Nimmst du die Pille? Auf diese Frage antworten die meisten Frauen in ihren Zwanzigern mit einem eindeutigen „Ja”. Verständlich, denn die Pille erleichtert uns viele Dinge. Die Einnahme ist unkompliziert und bringt zudem ein paar sehr angenehme Nebeneffekte mit sich. Doch welchen Hormoncocktail Frauen täglich zu sich nehmen & welche Neben- und Nachwirkungen auftreten können, das wird häufig zu wenig oder gar nicht thematisiert. Wir finden, es fehlt eine angemessene Informationspolitik! Diese Kluft wollen wir schließen und läuten nach ausgiebiger Recherche und Gesprächen mit Expert*innen die Themenwoche „BitterSweet“ rund um die Antibabypille ein, um dich umfassend und differenziert zu informieren.
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Ob sich Haut und Haare verschlechtern, nachdem man die Pille abgesetzt hat, ist natürlich von Frau zu Frau verschieden. Manche Frauen bemerken gar keine Veränderung, während andere an einer regelrechten Akne leiden, büschelweise Haarausfall verzeichnen oder starke Periodenschmerzen bekommen.
In der Regel zeigen sich erste Veränderungen, wie Pickel auf dem Rücken oder im Gesicht, ein schleichender Haarausfall oder verstärkte Menstruationsbeschwerden etwa drei bis sechs Monate nach dem Absetzen der Pille. Nach ungefähr zwölf Monaten sollte dein Körper normalerweise ins Gleichgewicht zurückgefunden haben. Allerdings ist es auch keine Seltenheit, dass dieser Prozess bis zu zwei Jahre in Anspruch nimmt. Gib dir also Zeit, alles wird gut!
Pille abgesetzt: Warum spinnt meine Haut jetzt überhaupt?
Wie Dermatologin Dr. Meike Schröder im Interview erklärt, befinden sich an unseren Talgdrüsen Hormonrezeptoren, die die Talgproduktion innerhalb der Poren regeln. Während der Einnahme der Antibabypille wird die Balance zwischen den weiblichen und männlichen Geschlechtshormonen künstlich kontrolliert – ein Grund, warum Frauenärzt*innen auch gerne von der „Pille für die Haut“ sprechen. Hautunreinheiten (z.B. Pubertätsakne) werden meist durch einen erhöhten Spiegel an männlichen Geschlechtshormonen verursacht. Durch die Einnahme der weiblichen Geschlechtshormone mit der Pille verbessert sich das Hautbild deshalb oft deutlich. Setzt man die Antibabypille dann wieder ab, fallen die künstlichen Hormone logischerweise weg und der Körper muss erst wieder lernen, sich selbst zu regulieren.
Zunächst herrscht also ein Hormonmangel im Körper vor, was sich nachteilig auf den Abbau von Talg in unseren Zellen auswirkt – und im Umkehrschluss wiederum für Pickel und Akne verantwortlich ist. Der Körper muss lernen, diese Defizite wieder selbst auszugleichen. Je nachdem wie lange wir uns an die Einnahme der künstlichen Hormone gewöhnt haben, dauert dieser Umstellungsprozess einige Zeit. Verzweifelt also nicht, sollte sich eure Haut über einen längeren Zeitraum erstmal verschlechtern. Das ist zwar unangenehm und belastend, aber nicht unnormal. Zum Glück gibt es einiges, das ihr tun könnt, um den Umstellungsprozess zu beschleunigen, euer Hautbild zu verbessern und um euch alles in allem etwas wohler zu fühlen.
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Führe ein Tagebuch
Es ist sinnvoll, sich für die Zeit nach dem Absetzen der Pille eine Zyklus-App runterzuladen. Mit dieser könnt ihr nicht nur die Regelmäßigkeit eurer monatlichen Periode aufzeichnen und bestimmen, wann eure fruchtbaren Tage sind, sondern auch dokumentieren, wie sich eure Haut verändert. Auf diesem Wege hat man einen guten Überblick darüber, zu welchen Zeiten sich die Haut verschlechtert und wann sie sich im Zyklus verbessert, wieviel Zeit seit dem Absetzen vergangen ist und was möglicherweise dazu beigetragen hat, den Hautzustand zu optimieren.
Geh' zu einer Hormonspezialistin
Eine sogenannte Endokrinologin oder auf Hormontherapie spezialisierte Homöopathin testet dein Hormonlevel und untersucht dich ganzheitlich. So kann sie genau feststellen, ob und welche Defizite vorhanden sind und was du tun kannst, um diese auszugleichen. Mit ihr zusammen kannst du das Absetzen der Pille vorbereiten und dann gezielt begleiten.
Stell' deine Ernährung um
„Schönheit kommt von innen“ – ein Sprichwort, das man getrost auch auf die Wechselwirkung von Ernährung und Hautbild münzen kann. Wer zu Akne neigt, sollte auf Milch und Milchprodukte sowie raffinierte Getreide, wie beispielsweise weißes Mehl und Zucker, verzichten, da diese Entzündungen begünstigen können. Stattdessen solltest du mehr Gemüse und vor allem Grünzeug essen. Besonders geeignet für die Haut sind Brokkoli, Spinat, rote Paprika und eine tägliche Portion Obst. Auch Omega-3-Fettsäuren sollen sich positiv auf die Haut auswirken, diese findet man vor allem in Seefischen, Chia-Samen und Walnüssen. Zudem hilft Zink nachweislich dabei, die Talgproduktion der Haut positiv zu regulieren und ist vor allem in Nüssen und Mandeln vorhanden. Zink kann auch in Tablettenform als Nahrungsergänzungsmittel zu sich genommen werden.
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Verzichte auf Alkohol und Zigaretten
Auch wenn es schwer fällt, aber versuche zumindest für einige Monate deinen Konsum von Alkohol und Zigaretten zu reduzieren. Alkohol begünstigt Entzündungen in der Haut, entzieht ihr Feuchtigkeit, verlangsamt den Stoffwechsel und führt zu einer verstärkten Ausscheidung von Wasser und Mineralstoffen – vor allem von Zink, Calcium und Magnesium. Dies alles kann zu einer entzündlichen Reaktion der Haut, sprich vermehrten Pickeln führen. Die Kombination aus Alkohol und Zigarettenrauch verstärkt die negativen Auswirkungen auf Akne weiter. Dermatolog*innen raten aus diesem Grund besonders bei Akne zu einer gesunden vitamin- und mineralreichen Ernährung sowie auf den Verzicht von Alkohol und Zigaretten.
Trink' viel Wasser
Wasser polstert die Haut regelrecht von innen auf. Wer genug trinkt, hat nur selten mit trockener und rissiger Haut zu kämpfen. Wichtig ist dabei, dass man tatsächlich Wasser und keine Softdrinks oder Säfte zu sich nimmt, denn zu viel Zucker ist für ein besseres Hautergebnis kontraproduktiv.
Geh' zu einem guten Hautarzt
Solltest du unter einer besonders schweren Ausprägung von hormonbedingter Akne leiden, ist es sinnvoll, eine*n Dermatolog*in aufzusuchen, der sich auf dieses Fachgebiet spezialisiert hat. Als eine schwere Ausprägung bezeichnet man eine solche Akne, die sich durch eitrige und schmerzhafte Knoten äußert, die tiefer unter der Haut liegen und möglicherweise zu einer Vernarbung der Haut führen. Die Hautärztin oder der Hautarzt kann dir beispielsweise eine systemische Behandlung, bestehend aus einem leichten Antibiotikum zur Einnahme und einer speziell auf Aknehaut ausgerichteten Salbe, verschreiben. Diese Art der Behandlung erfolgt nur vorübergehend und dient dazu, die starken Entzündungsherde abschwellen zu lassen, so dass sich Drüsen und Poren beruhigen können und die Akne längerfristig weniger wird.
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Viel Geduld und Finger weg!
Wie anfänglich schon beschrieben, braucht der Umstellungsprozess des Körpers Zeit, die man ihm geben sollte. Immerhin wurde er durch die Einnahme der Antibabypille über einen längeren Zeitraum einer erheblichen hormonellen Belastung ausgesetzt. Auch wenn es in dieser Zeit mitunter schwerfällt, weil unschöne Pickel deine Haut strapazieren: Lass' die Finger weg und fangt nicht an, selber an Hautunreinheiten herumzudrücken. Die hormonell bedingte Akne liegt meist nicht wie ein normaler Mitesser oben unter der Haut, sondern bahnt sich ihre Wege tiefer im Gewebe. Fängst du nun an, an diesen Pickeln herumzudrücken, verbreitest du das Netzwerk unter der Haut möglicherweise noch und läufst zusätzlich Gefahr, dass Narben zurückbleiben.
Geh' zur Kosmetikerin
Anstatt selbst Hand anzulegen, kann es hilfreich sein, regelmäßig eine*n Kosmetiker*in aufzusuchen. Hier wird deine Haut einmal komplett ausgereinigt und den Entzündungsherden wird der bakterielle Nährboden entzogen. Auch wenn die hormonell bedingte Akne hierdurch nicht verschwinden wird, führt ein Besuch bei der*dem Kosmetiker*in doch zu einem besseren Hautbild und fördert das allgemeine Wohlbefinden, was für einen positiven Verlauf der Umstellung durchaus von Vorteil ist. Einmal im Monat sollte reichen.
Lege dir eine gute Pflegeroutine zu
In der Umstellungsphase ist es ratsam, eine simple, aber kontinuierliche Pflegeroutine zu etablieren. Um die Haut nicht zusätzlich zu irritieren oder strapazieren, empfehlen viele Hautärzt*innen die Umstellung auf Naturkosmetik. Das ist natürlich bei jeder von uns unterschiedlich und hängt vom jeweiligen Hauttyp ab. Am besten du lässt dich von einer Kosmetikerin oder einem Kosmetiker beraten.
Schwitzen tut gut!
Ob Sport oder Sauna, schwitzen führt nachweislich zu einem besseren Hautbild und unterstützt den Körper bei seinem natürlichen Reinigungsprozess, auch nach dem Absetzen der Pille. Ein wöchentlicher Saunagang, insbesondere in der Dampfsauna, kann bei akuten Akneschüben wahre Wunder bewirken. Durch den Dampf und die Wärme werden die Poren geöffnet, die Haut reinigt sich von innen und ist danach glatter und weniger entzündlich.
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Und was ist mit meinen Haaren?
Nach dem Absetzen der Antibabypille kann es tatsächlich zu verstärktem Haarausfall kommen, da die veränderte Hormonproduktion jetzt erst einmal falsche Signale sendet und ein Teil deiner Haare sich früher von der Kopfhaut löst als es normalerweise der Fall ist. Hier kann man leider wenig tun. Aber das Gute ist: In der Regel hat sich der Haarausfall nach circa 3 bis 6 Monaten erledigt und ist bald kein Thema mehr. Eigentlich kann man nur abwarten, aber den Haaraufbau, den kann man natürlich unterstützen. Sollte sich der Haarausfall nicht wieder regulieren oder solltest du anderweitige Haarprobleme bemerken, etwa verstärkter Haarwuchs an anderen Stellen des Körpers, solltest du dich auch hier mit einer*einem Endokrinologie- oder Dermatologieexpert*in zusammentun.
Nahrungsergänzungsmittel für besseren Haarwuchs
Bei Haarausfall nach dem Absetzen der Pille kannst du deinen Körper beispielsweise mit folgenden Nahrungsergänzungsmitteln unterstützen, um ganz nebenbei auch den Haarwuchs fördern: Vitamin-B-Komplex, Vitamin C, Magnesium, Zink und Eisen.
Einmal in die Nesseln setzen, bitte!
Die Brennnessel ist ein wahres Wundermittel und regt auch den Haarwuchs an. Noch dazu ist sie basisch sowie höchst nähr- und vitalstoffreich. Du nimmst sie am besten verabreicht als Tee, Suppe oder Salat zu dir. Den Sud kannst du außerdem direkt als Haarwasser nutzen. Brennnesseltee hilft übrigens auch dabei, den Körper zu entwässern. Ein Zugewinn auf ganzer Linie also.