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#FragR29: Wieso leben wir über unsere Verhältnisse?

Foto: Rockie Nolan
Während ich diese Zeilen tippe, esse ich einen Wrap, den ich mir eigentlich nicht leisten kann. Es handelt sich bei diesem Wrap auch nicht um einen Belohnungswrap, denn ich esse eigentlich jeden Morgen etwas Vergleichbares. Mal eine Acaii Bowl, mal einen Salat, mal diese unverschämt leckeren Brötchen, die mit diesem einen Käse belegt sind, den ich so sehr mag. Eigentlich müsste ich sparen, denn eigentlich bin ich pleite. Eigentlich. Ich lebe trotzdem auf großem Fuß, leiste mir eine große Wohnung ganz alleine, fahre ab und zu mit dem Taxi und gehe oft und gerne essen. Ich weiß, dass das vollkommen unvernünftig von mir ist, trotzdem kann ich nicht anders. Wenn dann nach der Hälfte des Monats all mein Geld verbraucht ist, fange ich plötzlich an zu sparen, davor lebe ich allerdings so, als würde ich gut und gerne 100 Tausend Euro im Jahr verdienen. Aber wieso zum Teufel mache ich das?
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Wieso kann ich mein Konsumverhalten nicht meinem tatsächlichen Verdienst anpassen?

Ein Einzelfall, könnte man meinen, die Olle hat halt ihr leben nicht im Griff. Ganz so einfach ist es jedoch nicht, denn so wie mir geht es einigen in meinem Bekanntenkreis. Es ist fast so, als würde sich meine Generation in zwei Kategorien teilen lassen, die Sparsamen und die Verschwenderischen. Dabei ist es keinesfalls so, dass Sparende ein trostloses Leben führen, man nie etwas mit ihnen unternehmen kann, weil sie ja sparen müssen. Nein, sie neigen einfach nicht so sehr zu Impulskäufen.
Ich bin eine sehr impulsgesteuerte Person, was nicht nur Auswirkungen auf meinen Kontostand hat, sondern auch auf meinen Beziehungsstatus: beides nicht so prickelnd.

Das Ding ist ja, dass wir in einer Konsumgesellschaft leben, in der wir ständig neuen Versuchungen ausgeliefert sind.

Es ist leichter zu konsumieren, als nicht zu konsumieren, was an sich ja schon eine ziemliche Unverschämtheit ist. Wer sich also nicht ständig unter Kontrolle hat, gibt ziemlich schnell sehr viel Geld aus. Zwar gibt es kleine Tipps und Kniffe, wie man etwas Geld sparen kann, jedoch muss man diese erst einmal in seinen Alltag integrieren und diese Umstellung ist hart. Verdammt hart. Besonders, wenn man, wie ich, eher im urbanen Raum lebt und es schon reicht, einfach die Straße entlangzugehen. Hier in der Stadt ist beinahe jeder Zentimeter mit Werbung gepflastert und Konsum scheint das Natürlichste der Welt zu sein. Er gehört zum Stadtbild, zum Alltag und somit sinkt die Hemmschwelle, das Portemonnaie zu zücken und sich hier und da eine Kleinigkeit zu gönnen.

Wir konsumieren das Leben, das wir führen wollen, nicht das, was wir uns leisten können.

Die Sache ist die: Wenn ich anfangen würde zu sparen, müsste ich mir eingestehen, dass ich nicht besonders viel Geld zur Verfügung habe. Schon genug, um davon leben zu können, aber eben nicht genug, um mir jeden Tag einen Wrap zum Frühstück gönnen zu können. Es ist fast so, als würde ich mir selbst und auch den Menschen in meinem Umfeld etwas vormachen. Ich lebe das Leben einer Person, die ich sein will, nicht der, die ich gerade bin. Das wahrt nach außen den Schein, ich sei eine erfolgreiche Businessfrau und ich mache mir und anderen vor, ich hätte mein Leben voll und ganz im Griff. Existenzängste werden ganz einfach wegkonsumiert, was bei näherem Hinsehen nicht nur geradezu abstrus ist, sondern auch sehr schnell in eine Schuldenfalle führen kann. So schlimm ist es bei mir zwar noch nicht, aber es nervt schon sehr, wenn man plötzlich ganz ohne Geld dasteht und sich zwei Wochen lang von Nudeln ohne alles ernähren muss.
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Mit diesen Tipps klappt's auch mit dem Sparen
Ich werde mein Leben ändern. Und das ist keine „Ok, ab morgen dann!“-Pseudoansage. Nein, ich muss das tun, denn sonst führt kein Weg mehr am haushohen Schuldenberg vorbei. So weitermachen wie bisher ist einfach nicht mehr drin.
Tipps, wie ich am besten sparen kann, habe ich mir von einer Freundin geholt, die seit Jahren ihre Kröten zusammenhält und trotzdem ein ziemlich gutes Leben führt. Keine Ahnung, ob ich mich an alle Tipps halten kann, aber einen Versuch ist es auf jeden Fall wert.
1. Selber kochen, Speisen und Getränke mitnehmen
Anstatt sich hier und da ständig Kleinigkeiten oder einen Coffee to go zu kaufen, kannst du die gute alte Brotdose reaktivieren und dir ab sofort deine Snacks selber machen. Entweder du machst jeden Morgen alles frisch, oder du kochst am Wochenende vor und hast dann für den Rest der Woche deine Ruhe. oder du machst abends einfach die doppelte Portion und nimmst am nächsten Tag die Reste mit ins Büro. Auch Kaffee kann man ganz easy zu Hause brühen und mitnehmen. Das spart nicht nur Geld, sondern ist auch noch richtig gut für die Umwelt. Wenn du keine Zeit hast, immer ewig vorzukochen, tun es auch kleine Snacks, wie Karotten oder Nüsse. Essen und Snacks unterwegs zu kaufen sollte eine absolute Ausnahme sein, keinesfalls die Regel.
2. Kleidung tauschen und Second Hand shoppen
Wir konsumieren alle zu viele Klamotten. Das ist in vielerlei Hinsicht nicht okay, angefangen bei den Produktionsbedingungen bis hin zum Müll, der dadurch verursacht wird. Generell solltest du darauf verzichten, ständig Wegwerfmode zu kaufen, denn auch durch billige Mode kommt über ein Jahr gerechnet ganz schön viel Schotter zusammen. Kaufe lieber Second Hand auf Flohmärkten oder tausche Kleidung mit Freund*innen. Trends lassen sich auch mit älteren Klamotten einfach nachbasteln, man muss nicht unbedingt alles neu kaufen. Wenn du dir doch etwas neues gönnst, kannst du dafür ja etwas anderes verkaufen. Das hat außerdem den netten Nebeneffekt, dass dein Kleiderschrank immer schön übersichtlich bleibt.
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3. Mit dem Dauerauftrag ins Paradies
Zugegeben, sich ein Sparkonto anzulegen, klingt erst einmal brutal spießig, ist dafür allerdings sehr sinnvoll. Sogenannte Tagesgeldkonten sind Sparkonten, über die man zwar verfügen, mit dem Geld auf dem Konto aber nichts zahlen kann. So ein Tagesgeldkonto ist ideal, wenn du jeden Monat etwas Geld zur Seite legen willst, für Urlaub zum Beispiel oder eine unerwartete Heizkostennachzahlung. Lege einfach einen Betrag fest, den du monatlich sparen willst und richte dir einen Dauerauftrag ein. So musst du nicht immer wieder jeden Monat neu daran denken und sparst ganz automatisch.
4. Abos kündigen oder teilen
Ich weiß nicht, wie es dir geht, aber ich habe diverse Abos, die verdammt viel Geld fressen. Ob Blumen, Kaffee, Musik oder Netflix, man kann quasi für alles ein Abo abschließen und das ist genau das, was ich gemacht habe. Damit ist jetzt Schluss. Unnötige und zu teure Abos wurden gekündigt und Luxusgüter, wenn überhaupt, nur noch bei Bedarf gekauft. Frische Blumen lasse ich mir schenken und das Netflix-Abo teile ich mir ab sofort mit zwei Freundinnen.
5. Fit und mobil mit dem Fahrrad
Es geht nicht immer, aber zumindest in den Sommermonaten muss man echt nicht mit dem Auto oder der Bahn fahren, wenn man in der Stadt wohnt. Carsharing ist zwar bequem, aber eben auch teuer. Ein Rad gibt's auch Second Hand, das ist eh viel besser für die Umwelt. Richtig toller Nebeneffekt: Radfahren hält fit und somit sparst du dir auch das teure Fitnessstudio oder den Spinning Kurs.
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