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Wie ich meine Akne nach dem Absetzen der Pille in den Griff bekommen habe

Foto: Sophia Giesecke
Nimmst du die Pille? Auf diese Frage antworten die meisten Frauen in ihren Zwanzigern mit einem eindeutigen „Ja“. Verständlich, denn die Pille erleichtert uns viele Dinge. Die Einnahme ist unkompliziert und bringt zudem ein paar sehr angenehme Nebeneffekte mit sich. Doch welchen Hormoncocktail Frauen täglich zu sich nehmen & welche Neben- und Nachwirkungen auftreten können, das wird häufig zu wenig oder gar nicht thematisiert. Wir finden, es fehlt eine angemessene Informationspolitik! Diese Kluft wollen wir schließen und läuten nach ausgiebiger Recherche und Gesprächen mit Expert*innen die Themenwoche „BitterSweet“ rund um die Antibabypille ein, um dich umfassend und differenziert zu informieren.
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In Werbekampagnen sucht man sie ohnehin vergebens, doch auch auf einschlägigen Social-Media-Kanälen wie Instagram & Co. bekennt sich trotz der gegenwärtigen No-Make-up-Bewegung im Netz (noch) kaum jemand zu ihnen – Hautunreinheiten. Die kleinen Makel, mit denen beinahe jede Frau aus meinem Freundeskreis in irgendeiner Form schon einmal zu kämpfen hatte, selbst die mit der gesegnetsten Haut. Gerade mit Anfang dreißig, wenn sich viele von uns entscheiden, von hormoneller Verhütung auf schonendere Alternativen umzusteigen, sprießen sie. Auch ich hatte in der Vergangenheit immer mal wieder mit kleinen Unreinheiten zu kämpfen – vor allem nach stressigen Phasen im Beruf, durchfeierten Nächten oder daraus resultierenden Junkfood-Attacken. Wie ich mich dann in Selbstmitleid geaalt habe. Ich sollte erst ein paar Jahre später verstehen, wie albern das war. Denn erst als ich nach dreizehn Jahren die Pille abgesetzt habe, hat mich meine Haut gelehrt, was es wirklich heißt, Pickel zu haben. Und zwar nicht nur für ein paar Tage oder Wochen. Die Diagnose: Akne tarda.
Das Schreckliche daran sind aber gar nicht die teils wirklich schmerzhaften Unreinheiten selber, sondern die psychische Belastung. Je mehr ich an sie gedacht habe, umso präsenter wurden sie. Zumindest für mich. Natürlich bestätigte mir mein Freundeskreis immer wieder, dass das doch alles gar nicht so schlimm sei und wirklich kaum auffiele. Während ich mich aber bereits nicht hätte unwohler fühlen können und tagtäglich hinter einer Maskerade aus Make-Up versteckt habe, war das natürlich lieb gemeint, tröstete aber nur in den Momenten, in denen ich mit ihnen zusammen war. Bis zum nächsten Blick in den Spiegel oder zur nächsten Begegnung mit Fremden. Ich habe mich ehrlich noch nie so geschämt. Für etwas, das ich selber gar nicht, oder nur kaum, beeinflussen konnte.
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Ein Paradoxon! Denn im Gegensatz zu dem mir entgegengebrachten Verständnis retuschieren die meisten meiner Freunde selbst jede Unebenheit aus ihrem Gesicht, bevor sie ein Selfie auf Instagram posten. Den Hashtag #nomakeup nicht zu vergessen. Wie oft schon habe ich Mädchen um ihre Haut beneidet, bis ich sie getroffen habe und feststellen musste: Die haben das auch. Nur macht es eben niemand zum Thema. Auch ich habe das Problem lange totgeschwiegen und nur mit wirklich engen Freunden besprochen. Doch was genau hat es mit dieser späten Pubertät eigentlich auf sich? Warum spielen vor allem bei uns Frauen und mit Anbruch dieses neuen Jahrzehnts die Hormone noch einmal so verrückt? Gerade dann, wenn die Pubertät doch gefühlt eine halbe Ewigkeit zurückliegt? Oder gibt es da womöglich gar keinen Zusammenhang?

Warum spielen die Hormone so spät noch einmal verrückt?

Selbst Fachärzte, wie der Dermatologe Dr. Ichiro Okamoto aus Wien bestätigt, haben nicht die eine Antwort parat: „Eine genaue Erklärung oder eine Studie über dieses Thema gibt es nicht. Hormonelle Unterschiede zwischen Männern und Frauen so wie die Anwendung von Kosmetika sind mögliche Ursachen für dieses Phänomen.“ Gerade hormonelle Verhütungsmethoden können Ursache für diese späte Form der Akne-Erkrankung sein und sollten unbedingt abgeklärt werden. Abhilfe schafft diese Erkenntnis zwar nicht, denn gerade nach dem Absetzen der Pille muss Frau einfach etwas Geduld mitbringen, bis die lästigen Pickel wieder verschwinden, sie beruhigt aber dennoch. Für viele Betroffene aus meinem Freundeskreis bleibt dennoch oft nur eine Ausweg: die Pille doch wieder zu nehmen.
Auch wenn ich diese Entscheidung mehr als nachvollziehen kann, für mich war sie keine Option. Ich habe beschlossen durchzuhalten – verbunden mit endlosen Besuchen beim Frauen- und Hautarzt. Obwohl ich keine Zyklusunregelmäßigkeiten hatte, wollte ich andere hormonelle Ursachen unabhängig von der Pille nicht ausschließen. Am Ende konnte mir aber kein Arzt wirklich helfen, eine konkrete Ursache wurde nie gefunden und der plötzliche Ausbruch mit dem Wechsel zu alternativen Verhütungsmethoden abgetan. Blieb also die Frage nach der Behandlung. Auf pharmazeutische Chemiekeulen wie Isotretinoin oder Antibiotika wollte ich unbedingt verzichten, auch wenn andere Freundinnen dank solcher eine schnelle Besserung erzielen konnten. Sanftere Methoden wie professionelle Ausreinigungen bei der Kosmetikerin (von Selbstversuchen zuhause solltet ihr unbedingt die Finger lassen!), sowie Peelings mit Fruchtsäurepräparaten oder Kristallen (Microdermabrasion) verschaffen immerhin zeitweise eine Linderung. Natürlich gibt es auch genug äußerlich anzuwendende Cremes und Wundermittel für zuhause. Der gängigste Wirkstoff hierfür ist Benzoylperoxid.
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Sobald sich meine Haut aber an diesen gewöhnt hatte, hat sich mein Hautbild wieder umgehend verschlechtert. Als es schließlich so schlimm war, dass ich alle fünf Minuten in den Spiegel schauen, in mein Gesicht fassen und mein Leben nur mehr verfluchen musste, habe ich schließlich das Handtuch geworfen und jeglichen Versprechungen der Kosmetikindustrie und Medizin entsagt. Natürlich habe ich damit keineswegs die Hoffnung aufgegeben, sondern lediglich den Kräfte zerrenden Kampf. Denn wie so oft bei sichtbaren Erkrankungen gesellen sich zusätzlich zu den physischen auch psychische Beschwerden, die schnell belastender werden als die eigentlichen Symptome. Dabei fühlen sich Menschen, die von dieser schmerzhaften Hauterkrankung betroffen sind, nicht selten allein gelassen. Leider auch, weil sie sich selber oft nicht trauen, darüber zu sprechen. Gerade bei mittelschwerer Akne, wie ich sie hatte, stellt sich Betroffenen die Frage, ob das alles wirklich schlimm genug ist, darüber zu jammern? Schließlich sind Akne-Patienten nicht sterbenskrank.
Auch ich habe mir immer wieder versucht ins Gedächtnis zu rufen, dass das alles keine wirklichen Sorgen sind. Erst als ich sie aber schließlich als solche zugelassen und darüber gesprochen habe, ist mir ein großer Stein vom Herzen gefallen. Meine Akne hat sich damit nicht nur langsam aus meinen Gedanken, sondern vor allem aus meinem Gesicht verabschiedet. Wie sehr die körperlichen Beschwerden und die psychische Belastung indem Fall einander bedingen, weiß die Psychologin Mag. Karoline Urlesberger-Klaushofer vom Wilhelminen Spital in Wien, die sich seit vielen Jahren mit Akne Inversa, eine sehr viel schwerwiegendere Form der Akne, beschäftigt: „Da diese Erkrankung sehr viele psychosoziale Probleme mit sich bringt, ist eine professionelle Hilfestellung durch begleitende psychologische Behandlung sinnvoll, auch um sich durch Gespräche zu entlasten und wieder Mut zu bekommen. Der Umgang mit Stressfaktoren, die diese Erkrankung hervorruft oder verstärkt, wird erlernt und die Lebensqualität wieder gesteigert.“
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Starke Formen der Akne können eine deutliche Einschränkung der Lebensqualität mit sich bringen
Akne Inversa ist zumeist mit schmerzhaften Abszessen am ganzen Körper und im Gesicht verbunden. Auch wenn die Akne tarda mit dieser nicht direkt zu vergleichen ist, gehen am Ende aber beide mit beträchtlichen Folgen auf die eigene Lebensqualität einher. „Diese Erkrankung bringt meistens eine deutliche Einschränkung der Lebensqualität mit sich. Viele Lebensgewohnheiten verändern sich, nichts ist so wie vorher,“ so Karoline Urlesberger-Klaushofer. Beide Verlaufsformen, sowohl die der Akne Inversa als auch die der Akne tarda, werden von Außenstehenden oft mit Eigenverschulden in Verbindung gebracht: Ungesunde Ernährung, mangelnde Körperhygiene, zu wenig Schlaf, zu viel Stress. Denn am Ende leben wir nunmal in einer sehr oberflächlichen Gesellschaft, die dem ersten optischen Eindruck, bewusst oder unbewußt, unverzüglich sehr viel Bedeutung zumisst. Die Folge? Akne-Patienten ziehen sich sozial zurück.
Ich hatte dennoch irgendwann auf Make-Up verzichtet und beschlossen zu akzeptieren, dass das eine Phaset und irgendwann vorbei sein muss. Ich habe aufgehört mich zu verstecken – auch dank wunderbarer Freunde, die mich bestärkt haben, diesen Schritt zu gehen. Die mich davon überzeugt haben, dass es keinen Unterschied macht, wie sie mich sehen, weil sie längst hinter die Fassade geblickt haben und ihnen mein Äußeres egal ist. Als ich schließlich realisiert habe, dass ich damit keineswegs alleine bin, hat mich das nur noch bestärkt. Ich habe mich endlich getraut, meine Sorgen zu teilen, habe mir erlaubt auch einmal todtraurig darüber zu sein und meiner Wut Luft zu machen. Langsam aber sicher wurden auch meine Rendezvous mit dem Spiegel weniger. Ich habe all meine Cremes und Lotions in die hinterste Schrankecke verbannt und durch ein seifenfreies, pH-neutrales Syndet in Form eines Waschstücks ersetzt (gibt es in der Apotheke und Drogerie). Morgens und abends angewendet, bietet sich danach eine leichte, ölfreie Feuchtigkeitscreme an. Ich habe allerdings auch auf diese verzichtet (und tue es noch). Alle zwei Tage mache ich ein Peeling oder eine Gesichtsmaske. Vorzugsweise mit dem Wirkstoff Vetiver, aber auch Heilerde und Bierhefe versprechen äußerlich angewendet eine gute Wirkung ohne dabei zu aggressiv zu sein. Sollte mir bei wichtigen Meetings doch mal nach einem kleinen Versteckspiel sein, weil ich keine Lust auf unliebsame Blicke habe, benutze ich eine BB Creme von Dr. Schrammek und das Puder von Avene. Wichtig ist dabei, dass das Make-Up nicht-komedogen ist. Beides trage ich mit einem Wattepad oder Schwämmchen auf, das danach entsorgt werden beziehungsweise gründlich gereinigt werden sollte.
Leider ist auch diese Methode wieder kein Patentrezept und am Ende jede Haut anders. Ich kann nur für mich sprechen und sagen: Es wird langsam besser. Und die wichtigste Lektion bei der Akne-Therapie ist leider: Geduld mitbringen! Ich musste lernen die Finger von meinem Gesicht zu lassen und mich auch in dieser Phase so zu akzeptieren, wie ich bin. Und vielleicht ist das tatsächlich auch ein wenig mit der Schlüssel zum Erfolg, wie auch Dr. Ichiro Okamoto bestätigt: „Eine gesunde Lebensweise ist hilfreich. Denn Stress ist definitiv ein Faktor, der zur „Unreinheit“ der Haut beitragen kann.“

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