdecke (Anteflexion), sondern nach hinten in Richtung Kreuzbein (Retroflexion). An sich ist die ganze Sache meist halb so schlimm, aber weil es doch relativ häufig vorkommt und es ein paar Dinge gibt, die die Betroffenen beachten müssen, habe ich mit Dr. Fahimeh Sasan, einer New Yorker Gynäkologin und Gründerin von Kindbody (einer Frauen- und Fruchtbarkeitsklinik) über dieser anatomische Phänomen gesprochen.
WerbungWERBUNG
Ist es schlimm, einen retroflektierten Uterus zu haben?
Kurz gesagt: Nein. Laut Dr. Sasan machen sich zwar viele erst Mal Sorgen, wenn sie von ihrer gekippten Gebärmutter erfahren, aber im Prinzip ist es nur eine medizinische Beschreibung der Ausrichtung des Uterus. „Für deine Gynäkologin kann das beispielsweise bedeuten, dass sie den Winkel leicht verändern muss, wenn sie einen Abstrich bei dir machen möchte“, ergänzt Dr. Sasan und ergänzt, dass es außerdem gut ist, vor bestimmten OPs zu wissen, wie der Uterus ausgerichtet ist. „Für die betroffene Person selbst spielt die Lage im Alltag erst Mal keine Bedeutung“. Es gibt allerdings Ausnahmen, von denen ich weiter unten im Artikel berichte.
Wie kommt es zu dem Phänomen?
Den Uterus kannst du dir wie einen Luftballon vorstellen, bei dem die Luft schon fast komplett raus ist, sagt Dr. Sasan. Der Gebärmutterhals ist mit der Beckenbodenmuskulatur verbunden. Normalerweise ist der Uterus vertikal ausgerichtet, meist neigt er sich leicht nach vorn. Manchmal aber eben auch nach hinten. Beides kann viele, ganz normale, anatomische Gründe haben. Nach der Geburt können sich zum Beispiel die Bänder, die die Gebärmutter an Ort und Stelle halten, lockern. Auch durch Endometriose entstandenes Narbengewebe kann sich auf die Position auswirken. Einige Menschen werden auch einfach mit einer nach hinten gekippten Gebärmutter geboren.
Ist es schwerer, schwanger zu werden, wenn man eine gekippte Gebärmutter hat?
Früher dachte man, die Position würde es den Spermien den Weg zur Eizelle erschweren, heute weiß man, dem ist nicht so. Ein gekippter Uterus sollte laut Dr. Sasan keine Auswirkungen auf Fruchtbarkeit, Zyklus, Empfängnis und Schwangerschaft haben. Es gibt jedoch Ausnahmen. Sollte die Position deiner Gebärmutter durch eine Krankheit wie Endometriose bedingt sein, könnte die Empfängnis beeinträchtigt werden.
WerbungWERBUNG
Woher weiß ich, dass ich einen retroflektierten Uterus habe?
Tatsächlich könnte es gut sein, dass du eine gekippte Gebärmutter hast, es aber nicht weißt, denn viele Gynäkolog*innen erzählen ihren Patient*innen nichts davon. „Ich denke, es reicht, wenn es in der Krankenakte notiert wird“, sagt Dr. Sasan. Die meisten Betroffenen spüren keinerlei Symptome.
Es gibt, wie oben bereits angedeutet, aber auch Ausnahmen: Manche Frauen verspüren durch die Position des Uterus jedoch beim penetrativen Sex Schmerzen. Sollte das bei dir der Fall sein, sprich es am besten bei der nächsten Untersuchung an. Dann kann dich deine Ärztin oder dein Arzt gründlich untersuchen und beispielsweise prüfen, ob deine nach hinten geneigte Gebärmutter vielleicht fixiert (mit dem Bauchfell am Mastdarm verwachsen) ist. Diese Ausprägung tritt zwar nur sehr selten auf, kann aber unter anderem zu Verstopfungen, Kreuz-, Regel- oder chronischen Unterleibsschmerzen führen.
Aber wie gesagt: Das ist eher selten der Fall, also mach dir nicht zu viele Sorgen. In den meisten Fällen sind retroflektierte Uteri flexibel (mobil) und verursachen keine weiteren Probleme. Während der Schwangerschaft richten sie sich übrigens meist auf, so dass einer gesunden Entwicklung von deinem Baby und dir nichts im Wege steht.
WerbungWERBUNG