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Die 5 schwierigsten Skincare-Lektionen, die ich mit 30 lernen musste

Foto: Jacqueline Kilikita.
„Deine 30er sind das beste Jahrzehnt deines Lebens“ – obwohl es ein Klischee ist, steckt auch hier ein Körnchen Wahrheit drin, wie ich finde. Ich habe endlich einen Job gefunden, der mir Spaß macht. Ich habe Freund:innen, auf die ich mich verlassen kann. Und ich bin finanziell besser gesichert als früher. Keine Frage: Ich bin privilegiert. Und trotzdem gibt es eine Sache, die mir bis heute unheimlich schwer fällt: meine Haut so zu akzeptieren, wie sie ist.
Vielleicht war das naiv, aber ein Teil von mir war der festen Überzeugung, dass ich all meine Hautprobleme – vor allem meine hartnäckige Akne – mit dem Ende meiner 20er endgültig hinter mir lassen würde. In Wahrheit war mein 30. Lebensjahr hinsichtlich dieser Akne aber eher eine brutale Lektion, und tatsächlich mache ich mir heute auch viel mehr Gedanken über den Alterungsprozess meiner Haut als früher. Einerseits hat mir der freie Zugang zu Dermatolog:innen dabei geholfen, mich von vielen der Vorstellungen zu lösen, wie mein Gesicht heute aussehen „sollte“; aber selbst ich (deren Job es ist, Schönheitsideale zu hinterfragen) schaffe es nicht, sämtliche Erwartungen über Bord zu werfen.
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Falls auch du gerade mit Anfang 30 öfter kritisch in den Spiegel schaust und dich fragst, wieso deine Haut eigentlich immer noch macht, was sie will, erkennst du dich hier vielleicht wieder. Ich habe alles aufgeschrieben, was ich mit 30 über meine Haut gelernt habe – zum Beispiel, wieso ich Anti-Aging-Skincare für Betrug halte und warum du vielleicht zweimal darüber nachdenken solltest, dir Injectables wie Botox spritzen zu lassen.

Akne & Falten schließen sich nicht gegenseitig aus

Eine Kollegin machte letztens den Witz, dass ihre Erwachsenenakne das schlimmste Geschenk sei, das sie zum 30. Geburtstag bekommen habe. Ich konnte das gut nachvollziehen, und hielt sie sogar für einen Glückspilz – immerhin habe ich meine Pickel (und die daraus resultierenden Narben) schon seit 19 Jahren. Vor Kurzem haben sich in meinem Gesicht aber auch ein paar neue Gäste hinzugesellt: kleine Falten. Natürlich weiß ich, dass Hauttextur ein völlig normaler Aspekt des Alterns ist. (Und alles, was mich an die lustigen Stunden voller Gelächter mit Freund:innen oder an mein lautes Gekreische auf Konzerten erinnert, verdient ja auch meinen Respekt.) Warum also stört es mich so, Pickel und Falten zusammen zu sehen? Und ist das normal? 
Foto: Jacqueline Kilikita.
Rund 95 Prozent aller Menschen zwischen 11 und 30 Jahren sind in irgendeiner Weise von Akne betroffen. Das bedeutet aber nicht, dass sie ab 30 einfach verschwindet. Tatsächlich gibt es für Akne keine Altersgrenze. „Weibliche Erwachsenenakne kann auch bis lange nach der Teenagerzeit bestehen“, erklärt mir die Dermatologin Dr. Anjali Mahto, Gründerin der Praxis Self London. Das haben wir diversen hormonellen Veränderungen – wie der Perimenopause oder der Menopause, unserem Monatszyklus oder der Anti-Baby-Pille – zu verdanken. Erwachsenenakne kann sich auch noch bis in die 40er oder 50er fortsetzen, ergänzt Dr. Mahto.
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Ich ging immer davon aus, dass ich zumindest ein paar Jahre mit reiner Haut haben würde, bevor sich in meinem Gesicht die ersten Alterungsmermale abzeichneten. Heute weiß ich aber, dass die Haut keinem Zeitplan folgt. „Die meisten Leute bemerken die ersten Falten mit Anfang 30“, erklärt mir Dr. Mahto. „Das ist ganz normale, chronologische Hautalterung.“ Sie erinnert mich daran, dass ich vielleicht das Gefühl dafür verloren habe, was es eigentlich heißt, „wie 30“ auszusehen. Hier gibt es keinen Standard; das ist ganz individuell, und dank Social-Media-Filtern betrachten wir uns selbst heute ganz anders als noch vor ein, zwei Jahrzehnten.
Wenn dich deine Pickel und/oder Falten stören, kann es sich lohnen, Skincare-Wirkstoffe wie Retinoide (inklusive Retinol, Retinal und verschreibungspflichtigem Tretinoin) in deine abendliche Routine aufzunehmen. „Sie sind gut darin, kleine Falten und Pigmentflecken zu bekämpfen. Gleichzeitig helfen sie gegen Akne, weil sie die Erneuerung der Hautzellen beschleunigen und die Verstopfung von Poren verhindern“, erklärt Dr. Mahto. Verschreibungspflichtige Retinoide sind darin meist effektiver als frei erhältliche Produkte, fügt sie hinzu. In diesem Fall macht es also Sinn, dir dermatologische Hilfe zu holen. Dort bekommt du Rat dazu, wie du das Produkt am besten auf deiner Haut anwendest, um Irritationen vorzubeugen. Und wenn du ein Retinoid benutzt, ist Sonnencreme tagsüber Pflicht, weil es die Haut empfindlicher für Sonnenstrahlung machen kann.

Botox & Co. sind nicht für jede:n was

Als die Refinery29-Redakteurin Vicky Spratt letztes Jahr davon schrieb, dass sich ihr Arzt geweigert habe, ihr Botox zu injizieren, war ich überrascht. Immerhin hatte sie sich schon mehrmals vorher Botox spritzen lassen (das die Muskeln unter der Haut entspannt und somit kleine Falten glättet). Ihr Dermatologe erklärte ihr nicht nur, dass „präventives Botox“ (um tiefen Falten vorzubeugen) ein Mythos sei, sondern auch, dass sie aufgrund ihrer Gesichtsstruktur anfälliger für ein „Erschlaffen“ der Augenbrauenpartie nach der Injektion sei – das absolute Gegenteil davon, was man sich mit Botox eigentlich erhofft.
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Ich selbst habe hier auch schon über meine Erfahrungen mit „Baby-Botox“ geschrieben (das ist quasi eine minimale Menge an Botox). Ich liebte den frischen Look, den die Injektion meiner Haut verlieh. Als ich danach aber in eine andere Praxis ging und um mehr Botox bat (ich war einfach neugierig!), war ich von dem Ergebnis eher enttäuscht. Tatsächlich sah ich durch die Injektion sogar älter aus. Genau wie auch Vicky gewarnt worden war, ließ das Botox meine Augenbrauenpartie erschlaffen, und die Haut um meine Augen hing stärker als vorher. Im Gegensatz zu Fillern lässt sich Botox nicht einfach auflösen und somit „umkehren“; es dauert drei bis vier Monate, bis der Effekt von selbst verschwindet.
Der Ästhetiker Dr. Jonny Betteridge von JB Aesthetics erzählt mir, dass unterschiedliche Patient:innen auch unterschiedliche Injektionsmuster erfordern. „Wenn Botox korrekt, effektiv und bei der richtigen Person injiziert wird, kann es das Aussehen völlig verändern“, erklärt Dr. Betteridge. Dazu ist es aber wichtig, vorher zu einem Beratungsgespräch vorbeizukommen, bei dem festgestellt wird, ob du für Botox geeignet bist. Natürlich sind Injectables eine persönliche Entscheidung. Dr. Mahto glaubt dennoch, dass sich aktuell viele geradezu dazu gedrängt fühlen. „Leute sagen: ‚Du musst schon in deinen 20ern mit präventivem Botox anfangen, sonst siehst du mit 30 oder 35 echt alt aus.‘ Was wir dabei vergessen, ist, dass 30 und 35 immer noch sehr jung ist“, meint Dr. Mahto. Sie fügt hinzu, dass wir auch noch gar nichts über die Langzeitwirkung dieser Mittel wissen, wenn sie so früh gespritzt werden. „Diese Behandlungen ließ man früher einfach nicht schon in so jungem Alter machen. Daher besteht Grund zur Sorge“, ergänzt Dr. Mahto. Als Faustregel hat sich Dr. Betteridge daher vorgenommen, keine Injectables-Patient:innen unter 25 anzunehmen.
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Teure Skincare bedeutet nicht zwangsläufig bessere Skincare

Der Trend zum #shelfie hat dafür gesorgt, dass viele von uns der Meinung sind, teure, ästhetisch aussehende Skincare-Produkte seien die einzigen, die auch wirklich wirken. Ich selbst habe schon Seren und Cremes ausprobiert, die Hunderte Euro gekostet haben – und genauso viele, die nur ein paar Euro teuer waren. Tatsächlich waren es ausgerechnet die günstigeren Marken, die meiner Haut den größten Unterschied brachten, und die kaufe ich auch eher ein zweites Mal. Empfehlen kann ich dabei vor allem The Ordinary und The Inkey List, die Skincare auch für den kleineren Geldbeutel erschwinglich gemacht haben. Heute gibt es demnach auch Wirkstoffe wie Retinol, Peptide und Vitamin C für wenig Geld zu kaufen.
„Es ist ein weit verbreiteter Irrglaube, dass du viel Geld in deine Hautpflege investieren musst“, bestätigt mir auch Dr. Betteridge. „Du kannst dir auch eine hochwertige Skincare-Routine aus der Drogerie zusammenstellen.“ 

Anti-Aging ist ein Betrug

Bitte genieße Anti-Aging-Produkte immer mit Vorsicht – denn anhand klinischer Daten ist klar, dass es tatsächlich nur sehr wenige Hautpflege-Wirkstoffe gibt, die wirklich eine „verjüngernde“ Wirkung haben, betont Dr. Mahto. Hyaluronsäure kann kleine Falten zwar minimal straffen, und Vitamin C kann durchaus die Kollagenproduktion anregen; all diese Wirkungen sind aber immer nur vorübergehend. Dr. Mahto zufolge gehören die bereits erwähnten Retinoide zu den wenigen wissenschaftlich erwiesenen Mitteln gegen leichte Falten, aber selbst sie können den Alterungsprozess nicht komplett aufhalten. Dr. Mahto ergänzt: „Ich höre so oft von meinen Patient:innen: ‚Ich mache doch alles richtig! Wieso kriege ich Falten? Mein Lifestyle ist super und ich trage jeden Tag Sonnencreme.‘“ Die Sonne – wie auch andere Faktoren, die zur Hautalterung beitragen können, wie Stress oder Luftverschmutzung – lässt sich aber nur dann komplett vermeiden, wenn du in einer Höhle lebst, meint Dr. Mahto. „Und wer will das schon?“, fragt sie. „Wir wollen ja auch leben.“
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Dank unserer Gene altern wir auch alle völlig unterschiedlich. „Wenn jemand sehr helle Haut hat, die schnell einen Sonnenbrand entwickelt, und vielleicht auch blonde oder rote Haare hat, wird womöglich schon mit Ende 20 erste Hautveränderungen feststellen“, erklärt Dr. Mahto. Braune und Schwarze Haut hat tendenziell mehr Melanin, das die Haut beschützt, sagt sie. Daher zeigen sich erste Zeichen der Hautalterung bei dunkleren Hauttypen oft erst viel später, wie mit Mitte 30. Auch Umwelteinflüsse spielen dabei eine große Rolle, fügt Dr. Betteridge hinzu. „Wer raucht und trinkt, altert schneller“, sagt er. Er rät seinen Patient:innen daher dazu, Sonnencreme zu tragen (selbst an bewölkten Tagen) und Solarien zu vermeiden. UV-Strahlung ist einer der Hauptgründe für eine vorschnelle Hautalterung – und natürlich auch für potenziell tödlichen Hautkrebs.

Es bringt dir nichts, dir deine Hauttextur und Poren genau anzusehen

Die sozialen Medien können viel Gutes bewirken. Gleichzeitig ermöglichen sie es uns aber auch, uns selbst mit anderen zu vergleichen und zu kritisieren. Und genau deswegen ist es so gefährlich, unser eigenes Aussehen mit unserem Wert gleichzusetzen. Dieses Jahr habe ich mich daher bewusst darum bemüht, mich selbst jeden Tag auf 30 Minuten Social Media zu beschränken – und alles genau zu hinterfragen, was ich dort sehe. Manche Filter sind inzwischen kaum noch erkennbar; Filler und andere Injectables können sehr dezent aussehen; und im richtigen Licht sieht jede Haut toll aus.
Auch außerhalb von Social Media behalte ich einen Ratschlag der kosmetischen Ärztin Dr. Ana Mansouri immer im Hinterkopf: Sie empfiehlt ihren Patient:innen, niemals weniger als eine Armlänge entfernt vorm Spiegel zu stehen, wenn sie sich ihre Haut ansehen. „Es hat wirklich keinen positiven Effekt, dir deine Hauttextur und Poren aus so unmittelbarer Nähe anzusehen“, meint sie, „vor allem, weil dich andere Leute ohnehin nicht aus solcher Nähe anschauen.“ Auch Dr. Mahto hat deswegen keinen Vergrößerungsspiegel zu Hause. „Ich finde das einfach nicht gesund, sich so gründlich zu inspizieren“, sagt sie. „Besonders selbstkritische, perfektionistische Menschen neigen dazu, sich selbst zu stark zu analysieren und zu kritisieren“, fährt sie fort. Das gilt auch für die Haut. „Die Haut soll Poren haben und nach einer bestimmten Zeit auch sichtbar altern. Es gibt absolut nichts, was du dagegen tun kannst, dass diese Falten entstehen oder deine Haut zu hängen beginnt“, betont sie. Und als mir das klar wurde, fiel es mir direkt viel leichter, meine Haut zu akzeptieren – so, wie sie eben ist.
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