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9 Bräunungs-Mythen, die du ab heute bitte nicht mehr glaubst

Foto: Poppy Thorpe.
Willkommen bei Sun Blocked, der globalen Info-Kampagne von Refinery29 rund um die Gefahren des Bräunens. Eins versprechen wir dir: Hier wird kein schlechtes Gewissen eingeredet und keine Predigt gehalten. Unser Ziel ist es, dir das Wissen mitzugeben, das du brauchst, um dich so gut wie möglich zu schützen. Denn „ungefährliches Bräunen“ gibt es nicht.
Ganz egal, ob du dich nun im Strandurlaub oder im Solarium bräunst: Für viele von uns gehört das Bräunen inzwischen zur Beauty-Routine. Trotz der Warnungen von Dermatolog:innen und leider trotz der gestiegenen Zahlen von schwarzem Hautkrebs, der gefährlichsten Form, scheint der Wunsch nach gebräunter Haut so stark zu sein wie eh und je. Und das, obwohl die meisten von uns genau wissen, wie riskant das Bräunen sein kann.
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Das gilt auch für den Besuch im Solarium. Die Weltgesundheitsorganisation WHO geht zum Beispiel davon aus, dass diejenigen, die schon mindestens einmal unter einer Sonnenbank gelegen haben, ein um 20 Prozent höheres Hautkrebsrisiko haben als jene, die noch nie im Solarium waren. Das betrifft vor allem junge Leute: Wer schon mit unter 35 Jahren zum ersten Mal im Solarium war, hat eine um 59 Prozent höhere Wahrscheinlichkeit, irgendwann an Hautkrebs zu erkranken, schreibt die AOK.
Die Irrtümer und Fehlinformationen rund um das Bräunen machen das Ganze umso gefährlicher. Sogar Selbstbräuner wird von manchen kritisch gesehen, weil sie behaupten, die Produkte seien schlecht für die Haut. Aber was ist dran an all den Gerüchten? Wenn du das Gefühl hast, diesen Bereich deiner Beauty-Routine noch nicht komplett durchblickt zu haben, können wir helfen: Wir haben Expert:innen und Dermatolog:innen darum gebeten, für uns die größten Bräunungs-Mythen aufzuklären.

Mythos: Solange ich dabei keinen Sonnenbrand bekomme, ist Bräunen ungefährlich.

Stell dir mal vor, du liegst mit einem guten Buch in der prallen Sonne und versicherst dir, eine weitere Stunde Rumliegen sei total okay – solange du dabei nicht verbrennst. Dabei ist das Sonnenbad selbst dann nicht sicher, wenn du dir keinen Sonnenbrand holst. Eine Bräune ist eine Reaktion der Haut, mit der sie UV-bedingte Schäden verhindern will; trotzdem können die schädlichen UV-Strahlen auch weiterhin in deine Haut eindringen, erklärt der Dermatologe Dr. Derrick Phillips.
„Dabei spielen tatsächlich zwei Prozesse eine Rolle: Innerhalb von vier Stunden nach dem Kontakt der Haut zu UVA-Strahlung [die für vorzeitige Hautalterung sorgen kann] kommt es zur Oxidation von Melanin, das bereits in der Haut enthalten ist. Das nennt sich Sofortbräune (oder „IPD“ für „immediate pigment darkening“): Die Haut ist direkt nach dem Sonnenkontakt dunkler“, erklärt Dr. Phillips. „Der zweite Prozess folgt innerhalb von 24 bis 48 Stunden nach der Einwirkung von UVB-Strahlung [die für einen Sonnenbrand sorgt]. Dabei kommt es zur stärkeren Produktion des Hautpigments Melanin, das UV-Strahlung absorbiert und die Hautzellen vor Schäden schützt.“
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Das Problem mit Sofortbräune und verzögerter Bräune: UV-Strahlung kann Hautzellen sowie Proteine in der Haut (wie Elastin und Kollagen) beschädigen. Dadurch trägt sie zur Hautalterung bei und steigert dein Hautkrebsrisiko. Das bedeutet: Bräunen ist gefährlich – egal, ob du dir dabei einen Sonnenbrand holst oder nicht.

Mythos: Eine „Grundbräune“ ist gut für die Haut.

Die Vorstellung von der „Grundbräune“ – dass du deine Haut auf längere Sonneneinstrahlung „vorbereiten“ könntest, indem du vorher ins Solarium gehst oder dich in die Sonne setzt – ist schon seit Jahren sehr verbreitet. Dabei ist das ein sehr gefährlicher Irrglaube, warnt Dr. Phillips. „UV-Einstrahlung vor einem Urlaub, zum Beispiel durch einen Solariumbesuch, setzt die ungeschützte Haut hochintensiver UV-Strahlung aus. Dadurch werden die Hautzellen geschädigt, die Hautalterung gefördert und das Risiko auf Hautkrebs gesteigert“, sagt er. Das gilt für alle Hauttöne.
Was deine Dermis angeht (die innere Schicht deiner zwei Hautschichten), kann der „Grundbräune“-Mythos sogar zusätzlich zur frühzeitigen Hautalterung beitragen, meint die Dermatologin Dr. Anjali Mahto. Sie warnt, dass UV-Licht nachweislich Enzyme in der Haut aktiviert, die Kollagen auflösen und die stützende Struktur der Haut beschädigen. Dadurch können sich Falten vertiefen, und die Haut kann zu hängen beginnen. „Die Enzyme haben außerdem die Fähigkeit, die Produktion von neuem Kollagen zu verhindern“, erklärt sie.

Mythos: Selbstbräuner ist ungesund für die Haut.

Der Hauptbestandteil von Selbstbräuner – eine Chemikalie namens Dihydroxyaceton, kurz DHA – wurde in der Vergangenheit schon viel kritisiert, gilt aber beim äußeren Auftragen auf der Haut laut der amerikanischen Lebens- und Arzneimittelbehörde FDA als sicher. „DHA ist eine Verbindung auf Zuckerbasis“, erklärt die Bräunungsexpertin Michaella Bolder. „Wenn sie auf eine warme Oberfläche mit Aminosäuren aufgetragen wird – wie auf die Hautoberfläche –, ergibt sich dort eine Farbwechselreaktion, ohne dass der Stoff in die Haut eindringt.“ Dr. Phillips und Dr. Mahto sind sich ebenfalls darin einig, dass DHA deiner Haut eher nicht schadet. Sie empfehlen aber, Produkte mit DHA natürlichen Ursprungs (wie Rohrzucker oder Rübenzucker) gegenüber denen mit synthetischem DHA vorzuziehen. Letztere könnten die Haut nämlich reizen.
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Es ist auch wichtig zu bedenken, dass dich Selbstbräuner in keiner Weise vor UV-Strahlung schützt. Selbst wenn du Selbstbräuner trägst, ist Sonnenschutz daher Pflicht – in Form von Breitspektrum-Sonnencreme mit hohem Lichtschutzfaktor, regelmäßigem Nachcremen, dem Aufenthalt im Schatten und schützender Kleidung.

Mythos: Bräunen hilft gegen Hautprobleme.

Manche Betroffene berichten, Sonnenlicht habe ihnen bei Hautproblemen wie Schuppenflechte, Ekzemen und Akne geholfen. Zahllosen Dermatolog:innen zufolge ist das das Risiko aber nicht wert. „Einige Leute stellen fest, dass sich ihre Schuppenflechte oder Akne bei wärmerem Wetter verbessert. Das heißt aber nicht, dass auch Solarien gegen solche Beschwerden helfen können“, erklärt die Dermatologin und Ernährungsberaterin Dr. Thivi Maruthappu. „Psoriasis (Schuppenflechte) ist eine chronische Autoimmunerkrankung, die sich auf die Haut auswirkt, und obwohl Sonnenlicht ihre Symptome reduzieren kann, ist es kein Heilmittel“, fügt auch die Hautexpertin Dr. Ifeoma Ejikeme hinzu. Zur Behandlung der Schuppenflechte kannst du dich stattdessen für eine medizinische Lichtbehandlung namens Phototherapie entscheiden. Diese Methode ist nachweislich sicher und wird nur unter medizinischer Aufsicht durchgeführt.
„Sonnenlicht hilft gegen Akne“ ist ebenfalls ein Irrglaube. „Zeit in der Sonne tut deinen Pickeln nicht gut“, meint Dr. Ejikeme. „Tatsächlich kann die Sonneneinstrahlung die Akne sogar noch verschlimmern, weil sie Entzündungen und Hautschäden bewirken kann. Es gibt keine Indizien dafür, dass Sonne gegen Pickel hilft.“ Akne behandelst du stattdessen lieber mit einer simplen, aber effektiven Hautpflegeroutine mit Retinol, peelender Salicylsäure oder Benzoylperoxid, empfiehlt Dr. Maruthappu. Oder du erkundigst dich bei Bedarf nach anderen medizinischen Behandlungsmöglichkeiten.

Mythos: Selbstbräuner macht Pickel.

Es ist ebenfalls ein Mythos, dass Selbstbräuner Pickel auslösen könne. Einige Produkte können durchaus Reizstoffe, Allergene oder Chemikalien enthalten, die sich mit deiner Haut nicht gut vertragen; das gilt aber nicht für alle Selbstbräuner. Versuche, beim Selbstbräunerkauf darauf zu achten, dass das Produkt keine Duftstoffe und komedogene (porenverstopfende) Inhaltsstoffe wie Mineralöl, Isopropylmyristat und Octyl Stearate enthält, die Pickel auslösen können, rät Dr. Phillips. Stattdessen greifst du am besten zu nicht-komedogenem Selbstbräuner, der die Poren mit geringerer Wahrscheinlichkeit verstopft – wie die St. Tropez Tan Tonic Glow Drops (29,35 € via Zalando), die die Produktion von überschüssigem Talg in der Haut reduzieren. Halte auch nach pflegenden Wirkstoffen Ausschau, die du sonst in Skincare-Produkten antriffst, meint Michaella – wie Niacinamid und Hyaluronsäure, die die Gesundheit der Haut unterstützen und dir gleichzeitig einen tollen Glow verleihen.
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Mythos: Bräunen ist wichtig, um Vitamin D zu tanken.

Vitamin D ist wichtig für die Knochengesundheit und dein Immunsystem – wird aber nicht nur über die Sonne aufgenommen. „Vitamin D wird nach dem Sonnenkontakt in der Haut produziert. Das ist aber nicht die einzige Vitamin-D-Quelle“, erklärt Dr. Phillips. „Es kommt auch in fettigem Fisch (wie Lachs und Makrele), in Eigelb, rotem Fleisch und Leber vor.“ Du brauchst demnach nicht zwangsläufig den Sonnenschein, sondern bekommst auch über die Ernährung und ggf. Nahrungsergänzungsmittel genügend Vitamin D, ohne deine Haut schädlichen UV-Strahlen aussetzen zu müssen. Laut der Skin Cancer Foundation verbessert zusätzliche UV-Einstrahlung (über das Minimum hinaus) nämlich nicht deinen Vitamin-D-Spiegel, erhöht aber sehr wohl dein Hautkrebsrisiko.

Mythos: Bräunen im Solarium ist ungefährlicher als ein Sonnenbad.

Sonnenbänke nutzen hochintensive UV-Strahlung, um die Haut schnell zu bräunen. Weil Solarien-Kund:innen die UVA-Strahlung in einem solchen kontrollierten Umfeld abbekommen, glauben sie, dabei sicherer zu sein als bei einem Sonnenbad, bei dem die UVA- und UVB-Belastung sehr hoch ist. Dabei sind sowohl Sonnenbäder als auch Solarien gefährlich. 

Mythos: Das Solarium hilft gegen Winterdepressionen.

„Die Winterdepression (‚SAD‘ für ‚seasonal affective disorder‘) ist eine Form der Depression, die durch die Veränderungen der Jahreszeiten bedingt ist und meist im Herbst oder Winter auftritt, wenn die Sonne weniger scheint“, erklärt Dr. Ejikeme. Zu ihren Symptomen zählen eine schlechte Stimmung, wenig Energie, Konzentrationsprobleme und Veränderungen hinsichtlich Appetit und Schlafgewohnheiten. „Obwohl Solarien ein Licht produzieren, das dem natürlichen Sonnenlicht ähnelt, gibt es nur wenige wissenschaftliche Indizien dafür, die ihren Nutzen bei der Behandlung der Winterdepression bestätigen würden“, fügt sie hinzu. Stattdessen gibt es zur Behandlung diverse andere Optionen wie eine Therapie, Lichttherapie mit speziellen Lampen, Medikamente oder Lifestyleveränderungen (wie Sport und gesunde Ernährung“, ergänzt Dr. Ejikeme. 
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Mythos: Ich muss mich erst mit Sonnenschutz eincremen, wenn ich in der Sonne bin.

Sonnencreme sollte im Sonnenlicht mindestens alle zwei Stunden nachgecremt werden – und sogar noch öfter, wenn du schwitzt und/oder Wassersport treibst, meint Dr. Phillips. Das liegt daran, dass Sonnencreme von der Haut absorbiert, abgewaschen, abgerieben oder abgeschwitzt wird. „Um einen Lichtschutzfaktor von 50 voll auszukosten, musst du zwei Gramm pro Quadratzentimeter auftragen. Das entspricht sechs Teelöffeln (oder 30 Milliliter Sonnencreme) pro Auftragen für eine:n durchschnittliche:n Erwachsene:n“, ergänzt er. Sonnencreme sollte immer einen LSF von mindestens 30 haben, fügt Dr. Mahto hinzu, und sowohl Schutz vor UVA- als auch vor UVB-Strahlung bieten (Breitspektrum).
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