Im letzten August machte ich ein paar hormonelle Veränderungen durch, und die bescherten mir hormonelle Akne. Ein riesiger Pickel tauchte plötzlich mitten auf meiner Stirn auf und wollte einfach nicht verschwinden. Wie sonst auch drückte ich also am Ende meiner Hautpflege-Routine einen Pickel-Patch drauf, ließ ihn so lange kleben, dass ich ihn fast vergaß, und wiederholte das Ganze etwa zwei Wochen lang jeden Tag. Der Pickel blieb allerdings hartnäckig – und verwandelte sich irgendwann in einen echten Krater. Ich hatte keine Ahnung, was hier passiert war. Bis ich dann in einem Reddit-Thread unter /r/skincareaddiction las, dass die meisten aktiven Wirkstoffe – wie Retinol oder peelende Säuren – nicht unter einem Hydrokolloid-Patch verwendet werden sollten. Manche User:innen schrieben sogar, sie hätten dadurch chemische Verbrennungen erlitten.
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Wenn das stimmte, hatte ich mit meiner vermeintlichen Pickelbekämpfung meiner Haut langfristig sogar eher geschadet, anstatt ihr zu helfen. Schließlich hatte ich den Pickel vor dem Aufkleben des Patches mit Glykolsäure und anderen meiner liebsten Aktivwirkstoffe behandelt. Damit du nicht denselben Fehler machst wie ich – und viele andere –, habe ich mit Dermatolog:innen, Kosmetiker:innen und Chemiker:innen darüber gesprochen, was du im Zusammenhang mit Pickel-Patches (nicht) tun solltest.
Wie funktionieren Pickel-Patches?
Tatsächlich gibt es nicht die eine Form von Pickel-Patch. Meist handelt es sich dabei aber um ein dünnes Hydrokolloid-Pflaster oder einen -sticker, der die Flüssigkeit aus einem Pickel absorbieren soll. Manche dieser Produkte enthalten zusätzlich Wirkstoffe, die den Pickel behandeln und die Heilung der Haut fördern. Das Hydrokolloid sorgt für eine feuchte Umgebung, die die Heilung beschleunigt, indem es überschüssige Feuchtigkeit aus dem Pickel zieht. Das Konzept an sich ist erstmal super: Bei Kontakt mit einer Flüssigkeit schwillt das Hydrokolloid-Material an und formt eine gelartige Substanz, die dabei hilft, Unreinheiten aus dem Pickel zu absorbieren und weiteren Entzündungen vorzubeugen. Oft findet man in solchen Hydrokolloid-Patches auch noch Salicylsäure, eine Betahydroxysäure, die für ihre peelenden, entzündungshemmenden Eigenschaften bekannt ist und verhindern kann, dass weitere Pickel entstehen. Andere beliebte Inhaltsstoffe in solchen Patches sind beispielsweise das von Natur aus antibakterielle und entzündungshemmende Teebaumöl, feuchtigkeitsspendende Hyaluronsäure, beruhigende Centella Asiatica (Cica), oder auch Retinol, das die Zellerneuerung ankurbelt.
Wie sollte ich einen Pickel-Patch verwenden?
Generell ist nichts dagegen einzuwenden, wenn du deine Pickel-Patches mit anderen Skincare-Produkten oder aktiven Wirkstoffen kombinierst. Die Kosmetikerin und Gründerin der gleichnamigen Skincare-Marke Renée Rouleau betont allerdings, es sei wichtig, dir der Art und Zusammensetzung deiner anderen aktiven Hautpflegeprodukte bewusst zu sein. „Denk daran: Wenn du irgendwelche Produkte verwendest, die nachweislich die Haut reizen können – wie Tretinoin –, ist deine Hautbarriere generell angreifbarer. Daher solltest du im Hinterkopf behalten, dass ein Pickel-Patch deine Haut dadurch stärker reizen kann.“ Sie fügt hinzu, dass du mit dem Gebrauch aufhören solltest, wenn der Sticker auf der Haut einen roten Fleck hinterlässt.
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Prinzipiell sind solche Patches laut Rouleau aber auch nicht zwangsläufig die beste oder effektivste Option gegen bestimmte Pickel. Für Whiteheads (die an der Oberfläche weiß sind) und oberflächliche Unreinheiten können sie gut geeignet sein, für tieferliegende, zystische Pickel hingegen weniger. „Weil diese Patches aber eben nur an kleinen Stellen verwendet werden, kannst du sie ruhig jeden Tag auf die individuellen Pickel kleben. Es besteht kaum Gefahr, dass du sie zu häufig verwendest“, meint Rouleau. „Wenn sie dir aber selbst bei regelmäßigem Gebrauch nichts zu bringen scheinen, lohnt es sich vielleicht, deine Pickel anders zu behandeln. Nicht alle Unreinheiten reagieren auf jede Behandlungsform.“ Versuch’s mit den Nip + Fab Salicylic Fix Spot Patches (9,95 € via Nip + Fab) mit Salicylsäure und antibakteriellem Teebaumöl, oder mit den Cosrx Master Patch Original Fit (5,95 € via DM). Das Medik8 Press & Clear Exfoliating 2% BHA Tonic (41,00 € via Medik8) oder das Paula’s Choice Skin Perfecting 2% BHA Liquid Peeling (39,00 € via Paula’s Choice) sind tolle Alternativen, wenn dir die Patches nicht gefallen oder sie nicht so wirken, wie du es dir erhofft hast.
Welche Risiken haben Pickel-Patches?
Kleb einfach einen rauf, sobald du einen Pickel entdeckst, und schon ist alles gut – oder? Nicht ganz. Pickel-Patches wirken auf den ersten Blick vielleicht erstmal unkompliziert (und niedlich), bergen aber durchaus gewisse Risiken. „Die meisten Konsument:innen können ein hydrokolloidhaltiges Produkt ohne Probleme tolerieren. Es kann aber durchaus auch zu allergischen Reaktionen auf das Material oder den Klebstoff kommen“, erklärt die Dermatologin Dr. Blair Murphy-Rose. „Menschen mit empfindlicher Haut reagieren außerdem vielleicht nicht so gut auf bestimmte Aktivwirkstoffe, wie zum Beispiel Salicylsäure. Wer trockene, empfindliche Haut hat, neigt außerdem eher zu Hautreizungen.“ Soll heißen: Wenn du unter Ekzemen, Rosacea oder anderen Hauterkrankungen leidest, kann das ein größeres Risiko bedeuten, auf Pickel-Patches eine negative Hautreaktion zu entwickeln. Es ist außerdem sehr wichtig, sie nie auf offene Wunden oder Ausschläge zu kleben. Kontaktallergien auf eine der vielen Inhaltsstoffe, die in solchen Produkten mit Klebstoffen verwendet werden, sind außerdem relativ weit verbreitet. Wenn dir also schon mal aufgefallen ist, dass du auf ein Pflaster mit einem Ausschlag reagiert hast, ist es eine gute Idee, die Patches erstmal am Handgelenk zu testen (oder ganz darauf zu verzichten), bevor du sie im Gesicht verwendest. Achte außerdem darauf, sie immer nur auf saubere, trockene Haut zu kleben.
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Ein Pickel-Patch sollte Anzeichen einer Entzündung reduzieren – wie Schwellungen, Rötungen und Schmerzen – und den Pickel generell zurückgehen lassen. (Noch dazu hilft er dabei, dich davon abzuhalten, den Pickel zu berühren.) Wenn du allerdings bemerkst, dass die Rötung, Schwellung oder der Schmerz nur noch schlimmer wird, lässt du am besten mal einen Arzt oder eine Ärztin draufschauen, um eventuelle Entzündungen oder negative Reaktionen ausschließen zu können. Hier liest du jetzt, wie du das Meiste aus deinem Pickel-Patch rausholst.
Vermeide Produkte auf Ölbasis
Wie auch auf beinahe jeder Verpackung von Pickel-Patches steht, wirken sie am besten auf sauberer, trockener Haut. Vermeide es deshalb, vor der Verwendung eines solchen Patches ölbasierte Produkte oder schwere Feuchtigkeitscremes aufzutragen, weil sie den Halt und die Effektivität der Patches beeinträchtigen können.
Verzichte unter dem Patch auf Retinoide
Wenn du Retinoide (wie zum Beispiel Retinol) benutzt, solltest du diese Produkte nicht genau dort auftragen, wo du danach einen Pickel-Patch hinkleben willst. Allessando Mendes, kosmetischer Chemiker, erklärt: „Retinoide können sehr potent sein und das Risiko einer Hautreizung oder Austrocknung erhöhen, wenn sie mit einem Pickel-Patch kombiniert werden.“ Wenn du trotzdem gern Retinol verwenden möchtest, kannst du dir auch speziell damit formulierte Patches kaufen – wie die innisfree Retinol Cica Focusing Patches (13,95 € via Dodoskin) oder die Peace Out Skincare Acne Healing Dots (19,95 € via Sephora). (Aber dann bitte keine weiteren Retinoide verwenden.)
Achtung bei Peelings und Duftstoffen
Chemische oder physische Peelings können die Haut übermäßig peelen, damit die Hautschutzbarriere angreifen und verhindern, dass sich ein Patch ordentlich an der Haut „festhalten“ kann. „Wer sensible Haut hat, sollte außerdem einen Bogen um Patches mit Duftstoffen oder aktiven Wirkstoffen machen – wie Salicylsäure, andere Hydroxysäuren, oder Teebaumöl“, empfiehlt Dr. Rose. „In einem Patch können diese Wirkstoffe nämlich eher die Haut reizen als in einem Serum, Toner oder Cleanser.“
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Versorg die umliegende Haut mit Feuchtigkeit
Obwohl du keine intensiven Feuchtigkeitscremes direkt unter oder über dem Patch auftragen solltest, ist es wichtig, die umliegende Haut mit Feuchtigkeit zu versorgen. Das hilft der Hautschutzbarriere und verhindert Trockenheit.
Es ist ein Patch und kein Porenstrip
„Ein guter Pickel-Patch sollte sich leicht entfernen lassen, ohne der Haut dabei Schäden zuzufügen“, betont Mendes. Vielleicht ist die Versuchung groß, den Patch einfach abzureißen – aber allein das kann deiner Haut schon Risse zufügen, Entzündungen verschlimmern und den Heilungsprozess der Haut beeinträchtigen.
Lies dir die Gebrauchsanleitung genau durch
Der Text auf der Rückseite der Verpackung steht da nicht ohne Grund. Trag die Patches mit sauberen, trockenen Händen auf saubere, trockene Haut auf – und denk dran, den Sticker zu wechseln, wann es in der Anleitung steht (und nicht erst, wenn du irgendwann dran denkst).
Aber wann genau in der Skincare-Routine solltest du die Pickel-Patches denn aufkleben? Da sind sich die Expert:innen nicht ganz einig: Mendes empfiehlt, den Sticker vor allen Seren, Cremes und Co. aufzukleben, damit der Patch ordentlich hält und seine Wirkstoffe der Haut zuführen kann, ohne dabei von anderen Stoffen beeinflusst zu werden; Rouleau hingegen findet, die Patches sollten der letzte Schritt in der Routine sein. „Nachdem du alle Produkte aufgetragen hast (inklusive Moisturizer und Sonnencreme), nimmst du ein Wattestäbchen, tunkst es in Wasser oder Toner, und wischst damit sanft über den Bereich, auf den der Patch soll. Lass die Stelle kurz trocknen, kleb dann den Patch rauf und lass ihn seine Arbeit machen.“
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Ich selbst bin immer noch dabei, meine Haut nach meiner desaströsen Pickel-Patch-Erfahrung wieder in ihren Ausgangszustand zurückzuversetzen. Ich weiß aber, dass ich denselben Fehler nie wieder mache – und hoffentlich hast auch du aus meiner Erfahrung gelernt.
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