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Monatsblutung auslassen? Was passiert, wenn du die Pille durchnimmst

Foto: Sophia Giesecke
Nimmst du die Pille? Auf diese Frage antworten die meisten Frauen in ihren Zwanzigern mit einem eindeutigen „Ja“. Verständlich, denn die Pille erleichtert uns viele Dinge. Die Einnahme ist unkompliziert und bringt zudem ein paar sehr angenehme Nebeneffekte mit sich. Doch welchen Hormoncocktail Frauen täglich zu sich nehmen & welche Neben- und Nachwirkungen auftreten können, das wird häufig zu wenig oder gar nicht thematisiert. Wir finden, es fehlt eine angemessene Informationspolitik! Diese Kluft wollen wir schließen und läuten nach ausgiebiger Recherche und Gesprächen mit Expert*innen die Themenwoche „BitterSweet“ rund um die Antibabypille ein, um dich umfassend und differenziert zu informieren.
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Von all meinen Freundinnen, die mit der Pille verhüten, würde ich einen Haufen Kohle (okay, 50 Euro) darauf verwetten, dass mindestens die Hälfte von ihnen nicht in der Lage ist, Fragen zur siebentägigen Pause während der Einnahme der Pille zu beantworten. Oder überhaupt zu vielen Themen rund um die Pille.
Nakita Halil, CEO der führenden Organisation zur sexuellen Gesundheit in Großbritannien, bestätigt im Gespräch meinen Verdacht: „Wir hatten mal eine Hotline, und eine der meist gestellten Fragen bezog sich auf die Pille“, erklärt Halil.
Ich nehme die Pille eigentlich durch, ohne darüber nachzudenken, bis ich neulich realisierte, dass ich mich nicht daran erinnern konnte, wann ich das letzte Mal eine Monatsblutung hatte. Plötzlich packte mich eine Panik – und ja, ich als Hypochonder, dachte natürlich direkt, dass ich vielleicht sterben könnte.
Ich fragte drei Freundinnen, ob sie wüssten, was zu tun sei. Eine beachtete meine Nachricht erst gar nicht, die zwei anderen Antworten lauteten: „Ich hab keine Ahnung, aber dein Körper muss dringend seine Periode bekommen. Mach eine Pillenpause! JETZT!“ und „Ich glaube, es ist ok, wenn man die siebentägige Pause auslässt, aber vielleicht machst du sie einfach mal, nur für den Fall.“
Ich beschloss niemals wieder mit meinen Freundinnen über Verhütung zu sprechen und wandte mich an eine Fachfrau, die a) weiß, worüber sie redet und b) nicht die gleiche Sprache spricht wie diese elende Packungsbeilage, die mit meiner Pille kommt. Wer um drei Uhr morgens plötzlich eine „ich habe seit einem Jahr nicht geblutet“-Panikattacke erleidet, für den*die ist ein solcher Beipackzettel ungefähr so hilfreich wie eine Wegbeschreibung zum nächstgelegenen Zoo.
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Kann ich die Pille ohne Pause durchnehmen?

„Wenn du sieben Tage lang die Pille genommen hast, haben deine Eierstöcke sich quasi schlafen gelegt. Der Reifeprozess der Eizellen, der in den Eierstöcken stattfindet, ist sozusagen unterbrochen“ erklärt Dr. Helen Webberley, Ärztin bei der Oxford Online Pharmacy und Expertin für sexuelle Gesundheit. „Wenn du die Pille länger als sieben Tage nicht nimmst, wachen deine Eierstöcke wieder auf. Es entsteht kein Schaden, wenn du die Produktion der Eierstöcke einfrierst, oder dadurch, dass du keine Pillenpause einlegst.“ Nakita stimmt dem zu: „Es ist in Ordnung die Pille durchzunehmen, dabei entsteht keinerlei Schaden. Du kannst sie auch mehr als einmal durchnehmen. Es stellte sich heraus, dass die Entwickler der Antibabypille sie damals so entwickelt haben, dass sie dem weiblichen Zyklus möglichst ähnelt, damit wir uns etwas normaler fühlen. Der Rhythmus von 21 Tagen mit Pille und sieben Tagen ohne ist also nur ein Vorschlag. Ein Rhythmus ist gut, um dem Gehirn dabei zu helfen, an die Pille zu denken – ähnlich wie ein täglicher Wecker auf deinem Handy –, aber für welchen du dich entscheidest, ist dir überlassen.“

Du musst die Pille sieben Tage am Stück einnehmen, bevor du eine Pause machen kannst, in der du immer noch geschützt bist.

„Du musst die Pille allerdings unbedingt sieben Tage am Stück eingenommen haben, bevor du eine Pause machen kannst, in der du immer noch geschützt bist – theoretisch könnte man also immer sieben Tage die Pille nehmen und dann sieben Tage nicht“, sagt Dr. Webberley. „Oder du nimmst sie vier Wochen und dann eine Woche nicht. Manche Frauen möchten ihre Periode nicht so oft bekommen, weshalb Fachleute häufig empfehlen drei Packungen am Stück zu nehmen – neun Wochen mit Pille und dann eine Woche ohne.“
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Der letzte Tipp kann hilfreich sein, wenn du eine*n neue*n Partner*in hast und lieber nicht abwarten willst, bis du dich wohl genug fühlst um zu fragen, ob ihr ein Handtuch drunterlegen wollt.

Warum müssen wir überhaupt eine siebentägige Pillenpause machen?

„Aufgrund der Hormone schlafen die Eierstöcke ein, die Heranreifung der Eizellen wird unterdrückt, aber die Gebärmutterschleimhaut stellt sich trotzdem jeden Monat auf ein befruchtetes Ei ein“, erklärt Dr. Webberley. „Wenn sie dann keines bekommt, wird sie trotzdem abgetragen. Ähnlich wie bei einer regulären Monatsblutung, nur ist es eben die Gebärmutterschleimhaut. Und das kann dann unregelmäßig passieren.“
Im Prinzip braucht dein Uterus also eine Reinigung, und wenn er die nicht bekommt, dann lässt er eine Menge deiner Gebärmutterschleimhaut genau in dem Moment raus, an dem du am wenigsten damit rechnest.
Die gute Nachricht ist, dass du, falls es dich nicht stört unangekündigt etwas Blut in der Unterhose zu haben, die Pille theoretisch für immer nehmen kannst. Aber eben nur theoretisch, denn auch wenn die Risiken minimal sind, sind sie dennoch vorhanden. Und über die anderen zahlreichen Nebenwirkungen der Pille, wie etwa Depressionen oder Kopfschmerzen, haben wir an dieser Stelle ja bereits berichtet.
Wie dem auch sei, wenn du ein knallharter Pillen-Fan bist, dann gibt es die Möglichkeit auf die siebentägige Pause zu verzichten. Wir raten dir aber, das vorher am besten mit deinem Frauenarzt oder deiner Frauenärztin zu besprechen.

Fakt ist: Es gibt nicht die eine ultimative Wunderpille für alle Frauen

„Die Progesteron-Pille, bei der du keine Pause machst, hat gemeinhin einen schlechten Ruf aufgrund ihrer Unzuverlässigkeit – wenn du eine Pille vergessen hast, musst du sie innerhalb von ein paar Stunden einnehmen, damit der Schutz weiterhin bestehen bleibt“, sagt Dr. Webberley. „Aber jetzt gibt es neue Formeln wie etwa bei der Cerazette oder der Cerelle, die deutlich zuverlässiger sind, aber genauso sicher wie eine Kombipille sein sollen. Außerdem haben sie kein Östrogen-Anteil mehr, der häufig für die Nebenwirkungen bei der kombinierten Pille verantwortlich gemacht wird. Ja, es sind zwar kleine Risiken, aber sie bestehen nun mal.“
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Also, keine siebentägige Pause, keine Periode, keine Blutgerinnsel, Herzinfarkte oder Schlaganfälle?

Klingt super. Aber, wie wir alle wissen, gibt es keine ultimative Wunderpille, die für alle Frauen gleichermaßen taugt. Was für mich funktioniert, lässt dir vielleicht einen Schnurrbart wachsen oder bringt dich immer wieder zum Weinen.
„Es gibt etliche weitere Methoden der Empfängnisverhütung“, erinnert Nakita mich. „Erkundige dich und stelle sicher, dass du die für dich beste Wahl triffst.“
Ich bleibe vorerst bei der Pille und feiere die Tatsache, dass ich mir keine (ernsthaften) Sorgen machen muss, wenn ich die siebentägige Pause auslasse. Der wahre Ratschlag, den du mit nach Hause nehmen solltest, ist aber der: Wenn du irgendwelche Fragen bezüglich der Pilleneinnahme hast, geh’ damit zum deinem Arzt oder deiner Ärztin, anstatt deine Freund*innen oder das Internet zu befragen.
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