Viele Menschen knirschen und beißen insbesondere nachts unbemerkt mit den Zähnen. Dadurch können schlimme und langfristige Schäden entstehen, weshalb es dringend angeraten ist, das Problem in den Griff zu bekommen. Dach wie geht man dabei vorbei?
Die Gründe und Ursachen für Kieferbeschwerden, Zahn- oder Kopfschmerzen können unterschiedlicher Natur sein. Sollten die Beschwerden über einen längeren Zeitraum anhalten, empfiehlt es sich in jedem Fall, ärztlichen Rat einzuholen, um mögliche Ursachen und Behandlungsmethoden zu eruieren. Ein oft unterschätzter Auslöser für Schmerzen im Zahn- und Kieferbereich, bei Verspannungen im Nacken und gar bei Tinnitus kann nächtliches Zähneknirschen sein. Wenn ihr den Verdacht hegt, dass ihr eventuell betroffen seid oder Menschen, mit denen ihr das Bett teilt, sich darüber beschweren, wegen unangenehmer Kaugeräusche keinen Schlaf zu finden, solltet ihr dringend Abhilfe schaffen, die über Ohropax hinausgeht. Wir haben die wichtigsten Infos und Fakten zum Thema für euch zusammengetragen:
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Zähneknirschen ist weiter verbreitet als gedacht
Laut Bundesärztekammer beißt jede*r Zweite gelegentlich die Zähne zusammen, manche tagsüber, die meisten jedoch in der Nacht. Bei jedem Fünften sei das Zähneknirschen sogar ein chronisches und damit ernst zu nehmendes Phänomen. Das bedeutet, dass in deutschen Schlafzimmern äußerst regelmäßig die Kiefer geknirscht, gemahlt und aufeinander gepresst werden. Das Problem an der Sache: Beim Zähneknirschen werden ungemeine Kräfte freigesetzt. Der menschliche Kiefermuskel gehört nämlich zu den stärksten des Körpers. Untersuchungen haben ergeben, dass der Druck, der durch das Aufeinanderpressen des Ober- und Unterkiefers entsteht, um ein Sechsfaches höher ist als im entspannten Gebisszustand. Der Druck kann bis zu 600 Kilogramm pro Quadratzentimeter betragen.
Die daraus entstehenden Kräfteeinwirkungen stellen für den Körper eine enorme Belastung dar und können langfristig Schaden anrichten. Fachärzt*innen sprechen im Zusammenhang von regelmäßigem Knirschen und Pressen mit den Zähnen auch von Bruxismus. Zusätzlich differenziert man das nächtliche und am Tag stattfindende Reiben der Zähne in Nacht- sowie Wachbruxismus. Am häufigsten knirschen Menschen im Alter zwischen 30 und 45 Jahren, wobei das Phänomen unter Frauen weiter verbreitet ist.
Was sind typische Bruxismus-Symptome?
Ob man zu den Knirschern gehört, kann ein beispielsweise der Routinebesuch beim Zahnarzt klären. Der Arzt oder die Ärztin kann in der Regel schnell feststellen, ob die Zähne durch eine regelmäßige Reibung schon beschädigt wurden. Betroffen sich hiervon oft die Schneidezähne, die dann Schliff-Facetten aufzeigen. Aber auch freigelegte Zahnhälse und überempfindliches Reagieren auf Kälte und Wärme können ein Anzeichen für Bruxismus sein.
Neben Zahnschmerzen klagen viele Zähneknirscher über starke Kopfschmerzen, besonders in der Schläfengegend, die bis in den Nacken ausstrahlen können. Weitere Indizes können Erschöpfungsgefühle direkt nach dem Aufstehen, Muskelkater im Gesicht oder ein unangenehmes Knacken im Kiefer sein. Betroffene sprechen auch von Schwindelanfällen, Tinnitus-Symptomen und in seltenen Fällen wurde von Sehschwächen berichtet.
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Nicht zu unterschätzende Folgen durch Zähneknirschen
Wer über einen längeren Zeitraum immer wieder mit den Zähnen knirscht, kann irreparable Schäden davon tragen. Durch das Abschmirgeln und Aufeinanderbeißen verändert sich im Laufe der Zeit nicht nur die ursprüngliche Form der Zähne, auch die Zahnsubstanz wird angegriffen. Dadurch erhöht sich die Gefahr, dass Zähne einreißen, Teile abbrechen, Füllungen und Kronen herausfallen oder ganze Zähne in Mitleidenschaft gezogen werden. Wer Verletzungen auf seinen Wangeninnenseiten entdeckt oder Zahnabdrücke auf der Zunge bemerkt, wer Einschränkungen seines Kiefers feststellt oder den Mund nicht mehr öffnen kann, sollte sofort ärztliche Hilfe Schen. Wenn Gelenke und Muskeln in ihrer Funktion bereits beeinträchtigt sind, sprechen Ärzt*innen auch oft von einer craniomandibulären Dysfunktion, kurz CMD.
Welche Ursachen können zum Zähneknirschen führen?
Dir Gründe, warum wir mit dem Zähnen knirschen, sind so unterschiedlich wie wir Menschen auch. Als häufige Ursache wird allerdings der Faktor Stress genannt. Sogenannte Stressoren können zum Beispiel durch ein emotionales Ungleichgewicht, durch psychische Belastungen oder bei der Bewältigung von Problemen im Alltag auftreten. Angstzustände oder das permanente Unterdrücken von Gefühlen können ebenso Stress auslösen. Als weitere Ursachen gelten Atmungsstörungen (auch Schlafapnoe genannt), häufiger Alkoholkonsum, die regelmäßige Einnahme von Medikamenten oder eine falsche Körperhaltung. Kiefer- und Zahnfehlstellungen sind in manchen Fällen auch für den schmerzhaften Bruxismus verantwortlich.
Behandlung: Was hilft gegen Zähneknirschen im Schlaf?
Grundsätzlich sollte jede Behandlung oder Therapie individuell entschieden und auf die jeweiligen Ursachen abgestimmt sein. Wenn ihr eine eindeutige Diagnose erhalten habt, könnt ihr euch über die vielfältigen Behandlungen informieren. Als erste Option, um die Folgen des Knirschens zu minimieren, bieten Zahnärzt*innen häufig eine Beißschiene an. Eine solche Okklusionsschiene besteht aus Kunststoff, wird je nach Vorliebe aus hartem hartem oder weichen Material hergestellt und individuell an den Kiefer angepasst. Die Kosten übernimmt in den meisten Fällen die Krankenkasse. Betroffene sollen die Schiene dann möglichst jede Nacht tragen. Zwar schützt eine Schiene die Zähne vor weiteren Schäden, das Knirschen wird so allerdings nicht eingeschränkt. Deshalb sollte man sich anschließend dringend auf Ursachenforschung begeben.
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Im Rahmen einer langfristigeren Therapie werden statt Okklusionsschienen eher Entspannungsschienen eingesetzt. Diese erfordern jedoch ein Registrierverfahren, außerdem müssen Patient*innen die Kosten komplett selbst tragen. Während die Beißschiene nur nachts getragen werden muss, sollte die Entspannungsschiene auch tagsüber genutzt werden und muss regelmäßig vom Zahnarzt überprüft sowie angepasst werden. Zeigen Betroffene akute und starke Stressphänomene, sollte zunächst daran gearbeitet werden, diese zu beheben. Um Stress zu bewältigen, arbeiten viele Fachärzt*innen heute interdisziplinär mit Kollegen zusammen. Um etwa Bewältigungsstrategien zu erlernen, bietet sich die Kollaboration mit Psychotherapeut*innen an. Physiotherapie hingegen kann bei Muskelverspannungen- und verhärtungen helfen und eignet sich daher ideal als Ergänzung zu einer Schiene.
Zähneknirschen: Welche alternative Therapien gibt es noch?
Ebenfalls sinnvoll ist es, Osteopathen zu konsultieren, damit Spannungen gelindert werden. Auch interessant: An der Uni Münster wird seit mehreren Jahren Biofeedback eingesetzt. Bei dem neuartigen Verfahren werden mit Hilfe von Elektroden Muskelanspannungen gemessen und sollen in Kombination mit Physiotherapie gelöst werden. Durch akustische Signale eines Computers sollen Patient*innen wieder erlernen, wie sich Entspannung anfühlt. Viele hätten dies über Jahre hinweg tatsächlich verlernt. Leider übernimmt die Kasse diese Behandlung nicht.
Zu sichtbaren Erfolgen in der Behandlung von Bruxismus haben auch alternative Entspannungsmethoden wie autogenes Training oder progressive Muskelentspannung geführt. Bevor ihr irgendeine der erwähnten Methoden anwendet, solltet ihr mit eurem Arzt oder eurer Ärztin über eine speziell auf euch zugeschnittene Therapie sprechen.
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