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Ich will traditionell heiraten, aber den Verlobungsring wähle ich!

Photo: Getty Images.
Ich habe kein Problem damit, zuzugeben, dass ich auf romantisch-kitschige Liebeskomödien stehe. Ich bin stolz darauf, dass Netflix mir „Romantische Indie-Komödien mit starker weiblicher Hauptrolle“ vorschlägt, sobald ich mich einlogge. Ich habe vor Freude gekreischt, als ich realisiert habe, dass HBO 27 Dresses hinzugefügt hat, weil die Szene, in der Katherine Heigl und James Marsden auf der Bar zu „Benny and the Jets“ tanzen, wirklich der Knaller ist.
Und so sehr ich romantische Fantasien und skurrile Happy Endings liebe, in denen die Protagonistin komplett aus den Socken gehauen wird von einem perfekten Diamantenring, den sie nicht erwartet hätte, so werde ich eben auch niemals dieses Mädchen sein.
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Denn auch wenn ich diese Filme liebe, weiß ich, dass das Leben keiner ist. Diese Filme springen nämlich zum Abspann, bevor die Heldin überhaupt bemerken kann, dass der Ring überhaupt nicht das ist, was sie wollte, und jetzt muss sie für immer in leisem Groll leben, jedes Mal wenn sie auf ihre linke Hand schaut.
Dieser Teil der Komödie meines Leben kann nicht einfach rausgeschnitten werden und untergehen. Ich bin schwer zufriedenzustellen: Zu behaupten, es sei schwierig für mich einzukaufen, wäre untertrieben. Die pure Unfähigkeit, jegliche Form von Enttäuschung zu verbergen, wenn es um Geschenke geht, die mir nicht gefallen, ist nicht unbedingt meine beste Eigenschaft. Sagen wir es, wie es ist: Ich bin Einzelkind. Ich bin penibel und sehr wählerisch. Ich weine, wenn meine Haare nicht perfekt geschnitten wurden. Und auch der Ring trägt somit maßgeblich zu meiner allgemeinen Hochzeitseuphorie bei.
Ich bin eine Art Monster-Arschloch-Person – und trotzdem habe ich jemanden gefunden, der mich genug liebt, um den Rest seines Lebens mit mir verbringen zu wollen. Ich kann mir nur vorstellen, wie er sich fühlen muss, wenn es darum geht, mir einen Verlobungsring auszusuchen.
Zum ersten Mal sprachen wir über Verlobung, als ich ihm klarmachen wollte, dass es bitte niemals einen Flash Mob im Disneyland geben darf. Das zweite Mal war, als ich den Diamantenring mit nach Hause brachte, den ich von meiner Oma geerbt hatte. Zu diesem Zeitpunkt waren Jacob und ich drei Jahre zusammen und wir waren beide der Auffassung, dass wir, jawohl, für einander bestimmt waren. Hochzeit war immer mal wieder ein Thema, aber dieser Familienjuwel machte es realistischer. Die Sentimentalität, die ich mit diesem Ring verband, aber auch die Kosten, die wir sparen konnten, ließen es logisch erscheinen, die Diamanten aus dem Ring meiner Großmutter für meinen Verlobungsring zu nutzen. Das hieß allerdings auch, dass es eine Spezialanfertigung würde, und das wiederum erforderte, dass jemand eine Entscheidungen treffen muss – bloß kein Druck!
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Auch wenn ich über 30 war und für zwei Katzen sorgte, hatte es keiner von uns eilig, irgendetwas offiziell zu machen. Aber als wir die Vier-Jahres-Marke geknackt hatten, wurden die Hochzeitsgespräche häufiger und auch die Nervosität über die Verlobungserwartungen. An diesem Punkt ging es nicht mehr um OB (ja) und auch nicht so sehr um das WANN (bald), sondern wirklich um das WIE (TBD).
Erinnert ihr euch noch, was ich über meine Reaktion auf Überraschungen, nette Gesten und Geschenke gesagt habe? Jacob war also aus guten Gründen besorgt über den Antrag.
Das Fass schwappte über am Valentinstag 2016, als ich ihn damit konfrontierte, dass er gereizt auf das Thema Verlobung und Hochzeit reagierte. Ich war verwirrt über seine „heiß oder kalt“-Haltung wenn es darum ging, unsere Leben zusammen zu verbringen. Stand das nicht wirklich fest?
Auf mein Drängen hin, gab Jacob endlich zu, dass er zumindest angefangen hatte, über den Antrag nachzudenken, und auch schon damit, Geld für einen Ring zu sparen. Er war aber dennoch zurückhaltend mit der ganzen Sache – weil: Ansprüche. „Heather, die Verlobung und der Ring können nicht beides große Überraschungen sein,“ erzählte er mir. „Das ist zu viel für m... dich.“
Am Anfang war ich etwas perplex. Ich hatte nicht einmal gedacht, dass der Ring eine Überraschung werden müsste. Ich bin reflektiert genug um zu wissen, dass die Suche danach einem Feld voller Landminen ähneln würde, ganz egal wie viele Bilder und Beschreibungen von Ringen ich meiner besten Freundin geschickt hätte, die ich mag. Und ich hatte wirklich keine Vorstellung davon, wie der Antrag aussehen sollte; nur davon, dass ich vor Freude hysterisch weinen würde, ganz egal wie er es macht, weil es mein verdammter Hochzeitsantrag war!
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Ich fühlte mich furchtbar wegen Jacobs Geständnis. Ich wollte nicht, dass er vor irgendeinem Teil unser Verlobung Angst hatte und ich wollte bestimmt nicht, dass ein blöder Ring zu einem Problem in unserer Beziehung führte.
„Der Ring muss keine Überraschung sein!“, sagte ich, erleichtert, dass dieses Missverständnis aus dem Weg geschafft war. „Ich weiß, dass wir heiraten werden. Ich weiß, dass ich für immer mit dir zusammen sein werde. Das ist nur ein Spaß-Ding, das wir vorher erledigen müssen, also lass uns nach Ringen gucken. Außerdem kenne ich mich, ich werde eh etwas aussuchen, von dem ich niemals dachte, dass ich es mag.“
Zwei Tage später fuhren wir ins Juwelier-Viertel in Downtown L.A. mit keinem anderen Plan als Yelp. So fanden wir Oscar. Er war offen, akzeptierte Walk-ins und hatte eine solide 5-Sterne-Bewertung. Sobald wir den Laden betraten, fragte uns unverzüglich eine Verkäuferin: „Verlobungsring?“ Als ob sie meine Kaffeebestellung erraten würde. Aber es war eine gute Erinnerung daran, dass es zwar eine große Sache in unserer Beziehung war, die Juweliere solche Verkäufe aber mehrmals täglich tätigten.
Während ich in den Glaskasten schaute, war ich sofort von dem unmöglichen, ja typischen Wunsch besessen, etwas zu finden, das zeitlos und vollkommen einzigartig ist.
Nachdem ich den Ring, von dem ich dachte, dass ich ihn immer haben wollte, anprobiert und abgelehnt hatte (Edelstein mit einem Unendlichkeitszeichen aus Diamanten), blieb ich bei drei Ringen mit verschiedenen Formen an Komplexität und Bling Bling hängen.
Oscar, der Juwelier, kam vorbei um zu sehen, wie es lief. Ich zeigte ihm meine Auswahl und erzählte, dass ich den Edelstein aus dem Ring meiner Großmutter nutzen wollte. Er schaute auf einen Ring, der mehr Diamanten hatte, als ich mir jemals ausgesucht hätte (ein widerwilliger Versuch, weil die Verkäuferin ihn vorgeschlagen hatte) und befand, dass dieser sich sehr gut mit einem Vintage Stein machen würde, was nicht bei allen Ringen der Fall war.
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Ich schaute zu Jacob. Wir beide waren uns einig, dass wir, auch wenn wir alles Geld der Welt hätten, den Diamanten meiner Großmutter nutzen wollten. Und auch wenn ich mir diesen Ring niemals selber ausgesucht hätte (wie ich vorhergesagt hatte), konnte ich nicht aufhören ihn anzustarren. Es war entschieden. Ich setze mit dem Juwelier zusammen und er notierte sich meine präzise Anleitung und Wünsche. Er nannte uns einen sehr angemessenen Preis und alles, was Jacob tun musste, war eine Anzahlung zu hinterlassen und zu versprechen, den Diamanten zu bringen, wenn er soweit war.
Als wir nach Hause fuhren fragte Jacob, ob ich gerne noch eine zweite Meinung eingeholt hätte, weil es ja das erste Mal gewesen war, dass wir uns etwas angeschaut hatte.
„Auf gar keinen Fall“, sagte ich.
„Wie kommt´s?“
„Weil es so viele schöne Dinge auf der Welt gibt. Wir könnten nächsten Monat jedes Wochenende Ringe anschauen und ich würde mich jedes Mal in einen neuen Ring verlieben. Und letzten Endes würde ich zu dir sagen ‚Jacob, ich mag alle Ringe gleich gern, überrasch mich mit einem’. Und dann wüsste ich nicht, welchen ich wollte, bis zu dem Punkt, an dem ich ihn nicht bekomme. Also lass uns nur eine Option auf den Teller legen.“
Drei Monate später überraschte Jacob mich dem perfekten Antrag und dem perfekten Ring – es war so viel schöner und besonderer, als ich es mir jemals hätte träumen lassen. Er fragte mich ob ich ihn heiraten möchte in unserem Wohnzimmer, während unsere Katzen uns ignorierten und überraschte mich dann nochmal mit einem Tag mit meinen besten Freunden und der Familie. Auch nach viereinhalb Jahren zusammen, vielen Gesprächen über Hochzeit, und einem Ausflug um meinen Ring auszusuchen, trieb mir der Antrag Tränen in die Augen.
Es war kein schnulziger Antrag, und ich bin froh darüber. Jedes Mal, wenn jemand auf meinen Ring schaut und sagt, dass Jacob ganze Arbeit geleistet hat, korrigiere ich sie: WIR haben einen guten Job gemacht.
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