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Wegen meinem Burnout wechselte ich dreimal die Branche

Illustration: DAIANA RUIZ.
In unserer Reihe Salary Stories gewähren uns Frauen mit langjähriger Berufserfahrung offene Einblicke in den wohl intimsten Teil des Jobs: das Gehalt. Wir werfen einen ehrlichen Blick in die komplizierte Welt der Vertragsverhandlungen, Gehaltserhöhungen, Beförderungen und Arbeitslosigkeit, in der Hoffnung, damit junge Frauen dazu zu inspirieren, stark für sich selbst einzutreten – und vielleicht auch mal ein paar Risiken einzugehen.
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Alter: 40
Wohnort: Devon, England
Aktuelle Branche & Jobbezeichnung: Projektmanagerin im Hochschulwesen
Aktuelles Gehalt: 44.100 Euro
Berufserfahrung in Jahren: 20
Einstiegsgehalt: 18.300 Euro
Größter Gehaltssprung aufwärts: 32.100 zu 41.300 Euro
Größter Gehaltssprung abwärts: 32.100 zu 0 Euro
Größtes Verhandlungsbedauern: Ich verpasste eine firmenweite Gehaltserhöhung, weil ich den Job erst sieben Tage danach antrat. Ich wünschte mir, ich hätte gefordert, diese Erhöhung trotzdem zu bekommen, weil ich dadurch jetzt eine Gehaltsstufe unter der bin, die ich heute hätte haben können – und die macht pro Jahr einen Unterschied von etwa 1100 bis 1700 Euro. 
Bester Gehaltstipp: Geh nicht automatisch davon aus, dass ein höheres Gehalt auch mehr Arbeit bedeutet! Und ein kleineres Gehalt muss nicht zwangsläufig etwas Schlechtes sein.
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2003 – Erster Job – Psychiatrische Krankenpflegerin – Jahresgehalt: 18.300 Euro

Ich habe eine generalisierte Angststörung, die sich während meiner Jugend zeigte und meine letzten Schuljahre sowie meinen Abschluss beeinflusste. Ich brach die Schule im vorletzten Jahr ab und arbeitete danach erfolglos in mehreren Einzelhandels- und Versicherungsjobs, bis ich alleine durch Amerika und Kanada reiste. Dort wurde mir klar, dass ich meine Erfahrungen nutzen könnte, um anderen zu helfen – vor allem Jugendlichen mit psychischen Problemen. Also bewarb ich mich an einer Uni, um dort einen Kurs zur Ausbildung zur psychiatrischen Krankenpflegerin zu belegen. Zum Glück war die Universität damals (2000) ziemlich progressiv und nahm mich auf, obwohl ich die Schule abgebrochen hatte, weil sie meine Erfahrung mit meiner Angststörung berücksichtigten. Mein erster Job nach dem Abschluss war dann der als Krankenpflegerin für 18.300 Euro im Jahr.
Für meine Karriere war diese Ausbildung eine sehr wertvolle Erfahrung, weil ich dadurch gelernt habe, bei der Bewerbung auch ruhig mal was zu wagen – selbst wenn ich der Jobbeschreibung nicht zu 100 Prozent entspreche. Ich bin der Meinung, es gibt Fähigkeiten, die sich einfach übertragen lassen, und ich glaube, das hat mir dabei geholfen, mich von Karriererückschlägen recht schnell zu erholen, indem ich mir was Neues, Anderes gesucht habe. Ich leide immer noch dann und wann unter meiner Angststörung. Sie beeinträchtigt mich aber nie sehr lange, weil ich heute weiß, was für mich funktioniert.

2005 – Jobwechsel – Leitende psychiatrische Krankenpflegerin für Kinder und Jugendliche – Jahresgehalt: 24.000 Euro

Ich zog ans andere Ende des Landes, um in der psychiatrischen Pflege von Kindern und Jugendlichen zu Arbeiten, was ich mir schon seit dem Studium gewünscht hatte. Es war ein Vollzeitjob für 24.000 Euro im Jahr, und ich wurde drei Monate nach Beginn des Jobs schwanger!
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2007 – Jobwechsel – Leitende Krankenpflegerin (Teilzeit) – Jahresgehalt: 12.600 Euro

Nach einem Jahr Elternzeit fing ich an, in Teilzeit zu arbeiten. Die Abteilung, in der ich vorher gearbeitet hatte, war während dieses Jahres geschlossen worden. Das hieß, dass ich versetzt wurde und daraufhin zwei Nächte pro Woche in einer Krankenhausabteilung für demente Patient:innen arbeitete. Das war eine enorme Veränderung und bedeutete eine steile Lernkurve.

2010 – Jobwechsel – Leitende Fachkraft für mentale Gesundheit in der Krankenpflege – Jahresgehalt: 32.100 Euro

Wieder wurde die Abteilung, in der ich arbeitete, geschlossen – diesmal für eine 18-monatige Renovierung. Mein Pflegeteam wurde in ein anderes Krankenhaus versetzt, das über 30 Kilometer entfernt war. Dieser längere Weg war für mich mit einem Kind nicht machbar; also suchte ich mir einen neuen Job und hatte das Glück, eine Teilzeitstelle in der Pflege für 32.100 Euro zu ergattern. Dieser Job ließ sich auch mit den Schulzeiten meines Kindes vereinbaren. Dadurch konnte ich mehr arbeiten, als mein Kind dann eingeschult wurde.

2013 – Jobwechsel – nicht berufstätige Mutter – Jahresgehalt: 0 Euro

Als ich selbst unter einem Burnout und psychischen Problemen litt, traf ich die schwierige Entscheidung, die psychiatrische Krankenpflege zu verlassen und mich für eine Weile nur auf mein Kind zu konzentrieren, während ich mich erholte. Die psychiatrische Krankenpflege fehlt mir bis heute. Ich konnte aber nicht guten Gewissens weiterhin mit so empfindlichen Menschen zusammenarbeiten, als mir klar wurde, dass ich völlig ausgebrannt war. Ich hatte auch erkannt, dass es meiner Tochter nicht gut getan hatte, mich so zu erleben.
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2014 – Jobwechsel – Bibliotheksassistentin (in Teilzeit) – Jahresgehalt: 16.000 Euro

Zwischen 2008 und 2013 hatte ich an einer Fernuniversität einen Abschluss in Literaturwissenschaften gemacht. Anfangs hatte es mir gut getan, allein zu Hause zu sein, während mein Kind in der Schule war; als meine Gesundheit aber wieder besser wurde, brauchte ich einen Job, um mich erfüllt und produktiv zu fühlen. Und Geld war natürlich auch gut! Ich beschloss, mir eine Stelle im Bibliothekswesen zu suchen, in der Hoffnung, mich zur Bibliothekarin hocharbeiten zu können. 2014 fand ich schließlich einen Teilzeitjob als Bibliotheksassistentin.

2014 – Beförderung – Bibliotheksaufseherin – Jahresgehalt: 25.200 Euro

Dank meiner Pflegeerfahrung hatte ich viele Fähigkeiten, die sich auf die neue Stelle übertragen ließen. Deswegen wurde ich schon nach wenigen Monaten in der Bibliothek befördert. Das neue Gehalt bedeutete allerdings auch Vollzeitarbeit; die Stunden konnte ich mir aber flexibel einteilen und somit mein Kind berücksichtigen.

2016 – Beförderung – Kundenerlebnismanagerin in der Bibliothek – Jahresgehalt: 32.100 Euro

Während ich daran arbeitete, zur Bibliothekarin aufzusteigen, hatte ich das Glück, diese neue Beförderung zu bekommen. Im neuen Job managte ich ein großes Team und bestimmte die Kundenerfahrung. Während dieser Zeit lernte ich viel über IT und digitale Lösungen.

2019 – Jobwechsel – Informations-Managerin, Universität – Jahresgehalt: 41.300 Euro

Ich beschloss, die Branche zu wechseln und im Universitätswesen anzufangen (merkst du, dass ich gerne neue Jobs ausprobiere?). Also fing ich eine Stelle als Managerin der Auskunft an einer Uni an. Es war schwer, mich an den neuen Sektor zu gewöhnen; ich wusste aber, dass ich belastbar genug war, um mich durchzuarbeiten und ein noch größeres Team zu managen. Was mir damals nicht klar war: Ich würde auch belastbar genug sein müssen, um dieses Team auch während der Pandemie zu managen und den Student:innen zu helfen.
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2021 – Jobwechsel – Projektmanagerin, Universität – Jahresgehalt: 43.600 Euro

Als ich die Ausschreibung zu dieser Stelle an derselben Universität las, wusste ich, dass ich mich bewerben musste. Auch in diesem Job verlasse ich mich auf meine Fähigkeit, mich an neue Rollen zu gewöhnen, in denen ich anfangs vielleicht nicht genau weiß, was ich tue. Ich finde, das ist ein ganz eigenes Talent, das ich auch an meine Tochter weiterreichen will, bevor sie selbst in ihren Beruf einsteigt.
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