Wenn du dich in den letzten Jahren ein bisschen mit Skincare beschäftigt und auch dann und wann mal auf Seiten wie /r/SkincareAddiction herumgetrieben hast, wirst du um den Begriff nicht herumgekommen sein: „fungal acne“, auf Deutsch so viel wie „Pilzakne“. In Form von Vorher-Nachher-Bildern, verzweifelten Hilferufen und Pflege-Anleitungen ploppt der Begriff schon seit einiger Zeit immer wieder auf. Aber… was soll das überhaupt sein?
„Während ich zwar verstehen kann, warum der Begriff für die Diagnose verwendet wird, ist er eigentlich ein wenig irreführend“, erklärt die Dermatologin Dr. Mary Sommerlad. „Obwohl die empfindlichen roten Stellen, die du bei Pilzakne siehst, klassischer Akne durchaus ähneln können und auch sie meist bei jungen Leuten auftritt, unterscheiden sich die beiden Hauterkrankungen in einigen Punkten. Beispielsweise kommt es bei fungal acne nicht zu Komedonen (also Blackheads, auch Mitesser genannt, und Whiteheads, weißenPickeln) oder Seborrhö (der Überproduktion von Hautfett), und sie ist im Unterschied zu normaler Akne auch nicht hormonbedingt“, sagt sie.
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Aber lass uns kurz zurückspulen. Ein kurzes Pickel-101: Ein gewöhnlicher Pickel setzt sich aus einer ganz simplen Gleichung zusammen – überschüssiges Hautfett + Aknebakterien + Entzündung + verstopfte Poren. Und obwohl wir alle diese Aknebakterien auf der Haut haben, haben wir nicht alle Akne, da diese Faktoren einander bedingen. Je mehr Talg deine Haut produziert, desto eher sind deine Poren verstopft; je verstopfter deine Poren sind, desto eher neigst du zu Entzündungen; und so weiter. Rund um die Periode herum steigt außerdem der Testosteronspiegel, was wiederum zu einer stärkeren Talgbildung führen kann. Du siehst also: Akne ist eine Kombination aus vielen komplizierten Abläufen.
Bei fungal acne ist das aber anders. Tatsächlich hat sie weniger mit Akgemeinsam als mit Schuppen, meint Dr. Sommerlad. „Pilzakne ist ebenfalls eine Art der Follikulitis, einer Entzündung eines Haarfollikels“, sagt sie. Und genau deswegen taucht eine solche Erkrankung selten im Gesicht auf: „Sie betrifft meistens den Rücken oder die Brust junger Menschen. Diese Pilzinfektion nennt sich Malassezia Folliculitis oder auch Pityrosporum Folliculitis.“ Wenn du Erfahrung mit Haarschuppen oder Hautausschlägen hast, erkennst du vielleicht den Begriff „Malassezia“ – dieser bestimmte Pilz ist nämlich auch für Schuppen und das sogenannte seborrhoischen Ekzem verantwortlich. Von denen möchte Dr. Sommerlad die fungal acne aber abgrenzen: „Pilzakne unterscheidet sich davon sowohl in der Erscheinung als auch ihrer Behandlung.“ Und wie sieht sie nun konkret aus? Pilzakne zeigt sich meist in Form empfindlicher, roter Unebenheiten auf dem Rücken oder der Brust. Das seborrhoische Ekzem hingegen äußert sich meist mit Hautschuppen, oft auf der Kopfhaut und an den Augenbrauen, und sorgt für einen fettigen Hautglanz.
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Wie auch die Aknebakterien hat jede*r von uns Malassezia-Pilzsporen auf der Haut, aber auch in diesem Fall entwickeln wir nicht alle ebenjene Pilzakne. Wodurch wird sie denn dann ausgelöst? „Meist entsteht sie durch das Auftragen schwerer, porenverschließender Feuchtigkeits- und Sonnencremes sowie die Kombination aus enger Kleidung, Schweiß und feuchtem Wetter“, erklärt Dr. Sommerlad. Und ja, das darfst du gern zum Anlass nehmen, um dich nach deinem nächsten schweißintensiven Workout schneller zu duschen und umzuziehen. „Bei dieser engen Barriere über der verschwitzten Haut können die sonst harmlosen Malassezia-Sporen durchaus eine Follikulitis begünstigen“, meint Dr. Sommerlad. Das ist umso wahrscheinlicher, wenn du ein schwaches Immunsystem hast oder Antibiotika und/oder Steroide einnimmst. Bist du betroffen, erkennst du die Pilzakne meist großflächig auf deinem Rücken, deiner Brust, aber womöglich auch am Hals, Kiefer oder an der Armrückseite. Eben überall dort, wo die Klamotten eng anliegen oder du viel schwitzt.
Du glaubst, fungal acne zu haben? Keine Panik – die Hilfe ist leicht verfügbar und noch dazu recht simpel. Abgesehen davon, dass du schon gut vorsorgen kannst, indem du dich nach schweißtreibenden Aktivitäten zeitnah duschst und umziehst, hilft laut Dr. Sommerlad ein antimykotisches (pilzbekämpfendes) Shampoo, wie zum Beispiel Ketozolin, am besten. Das bekommst du auch ohne Verschreibung in der Apotheke. „Ein medizinisches Shampoo sollte auf der betroffenen Haut zwei Minuten einwirken und dann abgespült werden, und das an 14 Tagen hintereinander“, rät Dr. Sommerlad. Danach solltest du es zur Vorbeugung zweimal die Woche verwenden. „Leider kann die Pilzakne ein immer wiederkehrendes Problem sein; du solltest also konsequent auf deine Hygienegewohnheiten achten, alle zwei Tage deine Handtücher wechseln sowie am besten auf sanfte Hautpflegeprodukte setzen“, warnt sie. Und wenn die Akne dich dennoch nicht in Ruhe lässt, lohnt sich im Zweifel der Gang zum Dermatologin bzw. zur Dermatologin.
Fazit: Wenn du zwar Hautunreinheiten hast, die aber weder in großer Zahl auf deinem Rücken noch deiner Brust auftauchen und meist die Form von Black- und Whiteheads annehmen, ist es vermutlich keine Pilzakne. Immer mit der Ruhe!
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