Wenn man an Surfergirls denkt, kommen einem meistens blonde Mädchen in den Sinn, die in sehr knappen Bikinis durch türkisblaues Wasser springen und dabei selten aussehen, als würden sie richtig Sport machen. So hat es das ständig glückliche, nicht schwitzende Surfermädchen dank der Werbung großer Firmen in unsere Köpfe geschafft und taucht spätestens zum Sommeranfang so pünktlich wie der erste Sonnenbrand wieder auf. Dass es beim Surfen dabei aber um richtigen Sport geht, den man nicht einfach von heute auf morgen dadurch lernt, dass man im Bikini in der Sonne rumtanzt, versteht man spätestens dann, wenn man selbst mal versucht hat auf einem Brett zu stehen, dabei schön durchgewaschen wurde, oder sich ein mal einen Wettbewerb der World Surf League Tour angeschaut hat.
Surfen ist Leistungssport und trotzdem werden die 20 Frauen, die auf der World Surf League Tour gegeneinander antreten, immer noch häufiger mit zweierlei Maß gemessen als ihre männlichen Kollegen, die meist von ihrem Beruf als Profisurfer und verschiedenen Sponsorings von Firmen relativ entspannt leben können. Als professionelle Surferin hat man diesen Luxus in den meisten Fällen leider nicht, es sei denn man passt sich dem gängigen Schönheitsideal der Werbepartner an, indem man in knappen Outfits lieber schöne als wilde Welle surft. Als erste Profisurferin hat dieses Jahr Silvana Lima, die mehrfache brasilianische Meisterin ist, in einem Kurzfilm mit der BBC das Tabu gebrochen darüber zu sprechen, dass potentielle Sponsoren sie trotz ihres Talentes nicht klassisch gut aussehend genug fanden, um sie unter Vertrag zu nehmen. Für Silvana Lima hat das dazu geführt, dass sie ihre Karriere noch mit einem Zweitjob, dem Züchten von französischen Bulldoggen, mitfinanzieren musste. Diversität ist so gerade im Bereich des Profisports unter Frauen immer noch ein Zauberwort, das selten benutzt wird, weil es bedeuten würde, dass man seiner Zielgruppe mehr zutrauen kann als schöne Bilder. Wenn nicht mehr alle gleich sind, wird das mit der idealisierten Werbung plötzlich nämlich viel komplizierter - die Geschichten würden allerdings wahrscheinlich viel interessanter.
Die absurdeste Form der Darstellung einer Surferin hat übrigens vor zwei Jahren Chanel hinbekommen, die Giselle Bündchen in ihrer Chanel No. 5 Werbung im James Bond Style auf einem ungewachsten Surfbrett eine perfekte, links brechende Welle hat surfen lassen - schön, aber unmöglich. Auch immer noch im Gedächtnis geblieben ist eine Germany’s Next Top Model Folge bei der die Models 2015 brav ihre Surfbretter versucht haben für das Surfers Magazine auf Hawaii von A - nach B durch den Wind zu tragen, was ungefähr so viel mit surfen zu tun hat, wie der Versuch an Land zu schwimmen. Das meisterhafte, von der Werbung geschaffene Bild des Surfgirls, das schön entspannt aussieht und möglichst gut als Accessoire funktioniert, sollte dabei doch eigentlich schon längst überholt sein. Schließlich geht es schon seit längerem in eine ganze Richtung. „Strong is the new skinny“ ist bei vielen Frauen die neue Einstellung, bei der es um Sport, aber auch um eine Lebenseinstellung geht. Vielleicht wäre es deshalb auch von Vorteil, wenn einige der Marketing Mitarbeiter von Surffirmen, die Silvana Lima abgelehnt haben, einfach mal mit ihr surfen gehen würden um zu sehen, welch beeindruckenden Menschen sie mit einer solchen Entscheidung verpasst haben.
Passend zum Sommeranfang machen sich die meisten Frauen schließlich dann doch irgendwann Gedanken darüber, was sie demnächst am See oder Meer anziehen wollen. Die Sache mit dem perfekten Beach Body hat jetzt übrigens American Eagle mit der Swim und Underwear Marke Aerie auch noch mal überdacht. Die haben nämlich kurzerhand Photoshop abgeschafft und setzen neuerdings auf Girls in allen Größen. Unter anderem sieht man in der aktuellen Werbung das Plus-Size-Model Iskra Lawrence, die sich sichtlich wohl in ihrem Körper fühlt, in super hotten Swimsuits modeln. Am Ende ist die Sache mit dem Beach Body dann vielleicht doch ganz einfach: Have a body, go to the beach.
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