Es gibt jede Menge merkwürdige Phobien. Die Angst vor Knöpfen, die offiziell Koumpounophobie heißt, tritt dabei gar nicht mal so selten auf, auch wenn das erst mal ziemlich abwegig klingt. Wie lebt es sich mit der seltsamen Macke?
Wenn ich aktuell durch eine Filiale von Ikea bummele, kommt irgendwann der Punkt, an dem ich mein Gesicht verziehe und den Kopf schütteln muss – in der Teppichabteilung. Dort hängt ein kunterbunter Teppich, von dem ich annehmen muss, dass er offenbar von Leuten gekauft wird. Das Muster: Große, runde Knöpfe.
Niemals käme das Ding in meine Wohnung. Was für ein absurdes Muster, igitt! Allerdings sehen wohl bloß ich und eine Handvoll anderer Menschen das so – ich finde Knöpfe eklig.
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Erst vor ein paar Jahren habe ich festgestellt, dass das kein merkwürdiger persönlicher Tick von mir ist, sondern eine "offizielle" Phobie. Koumpounophobie heißt das im Psychologen-Latein. Und nein, auch ich kann das nicht fehlerfrei aussprechen.
Die Ursache? Völlig rätselhaft
Woher das kommt? Ich weiß es nicht. Ich hatte kein traumatisches Erlebnis mit Knöpfen in frühester Kindheit – ich wüsste auch nicht, wie ein traumatisches Erlebnis mit Knöpfen überhaupt aussehen sollte. Ich fand sie nur schon immer abstoßend.
Schon im Kindergartenalter weigerte ich mich mit Händen und Füßen, Kleidung mit Knöpfen zu tragen. Ich erinnere mich an ein Fasching, das für mich völlig ruiniert war, weil meine Mutter mich überredete, in einer Jeanslatzhose mit exakt zwei Knöpfen, für die Träger, in den Kindergarten zu gehen, wo ich dann endlich mein Faschingskostüm anziehen durfte.
Zum Glück fiel meine Grundschulzeit in den Neunzigern in die Phase, in der man als Mädchen ohnehin Leggins und lange Shirts drüber trug. Etwas anderes zog ich jetzt nämlich auch schlicht nicht mehr an. Vom Fashion-Standpunkt aus sicherlich fragwürdig, aber damals fand ich das völlig okay. Übrigens auch im Winter.
Mit dem Alter wird es etwas besser
Die Phobie wird mit dem Alter aber milder. Irgendwann waren Jeans dann okay, auch Mäntel mit Knöpfen gehen klar. Manchmal sogar Blusen. Allerdings bin ich heute noch kein Fan davon, wenn mein Freund Hemden trägt. Und wenn irgendwo mal ein einzelner Knopf rumliegt – am besten noch so ein kleiner aus milchigem Plastik – dann schüttelt's mich. Ich könnte den nicht mit bloßen Händen anfassen. Ich finde sogar das Wort Knopf irgendwie eklig.
Zehn bis zwölf Prozent aller Menschen entwickeln im Laufe ihres Lebens solch eine spezifische Phobie. Und, wie ich zu meiner Beruhigung irgendwann feststellen durfte, bei gar nicht mal so wenigen sind ebenfalls Knöpfe das Hassobjekt. Die erste "Leidensgenossin", die ich traf, war meine Freundin Birte. Als ich mit 18 oder 19 mit ihr durch die Stadt bummelte, auf Shoppingtour, erwähnte sie nebenbei, dass sie keine Blusen mag, weil sie Knöpfe eklig fände. Ich hätte sie umarmen können. Ich war nicht allein!
Wobei diese Macke ja nun nichts ist, was einen wirklich einschränkt. Anders als Phobien, die Betroffene im Alltag extrem behindern. Ich kaufe Kleidung halt etwas selektiver als andere und manchmal schüttelt's mich angeekelt – Stichwort Ikea –, wenn andere das nicht nachvollziehen können. Das war's ja eigentlich schon. Aufzug-Phobie ist da sicher unangenehmer.
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