Das erste Mal, als ich vom Lesen von Teeblättern hörte, war mit acht Jahren beim Lesen von Harry Potter und der Gefangene von Askaban. Und wenn ich ehrlich bin, fand ich Professor Trelawneys Reaktion auf den „Grimm“ in Harrys Teetasse (ein Todesomen) damals ganz schön gruselig. Das Lesen von Teeblättern ist aber nicht bloß ein unheimlicher Bestandteil des Hogwarts-Lehrplans, sondern ein Ritual echter Hexen.
Sandra Mariah Wright und Leanne Marrama sind ebensolche Hexen aus dem amerikanischen Städtchen Salem und Autorinnen von Reading The Leaves. Sie sind überzeugt, dass das Lesen der Teeblätter für jede:n geeignet ist, der:die Lust auf diese Form der Wahrsagerei hat; tatsächlich eignet sich das Ritual super für Anfänger:innen.
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„Das ist ein toller Einstieg in die Wahrsagerei, weil niemand von dir erwartet, dir die Bedeutung aller Symbole zu merken“, erzählt Wright. „Das Lesen der Blätter lässt viel Freiraum zur Interpretation.“
„Ich finde, das Lesen von Teeblättern ist für jede:n geeignet“, betont auch Marrama. „Es ist ein tolles Tool, mit dem wir Kraft schöpfen und Kontrolle über die eigene Zukunft übernehmen können.“
Marrama erklärt, dass das Lesen der Teeblätter – auch als „Tasseographie“ bekannt – außerdem dabei helfen kann, mit der eigenen Vergangenheit Frieden zu schließen. Es „öffnet die Seele“, sagt sie. Wenn du also Lust darauf hast, in die Welt der Wahrsagerei einzutauchen, sind die Teeblätter ein guter Ausgangspunkt. Hier erklären uns Wright und Marrama, wie genau das funktioniert.
Die Ausrüstung
Zuallererst: die Tasse. „Du brauchst eine Teetasse – das kann nicht einfach eine gerade Kaffeetasse sein“, meint Wright. „Die Seiten sollten schräg nach oben auslaufen, damit die Teeblätter daran hängen bleiben.“ Außerdem sollte es eine Tasse mit Untersetzer sein; wieso, erfährst du gleich.
Es muss aber keine speziell designte Tasse sein. Es reicht eine schlichte Teetasse, die du vielleicht schon besitzt; ansonsten kannst du natürlich auch eine neue kaufen, die dich anspricht. Dabei solltest du bloß darauf achten, dass sie eine helle Farbe hat, damit du die Blätter leichter erkennst.
Nun zum Tee: Zum Lesen eignet sich am besten loser Tee mit breitem Blatt; Wright empfiehlt insbesondere Oolong- oder Gunpowder-Tee. „Diese langblättrigen Tees ergeben die schönsten Formen“, meint Wright. „Teebeutel-Tee solltest du hingegen nicht nehmen. Die Art von Tee in Teebeuteln wurde in klitzekleine Stücke zerkleinert und ergibt nicht die Formen, die ein Oolong- oder Gunpowder-Tee in der Tasse hinterlässt.“
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Die richtige Atmosphäre zählt
Sobald du deine Ausrüstung beisammen hast, geht es darum, dich mental auf die Lesung einzustellen. Mach ein paar Atemübungen oder meditiere, um in die richtige, entspannte Stimmung zu kommen. Wright und Marrama empfehlen, dich zu „erden“ – in ihrem Buch beschreiben sie das damit, „völlig präsent in deinem Körper zu sein und dich mit der starken, beständigen Energie der Erde verbunden zu fühlen“. Kurz gesagt: Du solltest ruhig und entspannt sein.
Überlege dir außerdem, was du während dieser Erfahrung spüren, hören oder riechen möchtest. Hast du Lust auf Musik? Vielleicht zündest du eine Kerze oder ein Räucherstäbchen an. Erschaffe dir das richtige Umfeld, um deine Sinne auf die Lesung einzustimmen und Intentionen zu formulieren.
„Öffne dich, während du dort sitzt. Lass alles einfach natürlich geschehen“, erklärt Marrama. „Meditation, eine friedliche Atmosphäre – so etwas öffnet deinen Geist.“ Beide Hexen betonen außerdem, dass du dich während deiner ersten Lesung nicht nervös fühlen musst. „Du musst nicht alles perfekt machen“, sagt Marrama. „Menschen machen Fehler.“
Auch nach der Lesung solltest du dir die richtige Atmosphäre schaffen. „Stell dich darauf ein, dass du danach womöglich emotional oder nachdenklich bist. Gib dir selbst den Freiraum dafür“, erklärt Wright. „Mach dir also vor der Lesung schon Gedanken über die Zeit danach.“
Dann geht’s ans Teetrinken
Gib etwa einen halben Teelöffel losen Tee in deine Tasse, den du dann mit kochendem Wasser übergießt, bis die Tasse zu drei Vierteln voll ist. Verzichte auf Milch, Honig oder Zucker, und lass den Tee drei Minuten ziehen, bevor du ihn trinkst.
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Während dieser Wartezeit kannst du dich auf die Fragen konzentrieren, die du gern beantwortet haben möchtest, oder auf die Lebensbereiche, in denen du gerade nicht weiterweißt. Dann trinkst du den Tee, bis nur ein, zwei Teelöffel Wasser übrig sind.
Stell die Tasse auf den Kopf
Sobald du deinen Tee fast ausgetrunken hast, schwenkst du die Tasse dreimal vor dir in der Luft. Laut Wrights und Marramas Buch ist die „Drei eine magische Zahl, und dieses Schwenken bringt die Blätter in Bewegung. So führst du der Lesung deine Energie zu“.
Nachdem du deinen Tee geschwenkt hast, legst du deinen Untersetzer kopfüber auf die Tasse und drehst das Ganze um 180 Grad, sodass das restliche Wasser auf den Untersetzer läuft. Warte dann ein, zwei Minuten, während derer du dich erneut auf deine Fragen und Intentionen konzentrierst.
Wenn du dann die Teetasse vom Untersetzer hebst und wieder umdrehst, achte darauf, dass der Griff zu deinem Körper zeigt. Dann kannst du dir die Teeblätter in der Tasse und auf dem Untersetzer ansehen.
So interpretierst du die Blätter
Und nun zum spaßigen Teil – aber keine Sorge, du brauchst kein professionelles Teeblätter-Wissen, um die Zeichen in deiner Tasse zu deuten. Schau dir einfach an, welche Formen und Symbole dir zuerst ins Auge stechen. Ein Klumpen Teeblätter sieht vielleicht aus wie ein Herz – oder wie ein Buchstabe, eine Zahl oder sogar ein Tier. Nimm dir die Zeit, die Formen genau anzusehen. Je länger du schaust, desto mehr erkennst du vielleicht.
Während du diese Symbole sammelst, überlege dir, inwiefern sie in dein Leben passen und sich auf dich persönlich beziehen könnten.
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„Die persönliche Symbolik kommt zuerst: Was könnten diese Blätter für dich bedeuten?“, meint Marrama. „Ein Hufeisen könnte für manche Menschen Glück symbolisieren; für andere hingegen hat das Hufeisen womöglich eine andere Bedeutung, zum Beispiel, wenn sie gerade ein geliebtes Pferd verloren haben. Eine Rose kann für Liebe stehen, aber auch für eine Nachricht von jemandem, der:die kürzlich verstorben ist. Besinne dich zuerst auf die Bedeutungen, die dir deine Seele und dein Herz nahe legen.“
Wright stimmt zu. „Wir finden es toll, wenn die Leute begreifen, dass die ersten Symbole, die ihnen beim Lesen der Blätter zuerst ins Auge fallen, meist die stärksten Bedeutungen haben“, sagt sie. „Das sind Symbole, die dir persönlich etwas bedeuten, obwohl das Symbol in der klassischen Lesung vielleicht andere Bedeutungen haben könnte. Das ist dann eine individuelle Bedeutungsebene, die über das Allgemeine hinausgeht.“
In Reading The Leaves liefern Wright und Marrama ein riesiges Glossar, auf das du dich beziehen kannst, wenn du die traditionelle Bedeutung der Blättersymbole nachlesen möchtest. Wenn du zum Beispiel ein Boot erkennst, wird das in Wrights und Marramas Buch folgendermaßen gedeutet: „Ein:e wichtige:r Freund:in oder Liebhaber:in tritt in dein Leben.“ Wenn du einen Vogel siehst, könnte das bedeuten, dass dir ein Glücksfall bevorsteht. Wir gehen hier nicht auf jedes mögliche Symbol ein – aber es gibt jede Menge Deutungen für die kleinen Dinge, die dir bei deiner Lesung auffallen könnten.
Und wenn du doch mal den Harry Potter machen solltest und ein gruseliges Omen in deiner Tasse entdeckst, ist das noch kein Grund zur Panik. „Bedenke, dass du selbst die Macht hast, deine Zukunft zu verändern“, schreiben Wright und Marrama in Reading The Leaves. „Deine Reaktion auf die Informationen, die du den Blättern entnimmst – deine Entscheidungen und deine Handlungen –, beeinflusst, wie alles ausgeht.“
Am wichtigsten ist ohnehin, dass du Spaß an dem Ritual hast. „Versuche, es nicht alles so ernst zu nehmen“, rät Wright. „Es ist eine tolle, lockere Möglichkeit, deine intuitiven Fähigkeiten zu entwickeln. Vertraue dir selbst und deinem Bauchgefühl. Das ist viel wichtiger, als etwas ‚korrekt‘ wahrzusagen.“
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