„Ich arbeite in einer Privatpraxis und biete ein integratives Modell der Gesprächstherapie an. Ich arbeite hauptsächlich mit Menschen, die mit Kokain aufhören möchten. Auf Schadensminimierung ausgerichtete Strategien setze ich kaum ein, weil diese meiner Erfahrung nach einfach selten bei Kokainabhängigkeit funktionieren. Meine Kunden streben an, abstinent zu leben. Zunächst verhelfe ich Menschen zu der Erkenntnis, dass eine Rückkehr zu gelegentlichem Konsum unrealistisch ist, wenn man einmal süchtig nach Kokain gewesen ist. Psychologische Betreuung ist ein wesentlicher Aspekt zu Beginn einer Suchttherapie. Ich ermutige meine Patienten dazu, die weitergehenden Folgen ihres Kokainkonsums zu identifizieren. Dazu gehören beispielsweise: körperliche Krankheit, verlorene Arbeitstage, Verlust des Arbeitsplatzes, Entfremdung von Freunden und Familie, Schulden.“
„Eine Sucht wird häufig als ‚fortschreitende Erkrankung‘ bezeichnet. Sobald sich die Toleranzgrenzen erhöhen, benötigt man eine höhere Dosis der Droge, um denselben Effekt zu erzielen. Man kann nicht vorhersagen, dass jemand süchtig wird, wenn er sechs Monate lang wöchentlich X Gramm Kokain konsumiert. Es ist möglich, einige Zeit lang ein ‚funktionierender Süchtiger‘ zu sein, bevor man Hilfe braucht. Nicht jeder wird sofort abhängig, aber die Wahrscheinlichkeit ist aufgrund des Einflusses der Droge auf das Belohnungssystem des Gehirns hoch. Das Suchtrisiko hängt von verschiedenen Einflussfaktoren ab, wie etwa Suchtfälle in der Familiengeschichte, Kindheitserfahrungen, ein kürzlich erlebtes oder länger zurückliegendes Trauma. All das hat einen Einfluss auf Beweggründe für den Kokainkonsum und das Risiko, eine Abhängigkeit zu entwickeln.“
Kokain führt oft schnell zu starker psychischer Anhängigkeit, da es die Produktion des Glückshormons Dopamin anregt
„Durch anhaltenden und kontinuierlich zunehmenden Konsum. Kokain führt oft schnell zu starker psychischer Abhängigkeit da es die Produktion des Glückshormons und Neurotransmitters Dopamin anregt und dessen Spiegel im Gehirn erhöht.“
„Da Kokain das Belohnungssystem des Gehirns beeinträchtigt, führt im Laufe der Zeit steigender Konsum dazu, dass man keine Freude und Glück durch ‚gewöhnliche‘ Vergnügungen mehr empfinden kann. Ein Beispiel ist Sex. Wenn beim Sex wiederholt Kokain im Spiel ist, nimmt die Fähigkeit ab, sexuelle Lust auch ohne Kokain erfahren und genießen zu können. Neben dem Belohnungssystem beeinträchtigt Kokain auch das Stressreaktionssystem des Gehirns. Meiner Erfahrung nach tritt Kokainabhängigkeit häufig gemeinsam mit einer Belastungsstörung auf. Kokain erhöht die Ausschüttung von Stresshormonen. Menschen erhöhen ihren Konsum dann, um den Stress wieder abzubauen. So entsteht der Suchtkreislauf.“
MEISTENS ERFAHREN MENSCHEN EIN INTENSIVES EUPHORIEGEFÜHL, GEFOLGT VON STARK GEDRÜCKTER STIMMUNG UND DEPRESSION
„Appetitlosigkeit, Mangelernährung, erhöhte Herzfrequenz und erhöhter Blutdruck, Gefäßverengung, beschleunigter Atem, erweiterte Pupillen, Kopfschmerzen, Schlafstörungen, Übelkeit, Unterleibsschmerzen und Überreizung. Dazu kommen merkwürdiges, unberechenbares und manchmal gewalttätiges Verhalten sowie riskantes Sexualverhalten, Halluzinationen, starke Erregbarkeit, Reizbarkeit und Zorn. Meistens erfahren Menschen ein intensives Euphoriegefühl, gefolgt von stark gedrückter Stimmung und Depression. In extremen Fällen: taktile Halluzinationen, welche die Illusion von unter der Haut grabenden Insekten erzeugen, Juck- und Kratzattacken sowie starke Angstzustände, Reizbarkeit, Paranoia, Depression in Verbindung mit einem intensiven Verlangen nach der Droge, Panik und Psychosen, Krämpfe, Anfälle und in seltenen Fällen plötzlicher Tod durch eine Überdosis.“
„Die können ganz unterschiedlich ausfallen und reichen von dauerhaften Schäden an den Blutgefäßen des Herzens und des Gehirns über Bluthochdruck und dadurch verursachte Herzinfarkte, Schlaganfälle und Tod bis zu Schäden an Leber, Niere und Lunge. Dazu kommen Zerstörung der Nasenschleimhäute beim Schnupfen, Infektionskrankheiten und Abszesse beim Spritzen und Atemstillstand beim Rauchen. Unterernährung und Gewichtsverlust als Folge der Appetitunterdrückung. Zahnverfall. Sexuelle Gesundheitsprobleme wie Verminderung der Zeugungsfähigkeit und Unfruchtbarkeit (sowohl bei Männern als auch Frauen). Orientierungslosigkeit, Apathie, Verwirrung und Erschöpfung. Reizbarkeit und starke Stimmungsschwankungen. Akustische Halluzinationen, zunehmende Häufigkeit gefährlichen und hochriskanten Verhaltens – besonders in sexueller Hinsicht – und unberechenbares und zunehmend irrationales Verhalten, das zu Psychosen und/oder Delirium und klinischer Depression führt.“
‚ICH WILL NUR SPASS HABEN, ICH FÜGE NIEMAND ANDEREM SCHADEN ZU, ICH BIN NUR EIN MAL JUNG, ICH HÖR' BALD AUF...‘ – DAS IST DIE VERLEUGNUNG DER EIGENEN SUCHT
„Die Verherrlichung in den Medien sorgt in Verbindung mit sinkenden Preisen dafür, dass breitere Bevölkerungsschichten Zugang dazu haben. Es steht Prominenten und hochbezahlten Geschäftsleuten nicht länger exklusiv zur Verfügung. Während der letzten Jahrzehnte wurde Koks in Filmen, Liedern und den Medien glorifiziert. Es gilt als cool. Und ganz entscheidend: Es sorgt dafür, dass wir uns temporär gut fühlen. Daher fragen wir uns, Wie kann es dann schädlich sein? Es mangelt auch an bewusstseinsbildenden Kampagnen in der Öffentlichkeit, die Jugendliche über sein tatsächliches Gefahrenpotenzial aufklären würden.“
„Ein wichtiger Indikator ist, ob sich der Kokainkonsum von einer sozialen Angewohnheit, die Menschen im Griff haben, zu einer Abhängigkeit entwickelt hat, sodass sich jemand nicht an eine anfängliche Entscheidung für eine kokainfreie Nacht halten kann, sondern dann trotzdem Koks kauft. Dieser Entschluss wird typischerweise nach dem Konsum von Alkohol gefasst. So etwas ist ein eindeutiges Anzeichen einer Machtverschiebung. Die Droge hat dich jetzt in ihrer Gewalt, du hast die Kontrolle über dein eigenes Konsumverhalten und deine Entscheidungsfreiheit verloren. Das bedeutet Abhängigkeit/Sucht. In diesem Stadium beobachten wir eine Verleugnung der Sucht: ‚Ich habe die Wahl, ich will nur Spaß haben, ich füge niemand anderem Schaden zu, ich bin nur ein Mal jung, ich hör' auf, sobald ich sesshaft werde oder heirate, sobald ich Kinder habe, sobald ich 25, 28, 35 bin...‘ Das ist die Verleugnung der eigenen Sucht und das häufigste Narrativ, das ich in meinem Behandlungszimmer höre. Falls jemandem so etwas auffällt, würde ich der Person raten, Hilfe zu suchen.“
JUNGE FRAUEN STEHEN UNTER STÄRKEREM DRUCK, KLUG, WITZIG, CHARMANT, SEXY, SCHÖN, USW. ZU WIRKEN. KOKAIN GIBT IHNEN DAS GEFÜHL, DAS ALLES ZU SEIN, ENTLEDIGT SIE DIESER BELASTUNGEN & BIETET IHNEN KURZFRISTIGEN ERFOLG.
„Kokain gibt Menschen Selbstwertgefühl und führt dazu, dass sie sich als sexy wahrnehmen. Junge Frauen (20 bis 35) stehen unter stärkerem Druck klug, witzig, charmant, sexy, schön, schlank, clever, professionell, leistungsstark usw. zu wirken. Kokain verschafft jungen Frauen diese Empfindungen, entledigt sie der damit verbundenen Belastungen und bietet ihnen kurzfristige und irreführende Erfolgserlebnisse. Koks wirkt außerdem sehr enthemmend, also legen junge Frauen voller Zuversicht Verhaltensweisen an den Tag, die ihnen ansonsten fremd wären. Das betrifft zum Beispiel das Sexualverhalten.“
„Zwischen 24 und 45.“
„Abhängigkeit ist eine Erkrankung, die einem das Gefühl gibt, dass man nicht krank ist. Verleugnung. Menschen beruhigen sich selbst, indem sie ihren Konsum mit dem eines Bekannten vergleichen, der noch mehr nimmt. Also haben sie kein Problem. Sie sagen sich selbst, dass ihre Bekannten alle koksen und es daher ganz normal ist. Dadurch reden sie ihren eigenen Konsum klein und verharmlosen die Folgen.“
„Kokain wurde traditionell mit Traubenzucker oder Abführmitteln verschnitten. Heutzutage verschneidet man immer häufiger mit Benzocain, ein Dentalanästhetikum, das den betäubenden Effekt von Kokain imitiert, und Levamisol, ein Entwurmungsmittel für Kühe und Pferde. Die BBC verfügt über ein ausführliches Verzeichnis von in Kokain gefundenen Fremdstoffen.“