Das vielleicht größte Job-Plus als Beauty-Redakteurin ist, dass wir viele exklusive, beliebte Produkte austesten dürfen. Ich persönlich bin dabei immer besonders scharf auf die neuesten Skincare-Launches – und damit bin ich nicht allein. Dem Reiz, dieses oder jenes Hype-Produkt auszuprobieren, können viele nicht widerstehen. Kein Wunder; in Sachen Hautpflege gilt schließlich inzwischen das Motto: „Mehr ist mehr.“
… und das vor allem seit 2020. Im Lockdown boomte die Selfcare-Branche, und Skincare flog geradezu aus den Regalen, als wir verzweifelt versuchten, uns dadurch ein Gefühl der Normalität nach Hause zu holen. Auf Beauty-Twitter war #Skincare der Top-Hashtag, und viele schrieben, ihre komplizierte Hautpflege-Routine helfe ihnen dabei, mit coronabedingtem Stress umzugehen.
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Das mag bei manchen auch sicher funktionieren. Viele andere litten aber plötzlich unter Hautproblemen, die sie zuvor nicht gekannt hatten – und das alles wegen zu viel Experimentierfreude. Beweisstück A: meine eigene Haut. Ohne jetzt eingebildet klingen zu wollen: Ich bin immer sehr stolz auf meine Haut gewesen und habe oft Komplimente zu meinem „Glow“ bekommen. Letztes Jahr wandte sich meine komplizierte Skincare-Routine aber auf einmal gegen mich, und das ganze Austesten und Übereinanderschichten forderte seinen Tribut.
Es wurde schlimmer und schlimmer. Im Juni gestand ich es mir dann selbst ein: Ich hatte Erwachsenen-Akne. Die Kombi aus Stress, täglichem Maske-Tragen und einer sechsteiligen Pflegeroutine zeigte sich in Form von jeder Menge Pickeln an meinen Wangen und entlang meines Kiefers. Ich war mir meiner Haut extrem bewusst – und schämte mich manchmal dafür. Das war ein merkwürdiges Gefühl, vor allem, weil ich als Beauty-Redakteurin arbeite. Genau die Hautprobleme nicht in den Griff zu bekommen, über die ich täglich schreibe, fiel mir unheimlich schwer.
Also wandte ich mich hilfesuchend an die Dermatologin Dr. Stefanie Williams. Die hatte einen sehr simplen Rat für mich: eine „Weniger ist mehr“-Strategie. Sie gab mir die Aufgabe, meine (zugegebenermaßen absurde) Skincare-Sammlung voller komplizierter Produkte auszusortieren und ermutigte mich zu einer heruntergefahrenen, sanfteren Routine. Es war an der Zeit, mich von meiner Shelfie-würdigen Produkt-Collection zu verabschieden.
Meine neue Morgen-Routine
Meine neue Morgen-Routine beginnt mit einem schlichten Cleanser, der inzwischen einer meiner absoluten Favoriten ist: Die La Roche-Posay Effaclar H Hydrating Cleansing Cream (14,95 €) ist eine luxuriöse Reinigungs-Creme, die sich deutlich teurer anfühlt, als sie ist.
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Danach folgt das SkinCeuticals Phloretin CF (130,20 €), ein Vitamin-C-Serum, das sich am besten für fettige und/oder zu Unreinheiten neigende Hauttypen eignet. (Ich hatte vorher nichtsahnend das SkinCeuticals CE Ferulic Serum (107,32 €) verwendet, das eigentlich für normale bis trockene Haut gedacht ist.)
Der nächste Schritt in meiner Routine ist eine verschreibungspflichtige antibiotische Creme namens Dalacin T, die speziell der Behandlung von Akne dient. Ich trage sie jeden zweiten Morgen auf – immer nur an Tagen, an denen ich nicht abends meine andere verschreibungspflichtige Creme benutze (dazu gleich mehr). Morgens ergänze ich das Ganze dann noch mit einer Schicht SkinCeuticals Sheer Mineral UV Defense SPF50 Sunscreen (41,95 €). Wir wissen schließlich, wie wichtig Sonnenschutz ist – vor allem, wenn du abends Retinol verwendest.
Meine neue Abend-Routine
Zuerst entferne ich mein Make-up mit La Roche-Posays Mizellen-Reinigungsgel (13,49 €) – zusammen mit Wasser schmilzt mir das Make-up damit nur so vom Gesicht. Solange du kein schweres Make-up trägst, kommt dieses Gel auch ganz ohne einen Waschlappen oder ein Tuch aus. Für eine besonders gründliche Reinigung wasche ich mir mein Gesicht danach nochmal mit meiner morgendlichen Cleansing Cream.
Als Nächstes ist mein Retinol dran – ein weiteres verschreibungspflichtiges Produkt (Differin 0,1 % Creme). Ich habe festgestellt, dass das für meine Akne ein kleines Wundermittel ist; es gibt aber auch ähnliche rezeptfreie Produkte, die deinen Pickeln den Kampf ansagen. Dr. Williams empfiehlt dazu zum Beispiel das La Roche-Posay Redermic [R] (22,26 €). Ich trage mein Retinol jeden zweiten Tag auf, manchmal gefolgt vom La Roche-Posay Toleriane Sensitive Fluide (11,96 €), wenn sich meine Haut besonders trocken anfühlt. Je gesünder meine Haut wird, desto seltener bin ich aber darauf angewiesen. Es ist eine sehr leichte Creme, die sich super für unreine Haut eignet, selbst über Retinol aufgetragen.
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Ein paar Monate nach meinem Termin bei Dr. Williams beruhigte sich meine Haut immer mehr – und sieht inzwischen besser aus denn je. Meine Pickel sind weg, der Glow ist wieder da, und auch mein Selbstbewusstsein ist zurückgekehrt. Ich bin nicht die Einzige, die gerade ein bisschen Schlichtheit genießt; nach den Jahren der koreanischen 10-Schritt-Routine und dem ganzen DIY-Experimentieren wird die zurückhaltendere Hautpflege immer beliebter – und sie ist eine willkommene Abwechslung.
Über diesen Trend freuen sich auch Hautpflege-Expert:innen, die sich schon seit Jahren für eine schlichtere Pflege einsetzen. Die Hautpflege-Beratungsfirma Lion/ne schwört schon seit Jahren auf diese Philosophie. Deren Mitbegründerin Megan Felton erklärt, dass die übermäßige Verwendung von manchen Inhaltsstoffen sowie überkomplizierte Routinen mehr schaden als pflegen können. „Je mehr Produkte du verwendest, desto größer ist das Risiko, dass du deine Haut zu stark beanspruchst oder überforderst. Dadurch schadest du ihr womöglich“, sagt sie. „Wenn wir die Hautpflege-Routine unserer Patient:innen zurückschrauben, stellen wir oft fest, dass sich die Hautunreinheiten reduzieren.“ Dr. Williams sieht das ähnlich. In ihrer Klinik behandelt sie jeden Tag „Opfer“ von überladener Haut. „Mein Rat: Gib deiner Haut mehr Freiraum, um sich selbst zu helfen, anstatt sie mit Produkten zu ersticken“, meint sie. Das heißt: Vermeide schwere, besonders intensive Cremes und nimm dich davor in Acht, deine Haut übermäßig zu peelen.
Ich sehe meine Erfahrung als Denkzettel dafür, wie wahr der Spruch „Zu viel des Guten“ sein kann – und dass ein Zurückschrauben der eigenen Routine nicht automatisch bedeutet, dass sie nicht trotzdem allumfassend sein oder die besten Wirkstoffe enthalten kann. Ganz ehrlich: Ich weiß nicht, ob ich je zu einer komplizierten Routine zurückkehren werde. Einige meiner alten Skincare-Must-haves gehören jedenfalls inzwischen der Vergangenheit an.
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