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Der Gender Gap, über den zu wenig gesprochen wird

Illustration: Anna Sudit
Unsere hektische Welt hat Frauen allzu vertraut mit Gefühlen wie Stress und Panik gemacht. Laut einer Studie der American Psychological Association, berichten zehn Prozent der befragten Frauen, dass sich ihr Stresslevel über die letzten fünf Jahre erhöht hat.
Während das nicht bedeutet, dass Männer nicht denselben Druck spüren können, betreffen viele, große Stressmacher unverhältnismäßig häufig und stark Frauen – weshalb es absolut wichtig ist, diese zu identifizieren und etwas daran zu ändern, bevor wir daran zugrunde gehen.
Ob du dir den Kopf über einen Studienkredit oder die verpasste Beförderung zerbrichst: Wir haben zusammengestellt, wie du deine Sorgen am Abend in deine Motivation am Morgen verwandeln kannst.
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Illustration: Anna Sudit
Sexismus am Arbeitsplatz
Frauen berichten von höheren Stressleveln als Männer, da sie das Gefühl haben unterschätzt und unterbezahlt zu sein und weniger Chancen auf Weiterentwicklung erhalten, zeigt eine weitere Studie der American Psychological Association. „Bei Männern wird Kompetenz vorausgesetzt, Frauen müssen sie immer wieder unter Beweis stellen“, sagt Cynthia Calvert, eine Expertin in familienrechtlichen Antidiskriminierungsfragen und Präsidentin der Workforce21C. So wird es bei Frauen beispielsweise seltener toleriert wird, wenn sie, etwa eine Deadline verpassen oder einen internen Wechsel machen wollen.
Der Druck, ständig einen guten Eindruck machen zu müssen, fügt ein weiteres, besonderes Stresselement für Frauen am Arbeitsplatz hinzu. „Wenn man zu lieb und mitfühlend ist, [wirkt] man inkompetent; ist man zu kompetent, wird man als nicht sehr warm oder nett wahrgenommen“, sagt Calvert. Kommt dir das bekannt vor? Obwohl organisatorische Lösungen entscheidend sind und für diese gekämpft werden muss, werden diese vermutlich nicht sofort eintreten. Während das also im Gange ist, versuche starke Beziehungen zu bilden und ein internes Netzwerk aufzubauen. „Scheue nicht davor zurück, um Rat zu fragen“, sagt Calvert. „Die meisten Leute finden das schmeichelhaft und eine*n Mentor*in zu haben hilft dabei, sich weniger isoliert und besser in den eigenen Karrierezielen unterstützt zu fühlen“.
Illustration: Anna Sudit
Fruchtbarkeit
Zum Kinderkriegen gehören zwei Parteien, aber die Erwartung Kinder zu haben trifft Männer und Frauen nicht gleichermaßen. „Schwangerschaft und Geburt sind in unserer Kultur noch immer ein großer Teil der weiblichen Identität“, sagt Dr. Jean Twenge, Professorin für Psychologie und Autorin. „Und weil es eben am häufigsten weiblichen Körpern passiert, fühlen wir uns auch verantwortlicher, wenn es nicht passiert“.
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Das Gewicht dieser Verantwortung ist noch größer, wenn Frauen gesagt bekommen, dass der Stress, den sie erleben, ihren Chancen auf eine Schwangerschaft schaden könnte. „Als ich versuchte, schwanger zu werden, machte ich mir solche Sorgen darüber, dass der Stress durch meine Karriere, meine Ernährung und Gesundheit und mein emotionaler und psychischer Zustand meine [Chancen], ein Kind zu bekommen, beeinflussten“, sagt Kelly, 35. „Kommentare und ‘Empfehlungen’ anderer machten das nur noch schlimmer“.
Die gute Nachricht: „Studien über Stress und Fruchtbarkeit sind sehr unterschiedlich und häufig schwach“, sagt Twenge. „Sich von einer potenziellen Schwangerschaft stressen zu lassen ist gewissermaßen normal und es ist eher unwahrscheinlich, dass dieser Stress das Schwangerwerden tatsächlich verhindert“.
Ganz abgesehen jedoch von den Auswirkungen auf die Schwangerschaft fühlt es sich nie gut an, sich Sorgen zu machen. Um den Druck zu verringern, hilft es, sich die Gefühle von der Seele zu schreiben, egal ob händisch oder digital. Studien zeigen, dass Schreiben die negativen körperlichen und mentalen Auswirkungen von Stress reduzieren kann, indem es uns dabei hilft, unsere Gedanken zu sortieren und einen Sinn in schwierigen Situationen zu finden.
Illustration: Anna Sudit
Body Image
Ganze 69 Prozent der Frauen sagen, dass sie sich in der Vergangenheit wegen ihrer Figur verurteilt gefühlt haben und 42 Prozent fühlen sich aufgrund sozialer Medien schlecht über ihren Körper, besagt eine neuere Studie aus 1.100 Frauen zwischen 18 und 54 Jahren.
„Es ist absolut schwer, jeden Tag Instagram zu öffnen und sich mit Frauen zu vergleichen, deren Leben perfekt aussieht“, sagt Megan, 30. „Der perfekte Verlobungsring, der perfekte Körper, das perfekte Outfit, der perfekte Kaffeetisch und Kaffeemoment – in der Regel fühle ich mich nicht unbedingt gut, wenn ich Instagram aufmache“.
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Zu leicht ist es, in die Vergleichs- und Konkurrenzfalle zu tappen. „Das Gehirn hat fünf Mal mehr negative als positive Schaltkreise und wir schenken potentiellen Bedrohungen in unserer Umgebung weitaus mehr Aufmerksamkeit als Belohnungen“, sagt Dr. Heidi Hanna, Autorin von The Sharp Solution und Stressaholic. Achtet man nicht darauf, das unter Kontrolle zu halten, wird es schnell sehr ermüdend.
Der erste Schritt? Umgebe dich mit Freund*innen, die dich unterstützen und sei nicht so streng mit dir selbst. Wenn andere Leute eine*n wertschätzen, tendieren wir dazu, uns selbst weniger zu verurteilen. Und wenn die sozialen Medien eine zu große Rolle in deinem Leben angenommen haben, denke doch noch mal über eine digitale Detoxphase nach, und sei es nur eine kurze. „Sich auf bestimmte Themen, Hobbys und Freundschaften zu konzentrieren, die inspirieren, hilft nicht nur beim Entspannen, sondern lassen das Leben auch reicher und erfüllter erscheinen“, sagt Dr. Gail Saltz, Professorin für Psychiatrie an der New York Presbyterian Hospital Weill-Cornell School of Medicine.
Illustration: Anna Sudit
Ständig etwas erledigen zu müssen
Eine gute Work-Life-Balance hinzubekommen ist ein nie endendes Problem und niemand ist damit besser vertraut als Frauen: Sie machen mittlerweile die Hauptverdienenden in vier von zehn Haushalten aus und tragen weiterhin mehr Verantwortung im Haushalt und in der Erziehung von Kindern als Männer.
„Ich nehme mir selten Zeit für mich selbst. Meine ‘freien’ Wochenenden verbringe ich damit, Essen und Windeln zu kaufen, Wäsche zu waschen, das Haus zu putzen und mit meiner Familie zu spielen“, sagt Kelly, 34, Mutter von 9 Monate alten Zwillingen. „Wenn ich kein Abendessen auf den Tisch stelle, habe ich schnell das Gefühl, ich würde meine Familie vernachlässigen, obwohl ich weiß, dass es nicht so ist und mir auch niemand anderes diesen Vorwurf macht.“
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Ob mit Kind oder kinderfrei, das Gefühl, selbst zu kurz zu kommen, kennen wahrscheinlich viele. „Die Tatsache, dass sich uns allen so viele Möglichkeiten bieten, ‘alles zu haben’, kann ein zweischneidiges Schwert sein“, sagt Hanna. „Sobald wir das Gefühl haben, nicht genug zu haben – sei es Zeit, Energie, Geld oder ähnliches – versetzt sich unser Gehirn in den Sparmodus, was Stresshormone hervorruft, die langfristig toxisch für unsere Gesundheit sind, wenn sie nicht durch angemessene Zeitabschnitte ausgeglichen werden, in denen wir uns ausruhen und um uns selbst kümmern“, erklärt Hanna.
Nächstes Mal, wenn du deinen Kalender ausfüllst und deine To-Do Liste schreibst, trage auch etwas Zeit zum Ausruhen ein. Das heißt: „Das zweite Kapitel in meinem Buch lesen“ oder „einen Kaffee in dem neuen Café um die Ecke trinken“. „Je spezifischer du dabei bist, desto leichter wird es für dich sein, dich daran zu halten und es umzusetzen“, rät Hanna.
Illustration: Anna Sudit
Finanzen
Frauen nehmen mit einer höheren Wahrscheinlichkeit Studienkredite auf als Männer, und fangen damit ihre Karriere in einem Loch an. Es ist außerdem schwerer für uns, diese zurück zu zahlen, dank des Gender Pay Gaps. „Frauen verdienen noch immer 79 Cent, wo ein Mann 1 Euro verdient, was, im Verlauf des Lebens, eine sehr andere finanzielle Situation ergibt - weniger Rente, weniger verfügbares Einkommen, und mehr Sorgen um Geld“, sagt Dr. Kate Levinson, Autorin von Emotional Currency: A Woman’s Guide to Building a Healthy Relationship With Money. Es ist nicht überraschend, dass 87 Prozent der Frauen zwischen 18 und 34 Geld und Finanzen als stressig empfinden.
Die Antwort ist jedoch nicht, deinen Kontostand zu meiden. „Sich mit den eigenen Finanzen auseinanderzusetzen verringert die Sorgen merklich“, sagt Levinson. „Es ist erleichternd sich einen genauen Überblick über die eigene aktuelle Situation zu verschaffen, weil dann konkrete Maßnahmen getroffen werden können“. Sobald du weißt, wie’s aussieht, lade dir eine App wie Mint herunter, die es leichter macht, deine Finanzen zu organisieren und hole dir Hilfe von einer Schuldenberatung und sogar deinen Freunden. „Geld ist ein Tabuthema, über das wir nicht mit anderen Leuten reden sollen, aber es ist stressig, nicht den Vorteil zu haben, wie sonst auch aus Unterhaltungen zu lernen“, sagt Levinson. „Mit anderen Menschen zu sprechen – ob professionell oder nicht – gibt uns die Möglichkeit zu verstehen, womit wir es tatsächlich zu tun haben, wodurch sich die Situation überschaubarer anfühlt“.
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