Am 6. Mai ist Anti-Diät-Tag. Dieser Aktions- und Gedenktag soll auf die oft lebensbedrohliche Krankheit Essstörung aufmerksam machen und wurde ursprünglich von der britischen Autorin Mary Evans Young 1992 ins Leben gerufen. Sie selbst litt an Magersucht und wollte der Gesellschaft verdeutlichen, dass anfangs harmlos erscheinende Diäten der Anfang von lebensbedrohlichen Essstörungen sein können. Die Zahl der Erkrankungen in Deutschland ist laut einer Studie der Barmer GEK aus November 2016 in den vergangenen Jahren um rund 13 Prozent gestiegen: Von 2011 bis 2015 ist die Zahl der Betroffenen bundesweit von etwa 390.000 auf rund 440.000 angestiegen. Die Dunkelziffer dürfte laut der Krankenasse noch um ein Vielfaches höher liegen.
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Als ich mich während meiner Vorbereitungen auf ein Live Webinar zu diesem Thema und diesen Gedenktag vorbereitet habe, ist mir bewusst geworden, dass ich aufgrund meiner eigenen Erfahrungen durch über 10 Jahre Essstörung ein eigenes Verständnis von Diäten und Anti-Diät entwickelt habe. Heute lasse ich mein Herz sprechen. Ich ziehe vor allen Menschen meinen Hut, die sich für „Anti-Diät“ einsetzen und bin der Meinung, dass die Welt noch viel mehr solcher Menschen braucht. Gerne möchte ich heute meine Sichtweise in Gedenken an diesen Tag teilen, um möglichst vielen Menschen eine Möglichkeit zu bieten sich von Diätmentalitäten zu befreien.
Anti und Diät – was zwei Begriffe gemeinsam bewirken können
Anti-Diät. Was bedeutet eigentlich Anti und was bedeutet Diät, wenn wir die beiden Begriffe einzeln und unabhängig voneinander betrachten? Anti drückt, egal in welchem Zusammenhang, eine ablehnende Haltung gegen Jemanden oder etwas aus. Es soll etwas verhindert werden und etwas Bestimmten entgegengewirkt werden. Es steht für etwas Entgegengesetztes und es bedeutet auch, dass nach einer gegenteiligen Lösung gesucht wird.
Diäten – durch Ergebnisse der Minnesota-Studie aus dem Jahr 1944, bei der 36 gesunde und psychisch stabile Männer in ein Hunger-Camp gesteckt wurden, konnten eine Vielzahl von psychischen und körperlichen Folgen von Diäten und Hungern festgestellt werden. Viele der Männer waren schnell genervt, leicht reizbar, hatten Schlafstörungen oder wirkten völlig abwesend. Ein interessantes Ergebnis, das mitunter zur Etablierung dieses Begriffs beigetragen hat.
Wenn wir nun die beiden Begrifflichkeiten Anti und Diät zusammensetzen und mit ihrer jeweiligen Bedeutung betrachten, verbirgt sich hinter Anti-Diät ein Kampf. Ein Kampf und eine ablehnende Haltung gegen Diäten. Wir legen unseren Fokus also darauf etwas loszuwerden, gegen etwas anzukämpfen und etwas abzulehnen, was wir selbst in der Hand haben. Was brauchen wir, um uns von Diätmentalitäten zu befreien? Wir müssen unseren Fokus auf unser „stattdessen“ richten. Wir wollen uns von Verboten, Regeln, Diätmentalitäten, versteckten Diätglaubenssätzen lösen? Das schaffen wir nur indem wir wissen, was wir stattdessen wollen, denn ansonsten konzentrieren wir uns ständig auf das Anti, das was wir nicht wollen, das, was weg soll, das, was wir ablehnen. Und dadurch bleibt der Kreislauf bestehen. Ein Ausstieg aus Kreisläufen, psychologisch gesehen, ist immer dann möglich, wenn wir eine Tür zu einem neuen Weg bewusst öffnen und diesen immer und immer wieder gehen. Dadurch signalisieren wir unserem Gehirn, dass eine neue Verknüpfung zu diesem neuen Weg entstehen soll, bis hin zu einer neuen Gewohnheit.
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Es gibt meiner Meinung nach zwei wertvolle Tools, die uns dabei unterstützen, Diätmentalitäten zu lösen und sein zu lassen. Erstens unsere Wahrnehmung für all die versteckten Diätmentalitäten schärfen, bewusst mit einer liebevollen und mitfühlen Stimme darauf antworten zu lernen sowie das Bewusstsein darüber zu bekommen, welches Gefühl wir mit einer Diät tatsächlich verfolgen. Nach außen ist das Ziel immer „Ich will abnehmen“, doch die Wahrheit liegt oftmals tiefer. In der Aufzeichnung von meinem Live Webinar in Gedenken an den Anti-Diät-Tag gebe ich euch für genau diese beiden Schritte hilfreiche und konkrete Übungen mit auf eure persönliche Reise. Die Aufzeichnung ist ab Montag auf meinen Social Media Kanälen verfügbar.
Fang bei dir selbst an
Eines möchte ich an dieser Stelle klarstellen: nicht jede Diät endet automatisch in einer Essstörung. Doch oftmals sind Diäten der erste Schritt. Daher möchte ich abschließend gern gerne die 3 wichtigsten Ergebnisse aus meiner Sicht festhalten:
1. Das Körpergewicht eines Menschen ist nicht beliebig veränderbar. Jeder Körper hat sein Gewicht, mit dem er im Einklang leben kann.
2. Unser Körper versucht mit allen Mitteln dieses Gewicht zu verteidigen. Eine Diät wirkt auf den Körper wie eine Kampfansage, sodass er mit Gegenregulationsmaßnahmen reagiert.
3. Die Folgen und Veränderungen, die ich oben im Text genannt habe, haben nichts mit „Willenskraft“ zu tun.
Diäten sind mehr als Ernährungspläne und Regeln. Diäten verändern unsere Gedanken und somit unseren gesamten Bewusstseinszustand. Wenn du dich von diesem Artikel angesprochen fühlst, dann ist dein erster Schritt dir darüber bewusst zu werden, was du mit einer Diät erreichen möchtest und ob dieses Ziel wahrhaftig und primär von deiner Körperform oder der Zahl auf deiner Waage abhängig ist.
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