Willkommen bei Sun Blocked, der globalen Info-Kampagne von Refinery29 rund um die Gefahren des Bräunens. Eins versprechen wir dir: Hier wird kein schlechtes Gewissen eingeredet und keine Predigt gehalten. Unser Ziel ist es, dir das Wissen mitzugeben, das du brauchst, um dich so gut wie möglich zu schützen. Denn „ungefährliches Bräunen“ gibt es nicht.
Im Juni 2022 bekam die 23-jährige Izzy Tomassi, eine britische Fashion-Bloggerin und Content Creator, ihre Diagnose: malignes Melanom – die aggressivste Form von Hautkrebs, auch „schwarzer Hautkrebs“ genannt. Das hier ist ihre Geschichte.
Ich war 16 Jahre alt, als auf meiner Brust aus dem Nichts plötzlich ein Leberfleck auftauchte. Obwohl er anfangs noch etwa so groß war wie eine Sommersprosse, war er schon immer dunkler als andere Leberflecken an meinem Körper. Im Laufe der Jahre bemerkte ich, dass er viel größer und dunkler wurde, und obwohl ich ihn mehrmals ärztlich untersuchen ließ (weil Hautkrebs schon in meiner Familie vorkam), wurde mir immer wieder gesagt, er sähe okay aus.
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Ich muss zugeben, dass ich es schon immer geliebt habe, in der Sonne zu sein. Früher hatte ich immer das Gefühl, ein bisschen braun sein zu müssen, weil ich mich nie wie ich selbst fühlte, wenn ich sehr blass war. Ich weiß aber noch genau, wann sich mein Leberfleck plötzlich veränderte. Letztes Jahr war ich vor dem Sommerurlaub einige Male im Solarium, um mir eine „Grundbräune“ zu holen, von der ich glaubte, dass sie mir helfen würde, danach schneller braun zu werden. [Anmerkung der Redaktion: Dermatolog:innen zufolge bietet diese „Grundbräune“ fast keinen Schutz vor der Sonne. Sie entspricht einem Lichtschutzfaktor von 4, und ist somit weit entfernt vom LSF 30, den Expert:innen empfehlen.] Weil ich dachte, das sei total okay, buchte ich zehn Sessions im Solarium, bevor ich verreiste. Anfangs lag ich sechs, dann acht, dann zehn Minuten pro Termin auf der Sonnenbank. Im Urlaub verbrachte ich dann jeden Tag in der prallen Sonne. Obwohl ich für mein Gesicht eine Sonnencreme mit hohem LSF auftrug, verwendete ich für meinen Körper nur ein Bräunungs-Öl mit LSF 8. In anderen Worten: Mein Körper war quasi gar nicht geschützt.
Als ich wieder zu Hause ankam, fiel mir auf, dass mein Leberfleck deutlich gewachsen und jetzt etwa so groß war wie ein Fingernagel. Als ich genauer hinsah, erkannte ich, dass er eine unregelmäßige Form hatte und sogar dunkler war als vorher. Ich hatte mal gelesen, dass jeder Leberfleck den anderen am Körper ähneln soll; dieser hier sah aber einzigartig aus, fast wie eine Blume. Ich beschloss, ihn wieder untersuchen zu lassen. Diesmal log ich und erzählte, der Fleck habe gejuckt (obwohl das nicht stimmte), damit man mich ernst nahm.
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Alle schienen total darauf fokussiert, wie meine Brust nach der Entfernung aussehen würde. Das war mir aber egal – ich wollte nur wissen, ob alles okay war.
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Ich schätze, mein Alter war ein Grund dafür, warum sich meine Ärzt:innen keine Sorgen wegen des Leberflecks machten. Vielleicht glaubten sie auch, ich wollte ihn mir aus Eitelkeit entfernen lassen. Ich wusste aber, dass irgendwas nicht stimmte. Zum Glück überwies man mich ans Krankenhaus, wo die Ärzt:innen mir die Entscheidung überließen: Ich konnte den Leberfleck entfernen lassen, wenn ich wollte – ich musste es aber ihnen zufolge nicht. Ich weiß noch, dass sie mir sagten, die Entfernung würde eine „sehr hässliche“ Narbe hinterlassen. Alle schienen total darauf fokussiert, wie meine Brust nach der Entfernung aussehen würde. Das war mir aber egal – ich wollte nur wissen, ob alles okay war.
Drei oder vier Wochen nach dem ersten Termin entfernte man mir den Leberfleck (mit lokaler Betäubung). Die Wunde wurde zugenäht, und der Leberfleck zur Biopsie geschickt. Etwa fünf Wochen später sollte ich erneut zur Kontrolle vorbeikommen. Ich dachte mir nichts weiter dabei. Ich glaubte, es sei jetzt alles geklärt.
Du glaubst nie, dass dich selbst mal sowas erwischt – vor allem nicht mit 23 Jahren. Ich habe nie einen Sonnenbrand und werde immer schnell braun. Und trotzdem bekam ich bei dem Termin im Krankenhaus mitgeteilt: „Es war wirklich gut, dass Sie sich den Leberfleck haben entfernen lassen“, hieß es. Und dann raffte ich es: Ich hatte ein Stadium-IB-Melanom, eine frühe Form von Hautkrebs.
Ich hatte davor geglaubt, wenn mein Leberfleck krebsartig wäre und entfernt würde, dass das Ganze damit erledigt sei. Aber natürlich hatte ich nicht geahnt, dass ich tatsächlich eine der aggressivsten Formen eines Melanoms hatte, die sich sehr schnell verbreitet. Während ich noch versuchte, diese Neuigkeit zu verdauen, sagte mir meine Ärztin, es sei wichtig, meine Lymphknoten zu checken – weil sich der Krebs dort zuerst ansiedeln würde, bevor er in andere Körperbereiche wanderte. Das alles machte mir unheimlich Angst. Ich hatte den Termin in meine Mittagspause gelegt, weil ich natürlich nicht damit gerechnet hatte, so schlimme Nachrichten zu bekommen. Ich kehrte demnach unter Schock zur Arbeit zurück.
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Nach weiteren vier Wochen verwies man mich an ein anderes Krankenhaus, wo mir Chirurg:innen und Hautkrebsexpert:innen die nächsten Schritte erklärten. Zuallererst stand eine Lymphknotenbiopsie an, um sicherzustellen, dass der Krebs noch nicht gestreut hatte. Danach sollte ein 2-Zentimeter-Radius an Haut rund um den Leberfleck entfernt werden, um zu überprüfen, ob sich dort weitere Krebszellen angesiedelt hatten. Weil der Leberfleck auf meiner Brust war, wo die Haut sehr empfindlich ist, brauchte ich außerdem eine Hauttransplantation. Man sagte mir, dass ich aufgrund Personalmangels auf all das leider 16 Wochen würde warten müssen – und da verlor ich die Nerven.
Ich machte mir solche Sorgen, dass ich direkt hören wollte, ob alles gut werden würde. Man gab mir jede Menge Broschüren und Informationen mit nach Hause, aber das half leider nicht; dort stehen nämlich immer auch die schlimmstmöglichen Ausgänge. Zu dem Zeitpunkt wollte ich aber natürlich nicht wissen, dass man an Hautkrebs auch sterben kann. Kein Wunder also, dass ich völlig neben mir stand. Obwohl mir das Krankenhaus eine Beratung und Gratis-Therapie anbot, wäre ich ohne den emotionalen Support meines Freundes und meiner Familie wohl durchgedreht.
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Heute habe ich fast schon Angst vor der Sonne, weil sie meinem Körper so geschadet hat.
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Ich glaube an Manifestation und beschloss, mich mit positivem Denken aus dem Gedankenstrudel zu hieven. Ich bin jung, fit und gesund – und musste einfach daran glauben, dass alles gut werden würde. Ich versuchte, nicht daran zu denken, und zog meinen normalen Alltag so gut wie möglich weiter durch. Vier Monate später rief mich das Krankenhaus an. Man sagte mir, sie hätten einen freien Termin. Also ließ ich mich am Valentinstag 2023 operieren.
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Als ich aus dem Krankenhaus entlassen wurde, verheilte meine Wunde gut. Als ich aber eines Tages mit meiner Mutter shoppen war und Klamotten anprobierte, fielen mir schmerzhafte Beulen in meinem Hals auf. Sie waren extrem angeschwollen, fast so groß wie ein Golfball. Es stellte sich heraus, dass sich die Stelle der Hauttransplantation entzündet hatte und die Entzündung in meine Drüsen gewandert war. Meine Brust war lila, weil die Hälfte der transplantierten Haut verheilt, die andere aber abgestoßen worden war. Ab diesem Punkt war Abwarten angesagt. Meine Ärzt:innen sagten mir, die Haut könnte einfach abfallen, woraufhin wir die Haut würden behandeln müssen – und das war nicht leicht zu hören. Ich durfte einen ganzen Monat lang nicht duschen! Schließlich verheilte die Haut aber dann doch. (Ich will mich aber nicht zu früh freuen – scheinbar kann die Heilung bis zu zwei Jahre dauern.)
Meine Ärzt:innen verboten mir, wieder ins Solarium zu gehen. Heute habe ich fast schon Angst vor der Sonne, weil sie meinem Körper so geschadet hat. Ärzt:innen zufolge ist man für Melanome anfälliger, wenn man schon mal eins hatte, und das macht mir Sorgen. Jetzt setze ich auf LSF 50. Sogar meine Gesichtscreme hat einen hohen Lichtschutzfaktor! Vor Kurzem habe ich erfahren, dass UV-Strahlen auch Kleidung durchdringen können. Das hat mich aber nicht davon abgehalten, meine ganze Garderobe umzustellen und mir zahlreiche langärmelige und Rollkragen-Oberteile zu kaufen. Abgesehen von schützenden Leinen-Klamotten und Sonnencreme schwöre ich diesen Sommer außerdem auf große Hüte, und ändere mein Verhalten auch hinsichtlich meiner Urlaube. Ich werde zum Beispiel nicht mehr vorher ins Solarium gehen und im Urlaub weder sonnenbaden noch groß am Pool rumhängen.
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Am 4. April bekam ich dann endlich die gute Nachricht: Ich habe keinen Hautkrebs mehr. Ich bin so glücklich und dankbar, es überstanden zu haben – auch wenn das Ganze noch nicht komplett vorüber ist. Ich muss auch in Zukunft jeden Monat die Lymphknoten in meinen Achseln, im Hals und im Lendenbereich checken und alle drei Monate zur Ganzkörperkontrolle ins Krankenhaus gehen, wo jeder Leberfleck an meinem Körper überprüft wird. Aber das ist mir alles recht. Wenn deine Gesundheit auf dem Spiel steht, willst du einfach nur, dass alles gut wird. In den letzten sechs Monaten war mein Leben quasi pausiert. Es gab so viele Dinge, die ich gern gemacht hätte, aber nicht machen konnte. Ich träumte davon, meinen Job zu kündigen und mich selbstständig zu machen – konnte ich aber nicht, weil ich bezahlte Urlaubs- und Krankheitstage brauchte. Eigentlich hatte ich als Entertainerin auf Kreuzfahrten arbeiten wollen. Weil ich aber regelmäßig Termine im Krankenhaus hatte, wurde auch daraus nichts.
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Das Ding ist: Du glaubst nie, dass dir mal sowas passieren könnte, bis es zu spät ist.
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Gebräunte Haut ist sicherlich eines unserer beliebtesten Schönheitsideale. Ich gebe zu, dass ich auch immer noch gern gebräunt bin – jetzt aber nur noch durch Selbstbräuner. Und trotz meiner Erfahrungen kenne ich Leute, die immer noch dauernd ins Solarium rennen. Wenn ich mit ihnen verreisen würde, würden sie wohl den ganzen Tag in der Sonne liegen, während ich mich neben ihnen unterm Sonnenschirm von Kopf bis Fuß eincremen würde. Ich weiß heute, dass die Bräune das Risiko einfach nicht wert ist. Obwohl es viele verschiedene Formen von Hautkrebs gibt, gilt: Bräunen ist unheimlich gefährlich. Und wenn meine Story auch nur eine Person davon überzeugt, sich regelmäßig einzucremen, betrachte ich das als großen Erfolg.
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Das Ding ist: Du glaubst nie, dass dir mal sowas passieren könnte, bis es zu spät ist. Ich selbst habe meine Story auf TikTok und Instagram geteilt, und viele Leute schreiben mir, ich hätte großes Glück gehabt, den Krebs so früh entdeckt zu haben – im Gegensatz zu ihren Eltern, ihren Freund:innen, ihren Partner:innen. Inzwischen frage ich mich einfach: All das für einen gebräunten Teint – wo ist der Sinn? Es gibt keinen, und genau davon versuche ich jetzt alle zu überzeugen. Bloß, weil du keinen Sonnenbrand bekommst, heißt das nicht, dass du deiner Haut nicht schadest. Und ich musste leider erst diesen Albtraum durchleben, um das zu kapieren.
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