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Was tun, wenn dir ein:e Freund:in immer auf der Tasche liegt?

Illustration: Maya Brasnovic.
Egal, wie viel oder wie wenig du davon hast, mit Freund:innen über Geld zu sprechen, kann ziemlich unangenehm sein. Das ist vor allem dann der Fall, wenn sich die Gehälter und Lebensstile innerhalb des Freundeskreises voneinander unterscheiden. Wir alle haben unsere Stärken und Schwächen, wenn es ums Thema Finanzen geht, und wir alle haben unterschiedliche Beziehungen dazu. Eine Sache, die wir aber wahrscheinlich alle gemein haben, ist es, eine:n Freund:in – oder eine:n Partner:in, ein Familienmitglied, einen Kollegen oder eine Kollegin oder ein Date – zu haben, der:die immer knapp bei Kasse ist und sich deshalb gerne mal (oder immer) einladen lässt.
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Klar, wir alle befinden uns in sehr unterschiedlichen Finanzlagen, und es kann ein großer Druck entstehen, mit Freund:innen „mitzuhalten“, wenn du gerade nicht so viel verdienst wie die anderen. Was passiert aber, wenn du herausfindest, dass jene Freund:innen, die ihren Geldbeutel gerne schonen, gar nicht so pleite sind, wie sie immer behaupten, und dich trotzdem immer bezahlen lassen?
Dieses Verhalten nennen wir: „Brokefishing“.

Was ist „Brokefishing“?

„Brokefishing“ bedeutet, dass sich eine Person als hilfsbedürftig hinstellt, obwohl das nicht unbedingt der Fall ist. Es gibt in der Regel zwei Arten von Menschen, die brokefishen: diejenigen, die ein wenig zu gut im Geldverwalten sind und sich von Freund:innen, die nicht so gut mit Geld umgehen können, einladen lassen – und dann gibt es diejenigen, die Geld verprassen, sich aber darauf verlassen, dass ihre Freund:innen ihnen helfen, wenn sie in der finanziellen Patsche stecken.
Natürlich ist es in Ordnung, Freund:innen zu helfen oder beim Ausgehen ein wenig großzügig zu sein – wenn du dazu in der Lage bist natürlich. Es macht aber einen großen Unterschied, ob du Freund:innen in turbulenten Zeiten Geld leihst und sie hier und da auf einen Kaffee einlädst oder ihre Freizeitbeschäftigungen auf eine Weise mitfinanzierst, dich dich selbst belastet.

Wie kannst du verhindern, gebrokefisht zu werden?

Erstens: Führ dir vor Augen, dass dein Geld genauso wertvoll ist wie das der anderen Person, auch wenn du jemand bist, dem:der Finanzielles nicht so wichtig ist. Es geht hier ums Prinzip. Wenn dein:e Freund:in also versucht, ihre persönlichen finanziellen Ziele auf Kosten anderer zu erreichen, dann ist er:sie ganz einfach kein guter Freund oder keine gute Freundin.
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Brokefishing ist eine zweiseitige Angelegenheit

Bei Mitbewohner:innen, langjährigen Freund:innen und Familienangehörigen kann die Sache schon etwas schwieriger werden. In den meisten Fällen ist es aber keineswegs zumutbar, dass eine Person von dir erwartet, dass du die Rechnung für sie übernimmst – selbst wenn sie dich in dieser einen Nacht nach Hause begleiten musste, weil du etwas zu viel zu getrunken hattest.
Brokefishing ist eine zweiseitige Angelegenheit. Die Verantwortung dafür liegt also nicht nur bei der Person, die sich von dir finanziell unter die Arme greifen lässt, sondern auch bei dir.
Gute Freund:innen sollten dir niemals das Gefühl geben, dass du für ihre Ausgaben aufzukommen hast. Immerhin gibt es einen Unterschied zwischen dem Suchen nach Trost und emotionaler Manipulation. Erweckst du den Eindruck, dass du Geld zum Verprassen hast, wenn du anderen mehr spendierst, als du solltest? Oder unterstützt du vielleicht sogar die schlechten Angewohnheiten anderer, indem du ihnen keine Grenzen setzt?

Versuch, den Grund fürs Brokefishing herauszufinden

Die Sache ist die, dass manche Menschen eine angeborene Mangel-Mentalität haben, die sich in der fehlgeleiteten Vorstellung manifestieren kann, dass es allen anderen um sie herum finanziell viel besser geht.
Selbst wenn das tatsächlich der Fall ist und sie wirklich weniger Geld als die anderen Menschen um sie herum und keine bösen Absichten haben, sollten sie sich trotzdem nicht darauf verlassen, dass ihnen Freund:innen finanziell unter die Arme greifen werden. Wenn eine Person es sich wirklich nicht leisten kann, jedes Wochenende auswärts zu essen oder etwas trinken zu gehen, sollte sie nicht erwarten, dass jemand anderes sie einladen wird, damit sie ihren Lebensstil aufrechterhalten kann.
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Klar, idealerweise sollten wir alle sparen, um für die Zukunft gerüstet zu sein. Manche Menschen haben aber (verständlicherweise) ein anderes Verhältnis zu Geld, wenn sie keine Familie oder kein Vermögen haben, auf die sie sich verlassen bzw. auf das sie zurückgreifen können, falls sie einmal ein finanzielles Rettungsboot brauchen.
Es gibt jedoch Möglichkeiten, Mitgefühl zu zeigen, ohne in tief in die eigene Tasche greifen zu müssen. Eine Mangel-Mentalität kann mit der Kindheit zusammenhängen oder darauf zurückzuführen sein, dass eine Person mit Menschen aufgewachsen ist, die ein ungesundes Verhältnis zu Geld haben. Wenn dein:e Freund:in, Partner:in oder ein Familienmitglied aber etwa die gleichen Ausgaben, das gleiche Einkommen und den gleichen Zugang zu Geld hat wie du, dann ist es ratsam, die Spendierhose im Kleiderschrank zu lassen, und sei es nur, um der Person in Frage zu zeigen, dass sie vielleicht nicht so sehr in der Klemme ist, wie sie möglicherweise glaubt.

Sprich darüber

Wie schon erwähnt: Geld kann ein heikles Gesprächsthema sein. Wenn du deinem Brokefisher aber nicht egal bist, sollte er:sie aber bereit dazu sein, sich anzuhören, wie du dich mit der ganzen Sache fühlst.
Wenn du das Thema ansprichst, solltest du es vermeiden, deinen Brokefisher zu beschuldigen, denn es kann sein, dass er:sie dich nicht bewusst abzocken will. Geh außerdem auf keinen Fall davon aus, dass du die finanzielle Situation deines Gegenübers genau kennst. Das, was du tun kannst, ist, offen zu sagen, dass du bewusster mit deinem Geld umgehen willst und dass das bedeutet, dass du die andere Person nicht ständig auf ein Getränk einladen kannst.
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Biete nicht an, zu bezahlen

Leichter gesagt als getan, aber halte einfach den Mund. Du bist niemandem Rechenschaft darüber schuldig, warum du nicht für dein Gegenüber bezahlen willst. Was zählt, ist, dass du es nicht tust.
Und wenn dein:e Freund:in sich darüber beschwert, dass er:sie gerne noch auf einen weiteren Drink bleiben würde, wenn er:sie doch nur nicht zahlen müsste, dann ist das eine ziemlich beschissene Situation, in die er:sie dich bringt. Wir schlagen vor, dass du in so einem Moment darüber lachst und vorschlägst, dem Abend ein Ende zu setzen.

Blick nach innen

Denk darüber nach, warum du die Kosten für andere übernimmst. Liegt es daran, dass du es anderen Leuten immer recht machen willst? Nun, bei dem Versuch, nett rüberzukommen, erweist du dir selbst, deinen Freund:innen und deinem zukünftigen Ich einen Bärendienst. Es kann sogar sein, dass du am Ende auf der Strecke bleibst, während all die Brokefisher in deinem Leben finanzielle Meilensteine erreichen.
Es geht vielleicht weniger darum, wie du damit aufhören kannst, andere einzuladen, sondern eher um die Frage, ob diese Person deine Freundschaft wirklich verdient. Finde heraus, ob du sie wirklich gern um dich herum hast. Wenn ja, dann sollte es eine Priorität sein, dafür zu sorgen, dass diese Beziehung gesund bleibt. Und um das zu erreichen, musst du Grenzen setzen, damit kleine Probleme nicht zu Verbitterung oder einem Freundschaftsaus führen.
Wir alle haben unsere Unzulänglichkeiten als Freund:innen und Partner:innen. Wenn du aber das Gefühl hast, ausgenutzt zu werden, solltest du die Sache nicht einfach unter den Teppich kehren. Schließlich gehört das, wofür du hart gearbeitet hast, dir. Und auch wenn es wichtig ist, für Freund:innen und Familienmitglieder da zu sein und auf gleiche Weise beizusteuern, sollte niemand finanzielle Unterstützung von dir erwarten – vor allem nicht, wenn die Person in Frage weiß, dass du dich in einer ähnlichen finanziellen Situation befindest wie sie.
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