Wenn es um die Pflege der Haare geht, bietet uns das Internet zahlreiche Tipps und hochgepriesene Wundermittel, die für glänzendes, volles und vor allem langes Haar sorgen sollen. Von Kopfhautpeelings bis hin zu Nahrungsergänzungsmitteln ist da wirklich alles dabei. Doch egal, wie sehr diese Dinge auch beworben werden, es gibt ein Mittel, das das Internet im Sturm erobert hat: Reiswasser. Kein Witz! Allein die Google-Suchanfragen zu diesem Begriff sind in der letzten Zeit um 300 Prozent gestiegen. Auf Pinterest gibt es tausende Anleitungen, die dir zeigen, wie du das natürliche Haarwuchsmittel ganz einfach zuhause herstellen kannst. Und selbstverständlich haben auch schon einige Influencer*innen Videos gemacht, in denen sie ihre Erfahrungen damit teilen.
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Wenn man all den Quellen glauben mag, handelt es sich bei Reiswasser wirklich um ein einzigartiges Geschenk der Natur für unsere Haare. Dank des hohen Eiweißgehalts, der Stärke, der Aminosäuren und den Vitaminen B und E, soll es nämlich nicht nur die Spitzen reparieren, sondern gleichzeitig auch das Styling natürlicher Locken erleichtern, Spliss vorbeugen und allen Haartypen und -strukturen Glanz verleihen.
Wie viele natürliche Mittel, ist die Reiswasserspülung auch keine Neuentdeckung der Beautywelt. Man sagt, sie hat ihren Ursprung in einem chinesischen Dorf, wo sich die Yao-Frauen (bekannt für ihr üppig langes, glänzendes Haar) viele Jahre lang in einem Gebräu aus Reis, Wasser, Pomeloschale, Teekleie, Vliesblumenwurzel und Ingwer gewaschen haben. „Seitdem ist der Reissud als traditionelle Kur bekannt, mit der man unglaublich langes und kräftiges Haar bekommen soll“, meint die Trichologie-Expertin Jane Mayhead. „Außerdem soll damit auch grauen Haaren vorgebeugt werden.“ Die Zubereitung ist recht simpel: Du musst den Reis zum Kochen bringen und dann komplett abkühlen lassen. Siebe dann die Reiskörner ab, damit du nur noch die Flüssigkeit hast. Die lässt du bis zu vier Tage gären und dann kannst du das Wasser auch schon als Spülung oder Kur verwenden.
Doch so vielversprechend diese Pflegekur auch sein soll, Haar-Expert*innen sind sich nicht sicher, ob das Reiswasser wirklich ein Wundermittel ist. Denn trotz all der guten Kritik, gibt es kaum aussagekräftige Untersuchungen, die die Wirkung bestätigen. „Bis heute gibt es keine richtigen unabhängigen Studien über Reiswasser“, sagt Jane. „Es gibt aber weit mehr Studien zu Lipiden, die eine erfolgreiche Behandlung sogar bestätigen.“ Außerdem findet sie, Öle können die Haarpflege wesentlich einfacher ergänzen, denn du brauchst sie nicht aufwendig herzustellen. „Du kannst deine Öle einfach fertig kaufen und sie deinen normalen Produkten untermischen“, sagt Jane. „Zu den beliebtesten Sorten für die Haare gehören Kokosnuss-, Argan-, Jojoba- und Rizinus-Öl.“
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Vor allem Rizinusöl ist bei Tricholog*innen und Friseur*innen beliebt, denn es soll das Haarwachstum fördern. Auch die Hairstylistin Gemma Moodie stimmt dem zu. Sie empfiehlt, die Kopfhaut regelmäßig mit jamaikanischem Rizinusöl sanft zu massieren. „Achte bei der Wahl deines Öls immer darauf, dass es zu deinem Haartyp passt. Leichtere Öle, wie Traubenkernöl, eignen sich für feinere Haartypen; dickflüssigere Öle oder Sheabutter dagegen für dickes Haar“, sagt Jane weiter.
Wenn du die Wirkung von Reiswasser trotzdem gern mal ausprobieren willst, aber keine Lust hast, es selbst herzustellen, dann hol dir Haarpflegeprodukte, die mit Reiskleieextrakt oder Reisprotein (beides Nebenprodukte vom Reis) angereichert wurden, rät der Londoner Hairstylist Michael van Clarke.
Aber Michael glaubt nicht wirklich daran, dass irgendein Mittel das natürliche Haarwachstum beschleunigen kann. Er denkt, 99 Prozent der Probleme beim Wachsen der Haare sind darauf zurückzuführen, dass das Haar nicht richtig gepflegt wird. Zum Beispiel sollst du deine Haare nicht im nassen Zustand bürsten. Wenn du es doch machen willst, dann empfiehlt er einen Kamm zu verwenden, statt einer Bürste. Außerdem sollst du Mikrofasertücher zum Trocknen verwenden, denn die nehmen die Feuchtigkeit auf, ohne die Schuppenschicht aufzurauen. Und du solltest deine Haare nur kurz oder am besten gar nicht föhnen, denn Hitze schadet ihnen besonders stark.