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The words "can we talk?" in purple text.

Ich dachte, ich hätte die „Liebe meines Lebens“ gefunden – ich irrte mich

Willkommen bei Can We Talk?, der Sex- und Beziehungskolumne, die deine brennendsten Fragen rund um Sex, Dating, Beziehungen und Trennungen beantworten will, die du deinen Partner:innen ungern stellen möchtest. Dieses Mal haben wir R29-Leser:innen um ihre Meinung zu Seelenverwandtschaft und der „Liebe des Lebens“ gebeten… und dazu, ob es die überhaupt gibt. 
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Leah Marie, 39
Nachdem Leah Marie mit 16 Jahren ihre Mutter nach einem Asthma-Anfall und mit 21 Jahren ihren Vater an Bauchspeicheldrüsenkrebs verloren hatte, fiel es ihr sehr schwer, ihre erwachsenen Beziehungen zu bewältigen – von denen ihr einige mehr schadeten als guttaten. „Ich suchte mir immer die Falschen raus und musste quasi jede Lektion auf die harte Tour lernen“, erzählt Leah Marie. Als sie endlich den Mann fand, den sie als „den Einen“ betrachtete, war sie 37 Jahre alt und schon zweimal geschieden.
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„Ich heiratete meinen ersten Mann, weil ich mir verzweifelt Stabilität wünschte“, sagt sie. „Leider fühlte ich mich körperlich überhaupt nicht zu ihm hingezogen, redete mir aber ein, es sei oberflächlich, so zu denken.“ Nach etwa fünf Jahren Ehe und einer gemeinsamen Tochter fühlte sich Leah Marie unruhig und wollte raus. „Er war einfach nicht der Richtige“, meint sie. „Als ich diese Ehe beendete, machte ich genau das, was man eigentlich nicht tun sollte: Ich hüpfte direkt in die nächste Beziehung und nahm alle noch nicht verheilten Wunden und emotionalen Lasten darin mit. In Sachen Sexualität war ich eher Spätzünderin und wollte neue Seiten an mir erkunden, die ich vorher nie bemerkt hatte. Daraufhin datete ich vier Jahre lang eine Frau (und lebte auch mit ihr zusammen), zu der ich mich total hingezogen fühlte.“
Nachdem auch diese Beziehung in die Brüche ging, tauchte Leah Marie ins Online-Dating ab. „Anstatt mein eigenes Selbstbewusstsein erstmal aufzubauen und mich selbst zu lieben, suchte ich diese Liebe in anderen. Ich heiratete den ersten Typen, mit dem ich ein Date hatte“, erzählt sie. „Wir waren etwa drei Monate zusammen, bevor er bei mir einzog. Fünf Monate später waren wir dann verlobt.“ Währenddessen ignorierte sie diverse Warnsignale und blendete aus, was ihr ihre Intuition einflüstern wollte: dass er nicht „der Eine“ war. „Nach zwei Jahren Ehe brach ich im Schlafzimmer weinend zusammen, weil ich wusste, was ich getan hatte“, erinnert sie sich. „Ich hatte mich in eine weitere Beziehung mit jemandem gestürzt, mit dem ich nicht kompatibel war, weil ich zu große Angst vor dem Alleinsein hatte. Die durch den Tod meiner Eltern ausgelöste Angst, verlassen zu werden, hatte sich durch all meine Beziehungen gezogen – vor allem durch meine Beziehung mit mir selbst.“
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Also begann sie, an sich selbst zu arbeiten, und löste sich auch aus ihrer damaligen Ehe. „Ich wusste, dass ich alte Verhaltensmuster durchbrechen musste. Ich wusste, dass ich meine Tochter nicht immer wieder durch diese Beziehungen zerren konnte“, sagt Leah Marie heute. „Mir war klar, dass ich das wirklich Angsteinflößende tun musste: Ich musste lernen, allein zu sein. Dazu zwang ich mich, all die Seiten von mir zu beleuchten, denen ich bisher keine Aufmerksamkeit geschenkt hatte. Ich musste mir selbst die Liebe schenken, die ich so verzweifelt von außen gesucht hatte.“
Das war letztlich das Beste, was sie für sich hätte tun können: Ihr wurde bewusst, dass sie sich selbst zu „der Einen“ machen musste, auf die sie sich so fixiert hatte, um wirklich eine tolle Partnerschaft finden zu können. „Als ich anfing, mein Leben für mich zu leben, meinen eigenen Wert erkannte und innerlich an mir arbeitete, fand ich schließlich die Person, mit der ich zusammen sein sollte“, erzählt sie. „Er ist die Liebe meines Lebens. Und er kam zu mir, weil ich ihn nicht brauchte. Er füllte keine Lücke. Er war ein Bonus, wie eine Kirsche auf dem Sahnehäubchen. Wir haben erst letzten Monat unseren ersten Hochzeitstag gefeiert. Das Leben ist gut zu dir, wenn du gut zu dir selbst bist!“
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Als queeres Kind in einer Kleinstadt hielt Corritta nicht so viel von der Vorstellung, die „Liebe ihres Lebens“ zu finden. Alles, was sie wollte, war, in eine größere Stadt zu ziehen. „Das war mir wichtiger als alles andere“, erzählt sie. „Während der Schulzeit hatte ich ein paar Probleme damit, meine Sexualität zu erkunden. Als ich mich aber endlich outete, wurde ich irgendwann richtig selbstbewusst und kümmerte mich nicht mehr darum, was andere über mich dachten. Ich brauchte keine Bestätigung und ‚versteckte‘ mich nicht mehr vor meiner Familie. Das war mir wichtig.“
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Was Corritta damals nicht ahnte: Sie hatte tatsächlich schon eine potenzielle große Liebe kennengelernt – und das in ihrer Heimatstadt. Sie und Mea Hooks hatten in der Schule viele gemeinsamen Freund:innen, trafen sich aber nie nur zu zweit. Ein paar Jahre nach dem Schulabschluss besuchte Corritta in den Wintersemesterferien ihre Eltern zu Hause. Auf dem Weg dorthin rutschte ihr Auto jedoch im Schnee von der Fahrbahn und landete im Graben. „Das war direkt vor Meas Haustür. Sie ließ mich rein, damit ich auf meine Brüder warten konnte, die mein Auto aus dem Graben holen sollten“, erzählt Corritta. „So lernten wir uns ein zweites Mal kennen.“
Im Laufe der nächsten Jahre blieben die beiden via Facebook in Kontakt. Erst, als Corritta weit weggezogen war – und schon eine Ehe und Scheidung hinter sich hatte –, kamen sie sich aber so richtig nah. Corrittas Leben war ein einziges Chaos, und Mea ihr sicherer Hafen. Sie hörte ihr zu und unterstützte sie – selbst aus der Ferne, weil Mea immer noch in Corrittas Heimatort lebte. Schon bald besuchte Mea Corritta allerdings. „Als ich sie nach dem Besuch am Flughafen absetzte, konnte ich gar nicht aufhören zu weinen“, erinnert sich Corritta. „Das fand ich echt gruselig. Ich weine sonst kaum.“ Nach dem Abschied parkte sie ihr Auto in der Nähe des Flughafens, beobachtete die abhebenden Flugzeuge und fragte sich schluchzend, in welchem Mea wohl saß.
Nach kurzer Zeit fragte Corritta, ob Mea nicht bei ihr einzigen wolle. Heute sind die beiden verheiratet, haben ein gemeinsames Kind und bereisen zusammen die Welt. Momentan leben sie in Mexiko, ziehen aber öfter um. Corritta dachte früher, das Konzept der „Liebe des Lebens“ sei totaler Quatsch; heute glaubt sie „zu 100 Prozent“ daran.
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„Sie hat mich an die Liebe glauben lassen und hat mich durch einige der schlimmsten Momente meines Lebens gebracht“, erzählt Corritta. „Was ich meinem jüngeren Ich heute gern sagen würde: Arbeite an dir selbst. Stress dich nicht damit, diesen einen richtigen Menschen finden zu wollen. Manchmal findet er uns, wenn wir soweit sind.“
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Alice Eve, 29
Als Jugendliche glaubte Alice Eve noch daran, „für uns alle gäbe es eine:n Seelenverwandte:n“, und dass ein „Happy End für alle garantiert“ sei. „Das könnte daran liegen, dass ich total besessen von Märchen und Barbie war“, meint sie heute.
Um die „Liebe ihres Lebens“ zu finden, musste Alice aber einige Hürden überwinden. Als sie mit ihrem Ehemann zusammenkam, war sie damals davon überzeugt, „er war der Eine“, meint sie. „Ich war mir so sicher, dass wir füreinander bestimmt waren und für immer zusammen bleiben würden, weil mir mein Hirn, mein Herz und meine Lenden alle dasselbe sagten. Ich muss sogar zugeben, dass ich mir darauf ein bisschen was einbildete. Ich war mir einfach so sicher, dass meine Suche vorbei war.“
Trotzdem ließ sich das Paar nach sechs Jahren scheiden. Das brachte Alice zu der Erkenntnis, dass „niemand wirklich weiß, wann und ob man ‚die Liebe des Lebens‘ kennenlernt“. 
„Wenn du dich verliebst, ist das entweder deine ‚Perfekt für immer‘- oder ‚Perfekt für jetzt‘-Person“, sagt sie. „Du musst die Dinge einfach nehmen, wie sie kommen.“ Heute ist sie der Meinung, dass wir im Laufe unseres Lebens Menschen begegnen, die wir lieben, aber: „Wie lange das dann hält, lässt sich nicht voraussagen. Daran lässt sich nicht arbeiten. Woran du aber sehr wohl arbeiten kannst, ist, deine:n Partner:in zu lieben und das Beste aus eurer gemeinsamen Zeit zu machen.“
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Obwohl ihr Mann also nicht der Eine war, glaubt sie immer noch daran, dass es eine gute Entscheidung war, ihn zu heiraten. „Wir hatten viele schöne Jahre zusammen und verstehen uns auch nach der Scheidung noch gut. Wir gehen freundlich und respektvoll miteinander um und erziehen gemeinsam unser Kind“, erzählt sie. 
Ihr Weg führte sie auch zu einer neuen Liebe. „Heute bin ich glücklich verlobt mit einem Mann, von dem ich hoffe, dass er mein ‚Perfekt für immer‘-Partner sein könnte.“
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Kirsten McKinley, 34
Dank ihrer Arbeit als Hochzeitsplanerin hat Kirsten schon viele Geschichten von Leuten gehört, die sich so sicher waren, die „wahre Liebe“ gefunden zu haben. Es ließ sich nicht vermeiden, dass Kirsten dadurch zu einer „hoffnungslosen Romantikerin“ wurde, sagt sie.
„Ich hatte immer große Erwartungen daran, wie mein eigener Weg aussehen würde“, meint sie. „Ich wollte diesen Funken, wie man ihn aus romantischen Komödien kennt. Diese Liebe auf den ersten Blick. Das Gefühl, einen Seelenverwandten gefunden zu haben.“
Kirstens reales Leben entwickelte sich aber ein bisschen anders – was sie heute okay findet. „Ich lernte meinen Mann bei einer Hochzeitsfeier meiner Kund:innen kennen“, erzählt sie. „Obwohl wir uns direkt zueinander hingezogen fühlten, war es nicht Liebe auf den ersten Blick. Wir mussten erst einige Probleme durcharbeiten, bevor daraus eine gesunde Beziehung entstehen konnte.“
Und auch, als sie zusammenkamen, veränderte sich Kirstens Blick auf die „Liebe des Lebens“ immer weiter. Nachdem sie gemeinsam einige Höhen und Tiefen durchgestanden haben, weiß sie, dass es gar nicht darum geht, die perfekte „andere Hälfte“ zu finden – sondern darum, jemanden zu finden, mit dem oder der sich eine Zukunft aufbauen lässt. „Ich glaube heute, dass Seelenverwandtschaft erst im Laufe der Zeit entsteht, wenn sich die Leben, Hoffnungen und Träume miteinander verflechten“, sagt sie.
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Die beiden sind heute verheiratet – und arbeiten weiterhin jeden Tag an ihrer Beziehung.
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Elena, 34
Insgesamt ist Elena ganz zufrieden damit, wie ihr Leben läuft, meint sie – auch ohne Seelenverwandtschaft weit und breit. „Ich bin glücklich mit meinen Freund:innen, meinem Job und meinem Leben insgesamt“, sagt sie. „Ich verstehe mich mit meiner Familie, verbringe viel Zeit draußen und besitze ein Haus. Ich bin stolz darauf, in den meisten Lebensbereichen bisher erfolgreich gewesen zu sein – von meinem katastrophalen Liebesleben mal ganz abgesehen.“
Bis jetzt hatte sie vier Langzeitbeziehungen. Die längste davon hielt sechs Jahre. „Ich weiß, dass ich mich meist zu Leuten hingezogen fühle, die den Eindruck erwecken, ‚Hilfe‘ zu brauchen – ob nun hinsichtlich geistiger Gesundheit, um endlich aus dem Elternhaus auszuziehen (was ich jetzt schon zweimal erlebt habe), oder beides“, meint Elena.
Die Beziehungen gingen aus diversen Gründen in die Brüche. „Mein erster Freund hat mich betrogen. Der zweite hatte einfach zu große mentale Probleme. Mein dritter Freund und ich hatten uns zu stark auseinandergelebt. Meine vierte und bisher letzte Beziehung war voller Groll und raubte mir sämtliche Energie“, erzählt sie. „Ich glaube, das spiegelt in gewisser Weise auch mein eigenes Selbstwertgefühl wider. Ich scheine zu glauben, jemandem etwas bieten zu müssen, um ihn zu verdienen – daher lasse ich mich auf diese ‚Projekte‘ ein.“
Heute ist Elena bereit, sich wieder ans Dating heranzuwagen. Diesmal will sie aber strengere Grenzen ziehen und diese auch einhalten. „Ich weiß, dass ich meine alten Muster durchbrechen muss“, sagt sie. „Ich habe eingesehen, dass ich meine eigenen Ansprüche sehr stark gesenkt habe, um in einer Beziehung zu sein. Das will ich nicht mehr. Ich habe es satt, Zeit an Leute zu verschwenden, die nicht gut genug für mich sind.“
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Sie ist fest überzeugt, sich jetzt nicht mit etwas „zufrieden zu geben“, und will dazu auf ihr Bauchgefühl vertrauen. Ob sie das zur „Liebe ihres Lebens“ führt, ist ungewiss; trotzdem hofft sie, dass ihr das in Sachen Liebe zumindest mal ein Gefühl der Zufriedenheit einbringt.
„Ich habe früher an die ‚Liebe meines Lebens‘ geglaubt. Das tue ich jetzt nicht mehr“, sagt sie. „Ich glaube, die meisten Menschen in glücklichen Beziehungen haben jemanden gefunden, der oder die gut zu ihnen passt. Es ist aber irgendwie unrealistisch, dass du innerhalb deines eigenen Umfelds wirklich deine:n ‚Seelenverwandte:n‘ gefunden hast. Der einzige Grund, der mich noch dazu motiviert, jemanden zu finden, ist der, dass ich mir einen Gefährten wünsche – obwohl es mir bisher total schwer fiel, mich wirklich auf Leute einzulassen und ich mich oft zu Männern hingezogen gefühlt habe, die überhaupt nicht zu mir passen. Ich fühle mich manchmal einsam. Deswegen wünsche ich mir einen guten Partner.“ Und für Elena wäre das mehr als genug.
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