Als Gott die Körperbehaarung verteilte, stand ich anscheinend an Spitze der Schlange. Zwar haben mich meine griechisch-zypriotischen Wurzeln mit langen Wimpern, dichtem Haar und vollen Brauen gesegnet, doch dank meines polyzystischen Ovarsyndroms (PCOS) habe ich gleichzeitig auch Haare auf der Oberlippe sowie Koteletten, Rückenflaum und eine dicke Kinnbehaarung.
Wie du dir sicher vorstellen kannst, war die Schulzeit für ein haariges Mädchen wie mich deshalb nicht unbedingt leicht. Dumme Kommentare und Sticheleien waren an der Tagesordnung. Natürlich litt meine Psyche sehr darunter und ich wollte die Haare einfach nur loswerden. Doch auch jetzt, wo ich erwachsen bin und als Beauty-Redakteurin arbeite, hat sich nicht viel an meiner Meinung geändert. Zwar haben die Hänseleien aufgehört (und alle Erwachsenen, die Körperbehaarung immer noch als “unweiblich“ oder “abturnend“ bezeichnen, brauchst du sowieso nicht zu beachten), aber ich bin trotzdem ein Profi in Sachen Haarentfernung. Ich habe einen Schrank, der bis zum Anschlag gefüllt ist mit verschiedenen Epilierern, Rasierern, IPL-Maschinen, Waxing-Produkten und Pinzetten.
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Vor der Selbst-Isolation gehörte die Haarentfernung zu den Dingen, die ich tagein, tagaus tat, ohne wirklich darüber nachzudenken – es war wie Zähneputzen für mich. Ich habe nie eine Laser-Haarentfernungssitzung verpasst und sprach regelmäßig mit Dermatolog*innen darüber, wie ich am besten mit meinen ungewollten Haaren umgehe. Das war zumindest bis zur Corona-Krise der Fall. Da mittlerweile die Salons zu haben und sich vor den Drogerien endlose Schlangen bilden, fing ich irgendwann an, meine Routine zu verändern und die Haarentfernung zu vernachlässigen.
Heute ist das Thema Körperbehaarung nicht mehr so ein Tabu wie früher. Marken wie Billie und Flamingo haben die Art, wie wir darüber sprechen, verändert. Sie helfen, ein tieferes Verständnis für hormonelle Zustände wie PCOS und Schilddrüsenprobleme zu vermitteln und machen die Welt ein wenig offener dafür. Natürlich brauche ich dir nicht zu sagen, dass du deine Körperbehaarung nicht entfernen musst, wenn du nicht willst. Ob du die Haare behältst oder entfernst ist ganz dir überlassen. Aber ein paar Wochen nach dem Lockdown fühlte ich mich nicht mehr wohl mit all den Haaren die überall aus meinem Körper sprießten. „Ich habe meine Beine seit Wochen nicht rasiert, und es ist mir irgendwie scheißegal“, schrieb mir erst letztens meine beste Freundin per WhatsApp – das konnte ich nicht nachvollziehen.
Selfcare ist ein sehr allgemeiner Begriff
Mit 27 würde ich gerne behaupten, ich entferne mir die Haare nur, um mich selbst wohl zu fühlen und nicht, um mich einem Schönheitsideal zu beugen. Obwohl der Druck, sich die Haare zu entfernen, ständig in Frage gestellt wird, möchte ich meine Haare nicht wachsen lassen. Ja es ist anstrengend und nervig, aber ich habe mich damit abgefunden und bevorzuge nun einmal glatte Haut.
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Im Namen des Feminismus haben mich Freundinnen und ehemalige Mitbewohnerinnen oft dafür kritisiert, dass ich jedes einzelne Haar weg haben will. Aber gerade in dieser so verrückten Zeit bedeutet meine strenge Haarentfernungsroutine mehr als nur eine schnelle Rasur. Ich könnte sagen, sie ist eine Form der Selfcare.
Für manche Menschen kann die Entscheidung, Körperbehaarung nicht zu entfernen, empowernd und befreiend sein. Für mich ist es mindestens genauso befriedigend, jeden Morgen diese unbequemen kratzigen Haare zu entfernen. Es ist eine der einzigen Routinen, die ich noch während der Selbst-Isolation habe und ich fühle mich dadurch etwas weniger gestresst und ängstlich – irgendwie etwas “normal“.
Der Kampf gegen starke Körperbehaarung ist hart
Als die zuvor gelaserten Haare wieder an meinen Wangen und um den Bauchnabel herum zu sprießen begannen, war wohl die härteste Lektion, die ich in der Selbst-Isolation gelernt habe, dass meine Körperbehaarung immer ein harter Kampf sein wird. PCOS bedeutet, dass “langanhaltende“ Haarentfernungsmethoden einfach nicht so gut funktionieren und teure, zeitaufwändige Nachbehandlungen regelmäßig erforderlich sein werden. Aber leider bedeuten Salonschließungen eben gleichzeitig auch verpasste Sitzungen, Rückschläge und vielleicht sogar einen Neuanfang.
Da ich jetzt mehr Zeit habe, beschloss ich, meine alten Lasergeräte nochmal auszuprobieren. Und sie klappten recht gut. Meiner Meinung nach ist der Philips Lumea Prestige IPL-Haarentferner der effektivste von allen. Zwar ist er recht teuer (399 €), aber er wirkt fast sofort und verhindert Reizungen und schmerzhaft eingewachsene Haare. Wenn man bedenkt, dass einzelne Laserbehandlungen Hunderte von Euro kosten können, macht es viel mehr Sinn.
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Bei Nebenwirkungen lesen Sie die Packungsbeilage
Da ich nicht mit meinem Freund zusammenwohne, gönne ich mir eine Pause von der Gestagen-Pille (auch Minipille genannt) während der Corona-Zeit. Sie soll ja angeblich die Gesichtsbehaarung stimulieren. Und siehe da: Seit ich aufgehört habe sie zu nehmen, wachsen mir weniger Haare und die, die trotzdem noch wachsen, fühlen sich auch nicht mehr so dick an.
Interessanterweise kann die Kombinationspille (die Gestagen und Östrogen enthält) das Haarwachstum durch das Hemmen von Androgenen (männliche Hormone) reduzieren. Ohne die Selbst-Isolation würde ich wahrscheinlich immer noch regelmäßig die Minipille einnehmen und der Kampf mit meiner Gesichts- und Körperbehaarung würde noch mehr Arbeit bedeuten.
Nicht vergessen: Du bist nicht allein
Das Wichtigste und Beruhigendste, was ich durch die Selbst-Isolation über meine überschüssigen Haare gelernt habe, ist, dass ich nicht allein bin. Ich hatte mehr Zeit, um via Reddit, Facebook-Supportgruppen und andere Online-Foren mit Frauen in Kontakt zu treten, denen es wie mir geht. Viele erzählen ihre Geschichten und tauschen Tipps und Tricks aus, um mit der Behaarung klarzukommen. Sie verstehen deine Situation. Und sind wir mal ehrlich, manchmal willst du eben nur das: verstanden werden.
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