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Ist koreanische Skincare wirklich besser? Das meinen Expert:innen

Foto: Hayleigh Longman.
Dank ihrer instagramwürdigen Verpackung und einem Fokus auf interessante Wirkstoffe (wie Schneckensekret und fermentiertes Reiswasser) sind koreanische Skincare-Produkte auch im Westen schon seit Jahren berühmt. Marken wie COSRX, Innisfree und Laneige haben in den sozialen Medien längst viralen Status erreicht, und dank TikTok sind auch Glow Recipe und Dr. Jart+ inzwischen allgemein bekannt.
Abgesehen von der Neugier, die koreanische Skincare bei uns erweckt, gilt sie in der Beauty-Welt mittlerweile auch als eine der effektivsten und vertrauenswürdigsten Kategorien. Google-Trends zu Skincare sind regelmäßig voller Suchanfragen wie „Korean skincare routine“, „10 step Korean skincare“ und „best Korean skincare products“, und auf TikTok gibt es zu koreanischer Skincare zahlreiche Videos mit Millionen von Views. 
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Letzten Oktober gingen ein Tweet und ein TikTok-Video der Skincare-Bloggerin @Mul_OVO viral, in dem sie zeigte, wie sich ihre Haut durch koreanische Hautpflege verbessert hatte. In dem Clip mit der Caption „My skin before using Korean skincare vs after Korean skincare 🤭“ ist Mulengas Gesicht zuerst voller Pickel und Pigmentflecken – dann aber strahlend rein. Sie erzählt, sie habe schon vieles versucht, um ihre Haut unter Kontrolle zu bekommen, aber alles umsonst. „Dann fing ich an, K-Dramas zu schauen, und dachte mir: ‚OMG?? Ihre Haut?? Das will ich auch!‘“, schreibt sie.
Es dauerte nicht lange, bis unter ihrem Video die ersten begeisterten Kommentare eingingen. „Niemand kann Skincare so gut wie Korea 😭“, schrieb jemand und bekam dafür über 1.000 Likes. Aber stimmt das wirklich? Ist koreanische Skincare tatsächlich besser – oder lassen wir uns vom Hype lediglich blenden?
Die kosmetische Chemikerin und Kosmetikerin Esther Olu ist der Meinung, unsere Besessenheit von K-Skincare habe mit Glass Skin begonnen – der Trend zu strahlender, fast schon spiegelnder Haut. „Wir alle wünschen uns gesund aussehende Haut“, meint Esther, „und koreanische Skincare ist dafür mitverantwortlich. Sie hat einen neuen Standard gesetzt.“ 
Klar könnte man jetzt behaupten, dass Hautpflege aus allen Ecken der Welt natürlich gesunde, glückliche Haut erzeugen möchte. Dennoch unterscheidet sich K-Skincare in einigen Punkten von ihren westlichen Alternativen: Viele westliche Hautpflegetrends (wie Skin Cycling, chemische Peelings und Toner) setzen auf Inhaltsstoffe wie Retinol und peelende Säuren wie Glykol- oder Salicylsäure. Die sind super, wenn sie unter ärztlicher Aufsicht ordentlich und vernünftig eingesetzt werden – können aber, wenn du sie zu oft verwendest, deine Haut reizen. Und mal ehrlich: Viele von uns behandeln ihre Haut zu oft mit Säuren.
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Wenn du Dermatolog:innen fragst, welche Hautprobleme sie in ihren Praxen am häufigsten sehen, werden sie garantiert antworten: periorale Dermatitis (ein roter Ausschlag rund um den Mund), gereizte Haut, Trockenheit, Verbrennungen und eine beschädigte Hautbarriere (die sich in Form von Rötungen, Spannungen, Pickeln und Ausschlägen äußert). All das sind die Konsequenzen davon, wenn du aggressive Wirkstoffe zu oft verwendest.
Natürlich enthält aber auch koreanische Skincare solche Stoffe. Die koreanische Herangehensweise ist aber oft deutlich sanfter, und auch in der Liste der Inhaltsstoffe finden sich Unterschiede, meint Esther. So sind in koranischer Skincare beispielsweise PHAs (Polyhydroxysäuren) beliebter als hierzulande. Ein Beispiel dafür ist das „Pore Remedy“-Sortiment von Dr. Jart+, in dem PHAs die Hauptrolle spielen. Wie auch Glykol- und Salicylsäure peelt PHA die Haut effektiv, doch sind ihre Moleküle deutlich größer als die anderer Säuren. PHAs peelen die Haut (im Gegensatz zu anderen Säuren) somit nur oberflächlich, ohne zu tief einzudringen und für Irritationen zu sorgen. Auch andere koreanische Brands wie Glow Recipe, COSRX und By Wishtrend verwenden mit Vorliebe PHAs und fördern damit eine sanftere Herangehensweise an den kontroversen Peeling-Trend.

Westliche Skincare zielt vor allem darauf ab, der Haut etwas zu entziehen – wie überschüssiges Öl oder Ablagerungen in Poren. Koreanische Skincare hingegen will der Haut pflegende Stoffe zuführen.

Tatsächlich ist koreanische Hautpflege für unsere gereizte Hautbarriere oft die perfekte Rettung. Viele koreanische Produkte sind dafür entwickelt, Entzündungen zu reduzieren, anstatt die Haut auszutrocknen. „Feuchtigkeitsspende und beruhigende Wirkstoffe stehen im Zentrum von koreanischer Skincare“, bestätigt auch der kosmetische Chemiker Ramón Pagán. „Damit stehen sie im deutlichen Kontrast zu westlichen Produkten, die oft austrocknender oder reizender sind und höhere Konzentrationen aktiver Wirkstoffe enthalten.“
Ramón erklärt, dass die westliche Skincare-Strategie dank des Hautpflege-Marketings der frühen 2000er vor allem darauf abzielt, der Haut etwas zu entziehen – wie überschüssiges Öl oder Ablagerungen in Poren. Vor allem diejenigen mit trockener, empfindlicher oder zu Akne neigender Haut vertragen die westliche Taktik aber nicht so gut. Koreanische Skincare hingegen will der Haut pflegende Stoffe zuführen.
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@hkjennylee #greenscreen and not to mention the dupe has bifida as the FIRST ingredient while the original has it as the SECOND… tea 🙈 #koreanskincare #kbeautyblogger #kbeauty #koreanskincareproducts #kbeautyskincare ♬ Monkeys Spinning Monkeys - Kevin MacLeod & Kevin The Monkey
Das sieht auch Esther so. „Westliche Skincare-Produkte wollen meist etwas korrigieren“, sagt sie. „Die Formeln sind so entwickelt, dass sie ein Hautproblem lösen sollen – ob nun durch Retinol, Azelainsäure oder BHAs und AHAs –, wie Akne, Zeichen der Hautalterung oder Rötungen“, erklärt sie weiter. „Koreanische Skincare ist eher auf die Erhaltung und Stärkung der Hautschutzbarriere fokussiert.“
Genau deswegen findest du  in den meisten koreanischen Produkten tolle Wirkstoffe wie Ceramide (feuchtigkeitsspendend und gut für die Hautschutzbarriere), Centella Asiatica alias Cica (entzündungshemmend) und Niacinamid (Vitamin B3, das die Ölproduktion reduziert und die Hautbarriere stärkt). Die Color Correcting Creme, die letztes Jahr auf TikTok viral ging? Die enthält Cica – und stammt natürlich aus Korea.

Es ist egal, ob du 1 oder 100 Euro ausgibst: Wenn es K-Beauty ist, stehen die Chancen gut, dass es ein tolles Produkt ist.

Nina Vargas
Auf Reddit wird in der Beauty-Community auch immer wieder betont, dass koreanische Skincare „besondere Wirkstoffe“ und Technologien enthalte, die es in westlichen Produkten so nicht gibt. Bei koreanischen Marken ist beispielsweise Schneckensekret ein beliebter feuchtigkeitsspendender Inhaltsstoff, und Influencer:innen sowie Expert:innen schwärmen von der COSRX Advanced Snail 96 Mucin Power Essence (27,39 € via Douglas). Der Stoff verstärkt nicht bloß die Hautschutzbarriere, sondern verleiht der Haut auch noch einen tollen Glanz. Dann wären da noch Allantoin, das in der koreanischen Hautpflege häufig zum Einsatz kommt, um Feuchtigkeit in der Haut zu versiegeln, sowie Reisextrakt (für pralle Haut) und Bienenharz (zum Schutz vor Umwelteinflüssen wie Luftverschmutzung).
Die hautfreundlichere und interessante Herangehensweise an die Zusammensetzung ihrer Produkte lohnt sich für K-Beauty-Firmen auch finanziell: Kosmetik- und Skincare-Produkte machen eines der größten Exportgeschäfte des Landes aus. Tatsächlich ist Südkorea der drittgrößte Kosmetik-Exporteur der Welt, und die Beauty-Sparte brachte dem Land 2020 sogar mehr Geld als Haushaltsgeräte, Medikamente und Smartphones ein. Schätzungen zufolge dürfte der südkoreanische Skincare-Markt bis 2026 rund 11,4 Milliarden Dollar wert sein. Interessanterweise ist koreanische Skincare unter anderem deswegen so beliebt – und so gut –, weil die koreanische Regierung angeblich aktiv in ihre Beauty-Marken investiert hat, um bessere Kosmetik zu entwickeln.
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„Als K-Beauty durch soziale Medien auch auf dem westlichen Markt ankam, entstand daraus ein echtes Business-Phänomen. Die Nachfrage war enorm“, erklärt Nina Vargas, Business-Strategin für Beauty-, Fashion- und Wellness-Brands. „Dadurch bekamen koreanische Kosmetikfirmen die Hilfe der Korea International Trade Association (KITA).“ Diese Nonprofit-Organisation hilft kleinen und mittleren Unternehmen dabei, ihr Geschäft auch im Ausland auszubauen.
Laut Dr. Jenelle Kim, Gründerin von JBK Wellness Labs, nutzt koreanische Skincare außerdem die neuesten Forschungserkenntnisse, um unsere Hautbedürfnisse genau zu verstehen. „Dabei werden Inhaltsstoffe mit langer Geschichte und bewiesener Wirksamkeit auf neue Art verwendet. Manche Marken [wie Erborian, Sulwhasoo und Beauty of Joseon] setzen außerdem auf Kräuterheilkunde.“ Ginseng und grüner Tee beispielsweise sind sehr beliebt. „Viele Marken verwenden außerdem ‚Hanbang‘-Inhaltsstoffe aus der traditionellen koreanischen Medizin“, erklärt Ramón ergänzend. „Das sind meist Kräuter oder natürlich gewonnene Stoffe.“ 
Kurz gesagt: Skincare ist ein wichtiger Teil der koreanischen Kultur. Wenn du dich auf TikTok mal umhörst, wirst du schnell feststellen, dass Koreaner:innen Beauty nicht als Luxus, sondern als Grundbedürfnis empfinden. In unzähligen Videos wird klar, dass ihnen schon von klein auf vermittelt wird, wie wichtig es sei, sich um die eigene Haut zu kümmern. Unter koreanischen Skincare-Fans ist Sonnenpflege auch das ganze Jahr über ein Muss, und eine Breitspektrum-Sonnencreme mit hohem Lichtschutzfaktor gilt als eines der wichtigsten Produkte einer Hautpflegeroutine.
Ein weiterer Grund für die Beliebtheit koreanischer Skincare ist die Tatsache, dass ein Großteil davon relativ günstig zu bekommen ist. Gerade angesichts der gestiegenen Lebenshaltungskosten macht es Sinn, so wenig wie möglich für unsere Beauty-Produkte ausgeben zu wollen. Bei koreanischer Hautpflege bedeutet das Sparen aber nicht, dass du zwangsläufig in Sachen Qualität einbüßen musst. Auch in diesen Produkten findest du alle Wirkstoffe, die du dir wünschst – von Retinol bis hin zu Säuren –, nur eben oft in sanfterer Konzentration. Einige TikToker:innen betonen zudem, dass es in der koreanischen Skincare sogar viele Dupes (also Alternativen) von westlichen Produkten gebe, die mit ähnlichen Wirkstoffen (und Ergebnissen) Hunderte Euro kosten. „Es ist egal, ob du 1 oder 100 Euro ausgibst: Wenn es K-Beauty ist, stehen die Chancen gut, dass es ein tolles Produkt ist“, meint Nina.
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Im Laufe der Zeit wurde auch die klassische koreanische 10-Schritt-Routine durch kürzere Skincare-Routinen ersetzt. Das ist gut, denn nicht jede Haut eignet sich für dieses Aufschichten zahlreicher Produkte – und auch nicht jeder Geldbeutel. Koreanische Skincare entwickelt sich jedoch immer weiter und passt sich den Bedürfnissen ihrer Konsument:innen an. Genau deswegen siehst du jetzt vor allem drei- oder vierstufige Routinen unter koreanischen Influencer:innen. Auf TikTok teilen sie ihre simplen Skincare-Rituale, die immer mit einem sanften, hydrierenden Cleanser beginnen, gefolgt von einem Serum, einem Moisturizer und einer Sonnencreme. Diese schnelle, effektive Routine empfehlen auch Dermatolog:innen und Hautexpert:innen für alle Hauttypen.
Ramón ist der Meinung, der Reiz der koreanischen Hautpflege sei vor allem ihr Einfallsreichtum. „Sie ist schlicht, aber effektiv, und du bekommst ein luxuriöses Erlebnis zum günstigen Preis. Westliche Marken verwenden auch nur selten traditionelle koreanische Inhaltsstoffe wie Fermentiertes oder Schneckensekret.“ Dazu kommt der Fokus auf die Pflege der Haut (anstatt ihr alles „Schlechte“ zu entziehen). Kein Wunder also, dass koreanische Skincare so beliebt ist. Aber ist sie auch besser? Letztlich ist die beste Hautpflege die, die deiner Haut am besten tut. Wenn die aus Korea stammt – super! Und wenn nicht – warum dann etwas ändern?
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