Diese starken Bilder kritisieren die mediale Darstellung des weiblichen Körpers
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Die Darstellung des weiblichen Körpers in den Massenmedien beruhte in den letzten Jahrzehnten weitestgehend auf den immer gleichen Codes und standardisierten Posen – wobei natürlich auch hier Ausnahmen die Regel bestätigen. Trotzdem: Vornehmlich werden nach wie vor sehr schlanke und vor allem junge Frauen repräsentiert, deren makellose und straffe Körper in Magazinen und auf Werbeplakaten zu sehen sind. Der Schweizer Fotograf Roger Weiss hat sich diesen seiner Meinung nach äußerst reduzierten und längst überholten Repräsentationsweisen angenommen und hinterfragt in seiner Fotoserie Human Dilatations die visuelle Inszenierung des weiblichen Körpers.
Die mediale Repräsentation des weiblichen Körpers hinterfragen
Weiss bemängelt, dass von den meisten medialen Bildern, die uns heutzutage permanent umgeben, nur noch wenig Menschlichkeit ausgehe. Menschlichkeit, das bedeute auch, gerade die Mängel, Makel und Narben eines Menschen nicht auszuschneiden oder zu übergehen, sondern anzusehen. Und genau darum geht es Weiss auch in seinen Arbeiten, in denen er die sogenannten Imperfektionen, die man der Schönheit zu Liebe gerne wegretuschiert oder versteckt, gezielt und ganz bewusst in den Fokus rückt.
Fehlerhaftigkeit sichtbar machen
Um die Makel in aller Deutlichkeit zu zeigen, setzt Weiss in seinen Arbeiten auf eine experimentelle Collage-Technik, die zu ungewohnten Verzerrungen führt. Zunächst lichtet er seine Modelle aus allen erdenklichen Perspektiven ab, um die Fotos danach in hunderte Fragmente zu zerlegen und anschließend wieder zusammenzufügen. Das Endresultat: Extreme Verzerrungen und ungewohnte Perspektiven, die mit idealisierten Körpervorstellungen brechen und die Betrachter erfahrungsgemäß schockieren, weil sie mit einer ungewohnten Menge Menschlichkeit konfrontiert werden – sehr frontal, nah und direkt.
Seine Herangehensweise ist an die traditionelle, aber immer noch populäre japanische Methode namens Kintsugi angelehnt, mit der man Bruchstellen an Keramik und Porzellan repariert. Die Klebestellen bleiben auch im Nachhinein durch charakteristische Dekorationseffekte sichtbar – so wie auch in Weiss' Fotografien. Und dennoch schafft Roger Weiss in seinen Arbeiten eine fast schon hyperrealistische Schönheit, die den Betrachter fesselt.
Wir zeigen eine Auswahl seiner Werke aus der Serie Human Dilatations in der Slideshow:
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