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Achtsamkeit beim Laufen: "Mindful Running" ist mehr als nur ein Trend

Foto: Caroline Tompkins
Die Playlists, die ich normalerweise zum Joggen höre, sind voll von schnellen, beatlastigen Songs, die so laut und nervig sind, dass sie einen quasi vor sich hertreiben. Manchmal brauche ich einen musikalischen Extrakick, um mich zu motivieren.
In letzter Zeit habe ich meine Running-Playlists allerdings links liegen lassen und mich für ein akustisches Kontrastprogramm entschieden. Beim Joggen lausche ich nun einer geführten Meditation.
Bei diesen Meditationen, die extra für Läufer konzipiert wurden, geht es darum, Körper und Geist in Einklang zu bringen. In den zwanzig bis dreißig Minuten langen Sessions wird einem mit sehr ruhiger Stimme erklärt, was man jetzt wahrscheinlich gerade in seinem Körper spürt, worüber man eventuell nachdenkt und was man loslassen sollte. Es ist ein bisschen so, als würdest du beim Laufen einen Podcast hören, der jedoch exakt auf deinen Lauf abgestimmt ist. Das Ganze nennt sich „Mindful Running“, zu Deutsch also in etwa „achtsames Joggen“.
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Wer mit Meditation nichts anfangen kann, oder aber mit Joggen, für den scheint die Idee beides miteinander zu verbinden wahrscheinlich ziemlich unattraktiv. Das ist zwar verständlich, trotzdem sollte man dem Ganzen vielleicht mal eine Chance geben. Denn achtsam zu Laufen ist gar nicht so schwierig, wie es vielleicht auf den ersten Blick wirkt. Achtsames Joggen bedeutet, sich seiner Absichten beim Lauf bewusst zu sein, seinen Körper und Geist dabei komplett miteinander zu synchronisieren, sich nicht ablenken zu lassen und sich gleichzeitig zu konzentrieren und zu entspannen.
Studien zufolge hilft regelmäßiges Meditieren Angstzuständen, Depressionen, Stress und Schmerzen vorzubeugen. Für viele Menschen, die regelmäßig joggen gehen, ist schon der Lauf an sich meditativ. Wer es dann noch schafft, dabei achtsam zu sein, für den können die Vorteile des „Mindful Running“ noch zusätzlich für Entspannung sorgen. Den meisten Läufern passiert bei ihrer Runde durch den Park oder auf dem Laufband nämlich Folgendes: Sie werden abgelenkt durch Sinneseindrücke, Aktivitäten Anderer in ihrer Umgebung oder Gedanken an To-Do-Listen. Das kann dazu führen, dass sie die körperliche Anstrengung übermannt oder ihnen Alltagsgedanken durch den Kopf rasen. Sie verpassen, den Lauf zu genießen und zu würdigen. Wer es schafft, während des Laufs achtsam zu sein, der kann nachspüren, wie seine Tagesform ist, die Natur bewusst wahrnehmen und verliert sich nicht in seinen Gedanken an Job und Verpflichtungen. Das ermöglicht dann auch viel eher das berühmte „Runner's High“: Man verausgabt sich zwar, es kommt einem währenddessen aber trotzdem nicht anstrengend vor, sondern mühelos, fast schon leicht, und vor allem belebend.
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Hört sich ganz gut an, oder? Um das achtsame Joggen umzusetzen, gibt es zwei Möglichkeiten. Entweder man nutzt eine App und lässt sich durch eine geführte Meditation leiten. Oder man verzichtet auf sein Telefon und geht nur mit sich selbst auf die Reise. Bevor man sich aufs Laufband oder in den Park begibt, sollte man sich darüber bewusst werden, wieso man eigentlich laufen möchte. Man sollte sich selbst fragen: Wieso mache ich das? Möchte ich nach einem hektischen Tag auf der Arbeit meinen Kopf frei bekommen? Trainiere ich für einen Wettkampf? Habe ich einfach nur Lust, joggen zu gehen? Indem man sich ein Bild über seine Motivation macht, kann man seinen Geist auf die Meditation vorbereiten.
Beim Lauf selbst sollte man sich darauf konzentrieren, wie man sich bewegt. Manchen Menschen hilft, sich auf ihren Körper und ihre Tagesform zu konzentrieren dabei, einen natürlichen Laufrhythmus zu entwickeln. Beispielsweise kann man sich auf verschiedene Körperteile fokussieren und darauf achten, wie die Füße auf dem Boden auftreffen, die Schultern sich hoch- und runterbewegen und der Körper während des Laufs seine Grundspannung hält. Am besten funktioniert das, wenn man alles einzeln und einige Minuten lang an sich selbst beobachtet. Sobald man einer bestimmten Körperregion über einige Zeit Aufmerksamkeit schenkt, und zwar ohne sie zu bewerten, lösen sich eventuelle Spannungen ganz von allein.
Ich persönlich gehöre zu den Leuten, die morgens während des Joggens alle Dinge im Kopf durchgehen, die an diesem Tag anstehen. Indem ich versuche, achtsam zu laufen, lasse ich diese Gedanken ganz bewusst kommen und gehen. Eventuell fühlt sich das in dem jeweiligen Moment nicht besonders produktiv an, aber am Ende meines Laufs fühle ich mich besser und mehr bei mir selbst, weil ich mir Zeit für mich genommen habe. Andy Puddicombe, Mitgründer der Meditationsapp Headspace, erklärt: „Sobald wir merken, dass wir abgelenkt werden, die Gedanken anfangen in unserem Kopf zu rattern, sollten wir sie ganz bewusst loslassen und uns von ihnen distanzieren.“ Der Schlüssel zu Achtsamkeit während des Laufens ist, klar zu entscheiden, sich mit diesen Alltagsproblemen erst wieder nach seinem Lauf zu beschäftigen. „Das wichtigste ist, dass wir uns von unseren Gedanken nicht bestimmen, überwältigen und ablenken lassen“.
„Mindful Running“ ist, genau wie Meditation, nicht für jede*n das richtige. Ausprobieren kann man es aber, vielleicht entdeckt man dabei ganz neue Seiten an sich. Zum Beispiel, dass die Aufnahme einer beruhigenden Stimme einen mehr motivieren kann als eine Beyoncé- Playlist.
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