Betroffen sind etwa 15 bis 20 Prozent aller Kinder und Jugendlicher und
1,5 bis 2,5 Prozent aller Erwachsenen. Amy gehört zur zweiten Gruppe. Sie ist 26 Jahre alt und benutzt ihr Smartphone – wie die meisten Millennials – lieber zum Schreiben als zum Telefonieren. „Ehrlich gesagt vermeide ich es sogar aktiv, zu telefonieren, wie die Liste meiner verpassten Anrufe eindeutig beweist. Ich denke immer, wenn jemand etwas von mir will, soll er mir einfach schreiben. So einfach ist das“, so Amy. „Mein Problem ist, dass ich manchmal auch Leuten schreibe, wenn ich schlafwandle. Zwar schreibe ich ganz normale, zusammenhängende Sätze, doch die Themen sind oft komplett beliebig – also für die Empfängerin oder den Empfänger zumindest. So habe ich nachts schon Freund*innen von Dingen erzählt, die ich eigentlich bewusst
nicht ansprechen wollte, um mögliche Konflikte zu vermeiden. Die Gespräche, die dadurch im Nachhinein entstanden, waren meist nicht so lustig. Ich bin auch schon mal morgens aufgewacht und dachte, ich hätte nur davon geträumt, einem Kollegen eine flirty Nachricht geschrieben zu haben. Ich schaute auf mein Handy und musste entsetzt feststellen, dass ich es tatsächlich gemacht hatte. Ich versuchte, mich damit rauszureden, dass ich ‚betrunken war und der falschen Nummer geschrieben habe‘. Doch in die Augen schauen konnte ich ihm nach dieser Geschichte trotzdem nicht mehr. Um mich vor mir selbst zu schützen, habe ich mein Smartphone sogar schon vor dem Schlafengehen in ein anderes Zimmer gelegt. Doch dann bin ich einfach aufgestanden und habe es mir im Schlaf geholt. Meinen Freund*innen habe ich mittlerweile von meinem Problem erzählt, damit sie sich nicht wundern, wenn sie mitten in der Nacht eigenartige WhatsApp-Nachrichten von mir bekommen. Das hat allerdings zur Folge, dass sie nichts mehr für voll nehmen, was ich ihnen nach 22 Uhr schicke.“