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Schlagfertigkeit kann man lernen: Maru Winnacker erklärt wie’s klappt

Ihr kennt das: Wumms! Eine ärgerliche Bemerkung von einem Kollegen oder Kollegin, ein blöder Anmachspruch auf der Strasse oder ein patziger Seitenhieb beim Verabschieden. Man kann gar nicht schnell genug reagieren, denn man ist kurzfristig einfach starr vor Schock. Fünf Sekunden später hätte man die perfekte Antwort gehabt, aber - zu spät. Man ärgert sich, dass man nichts gesagt hat. Zu Hause grübelt man noch stundenlang darüber nach, was man alles hätte erwidern können. Aber manchmal ist auch nichts zu sagen, die beste Reaktion. So war’s bei mir: Anzügliche Bemerkung, direkt oder indirekt, bekommt man früher oder später von seinem Gegenüber. Oft ist das vielleicht gar nicht beabsichtigt oder wird als Spaß gesehen, aber witzig ist das fast nie. Man kommt in unangenehme Situationen, die einen erröten lassen und eigentlich jede mögliche Antwort würde zu noch mehr Provokation führen. Schwierig wird es, wenn das in einem Gespräch mit einem Kollegen passiert, der eventuell auch noch der oder die Vorgesetzte ist. Als ich in meinem ersten Job bei einem großen Konsumgüterunternehmen im Vertrieb tätig war, war ich viel unterwegs. Das bedeutete Herumreisen mit Übernachtungen in anderen Städten. Am Anfang war ein Kollege dabei, der mich einarbeiten sollte. Eines Abends, wir saßen beim Essen im Hotel und besprachen die Strategie für das Meeting am folgenden Tag, kam er plötzlich mit der Frage auf, was mein Partner denn dazu sagen würde, wenn ich immer mit ihm (meinem Kollegen) im Hotel sei. Ob er sich da nicht Gedanken mache, dass „was liefe“. Ich war so perplex, weil ich überhaupt nicht mit einer solchen Frage in einem geschäftlichen Rahmen gerechnet hatte. Ich antwortete prompt und nüchtern mit „Nein“. Im Nachhinein ärgerte ich mich, dass ich nicht mehr gesagt hatte. Gerne hätte ich ihm eine Standpauke gehalten, zum Beispiel, was denn seine Frau zu einer solchen Frage sagen würde und so weiter. Ich regte mich richtig auf, weil ich es zudem frech fand, überhaupt anzunehmen, dass ich auf irgendwelche anderen Gedanken als Geschäftliches kommen würde. Letztlich war aber mein nüchternes Nein die beste Reaktion. Gerade weil ich nicht tiefer in die Thematik eingestiegen war, hatte ich eine gewisse Coolness bewiesen und gezeigt, dass ich mich überhaupt nicht auf ein solches Thema einlassen würde. Es wurde auch nie mehr angesprochen. Es gibt aber andere alltägliche Situationen, bei denen ich mir selbst wünsche, sofort reagieren zu können. Vor allem, wenn ich einschätzen kann, dass es angebracht ist. Das übe ich mittlerweile auch. Eine Situation, auf die ich mehrmals im Jahr stoße, ist, dass mich Leute, denen ich gerade erst begegne, mich ganz viel über meine Adoption ausfragen. Das ist aus meiner Sicht sehr taktlos und viele wissen einfach nicht, wie intim diese Fragerei zu dem Thema eigentlich ist. Anfangs versuchte ich höflich zu sein und zumindest etwas zu antworten, aber dann ging die Fragerei immer weiter. Es ist wirklich erstaunlich wie taktlos manche Menschen sein können. Mittlerweile habe ich mir für solche Fragen eine Standardantwort zusammengelegt: „Das ist eine sehr intime Frage. Nächstes Thema bitte.“ Manche ärgert’s dann. Ich habe aber meine Ruhe. Das rate ich euch: Man kann und sollte Schlagfertigkeit üben. Es gibt viele Situationen, in denen gerade wir Frauen durch einen unangebrachten Spruch schwächer oder schlechter dargestellt werden. Hier gut zu kontern ist dann schon eine kleine Meisterleistung. Schreibt euch doch mal drei bis fünf Alltagssituationen auf, bei denen ihr oft im Nachhinein die beste Antwort parat gehabt hättet. Überlegt euch die passende Antwort und verinnerlicht sie, um sie beim nächsten Mal direkt einzusetzen. Ihr werdet euch besser und gestärkt fühlen. Es ist übrigens nicht schlimm, wenn ihr dafür auch mehrere Anläufe braucht. Schlagfertigkeit bitte nicht mit frechem Kontern gleichsetzen. Das kann oft patzig wirken und man erreicht eher das Gegenteil, nämlich noch mehr Diskussion oder Streit. Wichtig ist dem Gegenüber durch Schlagfertigkeit klare Grenzen zu setzen. Das schützt euch am meisten. Manche Sprüche sind es nicht wert beantwortet zu werden. Daher ist ein ein Nichtantworten die beste Antwort, die ihr geben könnt. Anderes Thema und weiter! Also, auch Schlagfertigkeit könnt ihr üben! Traut euch und fangt an.
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