Unsere Einstellung zum Schlaf hat sich im Laufe der letzten Jahrzehnte auf merkwürdige Art verändert. Die Generation meiner Eltern (und so sehr ich sie auch liebe – sie sind Boomer) unterhielt sich nie über ihren Schlaf – es sei denn, er war mal wirklich furchtbar gewesen. Eine schlaflose Nacht galt bloß als nervige Erfahrung, nicht als Symptom von etwas Schlimmem. Dank des Wellness-Hypes sind wir heute allerdings wie besessen von unserem Schlaf – von seiner Qualität, der “richtigen“ Menge und allen möglichen Tracking-Tools, um auch ja das “Optimum“ zu finden. Das Konzept des Schönheitsschlafs ist ebenfalls in aller Munde und wird dir in Form zahlreicher Produkten angepriesen, die dich quasi über Nacht verschönern sollen. Aber ist da wirklich was dran?
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„Deine Haut regeneriert sich ununterbrochen. Einige Experten vermuten aber eine verbesserte Hautregeneration während der Nacht (Anm. d. Red.: Dr. Dennis Gross spricht von 23-24 Uhr als Höhepunkt der Zellproduktion). Dazu musst du aber auch ausreichend schlafen“, sagt Dr. Kishan Raichura, Ärztin für Ästhetik in der Londoner Lovely Clinic. „Deine Haut verlässt sich darauf, dass du nachts schläfst! Wenn du dir Haut wünschst, die gesund aussieht und sich auch so anfühlt, musst du der Zellregeneration ein bisschen Zeit geben.“ Kurz gesagt: Nächtlicher Schlaf ist essentiell – und damit sich die Haut selbst reparieren und erholen kann, sollte er zudem von guter Qualität sein.
„Die beiden oberen Schichten unserer Haut, die Epidermis und Dermis, bestehen aus Zellen, die sich im Laufe des Tages – und der Nacht – immer wieder teilen und erneuern“, erklärt Dr. Raichura. „Außerdem befinden sich in der zweiten Hautschicht noch spezielle Zellen namens Fibroblasten, die für die Bildung struktureller Proteine wie Kollagen und Elastin verantwortlich sind.“ Diese Stoffe lassen deine Haut prall und gut genährt aussehen und schenken ihr Elastizität. Je mehr die Haut mit Feuchtigkeit versorgt ist, je weicher und ebenmäßiger sie ist, desto besser reflektiert sie Licht. Das Ergebnis ist ein gesunder Glow. Du kennst das sicher: Wenn du müde bist oder dich schlapp fühlst, sieht dein Gesicht ein bisschen fahl aus. Gesunder Schlaf sorgt für das Gegenteil.
Einige Skincare-Inhaltsstoffe eignen sich sogar besser zum nächtlichen Einwirken, wie zum Beispiel Alpha-Hydroxysäure (AHA) und Retinoide. Ihre peelende Wirkung kann das saubere Auftragen von Make-up danach erschweren; noch dazu vertragen sich beide Stoffe nicht gut mit direkter Sonnenstrahlung, weil sie die Haut lichtempfindlicher machen. Deine Haut mag nachts nicht unbedingt andere Bedürfnisse haben, aber manche Produkte eignen sich eben besser für die ruhige Erholung im Bett als für den hektischen Alltag bei Sonnenschein.
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Damit deine Haut entspannt ihre Arbeit machen kann, solltest du ihr also genug Ruhe gönnen. Letztlich wird sie es dir danken: Ausreichend Schlaf haucht fahler Haut neue Farbe ein und kann sogar bei Hautproblemen wie Ausschlag helfen. „Eine effiziente Hautregeneration ist entscheidend für strahlende, gesunde Haut. Ordentlich viel Schlaf wird in Sachen Skincare häufig unterschätzt“, fügt Dr. Raichura hinzu.
Aber Achtung: Mehr ist nicht immer gleich besser. Bloß weil du acht statt sieben Stunden im Bett verbringst, zaubert dir das noch keinen Traum-Teint über Nacht – Qualität, nicht Quantität, ist entscheidend, und guter Schlaf steht auf der Bedürfnisliste deiner Haut ganz oben. Hast du diesen Punkt abgehakt, kannst du dich anderen, spezifischeren Bedürfnissen zuwenden (wie zum Beispiel Vitamin A gegen Hautalterung, oder Homöopathie gegen Akne). Ein geregelter Schlafrhythmus wirkt sich nicht nur direkt auf deine Haut aus, sondern auf deine Gesundheit im Ganzen – die wiederum zu schöner Haut beiträgt.
Natürlich ist das mit dem gutem Schlaf leichter gesagt als getan. Aber versuch doch bitte zumindest, dir nicht mitten in der Nacht den Kopf über Gespräche zu zerbrechen, die du vor fünf Jahren hattest – okay?