Ich will nach Berlin. Das stand für mich schon nach dem Abitur fest. Es gab keine andere Stadt, die mir mehr Freiheit und Möglichkeiten bieten konnte. Berlin ist und war meine „Traumstadt”, mein Schlaraffenland. Besonders als Zugezogene aus der Nähe von Stuttgart waren die niedrigen Mietpreise ein Grund, so schnell wie möglich meine Koffer zu packen und das Großstadtabenteuer zu starten. Knapp 200 Euro für ein WG-Zimmer? Damals keine große Sache.
Seit Jahren zieht es deshalb besonders viele junge Menschen in die Hauptstadt. Der „Berlin-Boom” hinterlässt jedoch einen bitteren Nachgeschmack, denn die günstigen Mietpreise sind mittlerweile Geschichte. Stattdessen gehen Wohnungen oder WG-Zimmer für horrende Mietpreise weg wie warme Semmeln. Die Nachfrage ist groß, das Angebot knapp.
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Ein Freund von mir sucht beispielsweise eine 1-Zimmer-Wohnung und schrieb sich seinen Frust von der Seele: “Unglaublich. Wohnungssuche in Berlin ist der Horror.(...) WIE soll man sich eine Wohnung für 900 Euro leisten? Warum muss ich in Randbezirke ziehen, weil es ja LOGISCH ist, dass man sich als Single keine Wohnung in guter Lage leisten kann. So am Abkotzen.”
Wer in Berlin schon mal in einer langen Schlange zur Besichtigung der x-ten Wohnung gestanden hat, der kennt dieses Gefühl nur allzu gut. Wer mitten im Trubel und nicht am Rande der „Trend-Stadt” leben will, muss mittlerweile tief in die Tasche greifen.
In der Hauptstadt stiegen die Mietpreise in den letzten zwölf Jahren um unglaubliche 69 Prozent! Laut dem Immobilienberatungsunternehmen Jones Lang LaSalle (JLL) war 2016 das Jahr mit dem stärksten Preisanstieg. Mittlerweile bezahlt man für eine 40-Quadratmeter-Wohnung also mindestens 600 Euro pro Monat.
Das scheint den Bevölkerungszuwachs jedoch nicht zu mindern. Ganz im Gegenteil. Forschern zufolge braucht Berlin in den nächsten fünf Jahren etwa 17.200 neue Wohnungen jährlich (!), um dem wachsenden Bedarf gerecht zu werden. Dass das eine Rechnung ist, die in Zukunft nicht aufgehen wird, dürfte klar sein.
Ein weiteres Problem, für all diejenigen, die auf Wohnungssuche sind, oder eine Mitpreiserhöhung fürchten: das verfügbare Einkommen der Berliner steigt nicht annähernd in Relation zu den Mietpreisen, die sich weiterhin auf dem Aufwärtstrend befinden. Deshalb ist die Frage berechtigt: wer soll sich das leisten können?
Das kann so pauschal leider niemand beantworten. Doch sicher ist: So kann und darf es nicht weitergehen. Berlin, du warst doch mein „Schlaraffenland”!