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Sollte ich meine Scheidenflora testen lassen?

Foto: Ruby Woodhouse.
Ah, die Vagina – ein magischer, mystischer, wundervoller Ort, an dem viel mehr passiert, als dir vielleicht bewusst ist. Tatsächlich beherbergt die Vagina ihre ganz eigene Community aus Mikroben, die uns viel darüber verraten können, was in unseren Körpern so los ist. Wie bei den meisten Facetten der Gesundheit von Frauen und Menschen mit Vulva hinkt die Forschung aber auch hier ein wenig hinterher. Wie viel weißt du über deine Vagina? Vermutlich zu wenig. Also lass uns mal über das vaginale Mikrobiom sprechen, auch Scheiden-, Vaginalflora oder Vaginom genannt.
Die Scheidenflora ist ein Ökosystem aus Mikroorganismen, die in der Vagina leben. Sie schützt die Vagina unter anderem vor Infektionen und sexuell übertragbaren Krankheiten und sorgt dafür, dass der vaginale pH-Wert auf einem optimalen Level bleibt. „Wir leben symbiotisch mit Mikroorganismen an verschiedenen Körperstellen zusammen – nicht nur im Bauch oder im Mund“, erklärt die Gynäkologin Dr. Kirti Patel. „Das gilt auch für die Vagina.“
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Wohingegen das Darm-Mikrobiom im Internet zu einem beliebten Wellness-Trend geworden ist und darüber in der Medizin auch viel häufiger gesprochen wird, ist die Vaginalflora kaum ein Thema. „Dabei ist das ein Bereich, über den wir viel mehr reden und erfahren sollten“, meint Dr. Patek, „Es steckt viel Potenzial darin, herauszufinden, was die vaginale und reproduktive Gesundheit ausmacht.“
Einige Leute versuchen genau das zu ermöglichen. In den USA verkauft zum Beispiel die Marke Evvy Vaginalflora-Tests für zu Hause. Für 130 Dollar (umgerechnet circa 118 Euro) bestellst du dir dort einen Test, mit dem du einen Abstrich aus deiner Vagina nimmst, den du daraufhin an ein Labor schickst. Rund acht bis zehn Werktage später bekommst du dann eine Übersicht darüber, welche Bakterien und Pilze in deiner Vagina leben, was sie bedeuten, und was du gegen sie unternehmen kannst, wenn sie dir Unwohlsein bereiten. Die Marketingchefin und Mitbegründerin von Evvy, Laine Bruzek, erklärt uns, zu ihren Tests gehöre auch ein individuell zugeschnittener Plan für die nächsten Schritte (wie eine medikamentöse Behandlung). Sollte die vonnöten sein, vermittelt dich Evvy an entsprechende Mediziner:innen. Noch dazu werden deine Ergebnisse in Einzelgesprächen via Call mit dir besprochen.
Laut CEO und Mitbegründerin Priyanka Jain ist das Ziel von Evvy, Leuten eine aktivere Rolle in ihrer Gesundheit zu ermöglichen. „Wenn du keinerlei Symptome hast, kann dir das ein- bis zweimal pro Jahr als Kontrolle dienen, um deine Scheidenflora besser zu verstehen oder Unregelmäßigkeiten zu entdecken, bevor daraus ausgewachsene Infektionen werden“, sagt sie. „Ich sage immer, dass wir nicht warten sollten, bis [die Vagina] unangenehm riecht.“ Jain ergänzt, dass Menschen mit Vulvas zudem häufiger Fehldiagnosen oder gar keine Diagnose bekommen. Obwohl es schwierig ist, dafür konkrete Zahlen zu finden, weil Fehl- und fehlende Diagnosen meist nicht gemeldet werden, gibt es doch viele Erfahrungsberichte darüber.
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Derartige Tests gibt es auch hierzulande – wie zum Beispiel von Femna (241 Euro) oder Medivere Diagnostics (242 Euro). Wenn du mehr über deine Gesundheit erfahren willst, können diese Informationen sehr interessant sein.  Ärzt:innen sind sich aber nicht sicher, ob dieses Wissen wirklich nützlich ist. „Zu wissen, wie dein Vaginom zusammengesetzt ist, ist bestimmt interessant, wenn du zu häufigen Vaginosen neigst. Wurden [diese Tests] aber klinisch anerkannt? Nein“, meint Dr. Patel. „Ich kann den Preis für diese Tests nicht rechtfertigen, weil du vermutlich gar nicht weißt, was du mit diesen Informationen anfangen sollst.“
Obwohl wir zwar wissen, was das vaginale Mikrobiom ist, gibt es laut Dr. Patel nämlich noch nicht genügend Forschungsergebnisse dazu, wie sich die Zusammensetzung des individuellen Mikrobioms ausnutzen ließe, um deine Gesundheit zu fördern. „Du brauchst dich mit deinem Vaginom wirklich nicht gründlich auseinanderzusetzen, wenn du keine Probleme hast“, findet Dr. Jacques Ravel, Professor für Mikrobiologie und Immunologie an der University of Maryland. „Wer Symptome oder Beschwerden hat, geht damit meist zum Frauenarzt oder zur Frauenärztin, wo das Ganze dann klinisch untersucht wird. Es stimmt, dass einige unserer medizinischen Möglichkeiten nicht optimal sind. Sie lösen nicht alle Probleme, und manchmal bleiben die Beschwerden hartnäckig bestehen – wie Scheidenpilz.“
Dr. Patel erklärt, viele Faktoren könnten die Scheidenflora beeinflussen – von den Hormonen über Antibiotika, Stress, Rauchen, bis hin zu Verhütungsmitteln und Sex. Und obwohl Vaginalflora-Tests für zu Hause derzeit noch nicht unbedingt nötig sind, hält Dr. Patel dennoch eine Zukunft für möglich, in der wir diese Technologie häufiger nutzen könnten – vorausgesetzt, die Forschung kennt sich mit dem Vaginom bis dahin besser aus.
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„Wir investieren nicht genug Geld in die Gesundheit von Frauen und Menschen mit Vagina“, sagt sie. „Ich finde, es gibt dahingehend viel Potenzial. Was, wenn wir herausfinden, das ein bestimmtes Vaginom-Profil für verfrühte Wehen sorgen könnte? Das wäre ein echter Gamechanger.“
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