Ich liebe hässliche Sneaker & mir ist egal, ob andere das scheiße finden
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Seit ich denken kann, hatte ich einen Faible für Schuhwerk, dass meine Mitmenschen ohne Not als „nicht schön” bezeichnet haben. In der sechsten Klasse war ich stolze Trägerin der Buffalo Tower (die 15 Zentimeter Variante), in der Mittelstufe dann trug ich mit erhobenem Haupt meine Dunlop Sneaker im Camo-Design und in der Oberstufe schlurfte ich in Adiletten zum Deutsch-Leistungskurs. Wenn es um die optische Beurteilung und ästhetische Einordnung meiner Garderobe geht, ist mir quasi ein meterdicker Schutzpanzer gewachsen. Mein schärfster Kritiker bin ich selbst und dabei soll es auch bleiben.
Jetzt also Ugly Sneakers. Angeblich ist ja Balenciaga Schuld. Das Modehaus, da sind sich ausnahmsweise mal fast alle Moderedakteure einig, ist mit seinen Sneakern die Wurzel allen Übels, weil natürlich gleich alle vertikalen Copy Cats auf den Zug aufgesprungen sind und zugesehen haben, dass sie ebenfalls möglichst schnell möglichst mutmaßlich häßliche Sneaker produzieren. Ich sage mutmaßlich, da wir hier noch zu keinem Urteil gekommen sind. In dubio pro reo und wer wirft den ersten Stein? Schaue ich mir die Sneaker von Balenciaga an, ploppt sofort diese Szene aus „Crazy, Stupid, Love” vor meinem inneren Auge auf, in der Ryan Gosling die New Balance 407er von Steve Carell über Bord wirft.
Wie nun auch bei Balenciaga dachte ich damals, dass dieses Paar Sneaker mit einer coolen Denim und, sagen wir, einem groben Wollpullover eine ganz gute Figur machen würden. Was ist es eigentlich genau, das ein Gros der westlichen Bevölkerung an mutmaßlich häßlichen Sneakern so häßlich findet? Sind es die Farbkombinationen? Die dicken, noppigen Sohlen? Die bunten Schnürsenkel oder die vielen Nähte? Ich kann nur mutmaßen, aber ich schätze, es ist eine gesunde Kombination aus allem. Ugly Sneakers sind unausgewogen sowohl in ihrer Form als auch in ihrer Farbgebung. Wie das schief hängende Bild in einem perfekt durchgestylten Raum. Sie stören das Gesamtbild und stecken ihre dreckigen Finger somit direkt in unser harmoniebedürftiges Auge.
Auf Man Repeller ging man in der Analyse gar so weit zu behaupten, dass uns Dad Sneakers, wie sie auch genannt werden, in diesen unseren Zeiten der Unruhen erden und das der mögliche Grund für den fulminanten Aufstieg ist. Ich habe eher das Gefühl, dass wir einfach von so viel falscher Perfektion umgeben sind, dass es einfach mal an der Zeit ist zurückzuscheissen. Entschuldigt meine Wortwahl. Doch auch ich bin inzwischen an einem Punkt, an dem ich eine einsame Eisscholle dem drölftsten braungebrannten, schlanken Körper, Avocados und hellen, durchgestylten Wohnugen auf Instagram vorziehe. Genug Fake und genug Perfektion. Jetzt kommen die Ugly Sneaker und holen uns mal wieder auf den Boden der Tatsachen.
Mich erinnern die Modelle von Acne Studios, Stella McCartney oder eben Balenciaga an die avantgarde und hinterfragende Bewegung des Kubismus oder Entwürfe des Dekonstruktivismus. Ich finde es spannend, wenn man Dinge in ihre Einzelteile zerlegt und über neue Formen nachdenkt, alles wieder zu vereinen. So viel zu Boden und Tatsachen. Mein Problem ist zur Zeit aber nicht die fehlende Akzeptanz der Gesellschaft für das häßliche Schuhwerk, sondern mehr das nötige Kleingeld. Sonst würdet ihr mich schon längst mit den Eclypse Sneakern von Stella McCartney durch Berlin schleichen sehen. Aber vielleicht tun es so lange auch die 407er von New Balance.
Anbei noch eine kleine Parade der schönsten mutmaßlich häßlichen Sneaker der Saison. Mit Liebe zusammengestellt von mir für euch.
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