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Super-Fertility: Was ist das & warum kann sie zu Fehlgeburten führen?

Photographed by Ashley Armitage
Wenn du gerade versuchst, schwanger zu werden, dann denkst du bestimmt, extrem fruchtbar zu sein wäre eine gute Sache. Das klingt schließlich so, als wäre das Kinderkriegen dann ein echtes Kinderspiel, oder?
Ganz so einfach ist das allerdings nicht. Mit dem Begriff „Super-Fertility“ (manchmal auch „Hyperfertility“ genannt) wird ein Gesundheitszustand beschrieben, der bisher noch nicht offiziell diagnostizierbar ist. Dabei ist die Gebärmutterschleimhaut der betroffenen Person hochempfänglich, sie kann aber nicht zwischen „guten“ und „schlechten“ Embryonen unterscheiden. Daher gewährt sie sogar Embryonen eine Einnistung, die vielleicht nicht „genetisch normal“ sind und eigentlich abgestoßen werden sollten. Die Konsequenz ist zwar auf der einen Seite eine höhere Wahrscheinlichkeit einer Schwangerschaft, aber auf der anderen Seite ein höheres Risiko einer Fehlgeburt, so das Londoner Royal College of Obstetricians and Gynaecologists. Oder anders gesagt: Super-Fertility bedeutet nicht automatisch eine bessere Chance darauf, Kinder zu bekommen.
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Die menschliche Fortpflanzung ist ohnehin schon nicht sonderlich effizient, meinen die Fruchtbarkeitsexpert*innen vom RCOG. Tatsächlich gelingt es selbst im fruchtbarsten Alter nur jedem vierten Paar, innerhalb eines Monats schwanger zu werden. Viele müssen ein halbes oder ganzes Jahr warten, manche sogar bis zu zwei Jahren. Dazu kommt, dass viele Schwangerschaften frühzeitig enden – nämlich bereits vor dem Ausbleiben der Periode, weshalb wir Fehlgeburten häufig nicht einmal mitbekommen. Ganze 50 bis 60 Prozent aller Schwangerschaften resultieren in einer Fehlgeburt. Und von „wiederholten Fehlgeburten“ spricht man übrigens, wenn es zu drei oder mehr aufeinanderfolgenden Schwangerschaftsverlusten kommt, was etwa eine von 200 Schwangeren betrifft.
Die Theorie der Super-Fertility ist noch relativ neu und wurde 2012 in einer Studie aufgestellt. Bei der britisch-holländisch-deutschen Untersuchung wurden die Gebärmutterzellen von sechs als fruchtbar geltenden Frauen getestet sowie die von sechs Frauen, die wiederholt Fehlgeburten erlebt hatten. Die Ergebnisse zeigten, dass die Zellen der fruchtbaren Frauen die qualitativ minderwertigeren Embryonen zugunsten der hochwertigeren ignorierten, während die Zellen der Frauen mit vergangenen Fehlgeburten alle möglichen Embryonen aufnahmen.
Der an der Studie beteiligte Professor Nick Macklon vom britischen Princess Ann Hospital erklärte gegenüber der BBC: „Viele Betroffene fühlen sich für ihre Fehlgeburten schuldig. Aber wir haben herausgefunden, der Grund ist womöglich nicht, dass sie unfruchtbar sind, sondern dass sie besonders fruchtbar sind. Bei ihnen können sich Embryonen einnisten, die normalerweise gar nicht überleben würden.“
Diese Theorie erklärt aber natürlich nicht alle Fehlgeburten. Außerdem betont Professor Siobhan Quenby vom RCOG, dass es extrem wichtig wäre, weitere Studien zum Thema durchzuführen. Sie selbst arbeitet an der Implantations-Forschungsklinik am University Hospital Coventry & Warwickshire und hilft jährlich rund 500 Patient*innen mit wiederholten Fehlgeburten dabei, gesunde Babys auf die Welt zu bringen. Ließe sich die Hyperfertility eines Tages mithilfe eines Tests medizinisch nachweisen, könnte sie ihre Patient*innen womöglich besser behandeln. Bis heute gibt es dazu aber keine weiteren Studien.
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An dieser Stelle möchte ich noch kurz erwähnen, dass das Konzept von erhöhter Fruchtbarkeit in manchen Kulturen negativ stereotypisch belastet ist. Oft betrifft es Menschen bestimmter Herkunft oder Religion. In einem Artikel für The Independent schreibt die Verhaltensforscherin Dr. Pragya Agarwal beispielsweise, Frauen of Color gelten häufig als besonders fruchtbar und sogar als „verantwortlich für schnelles Bevölkerungswachstum und übervölkerte Innenstädte“. Und das kann wiederum dazu führen, dass sie nicht die Hilfe und Unterstützung bekommen, die sie bräuchten. Dazu kommt: Wenn dein Umfeld davon ausgeht, du würdest aufgrund deiner Herkunft oder Kultur viele Kinder bekommen (können), kann das für Schuld- und Schamgefühle sorgen, wenn es mit der Schwangerschaft eben nicht klappt. Der stereotypische Ruf, besonders fruchtbar zu sein, kann den Frauen in solchen Communitys somit nicht nur enorm schaden, sondern lenkt gleichzeitig auch von der potentiell verheerenden Wirkung der „Superfruchtbarkeit“ – und damit auch der wiederholten Fehlgeburten – ab. 
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Machst du dir Sorgen um deine eigene Fruchtbarkeit? Mehr Informationen zum Thema bekommst du beispielsweise auf der Website HALLO:ELTERN – und natürlich bei deinem Arzt oder deiner Ärztin.

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