Bis vor rund einem Jahr war ich komplett abhängig von meinen Augenbrauen-Terminen alle fünf Wochen. Sie waren ein fester Begleiter in meinem Leben; selbst im Urlaub oder auf Geschäftsreise suchte ich mir ein Kosmetikstudio, um meinen Fünf-Wochen-Rhythmus beizubehalten. „Deine Brauen sind das einzige Make-up, das du immer trägst“ war, und ist, eins meiner Lebensmottos – und zum Glück bin ich mit schönen Augenbrauen gesegnet. Nachdem ich aber eine Weile lang vergessen hatte, meinen Termin zu machen, beschloss ich, einfach mal rauszufinden, wie lange ich es ohne aushalten würde, als eine persönliche Herausforderung.
Es folgte fast ein ganzes Jahr ohne jegliche Form von Brauenstyling. Während dieser Zeit bekam ich überraschend viele Komplimente dazu, wie gut meine Augenbrauen aussahen. In meiner Therapie sprach ich sogar ein paar Mal darüber, was es bedeutet, etwas loszulassen – mir war nämlich klar geworden, dass ich von meinen Brauen-Terminen völlig besessen gewesen war. Obwohl ich Angst davor hatte, wie meine Augenbrauen wirklich aussahen, wenn ich sie nicht regelmäßig in einem Kosmetikstudio stylen ließ, stehen mir meine natürlichen Augenbrauen in Wahrheit richtig gut. Ich hatte meinen Braunen beigebracht, genau so auszusehen, wie ich sie mir immer gewünscht hatte – und das ganz aus Versehen.
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Als Beauty-Redakteurin brachte mich das zum Nachdenken: War es vielleicht das Richtige gewesen, meine Brauen einfach ihr Ding machen zu lassen und sie gar nicht anzurühren? Dazu habe ich mich bei denen umgehört, die es wissen müssen. Hier verraten dir die Expert:innen, wie du deine Augenbrauen am besten nachwachsen lässt.
Warum wachsen meine Augenbrauen nicht oder nur lückenhaft nach?
Es kann diverse Gründe haben, wieso sich die Form oder Fülle deiner Augenbrauen verändert – wie beispielsweise deine Pflegegewohnheiten, dein Alter, Injectables wie Botox oder Filler, oder auch gesundheitliche Ursachen wie Schilddrüsenprobleme, Alopezie (Haarausfall) oder Trichotillomanie (der Zwang, sich die eigenen Haare auszureißen). Es kann aber auch damit zusammenhängen, dass du dir die Brauenhaare beim Waxing, Threading oder mit der Pinzette zu oft oder aggressiv entfernst, was die Haarwurzel im Laufe der Zeit schwächen kann. Wenn du dann noch versuchst, das auszugleichen – zum Beispiel durch Microblading oder die Augenbrauenlaminierung –, kannst du das Aussehen deiner Brauen zwar dramatisch verändern, übst damit aber auch viel Stress auf die Brauen aus. Das kann zu Verformungen führen; insbesondere, wenn diese Behandlungen nicht von Profis durchgeführt werden.
„Die meisten Trends tun dem Brauenwachstum überhaupt nicht gut“, meint auch der Star-Augenbrauenstylist Joey Healy. „Bei der Augenbrauenlaminierung werden Chemikalien eingesetzt, und Microblading kann Narben in der Braue hinterlassen, wenn es nicht richtig gemacht wird.“ Dasselbe gilt auch für Brauen-Extensions, sagt Healy, bei denen die empfindlichen Haare mit Kleber in Kontakt kommen. Ich jedenfalls habe aus dem letzten Jahr ohne Brauen-Treatments gelernt, dass die Augenbrauen gar nicht so oft angefasst werden wollen, wie wir denken – und Healy sieht das genauso.
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Wie bringe ich meinen Brauen bei, wieder nachzuwachsen?
Du willst also nochmal bei Null anfangen? Das kannst du natürlich genauso machen wie ich – und einfach sämtliche Behandlungen einstellen –, oder aber du gehst strategisch vor, um ein optimales Ergebnis zu erhalten. Lass deine Augenbrauen für dich arbeiten, und nicht andersrum! Dazu braucht es aber ein paar Schritte.
Überlege dir deine Ziele
Wenn du bereit bist, viel Zeit darin zu investieren, deine Brauen quasi wieder auf die „Werkseinstellungen zurückzusetzen“, überlegst du dir vorher besser, was du dir davon überhaupt erhoffst. Hättest du deine Augenbrauen gern in einer anderen Form? Oder wünschst du dir vollere Brauen? Um deine natürliche Brauenform herauszufinden, wirfst du am besten mal einen Blick ins Fotoalbum, meint Healy. „Sieh dir Fotos von dir selbst an, als du noch jünger warst. Wie weit hast du dich mit deinen Augenbrauen davon entfernt?“ Healy zufolge sollten deine Augenbrauen außerdem direkt auf deinem Brauenknochen liegen. „Wenn deine Braue darunter hängt oder darüber liegt, ist sie falsch platziert – vermutlich wegen etwas, das du getan hast“, sagt er.
Lass dir Zeit
Nochmal: Die wichtigste Lektion, die ich gelernt habe, ist die, dass deine Augenbrauen eigentlich am liebsten in Ruhe gelassen werden. Sie wünschen sich bloß ein gesundes Umfeld zum Wachsen, und Behandlungen wie Heißwachs oder eine Laminierung sind weder gut für die Brauen noch für die empfindliche Haut drumherum. Das Beste, was du für deine Augenbrauen demnach tun kannst, ist, sie so lange wie möglich gar nicht erst anzufassen. Finger weg – denk am besten gar nicht weiter dran. Ignoriere sie. Und hör auf, dir selbst vorzulügen, du würdest ja „nur ein paar abstehende Haare zupfen“.
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Aber weder Healy noch die Brauen-Artist Kristie Streicher, Gründerin von KS&CO und The Nurtured Brow Philosophy, ist der Meinung, du solltest diese Phase so lange durchziehen wie ich. „Ich höre oft von Kund:innen, dass sie versucht haben, ihre Augenbrauen einfach nachwachsen zu lassen, um ihre Form zu verändern, oder sie dichter werden zu lassen, indem sie sie ein paar Monate lang ignoriert haben. Meistens beschweren sie sich dann aber darüber, dass die Haare einfach nicht nachwachsen wollen“, erzählt Streicher. „Wenn du dir die Wachstumszyklen des Brauenhaars mal anschaust, wird dir klar, dass während dieser kurzen Zeit nur minimales Nachwachstum passiert.“
Es hilft dir auch langfristig nicht, zwischendurch abstehende Haare mit der Pinzette zu zupfen: Das Haar wächst nach einem bestimmten Wachstumszyklus, und das Ausreißen mit der Pinzette beeinflusst, wie es wächst, weil es direkt aus der Wurzel gerissen wird, anstatt geschnitten zu werden. Das bedeutet: Wenn du oft Haare zupfst, wo sie „nicht hingehören“, wirst du dort häufiger derart „wilde“ Haare finden und musst wiederum häufiger mit der Pinzette ran. Es kann ein paar Monate dauern, bis das Haar lernt, wieder korrekt (oder überhaupt) nachzuwachsen. Du musst nicht, wie ich, ein ganzes Jahr lang auf sämtliches Brauenstyling verzichten. Sechs bis acht Wochen ohne Pinzette und Co. reichen völlig aus.
Die Pinzette ist deine Freundin
Streicher ist tatsächlich Expertin darin, den Augenbrauen das Nachwachsen „beizubringen“ – mithilfe einer Technik, die sie „strategisches Zupfen“ nennt. Dazu lässt du deine Augenbrauen zuerst sechs bis acht Wochen ungehemmt wachsen. Nach dieser Zeit zupfst du dann ganz bestimmte Haare (die in der Nähe des Lids und des Wimpernkranzes), um den Brauen beizubringen, dass sie nur im Gebiet des Brauenknochens nachwachsen sollen. Diesen Prozess wiederholst du fünf- bis sechsmal, etwa alle sechs bis acht Wochen. Schon bald kannst du dann damit rechnen, nur noch wenige bis gar keine Haare mehr in der Nähe des Lids zu sehen, dafür aber vollere Augenbrauen. „Obwohl das absurd klingt, löst das Zupfen bestimmter Haare in anderen Bereichen ein Wachstum aus“, erklärt Streicher. „Selbst diejenigen, die ihre Brauen ein Jahr lang unberührt wachsen lassen, beobachten nicht dasselbe Wachstum wie diejenigen, die im Sechs-bis-acht-Wochen-Rhythmus strategisch zupfen.“ Dazu verweist Streicher auf eine Studie der University of Southern California von 2015, die ergab, dass das Zupfen von 200 Jahren in Mäusen ein Wachstum von bis zu 1.200 Haaren bewirkte. Das beweist, dass gezupfte Haarfollikel miteinander kommunizieren und eine Immunreaktion auslösen, die zu Wachstum führt. Natürlich sind wir keine Mäuse – aber Streicher ist dennoch von den Ergebnissen des strategischen Zupfens überzeugt. Immerhin sieht sie sie regelmäßig.
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Zupfen ist im Vergleich zum Rasieren, Waxen oder Threading die beste Option, um die Augenbrauen nachwachsen zu lassen. Es erlaubt nicht nur eine präzisere Haarentfernung, sondern schwächt die Haarwurzel selbst. Zur Pinzette solltest du aber immer im bestmöglichen Licht greifen – am besten im Tageslicht. Auf einen Vergrößerungsspiegel verzichtest du dabei besser, weil er deinen Blick verzerren kann. Sei gewarnt: Die erste Phase kann schwierig sein. Vielleicht bemerkst du nämlich ein stärkeres Haarwachstum in der Nähe des Augenlids. Hier gilt: Vertraue dem Prozess – lässt du die neuen Haare nämlich in Ruhe und zupfst sie nicht aus, werden sie die Brauen nach und nach ausfüllen. Streicher empfiehlt, nur in der Nähe des Augenlids zu zupfen. Wenn du Angst davor hast, mit der Pinzette in der Hand vielleicht ein bisschen zu viel Spaß am Zupfen zu haben und es dann doch zu übertreiben, kannst du dir auch eine:n Kosmetiker:in suchen, der oder die mit einer Pinzette arbeitet.
Es ist Zeit für ein Brauenserum
Healy und Streicher empfehlen die Verwendung eines Brauenserums während des Nachwachsens. Ein Wachstumsserum wie das Grande Cosmetics GrandeBROW Brow Enhancing Serum (42,95 € via Sephora) oder das Vegamour GRO Brow Serum (81,00 € via Vegamour) kann die Länge, Dichte und Farbe deiner Brauenhaare verbessern. Manche Brauenseren enthalten Prostaglandinanaloga und Prostamide, die klinisch nachweislich das Haarwachstum stärken, aber auch Nebenwirkungen wie exzessives Wachstum oder Pigmentflecken haben können. Wenn du auf die lieber verzichten möchtest, versuch’s stattdessen mit einem peptidhaltigen Serum – wie dem The Ordinary Multi-Peptide Lash and Brow Serum (15,10 € via Douglas).
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Halte die Brauen schön ordentlich
„Ich glaube, dass viele Leute, die sich die Brauen nicht schminken, sie oft anschauen und sie dann für unordentlich halten. Dadurch kann es verlockend sein, sie übermäßig in Form zu zupfen“, meint Healy. Ob du nun zu einer Pomade, einem getönten Gel, einem Puder oder einem Augenbrauenstift greifst: Wenn du deine Brauen schminkst, lenkst du deinen eigenen Blick damit von den kleinen Haaren ab, die nachwachsen. Streicher empfiehlt, die Brauen mit einem Brauenstift nachzumalen und ein wenig Concealer unterhalb der Braue aufzutragen, um den Brauenknochen zu definieren und kleine Haare zu kaschieren, die du nicht zeigen willst. Versuch’s zum Beispiel mit dem NYX Professional Makeup Lift N Snatch Brow Tint Pen (11,95 € via DM) oder dem Glossier Brow Flick Microfine Detailing Eyebrow Pen (22,00 € via Glossier).
Was mich wirklich davon überzeugt hat, keinen Kosmetiktermin für meine Augenbrauen zu brauchen, war das Färben meiner Brauen zu Hause. Das spart mir nicht nur viel Zeit und Geld, sondern verleiht meinen Brauen außerdem einen kleinen Styling-Boost, ohne zu Stiften oder Gels greifen zu müssen. Wegen der Farbe fallen kahlere Stellen dadurch auch direkt weniger auf. Baebrow Instant Tint! (23,95 € via Baebrow) und Ardell Brow Tint (11,95 € via LookFantastic) sind tolle Optionen für zu Hause.
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