Im 21. Jahrhundert gibt es unzählige Möglichkeiten zum Masturbieren. Manche Sexspielzeuge saugen, vibrieren und/oder pulsieren. Es gibt Dildos in allen Formen und Farben, und sogar zahlreiche Haushaltsgeräte, die sich zum Dildo umfunktionieren lassen. Manchmal ist es für deine erogenen Zonen aber am schönsten, es einfach mal bei den Basics zu belassen. Ja: Wir meinen deine Hände, mit denen du dich ganz ohne Sexspielzeuge befriedigen kannst.
„Das ist eine tolle Möglichkeit, deinen ganzen Körper zu erkunden und herauszufinden, was dir gefällt“, erklärt Dr. Holly Richmond, Somatopsychologin und Sextherapeutin. „Ich liebe, liebe, liebe Sextoys, aber es führen so viele Wege zur Lust. Dich selbst mit deiner Hand berühren zu wollen, ist in jeder Hinsicht natürlich.“
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Dich selbst ohne Sexspielzeuge zu verwöhnen, ist auch eine schöne Option, um herauszufinden, was dich antörnt, meint die Sex- und Dating-Coach Myisha Battle. „Wir könnten alle davon profitieren, uns besser damit auszukennen, was für unsere individuellen Körper funktioniert. Das ist eine Art, es zu erlernen“, sagt sie.
Wenn du es gewöhnt bist, beim Masturbieren ein Sextoy zu verwenden oder bisher generell wenig Erfahrung darin hast, dich selbst zu befriedigen, kann es erstmal überfordernd sein, die Masturbation mit den Händen überhaupt zu probieren. Zum Glück haben unsere Expertinnen ein paar gute Faustregeln (bzw. Handregeln), die dir dabei helfen, zu erkunden, was sich für dich gut anfühlt.
Bring dich in die richtige Stimmung
Sobald du loslegst, wirst du instinktiv spüren, was sich für dich am schönsten anfühlt. Es fällt dir aber leichter, die Hinweise deines Körpers zu „hören“, wenn du ohnehin schon heiß bist, sobald du anfängst, dich zu berühren, meint Battle.
Dazu kannst du tun, was immer dich auch sonst antörnt: Hör dir sexy Musik an, lies eine erotische Story oder ein romantisches Buch, schau dir deinen liebsten Porno an oder dimme die Lichter, zünde eine Kerze an und zieh dir was an, worin du dich sexy fühlst (das kann auch nichts sein).
Erkunde deinen Körper
Wenn du anfängst, dich selbst zu berühren, konzentriere dich dabei nicht nur auf die üblichen „Hotspots“. „Ich empfehle meinen Klient:innen, ihren ganzen Körper zu erkunden. Die meisten Leute legen direkt an den Genitalien los, dabei gibt es erogene Zonen am ganzen Körper“, erklärt Richmond. Sie rät, mit einer Kopfhautmassage zu beginnen, von wo aus du zu deinen Ohren, deinem Hals, deinem Mund, deinen Nippeln und deiner Hüfte übergehen kannst.
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Sobald du dann unterhalb der Gürtellinie ankommst, lass es weiterhin langsam angehen: Berühre dich, ohne direkt die empfindlichsten Zonen zu stimulieren, und ohne Penetration, ergänzt Richmond. „Du erkennst dann, was sich sonst so gut anfühlt“, sagt sie. „Oft ist zum Beispiel eine Vulvalippe empfindlicher als die andere.“
Und selbst, nachdem du deinen Genitalien ein bisschen Aufmerksamkeit geschenkt hast, kannst du weitermachen. „Ich würde auch empfehlen, an den Beinen entlangzustreichen und dich nach unten weiterzuarbeiten“, meint Richmond. „Manche Leute empfinden erotische Lust, wenn sie ihre Füße berühren. Mein Rat ist also: Beginne am Kopf und gehe bis zu den Zehen runter.“
Immer langsam
Wer Sextoys benutzt, springt damit oft direkt zum Ziel – auf die Plätze, fertig, ooooh mein Gott. „Wenn du ein Spielzeug hast, das du magst, liegt das vermutlich daran, dass es dir die Art von Stimulation ermöglicht, die du willst und dich relativ einfach von ‚minimal angetörnt‘ zum Orgasmus bringt“, erklärt Battle. „Mit manueller Stimulation sorgst du vermutlich für mehr ansteigende Spannung als mit einem Toy.“
In anderen Worten: Masturbation mit den Händen ist kein Selbstbefriedigungs-Quickie. Zwischen der Entscheidung, masturbieren zu wollen, und dem Orgasmus vergeht hierbei mehr Zeit. Das ist nichts Schlechtes und auch kein Zeichen dafür, dass irgendwas nicht „stimmt“ – sondern sogar einer der Punkte, der vielen Leuten am sexspielzeugfreien Masturbieren letztlich so gefällt.
Experimentiere mit den empfindlichsten Stellen
Wenn die Klitoris ein Sternzeichen wäre, wäre sie Krebs – weil sie besonders empfindlich ist. In ihr kommen 8.000 Nervenenden zusammen, erklärt Richmond; damit ist sie sensibler als die Penisspitze, die es nur auf 4.000 bringt.
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Richmond meint, dass viele Leute zwar die direkte Stimulation an diesen Stellen mögen, andere sie aber als „zu viel“ empfinden. Vielleicht fängst du daher also besser mit indirekter Stimulation an und arbeitest dich dann zur direkten Berührung vor, wenn du das möchtest.
Zu Beginn kannst du deine Finger nutzen, um dich rund um die Klitoris oder Penisspitze zu berühren, anstatt direkt darauf. Versuche, mit deinem Zeige- und Mittelfinger oberhalb der Klitoris auf die Außenseite der Labia majora (der großen Vulvalippen) zu drücken und kreisförmig, auf- und abwärts oder vor und zurück zu reiben. Oder nimm deine Hand, um den unteren Schaft vom Penis zu reiben, anstatt an der Eichel. Probiere dabei verschiedene Druckstärken und Geschwindigkeiten aus, empfiehlt Richmond.
Du kannst dich auch an einem Kissen reiben, indem du es der Länge nach zwischen deine Beine steckst und nach hinten/oben schiebst, in Richtung deines Pos (nicht zum Bauchnabel). „So reibt es eher an den Vulvalippen und der ganzen Vulva entlang, anstatt direkt an der Klitoris“, sagt Richmond.
Manche Leute mit einer superempfindlichen Klitoris finden vaginale Penetration am angenehmsten, weil die Klitoris damit nur indirekt stimuliert wird. Probiere doch also mal aus, deine Finger reinzustecken.
Wenn sich all das gut anfühlt und du dich wohl genug fühlst, um mit direkter Stimulation weiterzumachen, leg los. Du kannst ja immer damit aufhören, wenn es dir nicht gefällt. Fahre mit deinen Fingern zwischen die großen und kleinen Vulvalippen und finde deine Klitoris. Erkunde, was sich am schönsten anfühlt – vielleicht übst du gern Druck mit deinen Fingerspitzen oder deinen Handflächen aus, reibst mit deinen Fingerspitzen in einem weiten Kreis drumrum oder rubbelst auf der Klitoris auf und ab. „Während der Stimulation kannst du deinen Zeigefinger auf der Klitoris bewegen und gleichzeitig den Mittelfinger in die Vagina einführen“, empfiehlt Richmond. „Oder benutze deine andere Hand zur doppelten Befriedigung – eine auf der Klitoris, eine zur Penetration.“
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Menschen mit Penis können dasselbe mit der Eichel machen. Drücke darauf rum, benutze deine Hand, um daran entlangzustreichen wie an einem Türknauf, oder reibe den Penis in einer Auf- und Abwärtsbewegung.
Nimm Gleitgel
„Viele Leute kommen beim Solo-Sex gar nicht auf die Idee, Gleitgel zu benutzen. Dabei kann es genauso – oder anders – stimulierend sein“, meint Dr. Dulcinea Pitagora, ein:e Psycho- und Sextherapeut:in mit den Pronomen they/them.
Wenn du gerade kein Gleitgel da hast, empfiehlt Dr. Pitagora, sicherheitshalber zu googeln, ob die Öle oder Lotions, die du stattdessen gern bei der Masturbation benutzen würdest, dazu geeignet sind.
Probiere verschiedene Stellungen
Für manche Menschen ist die richtige Stellung bei der Selbstbefriedigung fast genauso wichtig wie die richtige Berührung. Richmond rät, verschiedene Sitz- und Liegepositionen auszutesten, um herauszufinden, was dir am besten gefällt. „Wenn du Masturbationsanfänger:in bist, empfehle ich, dich auf den Rücken zu legen, dir vielleicht einen Spiegel zu nehmen, wenn du dich untenrum noch nie genau betrachtet hast, und einfach mal genau zu erkunden, was du da eigentlich berührst“, sagt sie.
Andere Stellungen, die du probieren kannst: „Leg dich auf deinen Rücken, deine Seite, deinen Bauch – Letzteres kann toll sein, wenn du dich gern an etwas reibst“, meint Richmond. Spreize die Beine weit, oder drücke sie zusammen, oder hebe sie an. Versuch’s im Stehen, in der Badewanne, an einer Wand. Du bist vielleicht überrascht davon, was dir gefällt.
Nutze das Internet
Pornos, erotische Podcasts oder Bücher – all das kann super sein. Heutzutage gibt es aber sogar viele kreative Ressourcen online, die dir dabei helfen sollen, das Masturbieren zu erlernen. Dabei denken wir zum Beispiel an Apps wie Dipsea, die Battle als das „Headspace [eine Meditations-App] fürs Antörnen“ bezeichnet. Dipsea bietet geführte Erregungs-„Meditationen“. Dabei wirst du durch lusterregende Bewegungen angeleitet, während dir der:die Lehrer:in dabei hilft, dich auf die Empfindungen deines Körpers zu konzentrieren. Die App enthält außerdem zahlreiche erotische Audio-Geschichten.
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Battle empfiehlt auch die Website OMGyes, die dir beibringt, Masturbations-Muster nachzuahmen, die wissenschaftlich erwiesen zum Orgasmus führen können.
Nimm dir als Ziel nicht nur den Orgasmus vor
Masturbation muss (wie auch Sex unter Partner:innen) nicht zwangsläufig mit einem Orgasmus enden. Wie Pitagora sagt: „Es kann dabei einfach um Lust, Selbstliebe und Selbsterkundung gehen.“ Wenn du ein Lieblings-Sexspielzeug hast, fällt es dir anfangs außerdem vielleicht schwerer, nur anhand der Handstimulation zu kommen. Richmond zufolge bedeutet das aber nicht, dass dein Körper inzwischen weniger empfindlich sei oder ohne ein Toy gar nicht zum Orgasmus kommen könne. Du hast dich schlichtweg an eine spezifische Methode gewöhnt. Anfangs kann das frustrierend sein, aber bedenke: Es geht um den Lernprozess, nicht um den Orgasmus.
Wenn du nicht kommen kannst, rät Battle, dich selbst zu fragen: Bin ich in einer guten geistigen Verfassung? Bin ich entspannt oder gestresst? Mache ich das hier gerade, weil ich diesen Stress loswerden will, oder weil ich heiß drauf bin? Stress und Druck sind garantierte Libido-Killer. Und obwohl ein starker Vibrator zwar reichen könnte, um dich zum Höhepunkt zu bringen, selbst wenn dein Kopf eigentlich nicht mitspielt, kann es schwieriger sein, dich nur mit deinen Händen über deinen Kopf hinwegzusetzen.
„Die Leute wollen aus vielen Gründen zum Orgasmus kommen“, meint Battle. „Aber wenn du schon von Anfang an mit der Erwartung rangehst, zum Höhepunkt zu kommen, kann das schwierig werden. Zielorientierter Sex jeder Art ist nämlich nicht so lustvoll. Also geh ganz offen daran heran. Wenn du deine Hände benutzt, denk dran: Du machst das für dich. Das soll etwas sein, das sich für dich gut anfühlt.“
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