Bevor man Kinder hat, gibt es gewisse Dinge, von denen man sich niemals vorstellen könnte, sie zu tun. Über eineinhalb Jahre fast ausschließlich nüchtern bleiben? Zum Beispiel. Ohne Ende Online-Kommentare auf Netmums.com lesen? Noch eines. Oder etwa den Arbeitsstatus auf Facebook auf ,Hausfrau und Mutter’ setzen? Nope. Auf gar keinen Fall.
Für viele Mütter ist das Realität. Und nicht unbedingt eine Realität, die sie sich aussuchen. Die Kosten für Kita-Plätze sind in Deutschland im letzten Jahr um 3,6 Prozent gestiegen. Für alle, die nicht wirklich gut verdienen und keinen Partner oder Großeltern haben, die auf die Kinder aufpassen können, bedeutet das, dass der Wiedereinstieg in den Beruf sich sehr schwierig gestaltet.
Jocelyn Lloyd ist 33 Jahre alt und hat zwei Kinder, den dreijährigen Otis und die eineinhalbjährige Bella. Bevor sie die Kinder bekam, arbeitete sie fünf Jahre lang als Designerin bei einem Modemagazin. „Seit der Geburt meiner Kinder ist mir klar geworden, dass es finanziell gesehen nicht genug bringt, wieder in Vollzeit zu arbeiten”, sagt sie. „Ich meine damit nicht, dass ich es nicht gerne tun würde – ich arbeite wirklich gerne, ich hatte immer eine starke Arbeitsmoral, und ich möchte, dass meine Kinder das sehen – aber die Kosten für die Kinderbetreuung sind einfach nur irrsinnig hoch.”
Für viele zahlt es sich, wie für Jocelyn, nicht immer aus zu arbeiten. Gemma Payne, 31, mit ihrer zweijährigen Tochter Isabel und ihrem sechsmonatigen Sohn Bobby, stimmt dem zu. Sie arbeitete in Vollzeit als Einkäuferin für Beauty-Produkte für ein Nobelkaufhaus. Nach einem Jahr Mutterschaftsurlaub ging sie wieder arbeiten und gab ihre Tochter in eine Tagesstätte in der Nähe ihres Büros in London. Der Pendelweg zur Arbeit dauerte in jede Richtung etwa eine Stunde, und mit einem Kleinkind fiel es ihr schwer, mit den vollen Zügen zu fahren. „Ich musste mit ihr pendeln, weil die Tagesstätten um etwa 18.30 Uhr schlossen und ich deswegen nicht rechtzeitig zurückkommen konnte, um sie abzuholen, vor allem wenn die Züge Verspätung hatten", erklärt sie. „Und für Verspätungen musste man 23€ zahlen, auch wenn man nur zehn Minuten zu spät kam. Auch darüber machte ich mir Sorgen.“
Wie es mit vielen Frauen passiert, die wieder anfangen zu arbeiten, hat auch Gemma ihren Job nach wenigen Monaten wieder gekündigt. „Das war es mir einfach nicht wert. Es war zu teuer. Ich konnte es mir nicht leisten, mehr als ein Kind in der Tagesstätte zu haben. Vier Tage die Woche kosteten etwa 1.385 € monatlich, und ich verdiente 1.850 € Netto.“ Auch müssen Eltern die Kinderbetreuungskosten wie Miete behandeln. Man zahlt für die Ferien und wenn das Kind krank ist – auch wenn dann ein Elternteil nicht zur Arbeit gehen kann.
Jocelyn, die mittlerweile freiberuflich an Designprojekten arbeitet und ihr eigenes Unternehmen, ,The Family Outing’, führt, um andere Familien zu Reisen und Abenteuern mit ihren Kindern auf Grundlage von ehrlichen Empfehlungen von Eltern zu ermutigen, stimmt dem zu, und fügt hinzu: „Wir schicken unseren Sohn zweimal die Woche in eine Tagesstätte, und an zwei Tagen die Woche kommt eine Tagesmutter für sie beide.“ Es hat eine Weile gedauert, um diese Balance hinzubekommen, und es ist finanziell sehr belastend. Bella freut sich sehr darauf, in die Tagesstätte zu gehen – jedes Mal, wenn wir Otis abgeben, schleicht sie sich in die Spieleecken und Sandkästen. Aber es ist finanziell gerade einfach nicht möglich. Sobald die Tagesstätte bezahlt ist, bleibt nicht mehr viel Profit von meinem freiberuflichen Tag übrig.“
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ICH WERDE EWIG IN DIESER SITUATION FESTSTECKEN UND FÜR DIE KINDERBETREUUNG ZAHLEN. ICH KANN KEINE ERSPARNISSE ANLEGEN, DIE MIETE NICHT ZAHLEN, UND AUCH KEINE BETREUUNGSKOSTEN BEZAHLEN.
Shanae Dennis
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Die Mütter, mit denen ich gesprochen habe, die wieder angefangen haben zu arbeiten, sagen, dass das Leben ein Überlebenskampf ist, und Zukunftsplanung im Grunde unmöglich. Shanae Dennis ist 23 Jahre alt und hat einen zweieinhalbjährigen Sohn namens Jayden. Sie ist alleinerziehende Mutter, und sie arbeitet wieder in Vollzeit als Krebsforscherin beim NHS. Sie sagt, es sei schwierig, über die Runden zu kommen. „Ich werde ewig in dieser Situation feststecken und für die Kinderbetreuung zahlen. Ich kann keine Ersparnisse anlegen, die Miete nicht zahlen, und auch keine Betreuungskosten bezahlen", sagt sie.
Da die Kita-Zeiten die Mütter einschränken und Tagesmütter oftmals sogar noch teurer sind, überrascht es Shanae nicht, dass manche Frauen Schwierigkeiten dabei haben, zur Arbeit zurückzukehren, und dort Fortschritte zu erzielen. „In Jaydens Tagesstätte zahlt man für jede Minute Verspätung einen Pfund, und sie sind nicht gerade nachlässig bei diesem Thema“, sagt sie. „Es ist schockierend, dass wir 2016 nicht mehr von 9–17 Uhr arbeiten, aber man ab 17.30 Uhr eine höhere Rate zahlen muss.“
Laut Charlotte Faircloth, Dozentin an der sozialwissenschaftlichen Fakultät der Universität Roehampton, deuten die Forschungsergebnisse darauf hin, dass ein Kind die Karriere von Frauen viel stärker beeinflusst, aus einer Reihe von physiologischen, sozialen und kulturellen Gründen. Allerdings sagt sie auch, dass es bereits viele Fortschritte gab. Die geteilte Elternzeit wurde im April 2015 eingeführt und ermöglicht die Übertragung des Elternurlaubs auf den Partner ab zwei Wochen nach der Geburt des Kindes. „Die Änderungen an der Elternzeit und an unseren Vorstellungen von der Vaterschaft haben die Umstände geändert“, sagt sie. „Wir gehen heutzutage viel mehr davon aus, dass die Väter ,mitmachen'. Oftmals ist das auch ein recht symbolischer Beitrag, und dennoch gibt es ein ganz anderes Bild ab als etwa vor 30 Jahren.“
Sie fügte hinzu: „Ich glaube, dass allgemein eine Inflation der Elternrolle in der Gesellschaft vorliegt. Vom Arbeitgeber wird erwartet, dass er nicht nur auf Frauen, sondern auch auf Männer entsprechend Rücksicht nimmt.“
Katherine Twamley von der sozialwissenschaftlichen Fakultät an der UCL glaubt, dass ein Aufteilen der Elternzeit Müttern bei ihrer Karriere behilflich ist. „Es kann Frauen die Rückkehr zur Arbeit erleichtern. Frauen berichten mir, dass sie sich weniger schuldig und entspannter bei der Arbeit fühlen, wenn sie wissen, dass sich ihr Partner um das Kind kümmert. Wenn ein Elternteil zuhause bleibt, ist es sowohl einfacher als auch flexibler als in einer Kindertagesstätte – keine Hektik am Morgen und so weiter“, sagt sie.
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ES IST SCHWER, MEINEN KINDERN ZU ERKLÄREN, DASS DIE ARBEIT AM LAPTOP IN MEINEM VERSTECK IM OBERGESCHOSS DAS GLEICHE IST, WIE ZUR ARBEIT ZU GEHEN – ES SIEHT FÜR SIE AUF JEDEN FALL NICHT WIE ARBEIT AUS, WAS EIN WENIG TRAURIG IST.
Jocelyn Lloyd
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Zusätzlich zu finanziellen Sorgen, und trotz der Fortschritte bei Männern, die Vaterschaftsurlaub nehmen, machen sich manche Frauen im Endeffekt Sorgen über den Einfluss, den weniger Arbeit oder Heimarbeit darauf hat, wie sie wahrgenommen werden, nicht nur von der Gesellschaft, sondern auch von ihren Kindern. „Ich arbeite viel, aber ich arbeite um die Wachzeiten meiner Kinder herum, oder wenn ich sonst Zeit finde“, sagt Jocelyn. „Mein Vater war ein Bauer, und es gefiel mir, dass man seine harte Arbeit in diesem Beruf physisch sehen konnte. Es ist schwer, meinen Kindern zu erklären, dass die Arbeit am Laptop in meinem Versteck im Obergeschoss das Gleiche ist, wie zur Arbeit zu gehen – es sieht für sie auf jeden Fall nicht wie Arbeit aus, was ein wenig traurig ist.“
Im Grunde genommen ist die Situation für viele Frauen scheiße. Es ist nicht notwendigerweise die Tatsache, dass sie nicht zur Arbeit zurückwollen. Es geht eher darum, dass die Arbeit es wert sein muss. Und zwar nicht nur hinsichtlich finanzieller Entlohnung oder der Kinderbetreuung, sondern auch in Hinblick auf die Zukunft. Ist es genauso einfach, Erfolg zu haben, wenn man als letzter kommt, und als erster geht? Wer weiß? Aber in jedem Falle haben im Moment viele Frauen keine andere Wahl, als das zu tun, woran sie niemals gedacht hätten: Hausfrauen zu werden.
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