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Ich date eine Jungfrau & komme damit nicht klar

Willkommen bei Can We Talk?, der Sex- und Beziehungskolumne, die deine brennendsten Fragen rund um Sex, DatingBeziehungen und Trennungen beantwortet, die du deinen Partner:innen ungern stellen möchtest – oder auch deinen Freund:innen. Diesmal hilft die Beziehungstherapeutin Moraya Seeger DeGeare einer Person, die Schwierigkeiten hat, sich auf eine feste Beziehung mit jemandem einzulassen, der oder die noch nie Sex hatte.
Disclaimer: Dieser Artikel wurde aus dem Englischen übersetzt. Im Original verwendet der Leserbrief das geschlechtsneutrale Pronomen „they“ für die jungfräuliche Person. Um dem nahzukommen, verwenden wir hier den geschlechtsneutralen Vornamen „Alex“.
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Liebe Moraya,
ich treffe mich jetzt seit drei Monaten mit jemandem, und auf Alex trifft wirklich alles zu, was ich mir von einer Langzeitbeziehung erhoffe. Es gibt nur einen Haken: Alex ist Jungfrau.
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Ich bin 27, Alex ist 29, und ich habe Alex auch schon klar kommuniziert, dass mir Sex in einer Beziehung sehr wichtig ist. Obwohl wir durchaus schon intim geworden sind, haben wir noch nicht „den letzten Schritt“ gemacht. Alex möchte gern eine Beziehung mit mir führen, aber ich will mich ungern festlegen, bis wir es geschafft haben, besser miteinander zu kommunizieren und ein gesundes Sexleben zu etablieren.
Wir wohnen in verschiedenen Städten und sehen uns nicht so oft. Nachdem wir uns vier-, fünfmal gegenseitig besucht hatten, fragte ich Alex, wieso wir eigentlich noch keinen Sex hatten. Ich wollte wissen, ob Alex dafür erstmal noch eine tiefere emotionale Bindung zu mir aufbauen wollte oder ob es einen anderen Grund gab. Alex sagte mir, Alex sei in der Hinsicht einfach noch sehr unerfahren und habe sich nie wohl genug mit jemandem gefühlt, um so weit zu gehen.
Eigentlich könnte ich mir mit Alex eine tolle Beziehung vorstellen: Alex ist großherzig, attraktiv, hat einen guten Job und wir verstehen uns wirklich super. Unsere Kommunikation und unsere sexuelle Beziehung sind aber nicht das, was ich mir wünsche. Was kann ich tun?
Bitte hilf mir!
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Moraya Seeger-DeGeare: Kommunikation und Sex sind wichtige Aspekte einer Beziehung. Ohne sie können die allermeisten Beziehungen  nicht „perfekt“ sein, selbst wenn ansonsten alles stimmt. Diese grundlegenden Bedürfnisse schon jetzt zu ignorieren, sorgt langfristig nur für Probleme, wenn du dir irgendwann eine erfülltere Beziehung wünschst. In den ersten Phasen einer Partnerschaft geht es nicht darum, vermeintlich tiefere Intimität zu schaffen, sondern darum, der Beziehung die beste Chance zu sichern, indem ihr euch eine starke Basis aufbaut.
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Es klingt, als hättet ihr beide eine gewisse Angst. Wenn wir uns an einem bestimmten Problem aufhängen und Schwierigkeiten haben, den Überblick zu behalten, hat das meist mit Angst zu tun. Dann verkrampfen sich unsere Gedanken vielleicht auf einen Aspekt unserer Angst, und wir können die Situation nicht mehr im großen Ganzen beurteilen. Vielleicht reden wir uns dann sogar ein: Wenn ich dieses eine Problem kontrollieren kann, wird alles besser.
Was ich damit sagen will: Vermutlich geht es dir in Wahrheit gar nicht nur darum, dass Alex noch nie Sex hatte. Wenn du dich derart auf nur einen Bestandteil des komplexen Themas der Intimität fixierst, ist das ein Zeichen dafür, dass du vermutlich ein größeres, ziemlich normales Themenfeld innerhalb einer Beziehung ausblendest: die Verletzlichkeit. Frage dich selbst: Wie verletzlich traue ich mich gegenüber dieser Person zu sein? Wie kann ich akzeptieren, dass mir Intimität abverlangt, darauf zu vertrauen, dass mein:e Partner:in auf mich eingeht und versucht, mich zu verstehen, wenn ich mich ihm oder ihr radikal öffne? Verletzlichkeit kann angsteinflößend sein, und oft versuchen wir unterbewusst, uns selbst zu schützen und eine Mauer um uns herum aufzubauen. Das kostet uns zahllose Beziehungen – nicht nur romantische.
Obwohl du diesen Moment – in dem ihr zum ersten Mal miteinander schlaft – vielleicht als entscheidenden Wendepunkt in eurer potenziellen Beziehung betrachtest, sollten wir gar nicht immer vorrangig auf eine körperliche Bindung aus sein. Natürlich ist Sex für die meisten Menschen in einer Beziehung dennoch sehr wichtig, solange er mit den gemeinsam festgelegten Werten und Grenzen innerhalb eurer Beziehung harmoniert. Aber nicht in allen Beziehungen spielt Sex eine entscheidende Rolle, denn Intimität bedeutet letztlich lediglich, deine innere Welt mit einem Partner oder einer Partnerin zu teilen. Ein erfülltes Sexleben ist dann eine Kombination aus emotionaler Bindung und körperlicher Lust. Dennoch ist es wichtig, die emotionale Intimität, offene Kommunikation und den Aufbau von Vertrauen nicht völlig zu überspringen. Ohne diese Grundpfeiler kann es nämlich riskant werden, einander sexuell zu erkunden, weil es dabei dazu kommen kann, dass ihr die jeweiligen sexuellen Grenzen fehlinterpretiert und sich am Ende jemand verletzt oder falsch verstanden fühlt.
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Im Umgang mit Sexualpartner:innen – ob nun kurzweiligen oder lebenslangen – ist es wichtig, genau klarzustellen, was uns gefällt und was nicht. Selbst sexuell erfahrene Partner:innen müssen unsere Bedürfnisse erst einmal kennenlernen; sogar die erfahrenste Person ist noch unerfahren, was deinen Körper angeht. Dir die Zeit zu nehmen, ihnen alles Wichtige beizubringen, bringt euch beiden letztlich Freude. Schließlich gefällt es den meisten von uns, andere zu befriedigen – und befriedigt zu werden.
Vertrauen ist die Basis von erfüllendem Sex. Daher solltest du verstehen, dass sich ein:e Partner:in, der oder die das eigene Bedürfnis nach Vertrauen und Sicherheit äußert, damit ein tiefere Intimität und Vertrauen zu dir aufbauen will. Wenn er oder sie dich um eine feste, exklusive Beziehung bittet, kommuniziert dir diese Person damit vielleicht genau die Sicherheit, du auch du dir wünschst – nur eben auf andere Art. Du sehnst dich nach körperlicher Sicherheit eurer Partnerschaft.
Wenn es dir wichtig ist, auch außerhalb einer festen Beziehung sexuelle Erfahrungen machen zu können, ist das völlig okay und nichts, was du aufgeben musst. Womöglich zwingt es dich aber dazu, dir zu überlegen, wie du Monogamie empfindest und was du dir von einer Langzeitbeziehung erhoffst. Vielleicht geht es dir bei deinem Wunsch nach Sex mit Alex wirklich nur darum, endlich zusammen körperlich intim zu werden. Aber was, wenn das Thema Sex in der Zukunft wieder zum Problem zwischen euch wird? Es kann sich lohnen, dich zu fragen, ob eure verschiedenen Bedürfnisse nur jetzt im Konflikt zueinander stehen – oder ob ihnen etwas Größeres, durch eure verschiedenen Werte Bedingtes zugrundeliegt.
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Alex’ Bedürfnis, in der Beziehung erst etwas Bestimmtes empfinden zu wollen, bevor ihr Sex habt, ist entscheidend. Verstehst du genau, was Alex fühlen möchte, bevor ihr gemeinsam diese körperliche Grenze überschreitet? Damit du es herausfinden kannst – und auch wirklich dazu bereit bist, Alex verständnisvoll zu begegnen, trotz eurer verschiedenen Bedürfnisse –, solltest du deinen potenziellen Frust darüber, einen Korb bekommen zu haben, in Neugier umwandeln. Wonach genau sehnt sich Alex? Stelle Alex die Frage: „Was erhoffst du dir selbst, wie sich deine Beziehung anfühlen sollte, bevor du Sex hast?“ Und falls Alex darüber reden möchte, kannst du auch nachhaken: „Gab es schon Momente, in denen du diesem Punkt nah warst, oder kommt er dir sehr weit entfernt und verschwommen vor?“
Ein häufiges Hindernis auf dem Weg zu tieferer Intimität innerhalb einer Beziehung ist unser Wunsch danach, unsere Partner:innen könnten mehr so denken wie wir selbst – nicht nur auf oberflächlicher Ebene, sondern darin, wie sie die Welt betrachten. Wenn sie alles aus unserem Blickwinkel betrachten könnten, wäre es viel einfacher, eine Bindung zu vertiefen, glauben wir. Auch bei Konflikten hoffen wir oft, dass sich unsere Partner:innen auf unsere Seite schlagen, damit wir uns einander wieder näher fühlen können. Dabei geht es weniger um einen Kompromiss als um einen Triumph: Wir reden uns ein, wir würden geliebt, weil sich diese Personen uns angeschlossen haben. Anstatt uns aber darauf zu konzentrieren, derart zu „gewinnen“, sollten wir eher darüber sprechen, wieso es überhaupt zu diesem Konflikt kam. Vielleicht finden wir dann nämlich einen gemeinsamen Nenner, und geben nicht bloß einseitig nach. Am Ende kann das aussehen wie ein Kompromiss, ist aber eher eine Einigung darauf, wie Vertrauen für uns aussieht. 
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Stelle dir die folgenden Fragen:
Warum möchte ich jetzt keine feste Beziehung – aber sehr wohl, sobald wir Sex hatten? Warum habe ich Angst davor, mich auf diese Person einzulassen, wenn ich doch glaube, dass daraus eine tolle Beziehung entstehen könnte? Warum ist es mir so wichtig, mir alle Optionen offen zu halten, anstatt der Beziehung wirklich eine Chance zu geben? Diese Angst solltest du für dich selbst genauer hinterfragen – und ruhig auch mit Alex besprechen, wenn du dir Sorgen um gewisse Aspekte einer möglichen Beziehung nach dem Sex machst.
Welche Geschichte erzähle ich mir selbst dazu, wieso mein:e Partner:in nicht mit mir schlafen will? Das Gefühl der Ablehnung kommt von dir, und du solltest es unbedingt von Alex’ Gründen für seine oder ihre Grenze trennen. Deine gelebte Erfahrung ist ganz individuell – Alex hat eine eigene. Kann es sein, dass ihr einander in gewisser Hinsicht noch nicht gut genug kennt und du deswegen Alex’ Grenzen anders interpretierst?
Es ist ganz natürlich, nach Anzeichen dafür zu suchen, dass wir unseren Partner:innen wichtig sind. Dabei sollten wir aber nicht vergessen, dass diese Partner:innen jeden Tag aufs Neue entscheiden, mit uns zusammen zu bleiben – und das bestätigt, dass wir ihnen wichtig sind. Redest du dir vielleicht selbst ein, Sex mit dir würde bedeuten, du seist Alex wichtiger als eventuelle Ex-Partner:innen?
Was, wenn der Sex einfach nicht gut ist? Keine Sorge, es kann durchaus eine Weile dauern, bis ihr eure Körper und Vorlieben gut kennengelernt habt. Bist du gewillt, an der Beziehung zu arbeiten und jeden Tag Energie darin zu investieren? Bedenke: Glückliche Beziehungen erfordert konsequente Mühe.
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Ein Gespräch kannst du dann folgendermaßen einleiten:
Ich habe darüber nachgedacht, wieso ich solche Angst vor einer Beziehung habe, bevor wir miteinander schlafen. Ist jetzt ein guter Moment, um meine Gefühle mit dir zu teilen?
Wenn du neugierig darauf bist, eine:n Partner:in auf tieferer Ebene besser kennenzulernen, eignen sich dafür die folgenden Fragen:
1) Woher weißt du, wann du dich von mir verstanden fühlst?
2) War es für dich immer eine bewusste Entscheidung, mit dem Sex zu warten, bis du etwas Bestimmtes fühlst, oder entspringt diese Entscheidung einer bestimmten Situation?
3) Ich respektiere deine Grenzen. Kannst du mir dabei helfen zu verstehen, was dir in der Beziehung, wie sie jetzt ist, fehlt? 
4) Was passiert in deinem Körper, wenn du dir vorstellst, mit mir intim zu werden? 
Gespräche mit Partner:innen über ehemalige Beziehungen können die Intimität und das Vertrauen zwischen euch stärken und euch ein besseres Verständnis dafür schenken, wieso ihr so seid, wie ihr seid. Vielleicht hat Alex in der Vergangenheit schlechte Erfahrungen gemacht und braucht deswegen jetzt ein tieferes Vertrauen, bevor Sex überhaupt eine Option ist. Obwohl es in den ersten Phasen einer Beziehung ganz normal ist, erstmal nicht über Ex-Beziehungen zu sprechen, kann es doch enorm aufschlussreich sein, davon zu erzählen, was ihr daraus gelernt habt. Es ist zudem wichtig, euch einzugestehen, dass diese Beziehung noch sehr frisch ist und sich von ehemaligen unterscheidet, die vielleicht aufgrund bestimmter Verhaltensmuster in die Brüche gingen. Trotzdem solltest du deine Ex-Partner:innen dabei nicht verurteilen, sondern dich auf dein persönliches Wachstum konzentrieren – und darauf, wie sich deine aktuelle Beziehung positiv weiterentwickeln kann.
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Wenn sich dein:e Partner:in mit bestimmten sexuellen Akten unwohl fühlt, ist es wichtig, seine oder ihre Grenzen zu respektieren und offen zu kommunizieren, damit ihr festlegen könnt, was okay ist und was nicht, bevor ihr den nächsten Schritt wagt. Du solltest deinem Partner oder deiner Partnerin auch einen sicheren Raum bieten, um sich selbst und die eigenen Bedürfnisse ausdrücken zu können.
Ich möchte dich dazu ermutigen, neugierig zu bleiben und mehr über Alex zu lernen, wenn du glaubst, diese Beziehung könnte es wert sein. Indem du einem Partner bzw. einer Partnerin mit Neugier begegnest, anstatt dich von allem frustrieren zu lassen, könnt ihr in eurer Beziehung Sicherheit und Vertrauen aufbauen. Daraus entsteht ein Muster der Offenheit und Intimität, dank dem ihr einander emotional und körperlich immer besser kennenlernen könnt.
Beziehungen erfordern immer Arbeit. Diese Arbeit muss aber nicht kräftezehrend sein. Indem ihr euch gezielt gemeinsam bemüht und weiterentwickelt, könnt ihr eure Beziehung vertiefen und die Früchte eurer Arbeit ernten. In eine Beziehung direkt zu Beginn so viel Energie zu stecken, kann eure Chance darauf sein, direkt herauszufinden, wie ihr effektiv zusammen arbeitet – anstatt einfach hinzunehmen, dass eure Beziehung immer schwierig sein wird. Manche Menschen entscheiden sich unbewusst für Letzteres. Ich glaube aber, dass sich die Mühe, die du in eine Partnerschaft investiert, unglaublich auszahlt.
Sei mutig und schau, was sich für euch ergibt. Stell dir vor, was die schönste Richtung wäre, in die sich eure Beziehung entwickeln könnte. Und wenn ihr beide gewillt seid, euch genau darum zu bemühen, seid ihr am Ende unter Garantie unheimlich stolz auf euch selbst und einander.
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Moraya DeGeare ist eine Ehe- und Familientherapeutin, die sich auf Intimität, LGBTQIA+-Paare, Beziehungen zwischen Personen verschiedener Kulturen und die Entwicklung einer ethnischen Identität spezialisiert hat. Die Ratschläge in dieser Kolumne sollen dir eine Richtung aufzeigen, die dich zur Heilung führen und dir ein Gefühl von Sicherheit in dieser Welt vermitteln kann. Sie ersetzen keine Beziehung zu einem Therapeutin oder einer Therapeutin, der oder die deine persönliche Geschichte kennt. 
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