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„Es liegt am Alkohol“ & andere Rosacea-Mythen, die so nicht stimmen

Photographed by Sophie Harris-Taylor.
Als bei mir Rosacea festgestellt wurde, kannte ich den Begriff noch nicht mal – geschweige denn wusste ich, was genau es bedeuten würde, mit dieser erblich bedingten Hauterkrankung leben zu müssen. Damals gab mein Arzt “dem Kind einen Namen“, aber nicht viel mehr. Mit dem Rest hat er mich so ziemlich alleine gelassen.
Es liegt in der Natur des Menschen, Wissenslücken füllen zu wollen, aber wenn wir nicht vorsichtig sind, was unsere Quellen angeht, kann das zu Problemen führen. Als ich vor 15 Jahren das Internet nach Ratschlägen durchforstete, fand ich sehr viel, das mir potentiell helfen könnte. Aber ich bin auch auf viele veraltete Empfehlungen und Meinungen von falsch informierten Personen gestoßen. Mittlerweile weiß ich deutlich mehr über meine Krankheit und ich bin inzwischen auch eine Botschafterin der British Skin Foundation. Damit es dir nicht wie mir früher ergeht, möchte ich im Folgenden ein paar Worte zu gängigen Rosacea-Mythen sagen und erklären, warum diese Aussagen so gefährlich sind.
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„Du errötest doch einfach nur aus Verlegenheit oder so“
Personen, dich nicht viel über die Hautkrankheit wissen, sehen das Problem oft nicht und reden die ganze Sache klein. Manche machen sich sogar lustig darüber. Sie sagen dann Dinge wie „Ist doch süß, wenn deine Bäckchen rot werden“ oder „Wenigstens kannst du dir das Geld für Rouge sparen“ oder „Aber eine wirklich ernste Hautkrankheit ist das doch gar nicht, oder?“.

In schlimmen Phasen brennt und juckt meine Haut.Sie schwillt an und pulsiert. Sie hält mich davon ab, zu schlafen und lenktmich von meiner Arbeit ab. Und da habe ich noch nicht von den psychologischenAspekten gesprochen – wie Dates, die ich abgesagt habe. Oder Phasen, in denenich stundenlang vorm Spiegel stehe und weine und mich absolut hoffnungslosfühle. Oder Meetings, in denen ich mich aus Scham nicht zu Wort melde.Mittlerweile mache ich eine Therapie, um die vielen Jahre aufzuarbeiten, indenen mein Selbstbewusstsein gelitten hat. Die Dermatologin Dr. Anjali Mahto sagt, Rosacea wird von vielen nichternstgenommen. „Es scheint weder in den medizinischen, noch in den kosmetischenBereich zu fallen. Mit einer für alle sichtbaren Hautkrankheit leben zu müssen,kann sehr schwer sein – besonders, wenn es sich um eine handelt, die meist inden ungünstigsten Situationen aufkommt oder durch Stress getriggert wird. DieAuswirkung, die die Haut auf unser Selbstbewusstsein und unser Körperbild habenkann, sollte niemals trivialisiert oder ignoriert werden.“

„Nur Personen mittleren Alters bekommen Rosacea“
Ich bin sehr froh, dass mein Arzt damals direkt die richtige Diagnose gestellt und sich nicht von meinem Alter (ich war 21) abbringen lassen hat. Leider haben nicht alle so viel Glück wie ich. Uns so höre ich oft von Betroffenen, denen gesagt wurde, es kann kein Rosacea sein, weil sie noch nicht mal 30 Jahre alt sind. Ich habe mich ohnehin schon ausgeschlossen gefühlt durch meine Haut. In Foren lesen zu müssen, dass ich gar kein Rosacea haben kann, weil ich 20 Jahre jünger bin als die meisten Patient*innen, war deswegen umso schwerer für mich. Doch, wie Dr. Mahto sagt, ist zwar der Großteil der Betroffenen zwischen 30 und 60 Jahren alt, aber es ist absolut möglich es auch schon früher oder später zu bekommen.
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„Nur weiße Menschen können an Rosacea erkranken“
Auch wenn die Krankheit bei Menschen mit helleren Hauttönen weit verbreitet ist, können auch PoC Rosacea bekommen, wie Untersuchungen zeigen. Ich habe mich mit vielen Menschen unterhalten, deren Bedenken nicht ernst genommen wurden – und zwar wegen ihrer Hautfarbe. Aber nur, weil es vielleicht schwerer ist, die Symptome zu erkennen, heißt es nicht, dass sie nicht da sind. Laut Black Skin Directory kann dazu ein Brennen oder Stechen der Gesichtshaut zählen, ein warmes Gefühl im Gesicht, unbekannte Verfärbungen, trockene, angeschwollene Partien und Akne-ähnliche Pickel, die auch durch eine Behandlung nicht abklingen. Wenn du diese Symptome bei dir feststellst, rate ich dir, einen Hautarzt oder eine Hautärztin aufzusuchen.
„Das ist doch das Gleiche wie Akne“
Bei mir ging es mit Pusteln und Papeln auf den Wangen los. Ich hatte vorher noch nie Probleme mit meiner Haut gehabt und dachte, es wäre Akne. Kein Wunder, denn für das ungeübte Auge kann es laut Dr. Mahto ähnlich aussehen. Doch aus medizinischer Sicht gibt es einen Unterschied. „Viele Inhaltsstoffe, die in Akneprodukten verwendet werden – wie Salicylsäure, Vitamin A und Peelingzusätze – können bei Haut, die zu Rosacea neigt, zu Irritationen führen. Die Haut kann trocken und empfindlich werden und die Röte kann sich verschlimmern“, warnt die Expertin. „Wenn deine Haut dazu neigt, zu erröten, du selten Mitesser hast, deine Haut empfindlich ist und du keine Pickel auf Rücken oder Brust hast, könnte das auf Rosacea und nicht auf Akne deuten.“ Und wie immer gilt: Frag im Zweifel besser einen Arzt oder eine Ärztin, statt Dr. Google.
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„Menschen mit Rosacea trinken zu viel Alkohol“
Ein rotes Gesicht und eine angeschwollene Nase werden oft mit Alkoholkonsum assoziiert und deswegen werden auch viele Rosacea-Patient*innen mit diesem Mythos konfrontiert. Ich selbst wurde auch schon beschuldigt und belehrt, ich solle weniger trinken, denn die Alcopops wären schuld an meiner Hautkrankheit. Doch obwohl Alkohol ein Trigger sein kann, ist es nicht die Ursache. Sprich: Wenn du bereits an Rosacea leidest und dann Alkohol trinkst, kann es sein, dass die Symptome werden stärker.
„Es macht keinen Sinn, zum Arzt zu gehen, weil es eh kein Heilmittel gibt“
Zu erfahren, dass es kein Heilmittel für deine Krankheit gibt, kann unglaublich entmutigend sein. Als bei mir Rosacea diagnostiziert wurde, wollte ich es erst nicht wahrhaben, dass mein Handeln Auswirkungen auf meine Haut haben kann. Ich dachte: Warum soll ich auf Alkohol, heiße Bäder, leckeres Essen und lange Partynächte verzichten, wenn mich eh niemand heilen kann? Warum kann ich nicht einfach so weiterleben wie bisher? Mit der Zeit realisierte ich aber, auch, wenn sie nie komplett verschwinden wird, kann ich die Hautkrankheit zumindest kontrollieren. Viele Menschen kommen zu mir und fragen mich nach Tipps, weil sie Angst haben, die Zeit von Dermatolog*innen zu verschwenden oder weil sie glauben, niemand würde ihre Sorgen ernst nehmen.
Aber laut Dr. Mahto brauchst du diese Bedenken nicht haben. „Jedes Hautproblem, das dich in deinem täglichen Leben einschränkt oder deine Gefühle beeinflusst, sollte von Ärzt*innen ernstgenommen werden. Wir wollen dir dabei helfen, das du an einen Punkt kommst, an dem du wieder Kontrolle über deine Haut hast – und nicht deine Haut über dich.“
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„Du musst all deine Trigger aus deinem Leben verbannen“
Wenn du recherchiert, durch was Rosacea alles getriggert werden kann, fühlst du dich bestimmt erst mal überwältigt. Von Temperatur über Ernährung bis hin Hautpflege und Stress ist so ziemlich alles dabei. Ich wünschte, mir hätte jemand von 15 Jahren gesagt, dass nicht alle Auslöser auf jede Person zutreffen. Mir hilft es beispielsweise sehr, weniger Alkohol zu trinken und weniger Milchprodukte zu konsumieren. Aber wenn mich Freund*innen zu einem Wein-und-Käse-Abend einladen, dann sag ich meistens trotzdem zu. Das macht zwar meine Haut nicht gerade happy, aber dafür mich. Sobald du deine Trigger kennst und weißt, was genau sie bewirken, kannst du informierte Entscheidungen treffen und dir selbst überlegen, ob es dir eine Sache wert ist oder eben nicht.
„Make-up verschlimmert Rosacea“
Immer wenn ich ein Foto poste, auf dem ich Make-up trage kommentieren Leute darunter, dass ich damit alles schlimmer machen würde und dass ich meine Haut atmen lassen soll (noch ein Mythos). Sie meinen, meine Haut wäre gesünder ohne Make-up. Aber ganz ehrlich: Mich stresst es unglaublich, ohne Make-up rauszugehen. Und weil Stress einer meiner Trigger ist, kann ich fast schon darauf wetten, dass meine Haut dann direkt knallrot werden würde. Wenn du dich wie ich schminken möchtest (du musst es natürlich nicht!), solltest du aber darauf achten, welche Produkte du verwendest. „Viele Menschen mit Rosacea sagen, Produkte auf Mineralbasis funktionieren bei ihnen ganz gut und sorgen für weniger Reizungen“, erklärt Dr. Mahto. „Was das Aussehen angeht, kann grüner Primer unter dem Make-up helfen, die roten Stellen zu neutralisieren – dann musst du anschließend auch weniger Foundation oder Concealer auftragen. Wenn Make-up dein Selbstbewusstsein pusht, gibt es keinen Grund, es nicht zu tragen. Aber denk daran, dass es wichtig ist, sich anschließend gründlich abzuschminken. Und bei manchen, die viele Schichten oder langanhaltende Produkte verwenden, dauert die Reinigung länger, was wiederum die Haut reizen kann.“
„Die Behandlung von Rosacea ist für jede*n die gleiche“
Bitte vergiss nicht, dass Rosacea von Person zu Person anders aussehen und verlaufen kann. Deswegen ist es auch so wichtig, die eigene Haut und die persönlichen Trigger besser kennenzulernen, um herauszufinden, was dir hilft und was nicht. Und ich würde dir wirklich raten, eine Spezialistin oder einen Spezialisten um Rat zu bitten, statt auf eigenen Faust herumzuexperimentieren. Zusammen könnt ihr die bestmögliche Behandlungsmethode für deine individuelle Haut finden.
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